@Metalfranke @supermanlovers
Irgendwo hab ichs glaub schon mal kurz geschrieben: Die zusätzliche Bezeichnung "Race" ist etwas unglücklich gewählt, weil teilweise irreführend. Das gleiche gilt generell für Größenangaben von Rahmen via Buchstaben.
Am Ende zählt immer nur der Reach!
Auf den Punkt gebracht könnte man folgende Hilfestellung bei der Größenwahl geben:
- Such dir den Reach aus den du möchtest - und das ist wichtig - völlig unabhängig von der Größenbezeichnung S, M, L, XL oder S-Race, M-Race oder L-Race.
- Du möchtest mehr Bewegungsfreiheit am Hintern für steile Passagen oder generell? -> Nimm die Racevariante da der Sitzdom tiefer ist.
- Du hast kurze Beine? -> siehe Punkt #1
- Du hast ellenlange Beine, sprich Schrittlänge 95cm oder mehr (das ist jetzt nur eine Schätzung da ich mit Schrittlänge 91cm bei 1,90m auf dem L-Race gut pedalieren konnte). -> Nimm die normale Geometrie oder du musst damit rechnen eine extrem lange Sattelstütze verwenden zu müssen.
Und der wichtigste Punkt am Ende:
Fahrt die Dinger Probe und probiert verschiedene Vorbaulängen aus. Der Abstand von eurer "Sitz/Stehposition" bleibt identisch wenn ihr einen Large-Race Rahmen mit 30mm Vorbau oder einen Medium-Race mit 50mm Vorbau fahrt. Der Reach der beiden Rahmen unterscheidet sich in 2cm die ihr über den Vorbau kompensieren könnt.
Hier spielen persönliche Vorlieben für Körperposition, Einsatzzweck, Fahrstil etc die wichtigste Rolle! Das Gesamtsystem Mountainbike ist extrem komplex und wer nicht aktiv über dem Vorderrad fahren kann oder will kann sich virtuell über einen längeren Vorbau nach vorne bringen und gleichzeitig einen kürzeren Reach fahren. So passt derjenige auf zweierlei Radgrößen bei gleichem "Greifabstand" zum Lenker bei einem unterschiedlichen Handling des Bikes.
Geometrien sind schon immer im Wandel. Es gibt aber über die verschiedesten Anpassungsmöglichkeiten wie Lenkzentrale (Vorbaulänge, Lenkerhöhe und Lenkerbreit oder Lenkerbend) oder auch 5% weniger Sag oder mehr Druckstufe im Dämpfer oder der Gabel grenzenlose Möglichkeiten auf die persönlichen Vorlieben einzugehen.
Ein Beispiel vom
Suspension-Setup-Camp von Fox in La Fenasosa: Als ich Probleme mit dem Grip am Hinterrad hatte, machte mir Bill Brown die Front etwas weicher was mir nicht ganz nachvollziehbar erschien damals.
Hier ein kleiner Auszug:
Jens: Mir war die Gabel etwas zu unruhig über den Steinen und das Heck verlor recht früh den Grip
Bill: Die Gabel ist anfangs etwas zu hart gewesen, also haben wir den Luftdruck als erstes angepasst, damit du etwas tiefer in den Federweg eintauchst. Dabei ist es besonders wichtig, das Gesamtsystem zu betrachten. Wenn ich die Gabel weicher mache, ändere ich gleichzeitig die Position des Fahrers und damit die Achslasten, was natürlich die kompletten Fahreigenschaften des Bikes beeinflusst. Je nach dem, wo sich das Hauptgewicht eines Fahrers befindet, ändert sich die Gripverteilung zwischen Vorder- und Hinterrad.
Jens: Beim zweiten Lauf nutzte ich den gesamten Federweg und das Heck fand trotz der gleichen Einstellung am Dämpfer mehr Grip
Bill: Deine Position auf dem Rad wurde durch die Anpassung besser. Wichtig ist hierbei, dass jeder Fahrer anders ist und persönliche Vorlieben hat. Wenn ein Fahrer über der Front fährt braucht es ein anderes Setup, als wenn er über das Heck steuert. Die Geometrie eines Bikes ist ebenfalls nicht zu vernachlässigen.
Wenn ein Fahrer eine Sektion attackiert und weit über der Front lehnt, sollte die Gabel auf der einen Seite nicht zu weit in den Federweg tauchen aber immer noch tief genug federn, um das Gleichgewicht zum Heck zu wahren.
Und ja das Setup wurde an einem Downhillfahrwerk durchgeführt. Trotzdem ist das Prinzip 1 zu 1 auf jedes andere Bike bis hin zum Hardtail mit Federgabel übertragbar. Ein gut abgestimmtes Fahrwerk ist ein Teil des großen Ganzen. Weiterhin muss man berücksichtigen wie man als Fahrer wo auf dem Bike positioniert ist. Eine angepassten Geometrie (in Form von Vorbaulänge, Lenker und Lenkerhöhe oder auch einem Angleset) sowie das Pedalsystem (Klick oder Flat - bis hin zur höhe der Sohle der Schuhe/Pedale Achsabstand etc) oder die persönlichen Vorlieben bis hin zu den Reifen und dem Reifendruck – all das beeinflusst sich gegenseitig und ist nur durch ausprobieren spürbar.
Zu allem Überfluss kann sich das natürlich bei einer anderen Strecke wieder komplett ändern.

Der Shapeshifter wie auch Plattformdämpfungen oder absenkbare Federgabeln bis hin zu elektronischer Anpassungen (e:iShock) sind Möglichkeiten ein System (sprich Geländefahrrad) zu entwickeln, das den unglaublich verschiedensten Bedingungen und Anforderungen gerecht werden kann ohne in einer davon zu starke Schwächen zu haben.
Das Level der Technik - und auch die Ansprüche von uns Radfahrern - sind zwischenzeitlich sehr hochgeschraubt worden. Wir wünschen uns ein Rad das auf Asphalt fährt wie ein Rennrad, Bergauf auf dem weg ohne Schläge wie ein Crosser, im leichten Gelände wie ein 29" XC Bike über 650B Trail, vll sogar 26" Dirt-Einlagen und letztendlich 650B Downhill mit automatisch anpassbarem Radstand und Raderhebungskurve.
Ein Mountainbike decke immer einen bestimmten Einsatzbereich ab in dem es glänzen kann. Die generelle Größe dieser Bereiche hat sich massiv vergrößert in den letzten Jahren. Nicht nur weil wir von der Industrie "ein Bike für alles" fordern sondern auch weil massiv verbesserte Suspension oder Geometrien es möglich machen. Ich gehe schwer davon aus, dass ich mit meinem aktuellen 650B Trail/Endurobike auf dem DH-Rennen in Rittershausen weitaus besser abschneiden würde, als mit meinem BigHit von 2003 mit 24" Hinterrad, 680er Lenker und der ersten viel zu hohen 888 ohne anständige Dämpfung.
Wir müssen uns nur sehr genau fragen was wir mit dem Rad anstellen wollen und uns ebenfalls vor Augen führen wie sehr wir das Material ausreizen und/oder wie viel es uns noch den Arsch retten soll wenns mal brenzlig wird. Eine 160mm Plattform verzeiht mir immer mehr als ein 120er Trailbike. Trotzdem kann ich vll damit auf dem Hometrail genau so schnell sein und je nach persönlicher Vorliebe walze ich die Wurzeln unspürbar platt oder habe kleine Absprungrampen damit. Das kann sich ebenfalls schon ändern in dem ich mein Fahrwerk mit mehr oder weniger Pop Abstimme.
Ich kann nur jedem empfehlen, insbesondere weil es nicht mit hohen Kosten verbunden ist, sich verschiedene Lenker (Breiten sowie Höhen) und Vorbauten (kurze und lange) zuzulegen und anzufangen damit herumzuexperimentieren. Ein Spacer über oder unter dem Vorbau kann schon einen Unterschied machen. Erst wenn man sich hier wohl fühlt, sollte es ans Fahrwerk gehen und hierfür kann ich jedem diesen Artikel zur
Setuphilfe ans Herz legen (wie gesagt gilt das nicht allein fürs DH-Bike auch wenn er daran durchgeführt wurde).