Image und Herausforderungen Sportkleidungsindustrie

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6. April 2024
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Hallo Zusammen,

ich bin neu hier im Forum und möchte direkt mit einem für mich interessanten Thema starten.
In letzter Zeit hört und liest man immer wieder Negatives über die Kleidungsindustrie, auch über den Bereich der Sportkleidung. Hier im Forum wurden auch schon häufig einzelne Aspekte dieser Themen angesprochen. Mich interessiert, wie Ihr das Thema seht und was Euch an der Industrie stört. Was sind Eurer Einschätzung nach die größten Herausforderungen der Kleidungsindustrie? Was würdet Ihr ändern wollen?

Ich bin gespannt auf Eure Rückmeldungen! :)

Viele Grüße
 
Ich sehe die Sportbekleidungsindustrie nicht negativ. Wie in vielen anderen Feldern gibt es ein breites Spektrum an Anbietern, von ungeschminkter Billigstware über oberflächliches Greenwashing hin zu hochwertiger Kleidung die wirklich nachhaltig produziert ist und entsprechend kostet. Das spiegelt einfach die Nachfrage von uns Konsumenten wieder, alle diese Produkte finden wohl ihre Abnehmer.

Positiv sehe ich wie Sportbekleidung in meinem Umfeld von niemand als Modeartikel gesehen wird. Man kauft was funktionell und praktisch ist, nimmt die Farbe die gerade am billigsten ist, und wo geht flickt und repariert statt etwas Neues zu kaufen. Nachhaltige Herstellung ist eine Sache, aber Kleidung lange verwenden reduziert den eigenen Fußabdruck viel deutlicher.
 
Danke Euch für die Antworten!
@sibu:
Ich fange mal bei Deiner Nachricht an, um das Thema aus meiner Sicht weiter zu konkretisieren. Ich hab die Formulierung gewollt offen gelassen, um mal reinzuhören, ob Euch dazu konkrete Themen im Kopf umherschwirren; da wollte ich nicht vorab beeinflussen :D
Konkret dachte ich in Richtung der Nachhaltigkeitsdebatte in der (Sport)kleidungsindustrie. Die Nachhaltigkeit der Ressourcen (Rohstoffe, Umweltverschmutzung, Transportwege, ...) bei der Herstellung von Sportkleidung ist ein klassisches Thema, das in den letzten Jahren allerdings von einigen Herstellern aufgegriffen und verbessert worden ist. Dem entgegen gibt es zuletzt wieder Trends in Richtung Fast Fashion, aber eher im Freizeitkleidungsbereich (?!), zumindest wie man das durch Berichte mitbekommt. Das Thema der Herstellung der Kleidung unter "menschenwürdigen Bedingungen" wiederum steht der ressourcentechnischen Nachhaltigkeit z. T. um einiges nach. Da höre ich persönlich relativ wenig hinsichtlich Verbesserungen. Wie ist das bei Dir / Euch?
@The-Ninth:
Deinem Blick hinsichtlich Angebot und Nachfrage stimme ich voll zu. Aus meiner Sicht wäre ein weiterer Ruck in Richtung nachhaltigerer Bekleidung wünschenswert. Da spielt natürlich auch der Preis eine Rolle, vielleicht aber auch das Bewusstsein mancher Konsumenten zu den Problemstellungen oder fehlende Transparenz. Wie Du geschrieben hast, Preis und Funktionalität sind für die meisten die wichtigsten Faktoren. Was könnten Deiner / Eurer Einschätzung nach weitere Faktoren sein, warum die Nachfrage nach Fast Fashion u. ä. noch so hoch ist? Hinsichtlich Funktionalität und Komfort habe ich bei etwas teureren Marken aber bisher bessere Erfahrungen gemacht. Wie ist das bei Dir / Euch?

Viele Grüße!
 
Guten Morgen,

Das Thema der Herstellung der Kleidung unter "menschenwürdigen Bedingungen" wiederum steht der ressourcentechnischen Nachhaltigkeit z. T. um einiges nach. Da höre ich persönlich relativ wenig hinsichtlich Verbesserungen. Wie ist das bei Dir / Euch?

Ich denke schon, dass sich einige Anbieter auch damit auseinandersetzen und eine gewisse Transparenz bieten, zum Beispiel:

https://www.norrona.com/en-GB/about-norrona/responsibility/our-factories/

https://arcteryx.com/at/en/explore/supply-chain-partners

https://paramo-clothing.com/en-eu/our-ethics/manufacturing/

Für den Konsumenten ist es natürlich nicht so leicht sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Die oben verlinkten Marken sind die, die ich trage und sind mir von einem Freund empfohlen worden, der sich intensiver mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzt. Ich selbst bin offen gesagt nicht über deren Websites hinausgegangen und was hinter den dort angeführten Maßnahmen, Prüfverfahren und Zertifizierungen steckt ist für mich schwer zu beurteilen.

Ich fände es spannend wenn sich einschlägige Medien damit auseinandersetzen würden, und das Thema journalistisch bearbeiten und für Konsumenten leicht verdaulich aufbereiten. So in diese Richtung, aber vielleicht vielleicht etwas tiefgehender, und vor allem regelmässig. Aber keine Ahnung wieviele Leser das wirklich finden würde.

Ohne Hilfe sind wir Konsumenten da wahrscheinlich einfach überfordert. Man trifft ständig Konsumentscheidungen in vielen Bereichen, und deren Auswirkungen sind zu komplex um sie je wirklich zu verstehen.

Ich kann mir auch vorstellen das staatlicher Eingriff schon auch eine Rolle spielen kann. Wenn etwas nicht nachhaltig ist und langfristig gesellschaftliche Kosten verursacht, kann man es höher besteuern um Konsum zu lenken.

Und wie vorher schon gesagt, zu einem gewissen Grad ist nachhaltiger Konsum wohl auch eine Wunschvorstellung, und weniger Konsum ist immer besser als Versuche diesen nachhaltig zu gestalten.

Hinsichtlich Funktionalität und Komfort habe ich bei etwas teureren Marken aber bisher bessere Erfahrungen gemacht. Wie ist das bei Dir / Euch?

Ja, da stimme ich zu. Ich bin sehr empfindlich was Schwitzen und Frieren angeht, und die richtigen, hochwertigen Bekleidungsstücke haben mich da wirklich weitergebracht. Ich hatte da eine Phase wo ich das Gefühl hatte immer etwas neues, anderes zu brauchen, immer hat irgendwas gefehlt um mich richtig anzuziehen. Irgendwann war dann aber wirklich alles da, und in den letzten Jahren habe ich mir sehr wenig neue Sportbekleidung gekauft. Und die Sachen halten auch wirklich gut über die Jahre.
 
Hallo,

vielen Dank für die Links der Hersteller, sehr interessant! Wirklich gut, dass nachhaltige Marken über Mundpropaganda oder wie hier in Foren verbreitet werden. Breite Bekanntheit haben sie leider häufig noch nicht, einige positive Ausnahmen gibt es aber. Die fehlende Transparenz und fehlendes Bewusstsein für das Thema können dafür Gründe sein. Ich suche auch mal bei Gelegenheit nach Quellen die (regelmäßig) das Thema aufgreifen, teile ich dann gerne.
Nachhaltiger Konsum kann und muss in kleinen Schritten passieren. Hersteller müssen auch nicht gleich die perfekte Lösung haben, das ist in der Komplexität auch wirklich schwierig. Aber ich denke, es gibt ein paar "einfache" Hebel, um die Industrie nachhaltiger zu gestalten.

Bezüglich medialer und politischer Einflussnahme sehen wir etwas Bewegung im Bereich der Fast Fashion, gerade bei Marken und Händlern die auch Einfuhrzölle umgehen etc. (ohne Namen nennen zu wollen). Hier fordern europ. Marken und Mode-Versandhändler politische Regulierung.

Bezüglich Funktionalität hatte ich zuletzt Positives über Sportteile aus/mit Merinowolle gelesen. Die Teile sollen atmungsaktiv sein und gut temperieren. Hab ich selbst noch nicht probiert. Habt Ihr Erfahrung mit Merino-Teilen? Und bei welchen Kleidungsstücken kommt die Merinowolle am besten zur Geltung, gibt es hier Erfahrung?

@The-Ninth: Wie hast Du es denn geschafft, dass Du nun zufrieden mit Deiner Sportkleidung und deren Funktionen bist? Hast Du mehrere Teile kombiniert oder einzelne Teile gefunden, die alle/mehrere gewünschte Eigenschaften kombinieren?
 
Bezüglich Funktionalität hatte ich zuletzt Positives über Sportteile aus/mit Merinowolle gelesen. Die Teile sollen atmungsaktiv sein und gut temperieren. Hab ich selbst noch nicht probiert. Habt Ihr Erfahrung mit Merino-Teilen? Und bei welchen Kleidungsstücken kommt die Merinowolle am besten zur Geltung, gibt es hier Erfahrung?
Ich verwende sehr viel Merinowolle, hauptsächlich als Unterwäsche. Ich schwitze leicht und viel, und die Merinowolle kann erst mal einiges an Schweiß aufnehmen ohne sich Nass anzufühlen, und ist dann wenn mehr dazukommt auch nass noch relativ warm, im Vergleich zu Synthetik.

Zusätzlich habe ich auch ein paar Shirts aus Merinowolle. Die Shirts aus reiner Merinowolle lassen aber viel Wind durch und kommen eher nur wenn es ganz kalt ist zwischen Unterwäsche und Außenschicht zum Einsatz. Es gibt aber Shirts aus Mischgewebe die mehr Wind abhalten, aber immer noch einige der guten Eigenschaften der Merinowolle bieten, die trage ich alleine oder mit Unterwäsche.

@The-Ninth: Wie hast Du es denn geschafft, dass Du nun zufrieden mit Deiner Sportkleidung und deren Funktionen bist? Hast Du mehrere Teile kombiniert oder einzelne Teile gefunden, die alle/mehrere gewünschte Eigenschaften kombinieren?
Bei mir ist es eine gute Auswahl an verschiedenen Teilen, die dann je nach Temperatur und Witterung kombiniert werden. Das oft zitierte Zwiebelprinzip halt.

Bei den (langen) Unterhosen setze ich z. B. auf das relativ dünne Icebreaker 200, die hab ich in kurz, mittel (bis über die Knie) und 3/4. Im Extremfall habe ich eine kurze Unterhose, dann die 3/4 Hose und drüber noch die mittlere an. Ist flexibler als eine dicke lange Unterhose. Drüber dann eine dünne winddichte Hose, oder wenn es unter Null geht stattdessen eine dickere Softshellhose.

Die oben genannten Shirts aus Mischgewebe sind aber auch ein gutes Beispiel dafür wie ein Teil die gewünschten Eigenschaften abliefert, wenn es zu warm für mehrere Schichten ist, aber noch so kalt, dass mir die nasse Synthetik unangenehm ist, dann sind sind diese Shirts ideal.

Was mir aber auch viel hilft ist einfach zwischendurch umziehen. Meine Touren sind meist lange Anstiege und dann Abfahrt. Oben angekommen ist mir ein schnelles Umziehen meist lieber als nassgeschwitzt runterfahren, egal wie kalt es ist.
 
Was mir aber auch viel hilft ist einfach zwischendurch umziehen.
Aber gerade dies möchte man sich doch mit Funktionsklamotten ersparen. Wenn mir das Umziehen nichts ausmacht, tut es doch auch Baumwolle.


Meine Touren sind meist lange Anstiege und dann Abfahrt. Oben angekommen ist mir ein schnelles Umziehen meist lieber als nassgeschwitzt runterfahren, egal wie kalt es ist.
steht doch jetzt im Widerspruch zu:
... die Merinowolle kann erst mal einiges an Schweiß aufnehmen ohne sich Nass anzufühlen, und ist dann wenn mehr dazukommt auch nass noch relativ warm, im Vergleich zu Synthetik.
 
Bezüglich Funktionalität hatte ich zuletzt Positives über Sportteile aus/mit Merinowolle gelesen. Die Teile sollen atmungsaktiv sein und gut temperieren. Hab ich selbst noch nicht probiert. Habt Ihr Erfahrung mit Merino-Teilen? Und bei welchen Kleidungsstücken kommt die Merinowolle am besten zur Geltung, gibt es hier Erfahrung?
Hat seine Berechtigung für eher moderate Tätigkeiten, für schweißtreibende Aktionen oder hohe therm. Isolation und diffusionsoffen sind technische Gestricke besser geeignet. Ist aber in diesem Forum schon zur Genüge durchgekaut worden.

Siehe auch hier Vergleichstest:
https://www.alpin.de/tests-produkte/bekleidung/9902/artikel_wolle_oder_was_.html

Zitat:

Funktionswäsche im Test: Kunstfaser für "Vielschwitzer"

Und wie steht es mit der Synthetik? Auch die Hemden aus "Plastik" können voll überzeugen. Besonders wenn man vermehrt schwitzt oder sich über einen längeren Zeitraum anstrengt (Skitour, Bergtour …), ist das Material sehr gut. Außerdem trocknet es schnell, weil es kaum Feuchtigkeit aufnimmt. Es ist weniger warm und daher besonders bei höheren Temperaturen angenehm zu tragen. Daher eignet sich Synthetik vor allem auch dann, wenn man keine Möglichkeit hat, sich nach dem Schwitzen umzuziehen.
 
Wirklich gut, dass nachhaltige Marken über Mundpropaganda oder wie hier in Foren verbreitet werden. Breite Bekanntheit haben sie leider häufig noch nicht, einige positive Ausnahmen gibt es aber.
ist immer eine Frage der Bubble. Norrona, Patagonia, triple2, local, usw kennt man ja irgendwann einfach wenn man sich damit beschäftigt.
Die fehlende Transparenz und fehlendes Bewusstsein für das Thema können dafür Gründe sein. Ich suche auch mal bei Gelegenheit nach Quellen die (regelmäßig) das Thema aufgreifen, teile ich dann gerne.
da hilft immer ein Blick auf die HP. Je mehr Infos drauf stehen umso besser. Wer nichts preisgibt hat etwas zu verbergen. Schaut man sich zB den Jeans-Hersteller Nudie an sieht man erstmal, was man eigentlich alles an Infos so verteilen kann. Was man als Hersteller tun kann um auch langlebige und reparierbare Produkte anzubieten.
Es gibt aber Shirts aus Mischgewebe die mehr Wind abhalten, aber immer noch einige der guten Eigenschaften der Merinowolle bieten, die trage ich alleine oder mit Unterwäsche.
Mons Royale zB. Da wird im Endeffekt ein Synthehtikfaden mit Merino umsponnen.
Stretch usw kommen dann daher, da das tragende Gewebe alle diese PE Eigenschaften mitbekommt, Hautkontakt hat aber nur die Wolle
Wenn mir das Umziehen nichts ausmacht, tut es doch auch Baumwolle.
nö. damit friere ich dann sogar schon im Anstieg.
 
Aber gerade dies möchte man sich doch mit Funktionsklamotten ersparen. Wenn mir das Umziehen nichts ausmacht, tut es doch auch Baumwolle.

steht doch jetzt im Widerspruch zu:
Hängt halt davon ab wieviel man schwitzt. Bei mir ist das wie gesagt sehr viel. Die Fähigkeit der Merinowolle Schweiss aufzunehmen ist bei mir für kurze Anstiege angenehm, aber wenn der Puls lange durchgehend oben ist reicht das nicht, und die Merinowolle bleibt dann aber auch Nass relativ angenehm. Mit Baumwolle oder Synthetik ist mir da trotz hohem Puls zu schnell kalt.

Und bei meinen Schweissmengen trocknet auch Synthetik nicht wirklich während der Ausfahrt. Wenn ich durchfahre ist für mich dann auch die Merinowolle am angenehmsten, aber frische, trockene Unterwäsche ist halt noch angenehmer.

Das Schwitzen und Kälteempfinden ist einfach sehr individuell, ich denke das muss jeder für sich ausprobieren. Mein Ansatz ist sicher nicht für jeden der richtige, aber funktioniert für mich.
 
Das Thema der Herstellung der Kleidung unter "menschenwürdigen Bedingungen" wiederum steht der ressourcentechnischen Nachhaltigkeit z. T. um einiges nach. Da höre ich persönlich relativ wenig hinsichtlich Verbesserungen.
wenn du wenig hinsichtlich Verbesserungen hörst - was hörst du denn? etas anderes, oder gar nichts?

die meisten Sportartikelhersteller sind schon seit ner Weile in der Lage, die Anforderungen des europäischen Green Deals in Sachen Lieferketten zu erfüllen. Aber bei Klamotten, Modeklamotten, besonders fast fashion, gibt's immer noch nen Haufen Probleme. Öko- und nachhaltige Rohstoffe sind nur eine Sache, es kommen noch wirtschaftliche und soziale Aspekte dazu.
Ich würde da nicht beide in einen Topf werfen.

Wirklich gut, dass nachhaltige Marken über Mundpropaganda oder wie hier in Foren verbreitet werden. Breite Bekanntheit haben sie leider häufig noch nicht, einige positive Ausnahmen gibt es aber.
welche Marken sind denn bekannt(er)?
 
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