[Bericht] Bernau - Angermünde

rob

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29. September 2001
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12
Ort
Spongohausen bei Berlin
Fast drei Monate hing mein geliebtes Geländerad nun schon an der Wand. An seinen letzten Ausflug, ein N.Ride Anfang Januar, kann ich mich gar nicht mehr errinnern. Heute sollte also der große Tag kommen: ich plante, relativ kurzfristig angeräumt, mit dem Oberst eine Tour in den Frühling. Schnellerhand wurden alle Möglichkeiten der Samstagabendunterhaltung in den Wind geschlagen und der Abend ganz gesittet zu Hause verbracht.
Um 0915 wollten wir uns heute morgen treffen. Schon etwas in Eile ließ ich die Wohnungstür hinter mir zufallen und stürzte die Treppen runter, wobei ich mich über die leise klappernden Cleatgeräusche der Schuhe wunderte. Ich blickte auf die Sohle. Heidewitzka, nix zu sehen; die Cleats waren noch an den Winterschuhen befestigt! Also wieder schnell in die Wohnung, Cleats umgeschraubt und im Affenzahn zum Ostbahnhof.

Kurz vor Abfahrt des Zuges fing mich der Oberst auf dem Bahnsteig ab und zitierte wortgenau die vorige Ansage, nach der der Regionalzug wegen Bauarbeiten von Lichtenberg fährt. Mit der S-Bahn dorthin gefahren, konnten wir uns pünktlich in den geplanten Zug setzen und uns nach Bernau chauffieren lassen. Während der Zugfahrt nahm ich noch eine Justage an der hinteren Bremse vor - wie später zu merken war, hätte ich das selbe vorne auch tun sollen.

In Bernau wurde erstmal Geld gezogen und dann konnte es endlich richtig losgehen. Die ersten Kilometer rollten sich gut ab, der Oberst machte wie immer die Pace und wartete gelegentlich, so dass ich auf ca. 10m aufschließen konnte, ehe er weiter vorneweg rauschte. Nach anfangs eher unspektakulärer Landschaft tat sich recht bald der Hellsee vor uns auf, der sich wie eine dicke Natter, von steilen Böschungen gesäumt durch den Wald schlängelt. Der See war sogar noch mit einer leichten Eisdecke überzogen. Und am Uferweg passierte es dann: es tat einen dicken Schlag und die Luft wich binnen Millisekunden aus meinem Vorderrad. Jockel war vorne raus gefahren und kam erst zurück, als ich bereits mit Flicken fertig war. Ich wollte schon losfahren, da bemerkten wir, wie sich der Schlauch durch die von den Bremsbackenhaltern der Magura aufgeschlitzte Karkasse des Reifens beulte. Das war also die Ursache. Dies wurde ebenfalls mit Flicken fachmännisch repariert und auch die Vorderradbremse neu justiert, dann konnte es alsbald weitergehen.

Die Krumme Lanke passierend stießen wir in Richtung der Finow vor. Bei einer ersten Rast auf einer kleinen Brücke über die Finow stärkte ich mich etwas an meinen mitgebrachten Stullen und wir beratschlagten die weitere Streckenwahl. Bald schon brachen wir auf und durchquerten kurz später Finowfurt. An der örtlichen Tanke wurde noch eine kurze Pause eingelegt, ehe es weiter zum Gr. Buckowsee ging.
Ich hatte bisher noch garnicht erwähnt, dass den ganzen Tag lang die Sonne wunderbar schien und die weiche, grüne Landschaft in ein friedliches, gar frühsommerlich scheinendes Licht tauchte.
Die Nordseite des Buckowsees war wie immer von garstiger Bodenbeschaffenheit und verlangte vollen Krafteinsatz. Folgend wurde Werbellin passiert und drei Kilometer nördlich die Autobahn wieder gen Osten unterquert. Hier gelangten wir in ein tolles Waldgebiet, dichter Wald und schroffe Hügel bildeten die Scenerie. Und wir scheuchten eine Gruppe Dammwild auf, die waren so groß wie Pferde, sehr beeidruckend. Am Rande des Waldes wählte der Oberst eine Abkürzung über einen Acker, nur leider stand dieser teils unter Wasser, sodass wir uns gehörig durch die Mumpe schauffeln mussten.

Zwischen halb und um eins erreichten wir das Örtchen Golzow. Hier wurde beschlossen, unter Aktivierung der letzten Körner bis nach Angermünde vorzustoßen. Nach einigen Kilometern durchquerten wir ungeplanterweise die Sassenberge, ein herrliches Kleinod, welches knapp 60m aus der Umgebung ragt. Danach ging es über Senftenhütte und Groß Ziehten nach Luisenfelde. Das sich anschließende, buchenbewachsene und mit Mittelgebirgsterrain überraschende Waldgebiet um Blockberg, Polnische Berge und Telegraphenberg verlangten, jedenfalls von mir, nocheinmal alles ab. Lange zerrige Anstiege und hundsgemeines Kopfsteinpflaster malträtierten mich. Dieses kleine, schroffe Hügelland ist aber nichts desto trotz grandios anzusehen.

Mit letzten Kräften erreichte ich, Jockel am Horizont verfolgend, eine hlabe Stunde später Angermünde. Ich freute mich nurnoch auf zwei Sachen: irgendwas deftiges zu snacken (ne Boulette oder so) und ein kaltes Bier! Aber nix da. Als wir an den Bahnhof kamen, rollte der Zug schon ein. Also noch schnell über die Brücke gesprintet und rein in den ersten Wagen. Ermattet und durstig (in Golzow hatte ich meine Trinkflasche liegen lassen) sank ich nieder. Die Rückfahrt war kurzweilig und dank fehlender Kontrolle umsonst.


Ein mehr als gelungener Frühjahrsauftakt. Bei goldenem Wetter (an die Wärme muss man sich erstmal gewöhnen) durchstriffen wir einmalig schöne Landschaften. Ein Dank an den Oberst für die Donauwelle und die Tourführung.

Tour: Bernau - Hellsee - Krumme Lanke - Finowfurt - Großer Buckowsee - Werbellin - namenloses Waldgebiet - Golzow - Sassenberge - Senftenhütte - Groß Ziehten - Luisenfelde - Berge - Angermünder Stadtwald - Angermünde - 85km

rob



p.s.:Ich habe meinen Inbusstern übrigens wiedergefunden!
 
Wenn ich das so lese, mache ich mir überhaupt keine Sorgen, dass dein Rennrad ganz toll wird, Rob. Außer dem Inbusstern benötigst du bei den alten Teilen aber eventuell auch noch einen Knochen;)

Ich wäre gerne mitgekommen, war aber leider allein zu Hause und mußte den Wachhund hüten. Deshalb blieb bloß Zeit für etwas Rennradgelutsche.
Das hat auch Spaß gemacht. Bei Rückenwind habe ich die gefixte Mühle doch tatsächlich auf 63km/h gescheucht - da bilden die Beine wirklich eine rotierende Scheibe.

Wie ich kurz vor zu Hause jedoch feststellen mußte, habe ich über den Winter etwas zugenommen. Jedenfalls machte mein selbstgefrickelter Sattel beim überfahren einer Kante knack und hatte einen kleinen Riß. Den Riß bemerkte ich jedoch erst zu Hause, als ich vom Rad steigen wollte, die Hose am Riß hängen blieb und nun auch einen Riß hat:mad:
Jetzt muß ich wohl wieder basteln.
 
rob schrieb:
p.s.:Ich habe meinen Inbusstern übrigens wiedergefunden!
Boah bin ich froh. Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen. Jetzt ist alles wieder gut, da ja auch der Verlust der Flasche durch vorausschauende Ergänzung der mitgeführten materiellen Ressourcen ausgeglichen werden konnte.
 
Rob, es ist zwar sehr vorbildlich die Pfade des Landes Brandenburg wieder unter die Stollen zu nehmen und gerade zu heroisch in deinem desolaten Trainingszustand der Fährte des Oberst zu folgen, aber die schlampige Wartung deines Untersatzes und Bekleidungsmaterials sowie die chaotischen Zustände über den Verbleib deiner Werkzeuge können so nicht weiter hingenommen werden. Willst du etwa so Enden wie ICH?!?!?

Ritzelflitzer
 
wie schon mal gepostet dachte ich immer,die jungs und mädels vom esk sind eine elitetruppe.vollkommene geschöpfe!aber ich sehe,ihr seid auch nur aus fleisch und blut und habt euer päckel im leben zu tragen.:D

gruss axl:daumen:
 
Unwillkürlich fragt man sich, was Rob den ganzen Abend zu Hause gemacht hat. Seinem Rad und seinen Schuhen wurde jedenfalls keine Aufmerksamkeit zuteil. Nicht auszudenken, wenn es zu Feindkontakten gekommen wäre.
 
Jaja, Menschlein aus Fleisch und Blut. In der Tat.

souldriver schrieb:
Unwillkürlich fragt man sich, was Rob den ganzen Abend zu Hause gemacht hat. Seinem Rad und seinen Schuhen wurde jedenfalls keine Aufmerksamkeit zuteil. Nicht auszudenken, wenn es zu Feindkontakten gekommen wäre.

Eine wichtige Frage, die zu stellen ich mir nicht getraut habe. Danke Souldriver!
Der Versuch einer Erklärung: Freund rob hat es nicht so mit der Technik. Oder was soll man von einem Companero halten, welcher zur Erzielung einer halbwegen Schleiffreiheit nicht etwa zum Nippelspanner greift, sondern lieber das Rad schief im Ausfallende einspannt. Vielleicht aber auch ein Vorbild in Sachen "Nehmt Euer Hobby um Gottes Willen nicht so ernst, es gibt wirklich Wichtigeres*!"
Ich fahre gerne mit dem Kollegen. Er freut sich immer so schön, wenn ihm die Gegend gefällt. Ganz so wie ich.

* Freude am Radfahren beispielsweise
 
jockel schrieb:
Freund rob hat es nicht so mit der Technik. Oder was soll man von einem Companero halten, welcher zur Erzielung einer halbwegen Schleiffreiheit nicht etwa zum Nippelspanner greift, sondern lieber das Rad schief im Ausfallende einspannt.]

wie war das?
das genie beherrscht das chaos???


jockel schrieb:
"Nehmt Euer Hobby um Gottes Willen nicht so ernst, es gibt wirklich Wichtigeres*!"
Ich fahre gerne mit dem Kollegen. Er freut sich immer so schön, wenn ihm die Gegend gefällt. Ganz so wie ich.

* Freude am Radfahren beispielsweise


schön das wir uns alle immer wieder aufs wesentliche konzentrieren können!
nichts geht übers fahren,geniessen und spass haben!!!:daumen:
 
souldriver schrieb:
Seinem Rad und seinen Schuhen wurde jedenfalls keine Aufmerksamkeit zuteil.
das stimmt so nicht!
ich habe den exzenter an der hinterradnabe etws kalibriert, um die nötige kettenspannung zu erzeugen und ich habe einen schmaleren vorderradreifen draufgezogen.

aber ich danke dem jockel für dei schönen worte. ich fahre übrigens auch sehr gerne mit dir. das einzige was meine motivation immer etwas stört unterwandert, wenn ich mit dir zusammen durch die märkische prärie fahre, ist, dass ich mir immer uuuuunglaublich langsam vorkomme.

ich will mich aber von den unterstellungen, ich wäre genial und chaotisch etwas distanzieren. ich bin lediglich faul und unbegabt :)

rb
 
rob schrieb:
aber ich danke dem jockel für dei schönen worte. ich fahre übrigens auch sehr gerne mit dir. das einzige was meine motivation immer etwas stört unterwandert, wenn ich mit dir zusammen durch die märkische prärie fahre, ist, dass ich mir immer uuuuunglaublich langsam vorkomme.
Das geht vielen so.

rob schrieb:
ich will mich aber von den unterstellungen, ich wäre genial und chaotisch etwas distanzieren. ich bin lediglich faul und unbegabt :)
Das geht vielen so.
 
Hi Rob,

ein sehr schöner Tourbericht würde gerne mal mit Euch durch mir leider unbekannte Wälder streifen. :daumen: Es fehlt mir nur die Zeit. :heul:

checkb:winken:
 
Ich wundere mich nur, daß Ihr am Großen Buckowsee die Nordseite entlang gefahren seid, der Weg am Südufer gefällt mir immer wesentlich besser.
 
Steppenwind schrieb:
Ich wundere mich nur, daß Ihr am Großen Buckowsee die Nordseite entlang gefahren seid, der Weg am Südufer gefällt mir immer wesentlich besser.
Am Südufer rollt es sich sicher bequemer und genau das ist auch der Grund, warum wir diesmal anders lang gerollt sind. Ich wollte es rob ja auch nicht zu einfach machen.
 
Na gut, wenn Du rob eher quälen wolltest, dann ist nordufer natürlich wesentlich besser!

Ich hoffe, ich habe mal Zeit, wenn Ihr wieder MEIN revier durchstreift.
 
@rob
Die Nordseite des Buckowsees war wie immer von garstiger Bodenbeschaffenheit und verlangte vollen Krafteinsatz.

Bin am selben Tag am Nachmittag auch am Nordufer entlang gefahren und hab eure Spuren gesehen.:) ihr habt ja den weg gant schön aufgewühlt;)

Die Rund Finowfurt - Buckowsee - Werbellin - Golzow - Chorin - Sandkrug - Neuehütte- Eberswalde ist meine Heimrunde.

bye
 
Wirklich nur mal so nebenbei angemerkt für interessierte Beobachter der Waldbewohner:
Wenn das Haarkleid helle Fleckenreihen aufwies, wars wirklich Damwild. Ansonsten denk ich mal, wird es eher Rotwild gewesen sein und solche Rottiere (Hirschkühe) sind echt beeindruckend größer als "normales" Rehwild, welches man ja doch recht oft auf unseren Feldern usw. sieht.
 
Renn.Schnecke schrieb:
Wirklich nur mal so nebenbei angemerkt für interessierte Beobachter der Waldbewohner:...
Ganz klar, du musst eben nächstes Mal mit. Unter der Schale der distanzhungrigen Mountainbikerin, scheint doch tatsächlich noch eine einfühlsame Naturliebhaberin zu schlummern.
Übrigens, es scheint so, als wolle der "Admin of Death and Darkness and no Return - rikman" am Montag eine ESK-Tour anführen. Wie eine erst unlängst erfolgte Leistungsmesung Desselben ergab, ist hierbei weder mit außergewöhnlichen Geschwindigkeiten, noch mit großartigen Distanzen zu rechnen. Wenn Du also zufälligerweise am Montag nicht demonstrieren oder randalieren bist, kannst Du sicher gerne mitkommen.
 
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