Da sind nun schon sehr viele gute Beiträge und Argumente in den Thread eingeflossen.
Ich versuche nun - ganz eigennützig und subjektiv - die mich (ich denke nicht nur ;-) ) betreffenden "Probleme" der hier vorgetragenen Lösungsversuche darzustellen, um meine bisherigen und folgenden Beiträge zu "rechtfertigen" (mir wurde ja mangelnde Konstruktivität nachgesagt).
Eingangs sei erwähnt, dass die Ausgangslage für jegliche Vereinbarungslösung in AT rechtlich und auch gesellschaftlich eine andere ist als in DE, F, IT oder CH. In AT ist das Fahren mit Fahrrädern abseits öffentlicher Straßen (Gemeinde- und Landesstraßen) grundsätzlich verboten. Das sehe ich als den größten Gamechanger.
Den "ebenbürtigen" Naturnutzern (im Vergleich zu anderen wie Wanderern, Tourengehern etc) und "erlaubten" Gästen in den anderen Ländern stehen in AT "Bittsteller" vor "berechtigten" Interessenten.
Das kann und wird nach sich ziehen:
- Insellösungen (es wird niemals überall ausreichend Strecken geben, v.a. in infrastrukturschwachen, bevölkerungsarmen Regionen)
- Verweisargument: "habst je eh schon so viel Strecken" - wurde mir schon vor 10 Jahren vorgetragen auf einem Wanderweg - der nächste erlaubte Trail war damals in einem Bikepark, 70km entfernt. Dieses Totschlagargument wird mit steigender Anzahl an "legalen Lösungen" immer zielführender.
- Verweisargument, die Zweite: Problem des "illegalen" Fahrens in der Nähe erlaubter Trails kann zum Ende des Konsens führen. Frage: sind die Schafe wirklich schwarz, bloß weil sie illegal fahren, weil ihnen die gebauten trails eben nicht zusagen? Sind die Schafe wirklich schwarz, weil sie dort schon seit 30 Jahren fahren und werden sie schwärzer, weil nebenan ein moderner Trail gebaut wird? (Ich vergleich das mit Pistengehen im Schigebiet, das auf ein Tourenareal gebaut wird)
- Fahrverhalten: durch eigens angelegte Trails steigt der Anteil "aggressiver" (aus der Sicht anderer Naturnutzer) Fahrer, was auf bislang tolerierten Trails zu weiteren Problemem führen kann. Wurde hier schon vorgetragen.
- Zunahme von Kfz-Verkehr: Weil es eben niemals ein befriedigendes flächendeckendes Angebot geben wird, das oben angeführte Verweisargument zu verminderter Toleranz (Bauern, Jäger, etc) führt, werden jene, die nicht das Glück haben, "bikeläufig" (also im Sinne von fußläufig) legal biken zu können, mit dem Auto anreisen. Die Anreise mit der Bahn ist so eine Sache (Platzmangel, reservieren, zusätzlich tlw gar nicht wenig zahlen) - für einen spontanen Ride tut sich das kein werktätiger Mensch mit Auto an. Folglich wird eine an sich halbwegs umweltverträgliche Sportart ins Gegenteil verkehrt.
- Paywall: vertragliche Lösungen kosten, Erschließung und Erhaltung ebenso. Das ist kein Vorwurf, bitte. Aber es wird darauf hinauslaufen, manchmal springt eine Gemeinde ein, dann ist ein Verein eben so gut aufgestellt und idealistisch, dass es ohne Entgelt geht, oder beides - in meiner halbwegsen Nähe zb Bruck, Knittelfeld, von mir aus auch Graz und vor allem in SLO (wo ja die Rechtslage außer auf den Forststraßen unserer sehr nahe steht).
Dennoch begrüße ich die immer mehr entstehenden Trails, fahre diese mit Genuß und Dankbarkeit. Seit meine Tochter mitfährt, leiste ich mir auch die Gravity Card.
Aber - und das ist die Crux - meine "Abenteuer" auf gschissen schweren Bergwegen möcht ich dennoch nicht aufgeben... Ebensowenig die gemütliche Steirerkasjause mit Bier bei der Alten auf der Alm, wo nie und nimmer eine Vertragslösung denkbar ist, weil Hochwohlgeboren das nicht will.
Für mich ist Biken halt mehr als Ballern auf gebauten Trails, vielleicht weil ich alle Facetten des Berg"sports" liebe und betreibe.
Die smarteste, aber gewiss unwahrscheinliche Lösung wäre folgende - einfach der umgekehrte Zugang:
Komplette Legalisierung der Befahrung von Forststraßen und Wanderwegen mit Ausschlussmöglichkeiten durch die Eigentümer/Wegehalter. Diese soll mit Behörden und Interessenten (Gemeinde, TV, alpine Vereine, Naturschutz, Jagd und eben Biker - also eh!) ausgehandelt werden in Kombination mit vertraglichen Lösungen für gebaute Trails.
Dabei kann und muss auf die unterschiedlichen Interessen Bedacht genommen werden, dh es können und sollen ganze Zonen (wir müssen ja nicht wirklich überall hin! Wildschutz, Wanderer, neuralgische Forststraße, Hofdurchfahrten, Tierhaltung etc), einzelne Straßen und Wege ausgenommen werden können.
Die Haftungsfrage könnte mit einer personbezogenen Pflichthaftpflicht- und Pflichtunfallversicherung für das Fahren abseits öffentlicher Straßen im Sinne von Gemeinde- und Landesstraßen gelöst werden.
Das wird aber ein feuchter Traum bleiben, schließlich müssten dafür die Hälfte von 183 Menschen die Hand heben ;-)