ernsthaft? Das ist doch ganz klar erklärt im Artikel:
ein echtes 27+ Rad haben sie nicht zur Verfügung gehabt (kommen ja alle erst im Herbst raus und für 3 Wochen gibt scheinbar kein Hersteller eins her), mit einer 38mm Felge wären sich die Reifen in den 2 verfügbaren 29er Bikes nicht ausgegangen, wenn schon bei der 30mm Felge die Hinterbaubreite und Gabelbreite bis auf den letzten Millimeter genützt wurde.
Dass ein Schlauchaufbau auch kurzzeitig angetestet wurde erhöht nur die Aussagekraft und den Umfang des Tests und ist schwerlich als Nachteil zu sehen.
Mit dem Test selbst hat sich das Team wieder einmal selbst übertroffen. So detaillierte, schlüssige Analysen gibts sonst nirgendwo. Zum Beispiel darüber, dass das Konzept auf feinem Schotter nicht aufgeht (was durchaus von Relevanz ist, weil die Zielgruppe erstens sicher häufig auf Schotterstraßen bergab fährt und zweitens dort jetzt schon ein guter Teil der Stürze passiert). Oder zum Beispiel, die Schwierigkeit, dass das richtige Setup (vom Patschn-Flickn red ich erst gar nicht) einiges an Hinwendung braucht (Tubeless-Aufbau, Luftdruck genau anpassen), die vielleicht gerade die Zielgruppe nicht aufbringt.
Also ich bin mir nach dem Test sicherer denn je, dass das ein Randphänomen bleibt (also auf 10 Jahre betrachtet, vorübergehend wird die Industrie die "Plus"-Sau wie wild durchs Dorf treiben und damit auch die Verkaufszahlen pushen), denn es stößt an physikalische Grenzen:
schon beim gewöhnlichen All-Mountain bzw. Enduro-Setup (2,4" auf 25mm Felge und vor allem bei fast 2 bar Druck!) muss sich die Lösung im Spannungsfeld Grip / Luftdruck / Gewicht / Stabilität oftmals nicht bloß an der Pannensicherheit, sondern auch an der Seitenwand-Stabilität des Reifensetups orientieren. Das heißt: eigentlich wäre (immer Tubeless vorausgesetzt) ein leichter Reifen (a la Snakeskin) eine ausreichend pannensichere Option, da aber die Seitenwand-Stabilität beim gewünschten Druck nicht ausreicht, ist man evtl mit einem schwereren Reifen (a la super gravity) besser beraten. Damit lässt es sich ordentlich shredden, aber gewichtstechnisch ist da die Obergrenze erreicht von dem was Spaß und Sinn macht.
Soll heißen: leichter als die 950g wird kein sinnvoller 3,0" Reifen je werden, eine Papierseitenwand bei 3" und 1 bar Druck wird weder lange halten noch Spaß und Sicherheit bewirken. Mehr Stabilität über mehr Luftdruck macht keinen Sinn. Ein wenig mehr Stabilität kann man durch die breiteren Felgen gewinnen (aber Achtung, das hat nicht nur Vorteile, Self-Steering und Rollwiderstand v.a. auf hartem Untergrund sind dann wieder ein umso größeres Thema).
Natürlich ist auch Procore eine Option, aber ob wiederum gerade DIESE Zielgruppe sich ein so komplexes Setup antun wird.
Insofern bleib ich bei meiner Theorie: im Race-Bereich wird sich gar nix ändern (auch wenn die Hersteller das Plus Format keineswegs als "Anfänger"-Hilfe vermarkten sondern als "the future of MTBing"). Im Tourenbereich wird es vielleicht eine Zeitlang gepushed, aber auch irgendwann wieder Vernunft einkehren. Bleibt jener Bereich, wo man wirklich die Physik austricksen kann: E-Bikes. Vielleicht sind Plus-E-Bikes die besseren E-Fatbikes. Da kann man dann getrost den DualPly Reifen mit 1,5kg aufziehen, der entsprechend unanfällig ist - auch was einen falschen Luftdruck betrifft. Und damit wird dann halt herumgerollt. Stock und Stein nimmt man dann halt noch visuell wahr, wird aber vom Rad weggeschluckt. Und die Kosten der ganzen Gschicht spielen dort auch eine untergeordnete Rolle.
Aja, im Vertride-Bereich ist das natürlich eine feine Sache. Aber da fahren einige schon seit 5 Jahren Trialfelgen vorne und zB eine 2,5er Muddy Mary Dual Ply, die ein 1,3kg Panzer ist und von der Breite eher ein 2,8 auf der Karkasse stehen hätte sollen. Insofern nix neues, nur eine Spur mehr möglich dank Boost-Gabeln.