Ich versuche mich mal in der Theorie.
Flache Gabel und langer Reach bedeuten, viel Abstand vom Tretlager zur Vorderradachse. Kurzer Abstand Tretlager und Hinterradachse, wird u. A. durch eine kurze Kettenstrebe erreicht.
Die Gewichtskrafteinleitung des Fahrers findet im Idealfall über das Tretlager statt. So ziemliche jeder (auch möchtegern) Bike Instruktor verzapft das so. Kaum Gewicht auf dem Lenker, so die Theorie.
Jetzt haben wir einen Krafteinleitungspunkt und zwei Auflagepunkte des Bikes. Vorderrad und Hinterrad.
Das Längenverhaltnis von Abstand Tretlager zu Vorderradachse und Tretlager zu Hinterradachse bestimmt die (Achtung nun kommt es!) STATISCHE Achslastverteilung und zwar umgekehrt zum Längenverhältnis.
Das Rad mit dem größeren Abstand bekommt weniger Gewicht.
Das war mal so die Physik.
Nun kommt das Problem. Das gefühlte bessere Fahrverhalten.
Was ist besser, was ist schlechter?
Um das Bike auf´s Hinterrad zu ziehen, ist die die kurze Kettenstrebe gut.
Beim Ballern ist das geringe Gewicht auf dem Vorrad hinderlich, weil wo kein Gewicht, auch kein Grip.
Nur mal schnell exemplarisch zwei Punkte genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Eine ausgewogene Gewichtsverteilung wird von vielen, aber weiß Gott nicht allen, Bikern als gut befunden.
Ich bin da ein Anhänger der Theorie von Chris Porter aka. Geometrön/Nicolai. Halbwegs neutrale Achslastverteilung.
Das liegt aber auch an meinem Fahrstil. Manöver mit dem Rad in der Luft, ist nicht mein Ziel. Sauberer Flug und ebensolche Landung, das reicht mir.
Das ist mit Sicherheit kein Thema, das nur eine Lösung kennt.
Ich finds hübsch! Würd ich gerne mal testen, das Ding.
Nochmal kurz für mich und sicher auch andere, die die modernen Geos noch nicht so ganz kapiert haben.
Was verhindern kurze Kettenstreben und was hatten die Entwickler im Sinn, um doch zu kurzen Streben zu greifen?
Warum hat das Kavenz das mit der kurzen Kettenstrebe so gemacht?
Ich habe die Entwicklung zwar verfolgt, bin aber nicht sicher ob das mal genannt wurde.
So schön wie das HighPivot auf dem Papier sein mag. Die extreme Kettenlängung beim Einfedern muss das Schaltwerk voll abfangen. Schwingendrehpunkt und Leertrum der Kette (der untere Teil der Kette ohne Last von Kettenrad zum Schaltwerk) liegen maximal weit auseinander. Wir sprechen hier nicht von den gelegentlichen Schaltvorgängen, sondern mit jedem Schlag auf die Hinterradfederung. Das Lastkollektiv (Anzahl und stärke der Belastung) ist somit extrem hoch. Deutlich höher als bei einem nicht HighPivot Rahmen.
Eventuell wird durch eine längere Schwinge hier die maximale Kapazität des Schaltwerks überschritten.
Das Schaltwerk muss nicht nur die unterschiedlichen Zähnezahlen kompensieren, sondern auch noch die Schwingenlängung.
HighPivot gibt es alle paar Jahre mal wieder „neu“ auf dem Markt und wird dann als super Lösung gefeiert. Ganz bestimmt haben die modernen HighPivot´s auch ein besseres Verhalten als die von vor 10 Jahren.
Ob HP nun zum lange gesuchten Heiligen Gral der Hinterradfederung wird, das wird die Zukunft zeigen.
Es wäre mal interessant die alten Bikes mit einem modernen Federbein ala EXT auszurüsten oder einem guten Luftfederdämpfer und dann zu sehen wo die alten "Gurken" auf einmal stehen.
Das Ganze ist übrigens keine Bewertung des Kavenz Bikes. Ich hoffe mal das konnte man rauslesen. Ich erwähne das nur für den Fall, dass mir das jemand negativ auslegen möchte.
LG: Stefan
PS:
Ich finde das Bike in jedem Fall interessant und begrüße das Vorhandensein von nicht Mainstreamlösungsansätzen.
So zwischen den Zeilen oder auch direkt, konnte man meine technische Meinung wohl rauslesen.
Hauptargument gegen das Kavenz und für mein G1 war, neben der kurzen Kettenstrebe des Kavenz, die nachträgliche Variabilität des G1. Da findet sich nichts Vergleichbares am Markt.