IBC-User null-2wo präsentiert mit dem Pipedream Moxie und Rheintritt 4xcss gleich zwei grandiose Stahl-Hardtails als Bike der Woche! Vom liebevollen Aufbauen über Custom-Decals, Custom-Lackierung bis hin zum Custom-Rahmen – hier gibt es viel zu staunen. Viel Spaß mit diesem Bike der Woche.
Dank bike-components als Sponsor gibt’s auch für dieses Bike der Woche einen Gutschein für bike-components.de im Wert von 50 €. Viel Spaß damit! Außerdem qualifiziert sich jedes Bike der Woche für den großen Jahresgewinn am Ende der Saison.
Bike der Woche powered by bike-components
Pipedream Moxie 2019 / Rheintritt 4xcss 2022, null-2wo
MTB-News.de: Hallo null-2wo, gleich zwei schicke Bikes als Bike der Woche vorzustellen – diese Ehre gibt es doch eher selten. Wie ist es zu den Bikes gekommen, die wir heute als Bikes der Woche vorstellen?
„Racen ist silber, Stylen ist gold“
MOXIE: Die Geschichte dieses Rades beginnt bereits 2018 mit der leidvollen Erkenntnis, dass mein geliebtes NS Bikes Surge (so ’ne Art 16-kg-Dirtbike mit 160er Gabel) wirklich nicht für ein Format wie die Singletrail Schnitzeljagd geeignet ist. Bei dieser Gelegenheit hatte ich aber auch ein Bein über den einen oder anderen aktuellen Bock geschwungen, und so keimte in mir so langsam die Idee, diesem unsinnigen „Long-Low-Slack“-Hype mal eine Chance zu geben. Weil ich die Dinge gern „ganz oder gar nicht“ mache, sollte das Gefährt so weit wie möglich am anderen Ende des Spektrums sein: richtig long, richtig low und richtig slack.
In den einschlägigen Geometrietabellen fand sich das gewünschte Sitzrohr meistens bei M, der Reach eher bei L oder XL. Die einzige Ausnahme war das Pipedream Moxie, dass neben einer ausgesprochen progressiven Geometrie vor allem mit einem 420 mm Sitzrohr glänzte. Ein Anfall von Prä-Brexit-Torschlusspanik überrollte mich und ich bestellte den Rahmen kurzerhand, in einem mittelmäßig schmucken „Naja besser als gelb“-Petrol. Statt des Brexits kam erstmal der neue Drop mit viel schöneren Farben, aber das wasserblaue Geröhr lag jetzt da. Es sollte einige Monate auf Halde verbringen, während ich Teile anhäufte. Da ich einerseits ordentliche Neuteile verbauen wollte und auch ein fahrbereites Rad zur Hand hatte, streckte sich dieser Prozess wie eine Staffel Dragonball Z.
4XCSS: Mit dem Moxie als Vergleichswert war mir mein geliebtes Surge auf einmal ein bisschen zu kompakt und zu nervös. Ich wollte genau dasselbe, aber mit flacherem Lenkwinkel und einer Idee mehr Reach. Und wenn wir grad‘ schon dabei sind, nochmal zwei Kilo leichter bitte. Der Vorgänger hatte über die Jahre eine Fastenkur von fast 18 bis 13,5 kg hingelegt, die maßgeblich zum aktiven Charakter beitrug. Der Arbeitstitel stand schnell fest: Fourcross – XC – Singlespeed. Doch keiner der wenigen Standard-Rahmen entsprach meinen ziemlich genauen Vorstellungen. Also erklärte ich Philipp in einem sehr langen Telefonat mein Hirngespinst vom carbonfreien Stahl-Trailbike unter 11 kg. Seine Antwort war sinngemäß: „Das klingt eigentlich völlig bescheuert. Komm, das machen wir!“.
Und so kam ich in den Genuss der ganzen unerwarteten Fragen und Entscheidungen, die ein Custom-Rahmen so mit sich bringt. Geometrie? Anbau-Standards? Leitungsverlegung? Rohrsatz? Reifenfreiheit? Sitzrohrmaße? Gussets? Farbe? Uff, äh… Telefonieren, mailen, recherchieren, Fotos und Zeug hin- und herschicken, 6 Wochen liegen lassen, irgendwas auf Instagram finden, Kleinteile fräsen, anlöten und wieder abflexen lassen, wieder ne andere RAL-Nummer (aber dieses mal wirklich!) und wieder von vorn. Von Philipps grauen Haaren gehen mindestens acht auf mein Konto. Doch zum Rudeltreffen im September 2022 konnte ich (mit gerade mal 9 Monaten Verspätung) endlich meine persönlichen 2.195 g magnetischen Leichtbauwahnsinns in Empfang nehmen.
Worauf hast du beim Aufbau deines Bikes besonders geachtet?
MOXIE: Grundsätzlich schaue ich immer nach funktionalen, sinnvollen Teilen. Die Optik ist zweitrangig – aber die Auswahl ist oft groß genug, dass es sich lohnt, nach schöneren Alternativen zu suchen. Für diesen Aufbau wollte ich so viele silberne Komponenten wie möglich finden, um aktuelle, verlässliche Technik mit einer Retro-Optik zu verbinden. Vor drei Jahren war die Auswahl an un-schwarzen Komponenten noch deutlich kleiner und dementsprechend langwierig die Recherche. Irgendwie hatten sich alle darauf geeinigt, das schwarze Komponenten „den Rahmen schön in Szene setzen“, vielleicht wollte einfach nur alles nach Carbon aussehen.
Bei mir sollte aber überall Metall ans Rad, und das sollte man auch sehen! Freundlicherweise löste Newmen eines meiner größten Probleme mit der Ankündigung der Evolution SL A.30 „EWS Edition“ Sonderserie in silber gebürstet, und so musste ich nur den Laufradbauer anspitzen, diese Felgen vorzubestellen. Der Laufradsatz wurde das einzige echte Luxusteil am Bike, mit Messerspeichen und silbernen Onyx Vesper Naben. Die unglückliche Kombination aus langen Wartezeiten und dem Drang, das Projekt voranzutreiben, trieb immer neue Blüten. So bestellte ich insgesamt drei Sättel und vier Paar Griffe, zwischendurch kurzerhand eine Aluflasche mit Korken zum Flaschenhalter mit Lederdetail, oder fand mich in der Werkstatt, wo schwarze, grüne, goldene und rote Kleinteile ihre Farben verloren und stattdessen silber aufpoliert wurden. Die Gabel bekam großflächige, eigens entworfene Custom Decals in silber. Das Bike würde seiner bevorstehenden, groben Misshandlung hoffentlich widerstehen können, aber gleichzeitig glitzern und funkeln wie ein Beachcruiser.
4XCSS: Ich hatte meinen Anorexiefimmel am Surge ja schon reichlich ausgelebt, also wollte ich die meisten Teile übernehmen. Durch die lange Entwicklungszeit des Rahmens hatte ich natürlich auch Zeit mich unnötig intensiv mit den vorhandenen und zukünftigen Anbauteilen zu beschäftigen. Das Farbkonzept stand von Anfang an fest, denn nach Silber gibt es nur noch eine Steigerung: Gold. Und so errechnete ich akribisch die Gewichte verschiedener Bremsscheibenmodelle, -durchmesser und Adapterkombinationen, klickte irgendwo rund ein halbes Pfund Titan in einen Warenkorb, bearbeitete den Laufradsatz mit einer erheblichen Anzahl von Lacken und betrachtete stundenlang eloxierte Fahrradteile von champagner über gold und kashima bis bronze auf dem Handydisplay. Den Zenit des überflüssigen Aufwands erreichte ich dann mit dem bemerkenswert ausgefeilten Design und der Herstellung der Decals für den azurblauen Rahmen und die Gabel, welche inzwischen in einem frischen „Calippo-Cola“-Candybraun aus mehreren Dosen erstrahlte. Der finale Aufbau selbst war zu 90% innenverlegte Leitungen und Selbsthass, garniert mit eingestreuselten Euphoriegeräuschen.
Wie geht es mit deinem Bike weiter?
MOXIE: Irgendwann im April 2020 dann fuhr ich mit dem ganzen Kram zu Seppl nach Schweinfurt, und in einem legendären, leicht bierlaunigen Instagram-Livestream baute ich das Rad (mehr oder weniger) auf. Beim ersten Foto in der Tiefgarage ließen wir es erstmal richtig auf den Beton scheppern – „Mit dem Einzug beginnt der Abriss“, sagt mein Vater immer. Die verkaterte Jungfernfahrt auf den Schweinfurter Hometrails endete nach exakt 10,2 km dank einer in zwei Teile zerschossenen Garbaruk-Kassette. Nach den folgenden drei Tagen Bikepark hing die heißersehnte Balleraschine in der Kurve wie ein nasser Sack: Hinterrad halb ausgespeicht, Tretlager hin, Griffe hielten nicht mehr, überall Kratzer, Knoten im Bashguard. Ich mit Schürfwunden, eingeklemmtem Nerv und Muskelkater in bisher völlig unentdeckten Körperpartien. Und ich bekam dieses Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht …
Über die folgenden zwei Jahre wurden immer wieder Kleinigkeiten in Material und Fahrtechnik angepasst. Gabel aufbohren und Offset anpassen, Revgrips hier, stabilere Skinwall-Reifen da, Rahmentäschchen und Kettenstrebenschutz in unnötig aufwendiger Paracord-Wicklung. Die Defekte wurden seltener und kleiner, und auch mein Fahrstil hatte sich angepasst. In gerade mal zwei Jahren war ich in das Bike hineingewachsen. Vielleicht irgendwann nochmal Singlespeed probieren, aber das ist Spielerei. Das einzige, was mich jetzt noch ein bisschen stören konnte, war die Farbe…
Und so kam es, dass ich Anfang 2023 das Bike bis zur letzten Schraube zerlegte und in mehrtägiger Handarbeit über Ostern den Lack in cirka 7 Schichten auflegte. So ein Prozess ist eine reine Achterbahnfahrt. Ich durchlebte alle Stadien von „Das könnte ganz gut funktionieren“ über „Oh. Oh-oh. Oh nein. NEEEEIIINNN!!!“ und „Alter das wird so unglaublich unfassbar fett“ bis „Warum zur Hölle hab ich das jemals angefangen?“. Aber das Endergebnis war für mich mehr als zufriedenstellend.
Wär‘ natürlich saublöd, wenn der Lack am Casting nicht durchhärtet und ich das ganze Teil nochmal abwaschen und neu lackieren müsste, oder?
4XCSS: Frisch aufgebaut zum Beginn der Off-Season Ende November musste das Rad erst einmal eine Menge Dreck, Schlamm und Matsch über sich ergehen lassen. Bei einem gewichtsoptimierten Leichtbauhobel führt solche Behandlung logischerweise auf direktem Wege an die Verschleißgrenze, und so hatte das Rad Mitte April bereits gefühlte zwei Saisons hinter sich. Nach einem Gabelservice habe ich das Bike nun wieder in die leichtere Sommerkonfiguration versetzt, und so wird es bis auf Weiteres gefahren. Mit einem leichten Alu-Laufradsatz und entsprechenden Reifen wäre das Zielgewicht von 10,7 kg problemlos zu knacken, aber… nach dem Projekt ist vor dem Projekt.
Welchen Einsatzbereich haben die Bikes?
MOXIE: Das Pipedream Moxie ist mein großes Bike. Die Ballermaschine. Das Bikeparkgerät. Fully-Jäger. Enduro. Finger von der Bremse und rein. Und danach zur Eisdiele.
4XCSS: Mit dem 4XCSS fahre ich schnelle, verspielte Runden auf Hometrails, Pumptracks und Flowtrails. Bisschen Airtime hier und da. Nicht immer die schnellste Line, aber immer gern ’ne Handbreit Luft unter den Reifen.
Was wiegt das Bike?
MOXIE: Schätzungsweise irgendwas zwischen 15 und 16 kg.
4XCSS: Im Sommerkleidchen (leichte Reifen und SSP) 11,2 kg, im Wintermantel (XTR 7x Schaltung 11-17z und Enduro-Reifen) 12,3 kg, beides inkl. Pedale und Handtasche
Was ist dein persönliches Highlight an deinem Bike der Woche?
MOXIE: Das optische Highlight ist die Lackierung. Durch den Candy-Effekt hat die Oberfläche eine Tiefe wie eine Glasmurmel. Die silbernen Anbauteile betonen den Rahmen perfekt. Das technische Highlight ist die komplett stille Onyx-Nabe. In Kombination mit dem Singlespeed-Antrieb ist das Bike derart leise… Man kann hören, wie viel Grip der Reifen gerade hat.
4XCSS: Da ist eine eindeutige Aussage wirklich schwierig. Der Designer in mir, der Tage und Nächte in Lackierung, Teileauswahl und unzählige Stunden in Decals und Lackierung investiert hat, hat dazu eine starke Meinung. Der Biker, dessen Wünsche und Vorstellungen von Fahrgefühl und Technik erfüllt und übertroffen wurden, ebenfalls. Und der Perfektionist freut sich leise darüber, wie wunderbar alle Facetten von Planung, Vorstellung und Zufall im Ergebnis zusammenspielen.
Wie fährt sich das Rad?
MOXIE: Es hat mich einige Zeit gekostet, mich an die extrem lange Geometrie zu gewöhnen. Aber es hat sich gelohnt. Wenn man angreift, läuft die Fuhre sehr ruhig und unaufgeregt. Selbst in haarigen Fahrsituationen wie Offcamber-Wurzeln oder bisschen zu schnell ins Steinfeld kann man sich am Lenker festhalten und das Bike machen lassen. Man muss halt konzentriert fahren und darf keine Angst vortäuschen: Mach es, oder lass es. Es gibt kein „Versuchen“. Wenn man sich ängstlich auf das Hinterrad stellt, dann bekommt man sofort die Quittung.
Für ’nen Bunnyhop muss man erstmal runter in den Keller, das Tretlager aus dem Regal nehmen und es nach oben bringen, bevor man über den Absprung nachdenken kann. Richtungswechsel gehen sehr gut, sobald man sich davon verabschiedet, dass Vorderrad und Fahrer in dieselbe Richtung blicken müssen. Das Bike will eben nicht auf dem Trail spielen, sondern eine Reifenspur ins Gemüse brennen wie Marty McFly im DeLorean.
4XCSS: Randnotiz: Ende November ist der denkbar schlechteste Zeitpunkt, um ein verspieltes Leichtbau-Rad auf die Reifen zu stellen. Mit der Jungfernfahrt nahm die Kiste ihr Eigengewicht in Schlamm auf, die XC-Reifen fanden kaum Grip auf den matschigen Trails und bis Ende März hatten die meisten Komponenten die Servicegrenze erreicht. Dafür hatte ich schon verschiedene Reifen und auch eine schmale 1×7 Schaltung getestet, die den Nutzungsbereich über die Wintersaison deutlich vergrößerte. Aber natürlich war unter diesen Umständen kaum an einen verspielten Fahrstil zu denken, die Fuhre nahm kaum Geschwindigkeit auf und wenn doch, glich die Fahrt eher einem Ritt auf der Kanonenkugel.
Trotzdem war ich schon die ersten kleinen Kicker gesprungen, hatte hier und da den Fuß draußen und auch sonst viel Spaß mit dem Taschenbike. Mit dem Einzug des Frühlings fanden die Reifen immer mehr Grip, der Speed war besser mitzunehmen und als die Trails richtig trocken lagen, ging das Konzept so richtig auf. Der Trail wurde zum Pumptrack, kleine Jumps hier und da, pushen, Geschwindigkeit mitnehmen und rollen lassen. Trotz des Flexes wuchs das Vertrauen in den Leichtbaurahmen und die Zahnstochergabel zusehends, und ich hielt mich immer weniger zurück.
Und tatsächlich empfinde ich die Bewegung innerhalb des Sportgeräts nicht als negativ. Der Rahmen flext nicht wobbelig oder undefiniert, sondern wie eine Sprungfeder. Die Energie, die man beim Pushen in das System hineingibt, bekommt man auch zurück, was man gut nutzen kann. Wie erhofft geben der flache Lenkwinkel und der Radstand dem Bike wenigstens ein bisschen Laufruhe, während das hohe Tretlager und die kurzen Kettenstreben schnelle Richtungswechsel und vertikale Bewegungen zum Kinderspiel machen. In offenen Kurven und hängenden Stücken führt der Flex im Hinterbau das Hinterrad besser, als ich erwartet hatte. Das geringe Gewicht und die kompakte Bauform machen das Bike super kontrollierbar. Objektiv betrachtet ist das Bike spürbar langsamer als das Moxie, aber es fühlt sich auf einfacheren Trails schneller an. Insgesamt spielen Geometrie, Gewicht und Nachgiebigkeit sehr gut zusammen und ergeben ein rundes Gesamtpaket – wenn man den Mut aufbringt, dem Drahtesel die Sporen zu geben.
Wie bist du zum Mountainbiken gekommen?
Dazu habe ich ja beim Wanderer BdW schon etwas geschrieben… Also, was hat mich dabei gehalten und warum stecke ich so viel Energie in dieses Hobby?
Nun, das Mountainbiken verbindet für mich die schönsten Dinge überhaupt: Bewegung an der frischen Luft, die Faszination ausgefeilter Technik, die Nähe zur Natur und gutes Design. An und mit meinen Bikes kann ich all das ausleben. Nüchtern betrachtet sind meine Aufbauten eher Mittelklasse. Doch ein Hobby ist ja nichts Rationales, sondern etwas für die Seele. Es sind eben keine leblosen Gegenstände wie die 217 Couches im Ikea. Durch die Interaktion bekommen Sie ihren Charakter. Egal, ob man nun unnötig viel Aufwand in die Herstellung oder Erhaltung steckt, oder sie einfach nur benutzt. Ob man eine Ikea-Couch bemalt, achtmal damit umzieht oder gleich am ersten Abend ein Glas Rotwein drüberkippt: Ab dem Zeitpunkt ist es „deine“ Couch.
Mit der investierten Zeit gebe ich meinen Bikes etwas Seele, denn sie sind für mich mehr als nur ein Werkzeug. Sie verkörpern die Ruhe vor dem Alltag, die ich beim Schrauben und Fahren finde. All die kleinen, wohlgewählten Details greifen ineinander und ergeben ein Gesamtbild, das bei längerer Betrachtung immer stimmiger wird. Ich habe jedes noch so winzige Teil sorgfältig ausgewählt und sogar noch irgendwie bearbeitet. Ich habe Stunden mit irgendwelchen Experimenten und Fehlschlägen verbracht, um zu diesem Ergebnis zu kommen. Und natürlich ist der erste Kratzer an einem nagelneuen Bike ein Fiasko. Aber die Kampfspuren von Jahren machen es erst zu „meinem“ Bike.
Also ja, ich baue Bikes, die an der Eisdiele eine gute Figur machen. Und nein, ich baue sie nicht für die Eisdiele. Meine Bikes sind Unikate, die für alles Geld der Welt nicht zu kopieren sind. Ich feilsche mit dem Rahmenbauer um Rohrstärken, digitalisiere meine Handletterings, lackiere in drölf Farbschichten und fang auch nochmal von vorne an wenn etwas nicht passt, aber einen Monat später hucke ich den Stuhl ins Steinfeld, dass der Felge die Tränen kommen. Das Fahren selbst fühlt sich dabei einfach anders an. Ein bisschen wie der Unterschied zwischen selbst erstrampelten- und Lift-Höhenmetern. Also zieht alle Schutzfolien ab, verlasst vorgesehene Einsatzbereiche und verletzt die Garantiebestimmungen. Da geht der Spaß nämlich erst los.
Mountainbiken als Lifestyle / die Industrie – deine Sicht.
Lieber den Lifestyle als die Industrie ;) Im Ernst, der Sport ist zu groß, als dass man alle über einen Kamm scheren könnte. Und es differenziert sich immer weiter aus. Jeder definiert den Sport für sich anders: schnell fahren, weit fahren, Natur erleben, Gaps springen, die neueste Technik oder die Rückbesinnung auf die Einfachheit, mit den Kindern oder mit ’nem Motor… Es gibt nur wenig was es nicht gibt, und überall basteln Enthusiasten an frischen Ideen. Nicht jeder Hype ist die angepriesene Revolution des Sports, aber jede Idee hat Potential und irgendwo gibt es sicher jemanden, der genau darauf gewartet hat. Vielleicht sollte man sich von der Vorstellung lösen, dass es nur die eine Wahrheit, den einen Sport und die eine perfekte Geometrie gibt… Alles ist im Fluss, jede Bewegung erzeugt eine Gegenbewegung, es pendelt.
Geometrien sind eigentlich ein gutes Beispiel: erst ist sehr lange wenig passiert, dann wurden die Bikes lang und flach. Das hat nicht „die Industrie diktiert“, sondern paar Typen mit drei Bier zuviel intus und ’nem Schweißgerät haben irgendwas ausprobiert. Dann sprangen die kleinen Hersteller auf, um sich abzuheben – dann immer Größere, weil es neu ist und sich anscheinend gut verkauft. So langsam pendelt es zurück, Bikes wie das Nicolai G18, die Rampage-Maschinen und mein 4xcss zeigen es. Beide Geometriekonzepte haben ihre Eigenschaften und ihre Berechtigung. Was davon jetzt Vorteil, Nachteil, Hype oder Revolution ist, ist von subjektiven Faktoren abhängig: Fahrstil, Trailbeschaffenheit, Wetter, Laune… Ich fahre meine Bikes beide gern, teilweise sogar auf denselben Trails. Aber auf völlig verschiedene Weisen. Beide machen auf Ihre Weise Spaß. Objektiv betrachtet ist das Moxie natürlich schneller. Aber das 4xcss fühlt sich meistens schneller an, und ich fahre es viel mehr „auf Messers Schneide“.
Die Gewöhnung an ein Bike ist nicht zu unterschätzen, und wahrscheinlich viel wichtiger als gemeinhin beachtet. Klar, das Bike muss zum Fahrstil passen. Aber wenn ich ein Bike eine Weile fahre, passt sich auch mein Fahrstil an. Und den kann ich wieder aufs neue Bike mitnehmen und so weiter… So richtig viel Innovation gibt’s in unserem Sektor gar nicht, sondern mehr Evolution. Und die läuft schon immer über Trial&Error. Man muss sich ja nicht von jedem Hype angesprochen fühlen (looking at you, Gravel). Aber jede blöde Idee könnte das nächste richtig große Ding werden. Ob es dann für den Einzelnen geeignet ist…? Um das sicher sagen zu können, gibt es nur eine Variante.
Aber mit der Abwechslung und dem Blick über den Tellerrand kann man viel gewinnen: Alte Trails neu entdecken, alte Gewohnheiten ablegen und neue Möglichkeiten entdecken. Ich freue mich an der Diversität und suche mir die Dinge, die zu meinem MTB-Verständnis passen. Dafür ist das Forum eine wunderbare Quelle, wenn man es aus dem Newsbereich heraus schafft in die Ecken, wo einzelne Aspekte unvoreingenommen diskutiert, getestet und verbessert werden. Am Ende wollen wir doch alle nur Rad fahren, und uns dazwischen die Zeit vertreiben, bis wir wieder raus können.
Du und die Internet Bike Community – wann und wie bist du zu uns gekommen und was verbindest du mit der IBC?
Rudel, Junge. Was soll ich noch sagen?
Technische Daten: Pipedream Moxie 2019 / Rheintritt 4xcss 2022
Pipedream Moxie 2019
Rahmen: Pipedream Moxie (Longer) MK2 mit Custom-Candy-Lackierung mehrfarbig, Ausfallenden und Kleinteile poliert
Gabel: Cane Creek Helm Air MK1 (160 mm) mit Custom-Lackierung in Silber mit Geister-Decals
Steuersatz: Hope Pick&Mix silber
Bremsen: Shigura XTR 9020 mit polierten Bremshebeln, MT Trail mit Spiegler Stahlflexleitung, Trickstuff Power Beläge
Vorbau: DHSign HPX Stem Silber
Lenker: Title MTB 800 x 50 mm silber
Griffe: Revgrips RG5 Gunmetal-Gum
Felgen: Newmen SL A30 EWS Edition & EG30 silber
Naben: Onyx Vesper Boost, silber
Reifen: Onza Porcupine RC Skinwall GRC 29 x 2,5″
Kurbel + Innenlager: Fovno Phantom gunmetal, Shimano Saint
Kettenblatt / Kettenblätter: Sram Eagle Stahl 30t
Pedale: Nukeproof Horizon CL gunmetal
Zughüllen: Jagwire silber
Kette: Wippermann Connex 1R8
Kassette: Gusset XD 1-er SSP Kit (16t) poliert
Sattel: Chromag Trailmaster oak
Sattelstütze: One Up 210, teilpoliert
Sattelklemme: Hope, poliert
Sonstiges: Dropperhebel, Bremshebel, Ausfallenden, Leitungsführungen, Bashguard, Gabelkleinteile und One-Up EDC tool silber poliert, Evoc Rahmentasche mit Paracord gewickelt, Kettenstrebenschutz Paracord
Rheintritt 4xcss 2022
Rahmen: Rheintritt Custom-Rahmen „4xcss“ in Azurblau mit Custom-Decals und Titanschrauben gold
Gabel: BOS Dizzy in Custom-Candy-Lackierung braun mit Custom Decals
Steuersatz: Superstar Components Headset gold
Bremsen: Shimano XTR 985 mit Titanschrauben gold
Vorbau: NS Quantum Lite Pro in Oil Rub
Lenker: Reverse Base 780 x 20 mm, titan (Decals entfernt)
Griffe: DMR Deathgrips Gum, Lockringe und Titanschrauben gold
Felgen: DT Swiss XM481 mit Lackierung Mischtechnik gold-bronze
Naben: DT Swiss 350 SP
Reifen: Onza Porcupine TRC 27,5 x 2,4″ & Onza Svelt 27,5 x 2,25″
Kurbel + Innenlager: ZRace Blade, schwarz teilpoliert, Titanschrauben gold
Kettenblatt / Kettenblätter: Superstar Components 26t, gold
Pedale: Crankbrothers Candy3 schwarz-gold
Zughüllen: Jagwire gold
Kette: KMC 1x-Kette gold
Kassette: Reverse SSP Kit (13t) gold
Sattel: Syncros Tofino, braun
Sattelstütze: One Up 240
Sattelklemme: Nukeproof Horizon copper mit KCNC Zusatzklemme gold
Sonstiges: Rahmen mit leichtem Rohrsatz, Singlespeed-spezifisch (kein Schaltauge, keine Leitungsführungen), sämtliche Schrauben Titan Gold oder Bronze, Rahmentasche geschraubt
Über das Bike der Woche
Ihr habt auch ein Bike, das sich bestens in die ehrenhafte Riege der „Bikes der Woche“ einfügen kann? Dann lest euch die Regeln für folgendes Album durch und ladet ein Bild in selbiges hoch. Viel Erfolg! Die Regeln: So wird dein Bike „Bike der Woche powered by bike-components“
Das Album findet ihr hier: mtb-news.de/s/55943.
Die 20 letzten Bikes der Woche findet ihr hier:
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