Phonak keine Pro Tour Lizenz

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Der Schweizer Phonak-Rennstall, der in den letzten Monaten in mehrere Dopingaffären verstrickt war und an seinem amerikanischen Star Tyler Hamilton trotz "positiver" Dopingproben lange festhielt, hat endgültig keine Lizenz bekommen für die ProTour im kommenden Jahr. Dies teilte der internationale Radsportverband UCI am Dienstag offiziell mit. Phonak bekommt damit die bittere Quittung für ein katastrophales Krisenmanagement in den letzten Wochen.

Die Lizenzierungskommission der UCI hatte am 13.November überraschend Phonak eine ProTour-Lizenz verweigert. Bei dieser vorläufigen Entscheidung blieb die UCI-Kommssion, die am Dienstag die Liste der Mannschaften bekanntgab, die im kommenden Jahr die neue ProTour-Serie bestreiten werden. Phonak, das einen Platz darin sicher zu haben schien, ist nicht dabei. Die französische AG2R-Equipe und der belgische MrBookmaker-Rennstall, die sich Hoffnungen gemacht hatten, gegebenenfalls als Ersatzteams eine Lizenz zu bekommen, wurden ebenfalls nicht berücksichtigt. Beide Teams erfüllen nach Ansicht der UCI nicht die sportlichen Kriterien. In der ersten ProTour-Saison wird es nunmehr nicht wie geplant 20, sondern nur 19 Mannschaften geben.

Die UCI-Kommission, die Phonak die Lizenz verweigerte, besteht ironischerweise aus drei Schweizern (Pierre Zappelli, einem Richter am Schweizer Bundesgericht, Andre Hurter und Hans Höhener). Gegen die Entscheidung kann Phonak beim internationalen Sportgerichtshof (TAS) Rechtsmittel einlegen.

Phonak zum Verhängnis wurden eine Reihe von Dopingfällen (Camenzind, Hamilton, Perez) in den letzten Monaten und vor allem wohl der Umgang mit dem spektakulären Fall Hamilton. Die Führung des Schweizer Teams hielt an dem Zeitfahr-Olympiasieger fest, obwohl der gleich mehrmals des Dopings mittels Bluttransfusion überführt wurde, erst bei Olympia, dann bei der Spanien-Rundfahrt. Seine Olympische Goldmedaille kann Hamilton nur behalten, weil die Probe falsch gelagert wurde und eine B-Probe nicht möglich war. Hamilton und sein spanischer Teamkollege Santiago Perez waren die ersten Sportler, denen Doping mittels Bluttransfusion nachgewiesen wurde. Phonak suspendierte Hamilton zunächst nur widerwillig und zog das Nachweisverfahren in Frage. Phonak-Teameigner Andy Rihs berief sogar eine eigene Expertenkommission, die jedoch auch nicht zu einem (gewünschten) Ergebnis kam. Am 22.November erklärte Rihs gegenüber der UCI, man habe nun Hamilton, der noch bis Ende 2005 Vertrag hatte, entlassen. Phonaks katastrophales Krisenmanagement war kaum dazu angetan, verloren gegangenes Vertrauen wiederherzustellen.

"Das Phonak-Team hat seit dem Auftauchen der Verdachtsmomente nicht erkennen lassen, dass es dem Beispiel anderer UCI ProTour Teams folgt und den Kampf gegen Doping effektiv führt", hieß es bei der UCI-Lizenzkommission zur Entscheidung. Eine Aufnahme der Schweizer in die Topserie würde "heute wahrscheinlich das Image des Radsports beschädigen", hieß es deutlich.

Für die Mannschaft könnte die Entscheidung der UCI das Aus bedeuten. Für 2005 hatte Phonak weiter kräftig aufgerüstet. Zu den Neuverpflichtungen zählten der Kolumbianer Santiago Botero, der Spanier Miguel Angel Martin Perdiguero, diese Saison Sieger der Clasica San Sebastian, der Kolumbianer Victor Hugo Pena und der Amerikaner Floyd Landis, der im Juli bei der Tour de France der stärkste Helfer von ance Armstrong war. Phonak hält am Dienstagnachmittag eine Pressekonferenz in Lachen (Schweiz) ab.

Quelle: www.radsportnews.com
 
Natürlich ist das hart für das Team und sportlich sowie wirtschaftlich schwer zu überstehen, aber ich kann das nur gut heißen, dass die UCI endlich mal hart durchgreift. Es ist ja ganz offensichtlich, dass die bisherigen Strafen nicht viel gegen Doping ausrichten können. Wenn Strafen wie diese wirklich konsequent durchgezogen werden, überlegen sich die Teams bzw. Sportler viellleicht zwei mal ob sie dopen oder nicht... :mad:
 
Auch die FAZ äußert sich zu diesem Thema.

Für mich überraschend - es geht um viel Geld - aber begrüßenswert. Es ist keine Entscheidung gegen die Sportler (von denen es jetzt dummerweise natürlich auch einige sehr gute Rennfahrer ungerechterweise trifft), sondern ENDLICH MAL gegen die Leute, die die Fäden ziehen und nicht gerade zu einem sauberen Image beigetragen haben.
 
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