Das MWORX Kinderbike von Simon ist ein echtes Kindermountainbike, das den jungen Piloten von den Runden ums Haus bis zu seinen ersten Rennen begleitet. Dank der Möglichkeit, es mit 24″- oder 26″-Laufrädern zu fahren, wächst das durchdachte Rad mit. Das leichte Gewicht, die starke Ausstattung und die auf große Laufräder optimierte Geometrie runden das Gesamtkonzept ab. Viel Spaß mit diesem Bike der Woche.
Bike der Woche
MWORX 24/26″ Kinderbike 2019, GrazerTourer
MTB-News.de: Hallo GrazerTourer, „dein“ Kinderbike beeindruckt nicht nur mit dem extrem gelungenen Aufbau, sondern auch mit der Liebe zum Detail beim kindergerechten Design. Wie ist es zu deinem Bike gekommen, das wir heute als Bike der Woche vorstellen?
Mit dem Radfahren hat Simon zum dritten Geburtstag mit einem Woom 2 begonnen. Er wuchs und wuchs und wir mussten bereits ein paar Monate später auf ein Woom 3 umsteigen, welches ihm nach knapp einer Saison ebenfalls zu klein und in der Ebene vor allem zu langsam wurde. Da bekam ich die Idee, ihm ein Rad mit Schaltung aufzubauen, damit er sich bei uns zu Hause (wir wohnen erhöht am Berg) mit den vielen Steigungen leichter tut und in der Ebene nicht mehr mit 120 RPM „dahinhaxeln“ muss.
Über das MTB-News Forum und das Bikeboard hatte ich schon vor etwa eineinhalb Jahren mit Michael Kontakt, welcher unter dem Usernamen @lemonlipstick in den beiden Foren aktiv ist und den Rahmen seit kurzem unter dem Namen „MWORX“ über www.fahrradwerk.at verkauft. Gemeinsam mit anderen Mountainbike-verrückten Vätern hat Michael diesen Hardtail-Rahmen entworfen, welcher sowohl mit 26″ als auch 24″ Laufrädern gefahren werden kann. Michael versicherte mir, dass der Rahmen für meinen Sohn mit fast 115 cm Körpergröße und knapp 50 cm Schrittlänge bereits passen würde – also habe ich ihn in RAL2008 bei ihm bestellt – etwas Skepsis meinerseits blieb zugegebenermaßen jedoch im Raum stehen. Vom Konzept, etwas größere Laufräder bei niedriger Überstandshöhe zu verwenden, war ich von Anfang an begeistert, auch wenn 24 Zoll bei seiner Körpergröße wirklich riesig wirken würden.
Herzlichen Dank an dieser Stelle an Michael für die vielen netten Antworten und Hilfestellungen, Fotos von kleinen Testfahrern und generell dem angesammelten Know How über Kinderbikes! Ihr habt da etwas sehr Tolles auf die Beine gestellt!
Worauf hast du beim Aufbau deines Bikes besonders geachtet?
Das neue Rad sollte ein richtiges Mountainbike und kein normales Kinderfahrrad für den Spielplatz werden. Für ein normales Fahrrad sind wir zu MTB-affin. Mit einem Abschleppseil, dem Towwhee aus den USA, machen wir als Familie immer wieder kleine Bike-Touren in unserer Mittelgebirgsgegend, also sollte er mit dem neuen Rad klare Vorteile bezüglich Reichweite, Geschwindigkeit, Kletterfähigkeiten und natürlich Geländetauglichkeit haben, wenn es darum geht wieder hinunter nach Hause zu kommen. Bezüglich Gewicht wollte ich um 8 kg bleiben.
Mir war es von Anfang an wichtig, alte Teile von mir weiter verwenden zu können. Schaltung, Sattelstütze, Vorbau, Lenker, ggf. Bremsen (Discs!) und Kurbel (die nächste Kurbel wird eine gekürzte XT Kurbel sein) usw. passen von meinem auf sein Rad. Sollte er aus den 24 Zoll Laufrädern herausgewachsen sein (unser Nachbarkind fährt bei 119 cm Körpergröße bereits 26 Zoll mit dem gleichen Rahmen …), habe ich noch einen leichten ZTR Crest 26er Laufradsatz zu Hause für ihn. Eine alte, aber noch einwandfrei funktionierende Fox Float RLC 100 mm Federgabel aus 2004 habe ich ebenfalls auch noch zu Hause. Wir sind also für die Zukunft gerüstet! ;-)
In Summe habe ich mir für den Aufbau ein finanzielles Limit bei 850 € gesetzt, welches ich auch eingehalten habe. Ja, auf den ersten Blick ist das natürlich sehr viel Geld für ein viereinhalb-jähriges Kind, aber wenn ich bedenke, dass er das Rad viele Jahre fahren wird und ich viele gebrauchte Teile weiter verwenden kann die sonst irgendwann im Müll landen, ist dieser Betrag für mich absolut angemessen. Außerdem hat er ja noch eine zwei Jahre jüngere Schwester, die seitdem sie zweieinhalb Jahre alt ist, auch schon fleißig radelt.
Bezüglich Optik musste ich nicht lange überlegen. Ein Kinder-Mountainbike muss cool sein – aber cool für ein Kind und nicht (nur ;-) ) für den Papa und die Mama! Ich wollte es optisch kindlich gestalten und trotzdem sollte es ein richtiges Mountainbike werden ohne kindisch zu sein. Die Farbe (RAL2008 – hellrotorange) hat sich Simon selbst ausgesucht (nicht wissentlich, dass er so ein Rad in naher Zukunft bekommen wird). Ich begann Vorlagen für unterschiedlichste Piktogramme zu suchen, welche überall am Rahmen verteilt aufgeklebt werden sollten. Symbole die er mit seinem Leben, mit Freude und Spielen verbindet – alles Dinge die er gerne mag und die er kennt. Für seinen Namensschriftzug habe ich mich an den LEGO-Buchstaben orientiert.
Die verwendeten Teile stammen wie geplant teilweise aus meinen Restekisten. Beim Lenker habe ich mich am Ende aus zwei Gründen für einen Riser entschieden.
- weil ich damit den Reach verkürzen konnte
- weil ich damit den Stack erhöhen konnte. Ich finde es gut, wenn Kinder noch eher aufrecht biken. Das gibt Sicherheit und ich denke, dass sie sich mit der Kraft im Oberkörper so leichter tun.
Die Kurbel habe ich direkt bei Woom bestellt. Mit 110 mm Länge ist sie eher auf der kurzen Seite. Als der Aufbau fertig war und ich das Rad im Vergleich zum Woom 3 vermessen habe, war ich kurzzeitig allerdings ziemlich irritiert. „Damit soll er fahren können?! Was redet der Michael da?! Das ist ja riesig!!!“. Das letzte was ich wollte war, dass er ein neues Rad bekommt und es am Ende frustriert wieder gegen das 16er tauschen muss. Ich hatte wirklich Angst vor dieser Situation. Doch dann kam der Tag der Übergabe …
Wie geht es mit dem Bike weiter?
Es wird gefahren, gefahren, gefahren! Sobald von mir wieder Teile abfallen, werden sie vermutlich auf sein Rad gebaut (Kassette mit noch mehr Bandbreite z.B.). Kurzfristig könnte eine alte 785er XT Disc vom Urlaubsrad auf sein Rad wandern. Die Shimano-Hebel bekomme ich näher an den Lenker als die langen Trekking-Hebel der MT4. Beschwert hat er sich allerdings noch nie darüber. Die Idee ist eher meinem Schrauberdrang geschuldet … Wenn er größer wird, kommen 26 Zoll-Laufräder und eventuell auch die vorhandene Federgabel zum Einsatz.
Letztes Wochenende hatte er, im Rahmen von Michi Gölles Kindertag in der Schöckl Trail Area, sein erstes kleines „Rennen“. Eine Art DH-Rennen für Kinder über die Flowline. Es war entzückend, faszinierend und beängstigend für mich, wie der kleine Mann sich die Strecke hinunter geworfen hat. Klar ist da ein gute Portion Papa-Stolz dabei, wenn er mit viereinhalb Jahren schneller und sicherer als ältere Teilnehmer fährt, aber um ehrlich zu sein wäre es mir lieber, wenn er kein Rennfahrer wird und ein bisserl mehr vom Papa-Schisser geerbt hätte als es derzeit scheint. Hauptsache wir gehen alle gemeinsam noch sehr oft biken! :-)
Welchen Einsatzbereich hat das Bike?
Mein Sohn verwendet das Rad für alles was Kinder mit einem Fahrrad eben so machen. Seien es Runden ums Haus, diversen Touren, auf Parkplätzen mit Hütchen und anderen Hindernissen, am Pumptrack, auf leichten Trails und sehr regelmäßig auf dem Flowtrail-ähnlichen Teil im Zielbereich der Schöckl Trail Area, wo er mit Leidenschaft die Steilkurven unter die Stollen nimmt. Einfache Trails fährt er bereits sehr gerne damit. Wenn wir länger bergauf fahren unterstütze ich ihn meistens noch mit einem Abschleppseil von Towwhee, damit er Kraft für die Abfahrten sparen kann.
Was wiegt das Bike?
8,3 kg mit viel Potenzial nach unten.
Was ist dein persönliches Highlight an deinem Bike der Woche?
… am Tag der Übergabe hatten meine Frau und ich das Rad heimlich in den Kofferraum gepackt. Gemeinsam mit seiner Schwester hatte er das Wochenende bei den Großeltern verbracht. Als wir sie wieder abgeholt hatten, fuhren wir bei einem Skatepark vorbei und blieben stehen. Ich nahm das Rad quasi wortlos aus dem Kofferraum und ihm war sofort klar was gerade passiert, weil er sich an das Orange, welches er sich vor Wochen ausgesucht hatte, erinnern konnte.
„Papa, das ist mein Radl! Und schau Maja (seine Schwester, Anm.) da sind Scheibenbremsen drauf! Und ich hab eine Schaltung!“. Also schnell den Helm auf den Kopf gesetzt und … er fährt damit los als wäre er immer schon damit gefahren! Alle meine Sorgen waren wie weggeblasen. Er wollte überhaupt nicht mehr stehen bleiben und wollte nach ein paar Minuten sogar schon über eine Stiege hinunter fahren, so sicher hat er sich damit gefühlt.
Nach etwa einer Viertelstunde Eingewöhnung hat er bereits erste kleine Sprünge damit probiert und darauf bestanden, dass er damit „Slalom“ fahren möchte (wir haben uns dafür im Internet 50 flache Pylonen gekauft). Spätestens jetzt waren meine Sorgen, dass das Rad eventuell nicht wendig genug sein könnte, verflogen. Mein Highlight ist die unendlich große Freude, die er damit hat.
Wie fährt sich das Rad?
Er fährt mit dem Rad die selben Kurvenradien wie mit dem 16 Zoll-Rad – nur noch „stabiler“ und flüssiger. Er ist in der Ebene schneller und kann bergauf steilere Wege nach oben kurbeln. Die auf die großen Laufräder optimierte Geometrie geht voll auf! Er profitiert ausschließlich davon – in allen Belangen. Selbst am kurvenreichen Pumptrack fährt er wesentlich lieber und besser mit dem großen Rad als mit dem kleinen. Im Gelände sind die Vorteile sowieso sofort offensichtlich. Ich finde es perfekt und könnte keinen einzigen Grund nennen, um gegen ein 20 Zoll-Rad zu tauschen.
Wie bist du zum Mountainbiken gekommen?
Ich bin schon als Kind heimlich mit dem Rad in die Volksschule gefahren. Bis 14 bin ich immer mit einem BMX gefahren, danach nur noch MTB. 2000 habe ich meinen ersten Alpencross gemacht und danach ging’s richtig los. Auf trickytrails.com habe ich früher noch regelmäßig gebloggt. Seitdem ich Papa bin komme ich weniger herum und habe dadurch keine allzu coolen Geschichten mehr zu erzählen – bis auf diese hier. :) Ich fahre noch gerne und „viel“, aber komme eben nicht mehr so viel herum. Das passt auch so!
Mountainbiken als Lifestyle / die Industrie – deine Sicht.
Man bekommt heute für 2000 € wesentlich bessere Bikes als noch vor 15 Jahren. Man bekommt heute einfach alles. Was mich allerdings stört ist, dass sich die Mogelpackungen von früher (XTR Schaltwerk an Deore Kassette) heute noch verschlimmert haben (NX Gruppen an 5000 € Bikes…), aber man muss es ja nicht kaufen.
Bzgl. Industrie: Mich hat das ganze Wirrwarr an Achsen von vorne und hinten einige Zeit lang wirklich genervt, bin diesbezüglich aber inzwischen sehr entspannt. Probleme damit hatte ich nur in einer Zeit, in der ich gerne sinnlos Geld für „haben will!“-Biketeile ausgegeben habe, die dann erst wieder nicht gepasst hätten oder einen Austausch anderer Teile vorausgesetzt hätten. Dieses Verhalten habe ich abgelegt *g* Heuer habe ich beschlossen, dass ich mein Banshee Rune noch drei Saisonen bis zum 40er fahren werde – irgendwie passt das auch zur Marke. Schaffe ich das, bin ich zehn Saisons lang Rune gefahren. Ich fahre es übrigens noch mit 26 Zoll (möchte aber 27,5 probieren) … Wenn ich mich dann zum 40er irgendwelchen heute noch unbekannten Standards beugen muss, werde ich das mit einem Lächeln tun und ein paar Tausender in die Hand nehmen.
Du und die Internet Bike Community – Wann und wie bist du zu uns gekommen und was verbindest du mit dem IBC?
Lang lang ist’s her! Schon fast eewig! Das IBC ist für mich MTB-Informationskanal Nummer eins und eine tolle Diskussionsplattform, die ich mehrmals täglich besuche. Das Magazin lese ich nur indirekt über das News-Forum und ich bin danach vorwiegend am Meinungsaustausch zwischen den Usern interessiert und poste dabei selbst relativ häufig. Neben ein paar Tageszeitungen ist mtb-news.de die von mir am öftesten aufgerufene Webseite. Eure Tests finde ich übrigens durch die Bank großartig! Danke dafür! :)
Schöckl Trail Area von GrazerTourer – Mehr Mountainbike-Videos
Technische Daten: MWORX 24/26″ Kinderbike 2019
Rahmen: MWORX, 24 Zoll
Gabel: Hardtail, Starrgabel
Dämpfer: keiner
Steuersatz: CNC Bike The P.O.G (42/52 vollintegriert)
Bremsen: Magura MT4, 160mm Scheiben (Ashima Aro-08)
Vorbau: Syntace Megaforce 2, 30 mm
Lenker: Specialized Riser, auf 58 cm abgeschnitten
Griffe: Silikon Griffe von CNC
Felgen: WTB XC21 24 Zoll
Naben: Novatec (Vpace)
Reifen: Rocket Ron 24×2.1
Kurbel + Innenlager: Woom 110mm (29Z), Miche Primato 4-Kant
Kettenblatt / Kettenblätter: Woom 29Z
Kettenführung / Umwerfer: Dartmoor KeFü
Schalthebel: Shimano Deore 10x
Schaltwerk: Shimano SLX mit OneUp RAD Cage
Pedale: Woom Plattformpedale
Kette: Shimano HG-95
Kassette: Shimano XT 11-36 + OneUp 42
Sattel: Vertu aus China, gekürzt
Sattelstütze: Banshee 30.9
Sattelklemme: CNC
Sonstiges: Carbon Starrgabel 26 Zoll von Aliexpress
Über das Bike der Woche
Ihr habt auch ein Bike, das sich bestens in die ehrenhafte Riege der „Bikes der Woche“ einfügen kann? Dann lest euch die Regeln für folgendes Album durch und ladet ein Bild in selbiges hoch. Viel Erfolg! Die Regeln: So wird dein Bike „Bike der Woche powered by bike-components“
Das Album findet ihr hier: mtb-news.de/s/55943.
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