Warwohlnix - 2011 und das dicke Ende

17.09.2011 13:20 Biklimbix - Bike & Climb - Tag 8: Das finstre Ende

Ich klettere in den Bunker und spaziere ein bisserl durch die betonierten Gänge. Schon nach zwei Biegungen ist's allerdings stockfinster, mein gesamter Lichtkram ist praktischerweise draussen beim Radl geblieben. Naja, gehn wir halt wieder raus. Eine Hand an der Wand, will ich mich gerade umdrehen. Dabei mache ich wohl einen kleinen Schritt zu weit... der Fuß tritt ins Leere... ich folge.

biklimbix-darkness.jpg

Verdammt.

Zunächst hab ich keine Ahnung, was los ist. Alles ist dunkel, sehen kann ich gar nichts. Ich sitze wohl auf dem Grund eines gemauerten Schachts, etwa einen Meter breit, meine Hände ertasten rings um mich herum die kalten Wände. Besondere Schmerzen spüre ich nirgends, aber am rechten Bein passt irgendwas nicht mehr zusammen. Der Winkel ist unnatürlich. Ich trau mich nicht wirklich, groß daran herumzufühlen. Bin immer noch blind und mit der tastenden Hand auf einen herausstehen, zersplitterten Knochen zu stoßen, stell ich mir irgendwie gruslig vor.

Statt dessen richte ich meine Energien lieber darauf, aus meinem dunklen Verlies zu entkommen. Sollte mich damit vielleicht besser beeilen, solange der Körper noch voll Adrenalin gepumpt ist und ich keine Schmerzen spüre. Mühsam richte ich mich auf dem linken Bein auf und taste weiter. Es ist wirklich ein Schacht, einfach ein tiefes Loch, mitten in einem bequemen horizontalen Gang.

Kurz über Kopfhöhe erfühle ich schließlich die Kante. Verdammt... Schwein gehabt. Einen Meter tiefer und ihr hättet nie wieder was von Zorro gehört. So jedoch kann ich mich zweiarmig und einbeinig und mit viel Mühe an den glatten Wänden nach oben drücken und dann langsam und rückwärts auf dem Hintern aus dem beschissenen Bunker herauskriechen.

Was für eine bescheuerte Aktion.

Draussen die Bestandsaufnahme: Knochen sind nirgends zu sehen, Blut nur aus marginalen Schürfwunden. Das rechte Knie scheint im Eimer, stehen kann ich jedenfalls nicht mehr richtig. Aber wer muss schon stehen, wenn er ein Radl hat. Ich setze mich auf Specki und holpere langsam talwärts, später dann sogar auf den Trail zum Kreuzbergpass. Nochmal bescheuert, der ist nämlich gar nicht so leicht und S2 funktioniert nur im Sattel sitzend überhaupt nicht. Einbeinig gehüpfte Gegenanstiege sind auch kein wirklicher Spass. Bin heilfroh, als ich endlich eine Skipiste finde und den Rest der Strecke unkompliziert abfahren kann.

Drei bis fünf Eisbeutel später im Hotel am Pass dämmert mir langsam, das die Tour hier zu Ende ist. "Wird schon nicht so schlimm sein, vielleicht nur ein bisserl geprellt oder verdreht", damit komm ich diesmal nicht durch. Also noch ein letztes Mal zurück in den Sattel und die Strasse hinabgerollt nach Innichen. Dort wartet auch schon der Zug und fährt mich über Franzensfeste zurück nach München.
 
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Re: Warwohlnix - 2011 und das dicke Ende
Ach verdammt. Dass Du auch einfach kein altes leerstehendes Gebäude auslassen kannst und überall herumkriechen musst... Ich hätte Dir ja gegönnt, dass Du Dich "wenigstens" bei der Ausführung Deines Sports verletzt, aber sich bei so einer - entschuldige den Ausdruck - bescheuerten Aktion zu verletzen ist schon wirklich verdammt ärgerlich.

Dass Du froh sein kannst da überhaupt noch rausgekommen zu sein brauche ich eigentlich nicht zu sagen und somit möchte ich Dir nur noch gute Besserung wünschen und hoffe, dass Du auch aus dem Off noch hier anwesend bist, uns mit Geschichten und Bastelanleitungen versorgst und dass Du bald wieder um die Welt tingelst.

Schöne Grüße aus dem Münchener Osten


Fibbs
 
ach du heilige Schei**e :eek:

Als Kind hätte es da noch eins Hintendrauf gegeben :mad: ..... verdammt zum Glück ging es noch einigermassen glimpflich aus. Das Band verheilt schon wieder :daumen:

Ich wünsche dir gute Besserung und schnelle Genesung :daumen: aber nimm dir Zeit und lass deine Knochen in Ruhe verheilen. Sieh es doch mal positiv, so kannst du zum einen viel Stunden mit Planen verbringen, zum anderen hast du noch länger Spass in den Alpen ;)

Ich drück dir die Daumen und stosse heute am Abend auf deine Genesung an :daumen:
 
Mann, das hätte noch schlimmer kommen können. Erinnert mich ein bisschen an die Aktion vom Reinhold Messner, als er besoffen versuchte, eine Mauer im Schloss Juval hochzukraxln und sich dabei die Haxn für immer demolierte.

Wir sind mal bei Verdun in alte Bunker-Anlagen und unterirdische Stollen aus dem WK I geklettert. Ein Kumpel von uns wäre beinahe unten erstickt, als er versuchte, noch tiefer im Stollen altes Gerät zu bergen. Stacheldraht, Granaten und so Zeugs liegt doch dort noch immer rum.

Ich drück dir die Daumen, dass du vollständig wieder auf die Beine kommst.
 
Ach du dickes Ei! :( Da fährt der Strunzi jedes Jahr 10.000e von Kilometer durch die höchsten Gebirge dieser Welt. Überlebt Bären, Wölfe, Scorpione, Sandstürme, Unwetter und Malaria. :daumen: Und dann macht er sein Knie kaputt indem er in ein Plumsklo fällt! :(
 
Autsch... bei solchen Erzählungen rollen sich mir immer die Fußnägel auf . Aber Glück im Pech gehabt. Ich wünsch dir alles Gute bei der Reha
 
ouuu - wie ärgerlich... :( :(

aber was für ein glück, dass der schacht nicht tiefer war (schutzengel-zorro).
im gegensatz zu einem anderen abenteurer, dem ein CANYON-unfall fast zum verhängniss wurde, hättest du dir amputieren können, was du wolltest...

bleib tapfer - du wirst schon wieder - auch wenn dich ungewissheit und ungeduld (verständlicherweise) quälen.
 
Ich finds auch reichlich bescheuert. Ausgesetzte Mördertrails, nix passiert. Die schwersten Klettersteige, kein Problem. Aber dann quasi beim spazieren gehen in ein Loch fallen... toll.
 
Ist mir ähnlich passiert. Beim Losrollen nach hinten geglotzt, an ner Wurzel hängengeblien, nach links umgekippt und drei Meter tiefer auf dem linken Bein gelandet...mit dem Bike am rechten Schuh

Die drei 12-jährigen Pimpfe, die gerade am Kicker schaufeln waren, haben ganz schön gestaunt, wie krumm ein Bein sein kann.:lol:
 
Bitter, und wohl mit die schlimmste Vorstellung.
In einen tiefen Loch verletzt im Dunkeln zu sitzen, nicht zu wissen wie tief ...
-Horror-

Gott sei Dank bist du da lebend raus gekommen.

Ich hoffe du kommst so schnell wie möglich wieder auf die Beine.

ray
 
Hier noch der GPS-Track des Dramas. Und die einbeinige Abfahrt auf dem Trail war wirklich bescheuert. Hätte ja auch die Militärstrasse nehmen können. Oder noch besser: einen Hubschrauber holen. Wozu hat man denn sein Leben lang in die ganzen tollen Versicherungen eingezahlt, die Piloten freuen sich über Flugstunden.

Aber egal, dem Knie hat's wahrscheinlich nicht weiter geschadet. Ab ist ab.

An diesem Samstag abend zog später übrigens eine Kaltfront mit kurzem Wintereinbruch über die Dolomiten. Dauerschneefall am Sonntag, gegen abend lagen auf der Höhe wohl etwa 30cm Neuschnee. Dort ist bestimmt eine ganze Weile kein Mensch mehr vorbei gekommen, mein Radl und den Rucksack hätte man vor dem Bunker ansonsten ja irgendwann sehen können. Aber ein paar Tage in dem Loch sitzen... ohne alles... nein danke.

Handy hatte ich natürlich auch keins dabei, war alles draussen geblieben. Nicht dass es hinter fünf Meter Beton irgendwie funktionieren würde... aber ein bisserl Licht hätte man vielleicht damit machen können. Wie gesagt, ich wollt ja nur mal kurz reingucken.
 
@heyho+jo, das finsterbild ist ein fake, ich hatte keine nerven (und keine kamera) zum fotografieren in dem loch. aber genau so sah's aus! hab einfach eins von draussen genommen, schwarz überpinselt und einen geisterzorro drübergepappt, falls man den überhaupt sieht :).

biklimbix-bunker3.jpg

Das hier ist das erste Bild von hinterher. Gefällt mir aber nicht, da bin ich so unhappy.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Bild oben ist echt unheimlich! Ich wünsch dir gute Besserung!

Kann mich da nur anschließen... der Gesichtsausdruck (wenn es den wirklich vor Ort geschossen wurde) in Verbindung mit der Geschichte treibt mir unweigerlich Phantomschmerzen in meine Knie und ´nen Schauer übern Rücken.

Wünsch Dir allerschnellste und allerbeste Genesung und freu mich jezze schon auf mit Sicherheit folgende "Wasauchimmer"ixe! :daumen:

Grüße
Alex

edit: Da war einer schneller als ich mit der Auflösung... :lol:
 
na habedieehre, so woas vo bled glaufn ! wobei des ah nu vü schlimma endn hätt kenna, i wü gar ned dran denkn.

na dann nuamoi guade besserung vom kritimani.
und lass uns ab und zua fortschrittsbulletins zuakemma.

a ja, ned ois was in de dolos ummadumsteht is ausn grande guerra.
de befestigungen san vom duce:
http://www.moesslang.net/kreuzbergsattel.htm
und glei beim eingang san wirklich de häusln.
 
Negativ am selbstorganisierten Rücktransport: der "überaus freundliche" südtiroler Linienbusfahrer am Kreuzbergpass war trotz lautstarker Fürsprache der Wandererbesatzung nicht zu überreden, den einbeinigen Humpelzorro samt Specki vom Kreuzbergpass nach Innichen zu fahren. Platz war weiss gott genug, aber Radtransport ist nun mal gegen die Regeln.

War im nachhinein nicht so wild, es geht wirklich fast nur bergab. Und die paar flachen Meter konnte ich einbeinig mit Klickie ganz gut radeln. Trotzdem gemein.

Positiv: Die italienische Schaffnerin in Innichen hat mich sofort abgefangen, zu einem Sitzplatz im bereits wartenden Zug begleitet, mir mein Radl hinterhergeschoben und festgemacht, mir eine Fahrkarte gekauft und mir sogar noch ein Speck-Panino besorgt.

Auch positiv: Normalerweise bleiben dem Radler ja nur elende Bummelzüge auf dem Weg nach München, aber beim Umsteigen in Franzensfeste wurden Specki und ich diskret in den ICE geschmuggelt.

Negativ: Aussteigen in Münchner Hauptbahnhof am Abend des ersten Wiesn-Samstags: Einbeiniger Slalom durch torkelnde Bierzombies.
 
@kritimani, sauber, das ding sieht ja super aus, da muss ich nochmal hin! vielleicht mit ein bisserl mehr licht und weniger löchern.

@pfadfinderin, auch physios gibts wenige, die sich mit dem hkb richtig auskennen. drum radl ich immer durch ganz münchen zu jeder sitzung. glaub das lohnt sich... der tommi hatte früher unter müller-wohlfahrt die ganzen fc-bayern-knochen in seinen händen. da wird er mich schon auch wieder hinkriegen.
 
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@bikejoede, mein glück hat mich wohl zum ersten mal richtig verlassen. hoffe das ist kein dauerzustand.

@spectrum, die mit sicherheit folgenden "wasauchimmerixe" werden wohl erst mal "rehabilixe" sein.

was kann man da fahren? einen jakobsweg? einen donauradweg? einmal quer durch kanada auf dem highway 11? staubige flachpisten auf fuerte ventura? irgendwas anderes schön geteertes?
 
Wouw, krasse Sache Stuntzi.

Jetzt kann ich mir auch denken warum HKB.
Geht ja normal nur wenn der Unterschenkel ruckartig nach oben gerissen wird. Als erstes hatte dann wohl die Ferse von Deinem rechten Fuss Bodenkontakt.
Uaaah....

Gut das Du Dich so schnell selbst befreien konntest. "127 Hours" lässt grüssen.

Und dann radelst Du noch einbeinig bis Innichen? Da hättest doch auch bis München durchhalten können. ;)

Im Frühjahr kannst de ja das hier zum Rehalix machen: :D

http://www.northsea-cycle.com/
 
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