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LCM Creation II (2023), LCM

MTB-News.de: Hallo LCM, zunächst: grandiose Leistung! Ein Rahmen komplett selbst zu konstruieren und zu fertigen ist wirklich der Hammer. Wie ist es zu deinem Bike gekommen, das wir heute als Bike der Woche vorstellen?
Der Traum vom selbst gebauten Rahmen entstand nach der Schule. Eine Metallbauerausbildung und eineinhalb Jahre Erfahrung in der Fertigung bei Portus Cycles später, war es dann so weit. Ich habe meinen ersten Rahmen konstruiert und gebaut.
Als dann bei der Weiterbildung zum Techniker die Auswahl eines Themas zur Abschlussarbeit anstand, war mir klar: Es wird ein selbstkonstruiertes Fully. Das Projekt begann im Frühling 2022, als ich bei einer Bike-Expo (Rock the Hill) die Möglichkeit hatte, verschiedene Bikes hintereinander auf dem gleichen Track zu testen und zu vergleichen. Mit den dort entstandenen Notizen, der Linkage Supension-Software und einer Menge Recherche in Foren, Artikeln und Fachbüchern für Motorräder, wuchs über die nächsten Monate mein Verständnis für die Zusammenhänge bei der Hinterbau-Kinematik.
Als Nächstes stand die Frage an, welches grundlegende Hinterbaukonzept es werden soll. Mir war für das Rad vor allem wichtig, dass ich Spaß beim Fahren habe, anstatt den letzten Sekunden in einer Sektion nachzujagen. Gesetzt war, dass der Rahmen mit einem Stahlfederdämpfer kompatibel ist und auf 29″-Rädern rollt. So fiel am Ende die Entscheidung auf einen abgestützten Eingelenker. Durch die Umlenkung konnte ich den Hinterbau progressiv genug für die Stahlfeder auslegen und der Eingelenker bot mir die Möglichkeit, die Hinterbauschwinge als festverbundenes Dreieck zu konstruieren.
Vier- oder Mehrgelenker hätten mir zwar erlaubt, Anti-Squat und Anti-Rise unabhängig voneinander zu gestalten und über den Federweg gezielter zu beeinflussen, jedoch wäre dadurch die Fertigung deutlich komplizierter geworden. Bei der Konstruktion war es mir wichtig, so wenig Biegespannungen wie möglich in den Rahmen einzuleiten. Darum habe ich mich für eine Dämpferaufhängung entschieden, welche die Dämpferkräfte bei maximaler Einfederung, gerade in das Rohr einleitet.
Ein weiterer Punkt bei der Konstruktion war es, keine Lager in Stahl einpressen zu müssen, um den Fertigungsaufwand zu reduzieren. Als Hauptlager fungiert ein Standard BSA-Tretlager. Die restlichen Lagerstellen befinden sich in den CNC-gefrästen Teilen der Umlenkung.
Nach der Konstruktion ging es an die Fertigung. Als Rahmenbaumaterial kamen hauptsächlich mehrfach konifizierte Reynods 853-Rohre zum Einsatz. Teile wie die Ausfallenden, Steuerrohr und Tretlagerhülse kommen von Paragon und die vorgebogenen Kettenstreben sind von Columbus. Ich hatte das große Glück, den Rahmen in der Werkstatt bei Portus Cycles fertigen zu können. Ebenfalls wäre die Herstellung der CNC-Teile ohne die Hilfe eines Werkstattlehrers der Technikerschule nicht möglich gewesen. An dieser Stelle dafür noch mal ein herzliches Dankeschön.

Worauf hast du beim Aufbau deines Bikes besonders geachtet?
Beim Aufbau des Rades war mir vor allem Haltbarkeit wichtig. Ich selbst bin mit knapp 100 kg eher auf der schweren Seite des Lebens unterwegs. Damit schließen sich Leichtbau und Haltbarkeit in den allermeisten Fällen aus. Die vielen Hope-Teile passen durch ihre Fräsoptik perfekt zu den rohen Stahlrohren. Die Fertigung der Teile in Europa ist ebenfalls ein Plus.
Für das RockShox-Fahrwerk habe ich mich entschieden, da ich gerne alle Wartungsarbeiten an meinem Bike selbst erledige und die Ersatzteilversorgung für RockShox überall gegeben ist. Bei den Lagern, Bolzen und Abdeckkappen der Umlenkung habe ich mich bei den Ersatzteilen von Raaw bedient. Ebenfalls wieder mit dem Blick auf Haltbarkeit und gute Ersatzeilversorgung. Der restliche Aufbau des Bikes ist dann eine Mischung aus Preis-Leistungs-Siegern und persönlichen Vorlieben.
Wie geht es mit deinem Bike weiter?
Im Winter werde ich das Bike pulverbeschichten lassen. Der rohe Look passt zwar perfekt, allerdings nervt es ständig den Rost abschleifen zu müssen. Außerdem will ich einen neuen Hinterbau konstruieren, der ein Mullet-Setup möglich macht. Dabei soll der neue Hinterbau zusätzlich steifer werden und im Idealfall mit SRAM UDH ausgestattet sein.
Welchen Einsatzbereich hat das Bike?
So ganz konnte ich mich beim Versuch, das Einsatzgebiet zu definieren, nicht von der oft zitierten eierlegenden Wollmilchsau frei machen. Um den Keller zu leeren und das Portemonnaie zu füllen, habe ich mein geliebtes Sour Crumble Hardtail und mein Commencal Clash verkauft. Ich würde sagen das Creation II war der Versuch, die Eigenschaften beider Bikes zu vereinen: die Fahreigenschaften eines Stahlrahmens, ausreichend effizient bergauf, und dann verspielt und mit Airtime bergab.
Was wiegt das Bike?
Gewicht war nicht die oberste Prämisse beim Bau des Rads. Auch bei der Auswahl der Komponenten ging es mir vor allem um Zuverlässigkeit und Stabilität. Das Rad wiegt knapp unter 18 kg.

Was ist dein persönliches Highlight an deinem Bike der Woche?
Klar: der Rahmen. Es gibt, was Fahrradtechnik angeht, für mich kein besseres Gefühl als auf einem selbstgebauten Rahmen zu sitzen. Was die Teile angeht, sind die neuen Conti-Reifen und die Hope Tech 4 V4-Bremsen meine Highlights.
Wie fährt sich das Rad?
Im Großen und Ganzen fährt sich das Rad so, wie ich es mir erhofft hatte. Die ersten Abfahrten waren noch mit etwas Vorsicht verbunden, doch nach den ersten härteren Einschlägen und dem ein oder anderen Sturz ist inzwischen das Vertrauen in den Rahmen voll da. Das Fahrwerk saugt kleine Schläge perfekt auf und bietet dank der starken Progression im Hinterbau genügend Reserven bei heftigen Schlägen. Vor allem auf steilen, ruppigen Trails funktioniert die Kombination aus Stahlrahmen mit relativ wenig Federweg (150 mm am Heck) und 29″-Laufrädern perfekt. Werden die Trails enger, merkt man die Länge des Bikes und es braucht schon etwas Überzeugungskraft, um es in die Kurve zu legen.
Bergauf gehört das Rad eher zu den Entspannten. Zwar hilft die Plattform des Dämpfers und der relativ effiziente Hinterbau (100 % Anti-Squat bei 30 % Sag) beim Pedalieren, jedoch fordern die schweren DH-Laufräder und die Enduro-Reifen ihren Tribut. In der Luft fühlt sich das Bike wohl, allerdings merkt man beim Jibben oder nicht ganz perfekt getroffenen Landungen, dass sich der Hinterbau, aufgrund den dünnen Rohre, verwindet und damit einen etwas unpräzisen Eindruck hinterlässt.

Wie bist du zum Mountainbiken gekommen?
Fahrradfahren begeistert mich, seitdem ich auf einem Rad sitzen kann. Mit 14 Jahren hatte ich mein erstes Mountainbike, das ich dann innerhalb kürzester Zeit auf den lokalen Trails und im Dirtpark zerlegt habe. Anschließend bin ich dann lange hauptsächlich Dirt gefahren. Mit 20 Jahren kam dann wieder ein MTB in den Keller und damit die Begeisterung fürs Mountainbiken zurück, die mich seitdem auch nicht mehr losgelassen hat. Am Sport selbst gefällt mir am meisten die Vielseitigkeit. Ob allein, als Gruppe, im Bikepark oder auf den Hometrails und natürlich vor der Eisdiele, Biken ist einfach eine super Sache.
Mountainbiken als Lifestyle / die Industrie – deine Sicht.
Mir geht es darum, so viel Spaß wie möglich auf dem Bike zu haben. Ob es sich dabei um Mountainbiken, Dirten oder Bikepacking handelt, ist erst mal egal. Die neuesten Trends interessieren mich dabei hauptsächlich aus technischer Perspektive. Vieles davon, z.B. elektronische Schaltungen, wahlweise besonders steife oder flexible Laufräder bzw. Rahmen und natürlich immer neue Standards sind zwar interessante Themen, betreffen mich aber nur am Rande. Deutlich interessanter sind für mich neue Hinterbaukonzepte oder größenspezifische Geometrien bei Rahmen.
Du und die Internet Bike Community – wann und wie bist du zu uns gekommen und was verbindest du mit der IBC?
Zur IBC bin ich hauptsächlich wegen des Bikemarkts gekommen. Was das Forum angeht, bin ich eher stiller Teilhaber als aktives Mitglied, aber was nicht ist kann ja noch werden.


Technische Daten: LCM Creation II (2023)
- Rahmen
- Eigenanfertigung Sathl; Custom Geo ca. L
- Gabel
- RockShox Lyrik Ultimate RC2 29″ 2023
- Dämpfer
- RockShox Super Deluxe Ultimate Coil RC2T
- Steuersatz
- Cane Creek 40es EC44-ZS44
- Bremsen
- Hope Tech 4 V4, silber
- Vorbau
- Hope Am Vorbau 50 mm, 0°, silber
- Lenker
- Hope Lenker Carbon 31,8 mm, 800 mm, 20 mm Rise
- Griffe
- Ergon GE 1
- Felgen
- Hope Fortus 30
- Naben
- Hope Pro 4, silber
- Reifen
- Continental Argotal 29″X2,6 / Kryptotal Re 29″X2,6 Enduro Casing
- Kurbel + Innenlager
- Shimano SLX Boost, 170 mm
- Kettenblatt / Kettenblätter
- Shimano SLX, 32T
- Schalthebel
- Sram GX
- Schaltwerk
- Sram GX
- Pedale
- Hope F20, silber
- Kette
- Sram GX
- Kassette
- Sram GX 10-52
- Sattel
- Ergon SM Comp Men
- Sattelstütze
- One Up V2, 210 mm, 31,6
- Sattelklemme
- BikeYoke Squeezy 34 mm
Über das Bike der Woche
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Das Album findet ihr hier: mtb-news.de/s/55943.
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67 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumFür mich passt das X-Blech optisch.
Das "X" hat so wie es ist durchaus Vorteile. Es greift an den Rohren in der neutralen Faser an, dort sind in der Regel wenig Spannungen. So verstärkt es den Bereich, ohne zusätzliche Spannungspitzen zu erzeugen.
Bei klassischen Gussets hat man oft den Effekt, dass die lokal höhere Stetigkeit erst recht die Spannungen anzieht und man "verschlimmbessert" die Situation womöglich noch.
@LCM : Stimme fürs Userbike des Jahres hast du natürlich bekommen
Ich bin auch pro X! Finde das lockert den Knoten am Steuerrohr auf. Gefällt mir bei einigen britischen Bikes auch sehr gut!
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