Ein interessantes Thema, wahrscheinlich mit Signalwirkung. Ich weiß gar nicht, warum ich auf diese Nachricht so anspringe, vermutlich weil ich grade im Bikeurlaub bei Sturm drinnen sitzen muss.
Selten konnte ich eine Krise eins Wirtschaftszweiges so klar und das Zaudern der Vertreter so deutlich wahrnehmen. Aber vielleicht hatte ich die wachsweiche Pressemitteilung nicht richtig verstanden und den Bericht zu den Hintergründen neulich in der FAZ
(Link zum Artikel) noch in Erinnerung.
Besonders hängen blieb das Zitat des ZIV-Geschäftsführers:
„Denn wir alle sehen die enormen politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen für unsere Branche.“
Stimmt. Doch genau deshalb überrascht es mich so, wie planlos alle Beteiligten agieren.
Die Eurobike taumelt. Verbände steigen aus, Hersteller kritisieren lautstark – und plötzlich wird die „klassische Ordermesse“ als Rettungsidee gehandelt. Dabei scheint genau diese "Neuausrichtung" (sic!) das fossilste Element in einer Branche, die sich als Treiber der Mobilitätswende sieht.
Die Ordermesse ist tot, und sie kommt auch nicht zurück. Bestellungen laufen digital, global, und über das ganze Jahr hinweg. Fertig.
Mobilitätswende ist politisch, das muss man in Führungsverantwortung akzeptieren. Ein hohes Salär beziehen und es trotzdem allen recht machen wollen, war letztes Jahrhundert.
Sprich, man sollte die Schuld nicht allein den Messegesellschaften geben, die offensichtlich ebenfalls "to big to fail" sind. Die Branchenvertreter liefern kein überzeugendes Zukunftskonzept. Der Zehn-Punkte-Plan wirkt eher wie ein diplomatischer Minimalkonsens als eine Vision. Es wirkt, als sei sich die Branche vor allem einig,
gegen die aktuelle Eurobike zu sein – aber nicht,
wofür sie eigentlich stehen will. Das passt nicht zu einer Industrie, die sich gerne als innovativ inszeniert. Mich erinnert das frappierend an das Verschlafen der E-Mobilität der deutschen Autoindustrie und nun verzweifelt versucht, die Zeit zurückzudrehen - nur noch Erfolge erzeilt, weil Musk, wie auf Drogen, Tesla beschädigt hat.
Die Eurobike sucht ein Profil. Die Verbände suchen eine Strategie. Und die Branche sucht Orientierung und braucht offensichtlich zukunftsfähige Repräsentanzen.