Ich bin auch gerade mal wieder in Finale und habe heute am radlfreien Tag mal im Liegestuhl ein bisschen zur Geschichte der Base Nato gegoogelt. Wer sich auch schon immer gewundert hat, was denn jetzt genau der militärische Hintergrund der Base Nato war, findet auf
dieser US-Veteranenseite ein paar Fotos und Hintergrundberichte zu dem Thema.
Die Base Nato war die Station 46 des Mediterranean Communications System (MEDCOM), das von der US-Airforce als eigenständige Ergänzung zum ACE-High-Funksystem – „Allied Command Europe Tropospheric Forward Scatter Communication System“ - betrieben wurde. Beide Systeme zusammen dienten der europaweiten NATO-Kommunikation im Krisenfall.
Wikipedia zu ACE-High:
Das vom Militär kontrollierte ACE-Kommunikationssystem mit einem damals sehr hohen technischen und einheitlichen Standard (Abhörsicherheit und Verschlüsselung der Informationen) stand den Streitkräften der NATO zur Verfügung, um die wichtigsten operativen Zentren und die Radar-Außenposten untereinander zu verbinden, welche verstreut in den verschiedenen europäischen NATO-Ländern installiert waren.
Dabei wurden mit Parabolantennen gerichtete UHF-Aussendungen hoher Leistung an der Troposphäre zur Erde zurückgestreut (Troposcatter), wodurch hohe Reichweiten erzielt werden konnten. Der Vorteil von ACE High war, dass solche Verbindungen auch dann noch funktionierten, wenn Kurzwellen-Verbindungen nach dem Einsatz von Kernwaffen beeinträchtigt wären.
Umfassende technische und organisatorische Infos zur ACE-High gibt es
hier.
Die Unterseite zum technisch weitgehend identisch aufgebauten MEDCOM-System ist
hier.
Die beiden MEDCOM-Gegenstellen der Base Nato waren auf dem Feldberg in Deutschland und in Coltano bei Pisa.
Der kleine Kasernenkomplex der Base Nato bestand im Wesentlichen aus
- einem Trafo-Turm zur Anbindung an das öffentliche Stromnetz
- einem grossen Wassertank
- einer kombinierten Kfz- und Lagerhalle
- einem zweistöckigen Mannschaftsgebäude mit Aufenthalts- und Schlafräumen, Waffenkammer, Sanitätsstation, Büroräumen und einer Kantine
- einem mehrräumigen Funkgebäude für die Sende- und Empfangselektronik und deren Bediengeräte
- einem kleinen Notstrom-Generatoren-Häuschen (die Beton-Sockel für die Generatoren sind noch heute zu sehen)
- jeweils zwei große Parabolantennen in Richtung der beiden MEDCOM-Gegenstellen (auch deren Betonsockel sind noch vorhanden)
Das ca. 20-köpfige Kasernenpersonal umfasste neben einer aus italienischer Militärpolizei bestehenden Wachmannschaft vor allem ein Team aus Funkspezialisten, die 24/7 damit beschäftigt waren, die Ausrichtung der Antennen (jeweils zwei in jede Gegenstellenrichtung) an die laufend wechselnden troposphärischen Bedingungen anzupassen
Ansicht des Base Nato Komplexes in seiner aktiven Phase:
Die beiden Antennen in Richtung Feldberg im Schwarzwald (rechts die Kfz-Halle, dahinter das Gebäude mit der Funk-Anlage):
Die beiden Antennen in Richtung Coltana bei Pisa:
Das MEDCOM-Stellen-Netz:
Ein ehemaliger Funker schreibt:
„Standort 046 war ein guter Dienst, weil dich niemand mit dem typischen militärischen Blödsinn belästigt hat. Es gab einen Master-Sergeant, der den Ort leitete, und solange Du pünktlich zu Deiner Schicht auftauchtest und die Kommunikation so gut verlief, wie es angesichts der inhärenten Probleme mit dem System zu erwarten war, hat er Dich nicht belästigt.
Der Winter konnte hart sein, weil wir oft wochenlang auf dem Gelände eingesperrt waren. Wir hatten mehrmals einen Mangel an frischen Lebensmitteln, weil wir selbst mit der Snow Cat (Schneemobil) nicht unter die Schneelinie kommen konnten, um frische Vorräte vom Camp Darby oder dem Stadtmarkt in Finale Ligure zu bekommen.“
Die Jungs hätten sich sicher auch nicht gedacht, dass die Base Nato mal ein beliebter MTB-Hotspot auch und gerade zur Weihnachtszeit wird.
