Tag 4: Über's Eisjöchel
Nach der ruhigen Nacht in meinem eigenen Zimmer wachte ich erstaunlich gut erholt wieder auf.
Ich sammelte die gut getrockneten Sachen aus dem Trockenraum, und begab mich zum Frühstück.
Das Frühstück auf dem Schneeberghaus ist das reinste Festmahl im Vergleich zu dem was manch andere Hütten einem vorsetzen. Es gibt ein Buffet mit Brötchen, Wurst, Käse, süßen Aufstrichen und verschiedenen Müslisorten. Dazu gab's eine ordentliche Kanne Kaffee.
Gut gestärkt packte ich meinen Rucksack, und trat die Abfahrt ins Passeiertal an.
Einer meiner liebsten Ausblicke. Sogar bei Wolken schön .
Zuerst fuhr ich auf der steilen Allrad-Jeeppiste in vielen tollen Kurven dem Timmelsjoch entgegen. Kurz hinter der Brücke über den Schneeberg-Bach zweigte ich dann auf den Wanderweg ab, und gab dem Rad die Sporen. Der Weg ist zwar technisch nicht sehr schwierig, aber bei entsprechend Tempo dennoch sehr spaßig.
Bald erreichte ich die berüchtigte Timmelsjoch-Straße, und war nach dem ersten Motorradfahrer schon fast ertaubt. Keine Chance dass ich meine hart erarbeiteten Höhenmeter auf dieser furchtbaren Asphaltstraße vergeude. Ich entschied mich für die Alternative – den Wanderpfad von Saltnuß hinunter in die Timmelsbach-Schlucht.
Dieser komplett menschenleere Trail führte mich zuerst über Felder, dann aber durch einen regelrechten Urwald. Dicht eingewachsen, aber mit etwas Voraussicht dennoch gut fahrbar windet sich der Weg den steilen Hang bis in die Schlucht hinab. Unten gibt es von der Brücke aus einen schönen kleinen Wasserfall zu bewundern.
Der Aufstieg auf der anderen Seite begann mit einer Treppe, die auf eine steile Wiese mündet. Diese nicht weniger als 45 Grad steile Rampe musste ich hoch, und erreichte endlich, 150hm über der zuvor überquerten Brücke, die Dorfstraße in Rabenstein.
Der Blick zurück über die Schlucht nach Saltnuß ( links oben).
Diese Straße brachte mich durch zwei Dörfer hindurch wieder an den Bach, und zum daran entlang führenden Wanderweg nach Moos.
Moos selbst wäre ein beschauliches kleines Alpenstädchen in schöner Lage, wäre das nicht der ständige Lärm der hindurch donnernden Motorräder. Also nur kurz im Supermarkt etwas Verpflegung geholt, und wweitergefahren – hinauf ins Pfeldertal.
Auch diesmal leitete mich der Track wieder abseits der Hauptstraße das Tal empor. Zum Glück allerdings ohne jegliche Wiesenquerungen ;-).
Nach etwa 50 Minuten überquerte ich auf einer Brücke den Pfelders-Bach, und fuhr das restliche Stück bis Pfelders-Plan auf der Hauptstraße. Der Ort selbst ist ein typisches Elite-Bergresort wie aus dem Katalog. Nobel, ruhig und teuer. Nichts lud zum Verweilen ein, also ging's direkt weiter auf breiten, ordentlich planierten Wanderweg via Lazins...
...zur Lazinser Alm.
Nachdem ich dort mein Wasser nachgefüllt hatte fiel mein Blick mit leichtem Schreck auf ein sehr abschreckendes Schild welches den Weg hinauf zur Stettiner Hütte als gesperrt auswies. Auf meine besorgte Nachfrage hin versicherte mir eine Kellnerin von der Alm aber dass man das nicht sio ernst nehmen müsse. „Da sind bloß zwei kleine Muren herüber gegangen, davon abgesehn ist er wunderschön!“
Derart versichert mache ich mich an die 1000hm Aufstieg die noch vor mir lagen.
Im Vordergrund die Lazinser Alm, mittig dahinter dann Teil eins des Aufstiegs zum Eisjöchel.
Der Weg war aufwärts gut zu schieben, und wäre abwärts sicher auch fast durchgehend fahrbar. Die beiden Muren-Querungen waren genauso unproblematisch wie versprochen. Leider hatte das keiner den Mountainbikern gesagt die gerade quer und sehr gefährlich ihre filigranen XC-Bikes den steilen Hang herunter schoben.
Von oben war der Weg nämlich nicht mit einem Schild gesperrt, sondern mit einer ausgewachsenen Baustellen-„Gefahr!!!“-Absperrung. Schade eigentlich, dass hier versucht wird Leute vor einer geringen Gefahr zu schützen, und sie damit zu einem deutlich kritischeren Wagniss gezwungen werden.
Die Jungs ließen sich auch durch mein Rufen nicht mehr von ihrem Plan abbringen, also setzte ich meinen Weg fort.
Nach diesem ersten Aufstieg erreichte ich das Hochkarr (heißt das so?) von dem aus endlich die Stettiner Hütte zu sehen ist. Auf streckenweise sogar wieder fahrbaren Wegen umrundete ich das riesige Geröllfeld, und brachte die verbleibenden 400hm vergleichsweise flott und entspannt hinter mich.
Die Stettiner Hütte - nach wie vor ein Provisorium.
Um 16 Uhr auf der Hütte angekommen war es endlich an der Zeit für ein spätes Mittagessen ... jup - Kaiserschmarrn!
Die gute Aussicht von der fast 2900m hoch gelegenen Hütte verzog sich leider binnen Minuten hinter den aufziehenden Wolken.
Da ich wenigsten ein bisschen was von der tollen Aussicht vom Eisjöchel haben wollte - ist ja immerhin der höchsten Punkt der Tour - blieb ich nach dem Essen noch über eine Stunde sitzen, und schrieb am Bericht. Als es dann endlich etwas aufriss, zog ich in Windeseile meine Wettersachen an und spurtete zum Jöchel rüber.
Das Provisorium der Stettiner Hütte vom Eisjöchel aus gesehen.
Das Abwarten hatte sich tatsächlich gelohnt - in zweierlei Hinsicht. Zum Einen weil der Blick tatsächlich einigermaßen gut, und zum Anderen erreichte genau in diesem Moment eine Lama-Karawane aus dem Pfossental das Eisjöchel.
Sowas hatte ich zuvor wirklich noch nie live gesehen ... richtig toll!
Nachdem die Tiere und ihre Begleiter durch waren, machte ich mich selber an die ruppige, kurvenreiche Abfahrt, und genoss mal wieder jeden Meter.
Leider dauerte es nicht lange, und schon erreichte ich den Eishof. Ab dort ist die Abfahrt dann zwar weiterhin landschaftlich schön, aber nur wenig interessant zu fahren.
Aber halb so wild - keine fünf Minuten später kam ich an meinem heutigen Ziel an: der schönsten, und urigsten Alm die ich kenne, und zu der ich seit ich sie vor Jahren entdeckt habe wieder zurück wollte - die Rableid Alm!
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