[A] Alteisen 2.0 oder Verschlimmbesserung reloaded..

Drölfzigste Wasserstandsmeldung:
Bin nochmals weitere 2mm mit dem Cockpit uber die Spacer runter (insgesamt nun 5mm tiefer) gegangen, nur um zu sehen wie es sich so anfühlt. Habe so dann ne Runde auf meinen Hometrails in den Harburger Bergen gedreht. Anfangs dachte ich daß ich es nun übertrieben habe, da nun bereits in der Ebene deutlich mehr Gewicht auf den Handgelenken zu spüren war. Das ist definitiv nicht mehr ganz so bequem wie zuvor, nicht nur wegen der erhöhten Last auf den Handgelenken, sondern auch was die Sicht nach vorne betrifft, da ich nun den Hals weiter nach hinten biegen muss, wenn ich nicht nur auf mein Vorderrad starren möchte. Damit kann ich zwar leben, befürchtete aber daß es mich nun bergab im Steilen mich diese Position in jedes Loch reinziehen wird.

So bin ich dann mit gemischten Gefühlen in den anspruchvollsten Trail eingebogen:
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Doch wider Erwarten fühlte sich das so überall klar besser und nach deutlich mehr Kontrolle an, egal ob es im Steinfeld einfach ziemlich steil runter ging, oder ob ich einen gerade soeben noch rollbaren Drop nen halben Meter runter ging.
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So fing ich langsam an Vertrauen in diese neue Konfiguration zu fassen, und spürte das Vorderrad deutlicher stärker als jemals zuvor. Zuvor fühlte ich mich häufig vom Vorderrad entkoppelt und konnte es so auch nicht richtig spüren.

Die Sattelüberhöhung ist mit ca. 5mm zwar immer noch alles andere als krass, dennoch fühlt es sich schon spürbar anstrengender an als zuvor. Das war wohl auch der Grund warum ich zuvor von solch "tiefen" Einstellungen von vorneherein (auch beim Alteisen #1) Abstand genommen habe. Aber man darf halt auch nicht vergessen daß ich mit dem Winkelsteuersatz, der längeren Gabel, dem größeren Vorderrad und auch mit den Offsetbuchsen für den Dämpfer schon recht massiv in die ursprüngliche Geo eingegriffen habe, wodurch weniger Last auf dem Vorderrad liegt, wenn man da nicht über das Cockpit regulierend eingreift. Denn das Heck kriege ich natürlich nicht verlängert.

Am Ende des Tages hatte ich mehrere Situationen, in denen ich erstmals genau das Vorderrad spürte und so ohne Untersteuern behende durch schnelle Kurven fahren konnte. Ich mußte hierfür auch nicht mehr den Gorilla machen, was mir sehr entgegen kommt, da ich mich damit eh schon immer schwertat, da es mir unnatürlich vorkam. An das Mehrgewicht auf den Handgelenken und den weiter nach hinten gedehnten Kopf hatte ich mich da schon gewöhnt.

Für mich fühlt es sich wie ein Durchbruch bzw. Licht am Ende des Tunnels an. Ich werde es dennoch nochmal mit dem Weglassen des letzten 3mm-Spacer probieren, auch wenn ich nicht glaube daß es dadurch noch besser werden wird. Aber wie heißt es so schön, probieren geht über studieren :winken:
 
Die vom Enduro-Mag sind in deren Feldversuch ja auch gleich in (aus meiner Sicht krassen) 20mm-Schritten vorgegangen.
https://enduro-mtb.com/passender-rise-richtige-mtb-lenkerhoehe/

Im Test sind sie es allerdings nicht über die Spacer sondern über drei Lenker mit unterschiedlichen Rise (0mm, +20mm, +40mm) angegangen. Daß da deutliche Unterschiede was das Fahrverhalten betrifft zutage traten war dann ja schon absehbar. Aber da ging es ja auch nicht um Feintuning, sondern um die Auswirkung der unterschiedlichen Cockpithöhen darzustellen.

Nun hab ich nen Lenker mit 35mm Rise (Reverse Base) montiert, da mir der vorherige Lenker (Canyon G5) mit 20mm Rise zu tief baute und ich nicht mit nem riesigen Spacerturm weiter wie auf dem Bild rumfahren wollte.

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35mm Rise sind jedenfalls schon eher auf der hohen Seite anzusiedeln, dennoch habe ich es ja nun mit nur noch einem 3mm-Spacer geschafft eine gefühlt solide Verbindung zum Vorderrad hinzubekommen, die sich einigermaßen mit der positiven Feststellung im Test mit dem niedrigsten Lenker deckte, die da heißt:

"Ein montierter Flat-Lenker an unseren Test-Bikes war für unsere Tester sofort spürbar. Das Körpergewicht wird nach unten sowie in Richtung Front gezogen und die Verbindung zum Vorderrad fühlt sich weitaus direkter an. Die Lenkung ist bei niedrigen Geschwindigkeiten super präzise und man spürt in Kurven die Traktion des Vorderrades. Auf Flow-Trails und flacheren Strecken fliegt das Bike mit höchster Präzision durch Kurven und untersteuert dabei nicht."

Okay, mein Alteisen #2 fliegt nun deutlich präziser durch die Kurven, und ein Untersteuern konnte ich dabei nicht mehr wirklich feststellen, aber "höchste Präzision" ist da noch einmal was anderes, dennoch befürchtete ich dann auch die Nachteile einer solch tiefen Cockpiteinstellung im Downhill zu spüren, die wie folgt im Artikel beschrieben wurden:

"Fährt man jedoch in sehr steilem Terrain, dann zieht die niedrige Front euer Gewicht weit nach vorn in eine äußerst aggressive Position, die mehr Kraft und Energie kostet – wir hatten den Eindruck, dass unsere Arme und Hände schneller müde wurden. Durch die hohe Last auf dem Vorderrad fühlt es sich außerdem ein wenig überladen an und lässt sich in Kompressionen und über Löchern schwerer entlasten. Da wir überwiegend armlastig unterwegs waren, empfanden wir es außerdem als schwierig, mit den Beinen zu lenken."

Ja, meine jetzige Einstellung belastet die Arme und die Hände stärker, aber ich würde nicht sagen daß es sich nun überladen anfühlt. Auch das Entlasten des Vorderrades hat auf der Testfahrt im Downhill ohne erkennbar größere Anstrengungen jedenfalls immer noch gut geklappt. Kann also gut sein daß ich nun tatsächlich den Sweetspot einigermaßen gut getroffen habe.
 
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