Andix - von Kolumbien nach Feuerland

17.07. 16:00 Camp beim Bergdorf Congo, 3990m


Schon gestern hatte sichs ein bisserl angedeutet und die Nacht war dann verdammt mies für einen von uns beiden. Große Höhe hilft wohl auch nicht unbedingt weiter, wenns einem sowieso schon dreckig geht. Heute wäre dann eher ein Ruhetag im Bett angesagt, aber leider hat die Gepäcktaschenspionin einen ausgesprochen ungünstigen Zeitpunkt für ihre Lebensmittelvergiftung gewählt. Wir sind mitten im Nirgendwo und es gibt kaum Optionen zum weiter fahren. Lebensmittel sind wie immer knapp kalkuliert, eigentlich sollten wir heute Abend oder spätestens morgen früh den nächsten größeren Ort erreichen. Also wird zum allerersten Mal auf diesem Trip eine improvisierte "Chickenline" ausgepackt und wir schnecken zusammen in Zeitlupe durchs Andenhochland.


Bergab- und Flachstücke werden selbst gerollt, bergauf wird gezogen was das Kabelschloss hergibt.


Hier oben ist einfach gar nix, die Locals aus Huamachuco bezeichnen die Gegend als "El Silencio". Schon seit gestern Mittag sind wir keiner Menschenseele mehr begegnet. Kein einsamer Gaucho kreuzt unseren Weg, kein Pickup mit Minenarbeitern, kein Quadbike mit Spaßvögeln, kein Wanderer, keine Alm, es ist einfach niemand da.


Kammstrasse auf "andisch". Endlos.


"El Silencio".


Ab und zu scheinen die Täler bis hinab ins Tiefland zu führen. Die Spionin sollte vielleicht besser runter aus der großen Höhe und irgendwo in einem netten Ort relaxen, aber vernünftige Abfahrten finden wir keine. Es gibt zwar durchaus einige Pisten, die kreuz und quer zur Kammstraße verlaufen. Aber entweder enden sie an alten Goldminen oder sie stürzen sich einfach in einen tiefen Canyon, nur um drüben erst mal wieder tausend Höhenmeter hinaufzuklettern. Das ist im Moment auch keine besonders tolle Option. Also fahren wir halt immer weiter auf der Kammstraße... die ist aber auch wirklich hübsch!


Am Nachmittag radeln wir auf einer der vielen Zwischenabfahrten das erste mal knapp unterhalb der Viertausendermarke und sehen die ersten Menschen.


Hier oben ist doch tatsächlich eine kleine Ansiedlung mit drei bis fünf Häusern, von den Bewohnern "Congo" genannt und wohl sonst auch niemand bekannt. Aber es gibt offensichtlich auch an den unwahrscheinlichsten Stellen in den Anden eine kleine Tienda.


Damit ist unser Futterproblem gelöst und wir müssen nicht mehr auf Teufel kaum raus weiterbiken. Besser ist das, so kann die Spionin sich schon um drei in die Sonne legen und relaxen.


Der Campingplatz in "Congo" ist auch nicht so ganz übel, da kann mans schon auch ein paar Stunden zusätzlich aushalten. Die dreizehn Bewohner sind auffällig zurückhaltend, normalerweise kommen immer alle dahergerannt und überschütten dich mit Fragen.


Hier dagegen herrscht nur "El Silencio".
 

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Re: Andix - von Kolumbien nach Feuerland
Btw... Ihr dürft ruhig auch nicht ganz aktuelle Postings kommentierten, als ob sie live wären. Macht einfach mehr Spaß oder? Und bei dem superschnellen GSM Netz hier werd ich noch ein paar Tage zum aufholen brauchen. Außerdem hab ich grad Puls 150… da schreibt sichs recht schlecht :)
 
Hallo Stefan,
bezüglich neuer Openandromaps sieht gerade schlecht aus, der Ersteller ist im Krankenhaus. Und er meinte doch glatt "6 Wochen alt wäre doch brand neu" ;-).

Übrigens tolle Gegend da oben; die minimalistische Landschaft gefällt mir.
Gruß
Guido
 
Vielleicht kann mich mal jemand aufklären, wieso die Bikes immer auf der Seite des Umwerfers abgelegt werden? Besteht da nicht erhöhte Gefahr, dass man sich die Schaltung verstellt oder, wenn es dumm läuft, das Schaltauge verbiegt?

Liebe Grüsse
Dominik
 
Na, dann wünsche ich der Gepäckspionin doch mal herzlichst eine gute Besserung! Wie hat sie sich denn die Lebensmittelvergiftung eingefangen, wenn ihr doch schon ein paar Tage von euren Trockenvorräten gelebt habt?
Trotz des Ungemachs ist die Kammstraße für mich, der sowas nicht kennt, wirklich von beeindruckender Weite. Ich finde "el silencio" nicht verkehrt. Wie weit ist denn der nächste Ort weg (sorry, habe jetzt nicht auf der Tracking-Karte unten nachgeschaut)? Irgendwie muss der Ladenbesitzer in Congo ja auch seine Vorräte auffüllen.
Alles gute euch zweien weiterhin!

Cheers
tadzio
 
Vielleicht kann mich mal jemand aufklären, wieso die Bikes immer auf der Seite des Umwerfers abgelegt werden? Besteht da nicht erhöhte Gefahr, dass man sich die Schaltung verstellt oder, wenn es dumm läuft, das Schaltauge verbiegt?

Liebe Grüsse
Dominik
Hallo Dominik,
Aufgrund der dicken Gepäckstücke berührt der Umwerfer nicht mehr den Boden. Dann kann man das mal machen.
Gruss, Markus
 
@stuntzi bin selbst gerade auf Urlaub und hab nur alle paar Tage Mini WLAN. Zu anstrengend im Moment. Ich dichte euch dann schon wieder etwas. Aber das dauert noch ein wocherl!

Gute Besserung! :)
 
Und Schallplatten, CDs, Festplatten und so weiter sind nicht kompatibel mit Nordware, da sich alles andersrum dreht..! Rückwärtsmusik ist nicht jedermanns Sache!
 
Ganz tolle Bilder. Besonders nowhere-camp (Zelt-Bild) und nowhere-valley (mit den Blumenstengeln). Die karge Vegetation in Verbindung mit der Struktur der Landschaft und den Farben sind wirklich traumhaft.
Da wäre ich jetzt auch gern, wenn der Weg dahin nicht so weit und mit soviel Schwierigkeiten gepflastert wäre.
 
@stuntzi bin selbst gerade auf Urlaub und hab nur alle paar Tage Mini WLAN. Zu anstrengend im Moment. Ich dichte euch dann schon wieder etwas. Aber das dauert noch ein wocherl!

Gute Besserung! :)

Ja Grazer,

wann' s bei dir grad ned gähd, dann schbring i heud schnö ei :).

Die Tourspionin ist nun krank,
der Stuntzi schleppt sie und ist ne Bank.

Die Berge rauf und sie rollt runter,
der Stuntzi hilft und schuftet munter.

Die beiden ruhen sich jetzt aus,
und denken: "Ach wär ich bloß zu Haus!"

Da gäb' s ein Klo,
Papier für'n Po,

Waschbecken, Dusche und 'nen Doc,
Apotheke, Medis, d'rauf hätt' ich Bock.

Doch leider gibt' s da nur fünf Häuser,
die Bewohner, ein Lama, vielleicht ein paar Mäuse.

Wenigstens Inka Kola gibt' s da zu trinken,
das gibt Power, viel Schlucken, im Schlaf versinken.

Und die nächsten Tage, ihr werdet' s sehen,
wird die Tourspionin im Sattel stehen.

Wird die Strecke rocken,
wie nie zuvor,

ohne Strümpf und Socken,
und mit Stunzti d`accord :cool:!!

lg basti
 
Da Stuntzi die Regel hat nie Schmutzig in Abendklamotten bzw. Schlafsack zu schlüpfen wird er sich wohl jeden Abend waschen. Wie ist ja eigentlich egal, Wasser vorausgesetzt. Wer brauch schon ne Dusche :D
 
ich muss mich auch für 2Wochen urlaubsbedingt vertschüssen, drum noch mal zum Thema Huayhuash:
Auch wir haben nicht die ganze Umrundung gemacht, wir waren 6 Tage unterwegs, wobei der letzte Tag sozusagen ein Notausstieg war, da wir sonst nicht wirklich unseren Flieger back home erwischt hätten. In den 5Tagen haben wir ca die halbe Umrundung gemacht.
Die Möglichkeit zur Huayhuash-Umrundung Erstbefahrung ist also durchaus gegeben :cool:
Anbei meine GPS Daten, ich hoffe das entzippen funktioniert und zum Gusto holen noch Bildchen
pano13_1_1.jpg pano12_1_1.jpg

übrigens großartige Bilder hast du da gemacht in den letzten Tagen, me gusto mucho "el silencio".
Alles Gute für die Spionin, päpple sie wieder gut auf :cooking:
 

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Zuletzt bearbeitet:
18.07. 10:30 Namenloser Pass über dem Pelagatos-Tal, 4500m


Die Gepäcktaschenspionin ist auch heut noch nicht wieder richtig auf dem Damm, also muss für die ersten sechshundert Hömes wieder die Chickenline herhalten. Etwa freundlicher ausgedrückt, könnte man das auch "teamradeln" nennen. Wie auch immer, jedenfalls bin ich ganz schön am keuchen. Fühl mich derzeit zwar fit wie ein peruanischer Turnschuh, aber über viertausend Meter rumstrampeln merkt man halt doch irgendwie. Und ein zweites Bike hintendran merkt man auch. Würd mir am liebsten eins der Andenpferdchen fangen und vorn einspannen, aber die wollen nicht. Laufen dauernd weg... pah.


Belohnt wird die Anstrengung durch wunderschöne Lagunen und "halbwegs richtige" Berge.


Spacig.


Gegen halb elf ist der nächste Pass ohne Namen erreicht, wir stehen auf 4500 Metern über einem weitem grünen Tal. Von hier gehts jetzt hoffentlich erst mal ne Meile bergab, zurück in die Zivilisation. Die Spionin braucht dringend ne Coke, mehr Sauerstoff und etwas Ruhe.
 
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