Hier sind ja schon einige Seiten zusammengekommen. Mal ganz stumpf gefragt: was sind denn eurer Meinung nach die Vorteile von stark ausgestellten Drops (viel Flare)? Ich habe jetzt einige Lenker an meinem Gravelbike probiert und frage mich jetzt ob das tatsächlich so viel Sinn macht. Beim Easton AX70 bspw. muss ich die Hebel (
Sram) deutlich nach innen abkippen, damit ich in den Drops noch einigermaßen an die Bremshebel komme. Das macht die standard Oberlenker Haltung für mich aber recht unbequem, weil ich die Handgelenke dann automatisch entsprechend abknicke.
Ich stimme zu, dass das Gefühl einen Lenker mit Flare zu greifen im erstem Moment irgendwie besser zum "offroad" Thema passt, die Haltung ist irgendwie lässiger. Sobald ich aber wirklich Trails fahren möchte, muss ich an die Bremshebel kommen. Damit ich in den Drops an die Bremshebel komme muss ich recht weit oben in den Drops greifen, wo ich dann wieder nicht viel von dem starken Flare habe. Ganz unten fasse ich die Drops eigentlich nur an wenn ich mich klein und aerodynamisch machen will, da finde ich den starken Flare dann wieder total unpassend. Darüberhinaus halte ich die Position im Unterlenker - wenn man den Lenker von der Höhe her so montiert, dass die Oberlenkerposition auch noch Sinn macht- für zu tief, wenn es wirklich etwas steiler im Gelände bergab geht und mehr Kontrolle durch den Flare am meisten helfen würde.
Ganz gut warm geworden bin ich jetzt mit dem Zipp Service Course SL-70 XPLR. Da ist der Flare ausreichend, dass ich bei etwas steileren Abfahrten in den Drops nicht mit den Unterarmen den Oberlenker berühre und man die Ellbogen etwas mehr ausstellt. Fühlt sich schon nach Gravellenker an. Gleichzeitig ist der Lenker an der Aufnahme für die Hebel noch ohne Flare, sodass die Hebel nicht abkippen wenn man sie leicht eindreht. Das gibt eine für mich sehr ergonomische Oberlenkerposition. Ganz unten an den Drops (die sind auch nicht unnötig lang) habe ich noch das Gefühl mich schön klein machen zu können. Im Endeffekt sieht der Lenker aber doch sehr nach normalem Rennradlenker aus wenn er am Bike montiert ist.
Nachdem ich jetzt also einige Lenker probiert habe frage ich mich: Sind die Lenker mit starkem Flare vielleicht nur aus optischen Gründen so beliebt oder übersehe ich irgendwas anderes? wo greift ihr diese Lenker in welcher Situation? Ist eure Lenkerhöhe vielleicht so eingestellt, dass die Unterlenkerposition eure Hauptposition ist, oder empfindet ihr die abgekippten Hebel in der Oberlenkerposition einfach nicht als so unangenehm wie ich? Gibt es sogar Fälle wo ein solcher Lenker im Endeffekt nur aus optischen Gründen montiert wurde?
Bin auf eure Antworten gespannt.
Viele Grüße
Tim
Dass zu extremer Flare nichts bringt oder gar kontraproduktiv ist, finde ich persönlich auch. Allerdings finde ich persönlich gerade den angesprochenen Easton AX nicht als "zu viel" sondern im Gegenteil eher perfekt.
Den von dir genannten Hauptkritikpunkt, dass die Hoods zu stark gekippt sind, kenne ich von Lenkern mit deutlich(!) flacher ausgestellten Enden. Ragley Luxy war so ein extremer Fall, oder der Ergotec Gravel-Lenker. Das schaut dann so aus wie an dem Beispielfoto vom Woodchipper. Da finde ich genau das was du ansprichst auch furchtbar und ist in der Tat sowohl am Oberlenker als auch an allen anderen Positionen für mich kaum noch zu gebrauchen.
Auch schlimm finde ich es, wenn bereits der Oberlenker zu den Hoods hin nach außen gebogen ist, das zieht mir dann die Ellbogen komisch nach innen, wenn ich knapp hinter den Hoods greife (was meine liebste "Entspannungs"-Position ist)... also genau das Gegenteil was eigentlich durch Flare passieren sollte. Für mich ist Flare daher nur sinnvoll, wenn die Biegung nach außen erst im nach unten gebogenen Teil des Lenkers los geht, der Oberlenker bis zu den Hoods sollte imo möglichst "klassisch" sein, und eben nicht nach außen ausgestellt.
Den Easton AX fahre ich zufällig auch, an dem empfinde ich aber die Hoods noch nicht als unangenehm verkippt sondern eher im Gegenteil. Wenn man von oben auf die STI und den Oberlenker schaut, könnte man sie nur schwer von den STIs an einem klassischen Rennlenker ohne Flare unterscheiden. Von unten komme ich mit dieser STI Stellung auch super an die Bremsgriffe dran. Was ich primär daran mag ist, dass mit den ausgestellten Enden (und der generellen Form des Easton Lenkers) meine Handgelenke eine vollkommen natürliche Position haben können beim Greifen, sprich ich muss sie nicht verdrehen oder verkippen. Das ist natürlich eine vollkommen individuelle Sache weil abhängig von der Anatomie und bevorzugten Fahrposition jedes einzelnen. Ich mag den Easton AX jedenfalls so gerne, dass ich den mittlerweile auch am Rennrad dran hab, weil ich es einfach so viel angenehmer und entspannender für Hände/Arme/Schultern finde als die klassische Rennlenkerform, vor allem für sehr lange Touren.
Leider kann man schwer an den Daten ablesen wie die Form eines Lenkers dann wirklich ist. Da scheint jeder anders zu messen, und in manchen Fällen (Ergotec z.B.) frag ich mich schon, ob die das überhaupt jemals gemessen haben. Ich muss mal ein paar Vergleichsbilder machen. Ich hab hier einen Lenker, der mit 21° Flare angegeben ist, einen mit 16° und einen mit 20°. Alle komplett unterschiedlich bezüglich der Ausstellung der Lenkerenden, und zwar nicht in einem Bereich von 5°, sondern ich würde sagen der Bereich ist eher sowas wie 30°
Du sagst, dass du sehr weit oben in den Drops greifst im Gelände... wie greifst du eigentlich an die Bremse und wie sind die STI eingestellt? Meine STI sind am Übergang zum Oberlenker "flach" bis leicht nach unten geneigt eingestellt. Mit Hydros hab ich beim
Bremsen im Unterlenker auch nur den Zeigefinger in der untersten "Kuhle" der Hebel. Zwei Finger dran und die Hände entsprechend höher brauch ich eigentlich nur bei mechanischen
Bremsen. Entsprechend hab ich auch im Gelände die Hände recht weit unten und benutze recht viel von den Lenkerenden (trotzdem sind für meine kleinen Hände die meisten Lenkerenden immer noch viel zu lang)
Das Problem, das ich mit den Unterarmen an den Oberlenker komme, habe ich unabhängig davon, ob das Ding Flare hat oder nicht, nur bei Lenkern mit für mich unpassender Biegung an den Lenkerenden, wo ich die Hände nicht vernünftig platzieren kann oder nicht vernünftig an die Bremshebel dran komme, und dann in der erfolglosen Suche nach einer bequemen Position immer weiter nach oben wandere. Ein Ritchey Comp mit kugelrund gebogenen Drops war mal so ein Fall.
Bezüglich Lenkerposition/Höhe: ich mag den Lenker recht tief, also Sattelüberhöhung auch zum Oberlenker. Im Gelände immer Unterlenker in den Drops da hab ich den Lenker einfach sicherer in der Hand, dadurch mehr Kontrolle, und kann auch die Bremse besser dosieren. Außer mal eine kurze Böschung runter, das geht auch von den Hoods aus. Ich hab aber mittlerweile auch eine Droppersattelstütze dran, vorne sehr tief und dann den
Sattel im A*** oder noch schlimmer in der Magengrube find ich unangenehm, mit
Sattel unten ist das hingegen ganz geil wenn man sich vorne so klein machen kann, vor allem wenn's steil wird. Man hat einfach super Kontrolle übers Vorderrad und sehr wenig Überschlagsgefühl.
Keine Sorge! Du machst hier nichts madig.
Lenker mit Flare werden verwendet, wenn einer ohne zu wenig Hebelkraft bietet. Der Flare verbreitert den Lenker und damit den Hebel. Man hat theoretisch bessere Kontrolle. Die aber auch nur, wenn man tatsächlich auch breiter greift, also eher im Unterlenker. In den Hoods eher nicht. Es ist also eine Krücke um nicht ausreichende Kontrolle etwas weniger nicht ausreichend zu machen. Ich würde nur geringen bis mittleren Flare verwenden. Wenn der Lenker breit genug ist, gar keinen. Ich finde halt auch, dass Dropbars nicht zu breit sein sollten, weil sonst jeglich verbliebene Sinnhaftigkeit selbiger dahin scheidet, weil effektiv ein gerader Lenker mit etwas Biegung draus wird.
Dafür, dass du laut eigener Aussage erst seit kurzem überhaupt ein Dropbar-Gravel hast, und dich damit eh nicht anfreunden kannst, hast du aber ein ganz schön starkes (theoretisches) Urteil
