Alkoholismus? Der Thread für Betroffene und Interessierte

Wie verhält man sich wenn es einen Bike Kumpel betrifft? 🙁 Er hat es scheinbar noch nicht akzeptiert, das es mittlerweile ungesund viel ist!

Hilft alles nix! Ohne eigene Einsicht, wird das nix!
Und das "alkfreie Vorbild" ist eher der Depp, Spaßbremse, usw. ...:(
 
Das stimmt häufig, aber eben längst nicht immer.
Tatsächlich gibt es zumindest für die Entwöhnung Untersuchungen, die nahelegen, dass die Eingangsmotivation kaum prädiktives Gewicht für den Therapieerfolg hat. Die Beziehungsgestaltung der Therapieeinrichtung ist die wesentliche Einflussgröße.
 
Was manchmal hilft (aber nicht immer), sind drastische, aber reelle Beschreibungen von einer "Amtsperson", sprich Arzt. Bei dem Mann von meiner Schwester war Rauchen aufhören nie wirklich ein Thema. Bis er dann wegen Taubheitsgefühlen im Bein beim Arzt war. Der hat ihm dann sinngemäß gesagt: "Entweder JETZT aufhören oder in 10 Jahren Bein ab." Der Mann von meiner Schwester hat darauf hin tatsächlich mit dem Rauchen aufgehört.
 
Ich bin ja noch nicht mal sicher ob ich mich überhaupt einmischen sollte, wo die Familie schon nicht weiter gekommen ist!?
 
Ich bin ja noch nicht mal sicher ob ich mich überhaupt einmischen sollte, wo die Familie schon nicht weiter gekommen ist!?
Sehe ich auch als schwierig an. Aus dem "nichts" darüber zu reden, könnte nach hinten los gehen. Wenn aber ein konkreter Anlass ist (z.B. 2 Halbe zu Mittag, während der Tour), wäre das ein Gesprächseinstieg. Da mal kurz, aber heftig eine Bemerkung fallen lassen, könnte mittelfristig helfen. Wichtig wäre halt auch, dass du nicht alleine da stehst, und dass andere der Gruppe genauso auf den Alkoholkonsum wie du reagieren.

Ich denke da auch an eine Diskussion hier im Forum, wo jemand in den Augen der anderen Beteiligten sicher war, dass der Kandidat ein massives Alkoholproblem hatte, er selbst aber das überhaupt nicht eingesehen hat. Da waren auch Bemerkungen drin wie "3 Weißbier spürt man doch nicht.", was ja auf eine gewaltige Gewöhnung hindeutet. Auch hier war das "Hauptproblem", dass der Kandidat fit war (trotz Sauferei) und deshalb jede Abhängigkeit abgestritten hat. Am Ende war er beratungsresistent.
 
Ich hoffe sehr, daß es bald klick macht bei meinem Kumpel, aber ich befürchte so schnell wird das nix, ich hoffe nur das es noch rechtzeitig geschieht, momentan ist er laut Familie (Frau, Tochter) noch am verharmlosen/leugnen, es gab schon etliche Warnschüsse und auch Ärzte die zu Entwöhnung rieten. Auch wollte die Tochter schon einen Termin bei ner Beratungsstelle vorgeschlagen, leider alles abgeschmettert.

Dann vielleicht mal fragen: "Was könnte mein Freund gerade von mir brauchen?". Klar, wenn keiner es ihm deutlich sagt, ist eine direkte Ansprache extrem wertvoll (Was beobachte ich? Was löst das bei mir aus? Was wünsche ich ihm? Will er was dazu sagen?). Wie liefen denn bisherige Gesprächsversuche?
Vermutlich gehts dem Guten schon völlig beschissen und er versteht durchaus, dass er sich zu allen Problemen und Ängsten dazu jetzt noch ein Alkoholproblem angeschafft hat. Vielleicht mal eine entspannte Situation zu zweit (ganzes Wochenende?) schaffen, dann mal nach dem Runterkommen mit einem Problem von Dir einsteigen, und dann schweigen / dem Gespräch Raum geben. Mag er sich öffnen? Viele Fragen stellen, Themen ergründen, statt sie gleich zu reparieren. Das könnte mehr bewegen, als (subtil) Druck machen, Ansprüche stellen, ihn verändern wollen(!) ...
Beim Einstieg geht es darum, in einer sicheren Gesprächssituation Deine echte Schwäche zu zeigen. Also keine Erfolgsstory, mit der Du ihm was beibringen willst. Sondern wirklich ein Thema, das Dir zur Zeit schwer auf dem Herzen liegt und ihn nicht betrifft. Stufe2 wäre dann, ein langsames "Wie gehts Dir, Markus?" mit Blickkontakt. So ein Gespräch tut extrem gut und lässt einen vielleicht merken, dass man bei einer Therapie vielleicht doch was gewinnen könnte.
Vielleicht braucht er auch einfach nur mal ein paar sorglose Stunden mit einem Freund, ganz ohne Problemewälzen.

Zum Thema "Leugenen und Klick-machen".
Ich habe auch Themen in Bearbeitung, die gerade fällig sind. Das macht nicht nur Spaß und ich verstehe jeden, der sich lieber versteckt oder mal eine Pause braucht.
Dennoch, die Hörbücher "Can't hurt me" (Goggins) und "Die subtile Kunst des darauf Scheißens" (Manson) halfen mir sehr weiter. Eine Wahrheit des Lebens: Jeder Weg hat seinen Preis. Es gibt keine Entscheidung und keinen Weg im Leben, der ohne Schmerzen abläuft. Ich kann mich also immer nur für den sinnvollsten Schmerz entscheiden und diesen dann möglichst würdevoll gestalten. Ein "Ja, dieser Schmerz gehört zu meinem Weg - und ich wachse daran!" ändert für mich alles.
Mein Ziel: Dass mich meine Vergangenheit und meine alten Gewohnheiten immer weniger regieren. Bewusstere, freiere, bessere Entscheidungen zu mehr Lebensglück.
Der Preis dafür: Die Schmerzen und Verwirrung, sich vielen Problemen zu öffnen und nicht gleich für alles eine Lösung zu haben. Vor anderen verletzbar erscheinen. Durch manchen "Pudding" muss man emotional noch einmal ganz bewusst durch, bevor er einen loslässt. Wohl' bekomm's! 🥄


Edit: Ach ja, Alkohol wird oft unbewusst als Selbstmedikation für benutzt. Unerkannte Depression, ADHS, Angststörungen ... spricht alles vorrübergehend ganz gut auf Alkohol an. War bei einem Freund von mir so. Entsprechend schwer kann eine Intervention sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein Kumpel hat auch ein bis mehrere Drogenprobleme. Er hat verstanden, dass es scheisse ist, war auch mal ein Jahr clean, gibt sich aber in letzter Zeit immer häufiger wieder hin: "is halt so", "ich mal wieder, das schwarze Schaf der Familie", "ich bin halt süchtig" uswusf.
Meine Laiendiagnose sagt, ADHS is in effect und die Depression wird medikamentös behandelt ("was aber nix bringt...").
Er sagt, wenn er keine Drogen nimmt, wird ihm das Leben irgendwann zu langweilig. Wie kann ich da ran, ihm zu helfen? Ich bin für ihn auch immer so ein schlechtes Gewissen und werde von Zeit zu Zeit geghostet, wenns mit ihm durch geht.
 
Wie kann ich da ran, ihm zu helfen?
Ganz allgemein: Je nach Gegenüber ist das schwer bis unmöglich. In deinem Fall scheint die Ursache tiefer zu liegen (also irgendwo, wo bisher keiner hin geschaut hat). Ich würde hier einen guten (!) Psychologen suchen. Natürlich muss er es wollen, sonst wird das nichts, und es wird sicher stellenweise auch schwer für ihn sein.

Und auf keinen Fall einen "normalen" Psychiater nehmen (den scheint er schon zu haben, wegen Medikamenten). Gefühlt 99% alle Psychiater hinterfragen niemals die Ursachen, behaupten vielmehr, dass eine Stoffwechselstörung im Gehirn vorliegen würde, die nur medikamentös behandelt werden könnte. Diese Arbeitshypothese ist zwar inzwischen wissenschaftlich widerlegt, aber davon wollen die Psychiater nichts wissen.
 
Ein Kumpel hat auch ein bis mehrere Drogenprobleme. Er hat verstanden, dass es scheisse ist, war auch mal ein Jahr clean, gibt sich aber in letzter Zeit immer häufiger wieder hin: "is halt so", "ich mal wieder, das schwarze Schaf der Familie", "ich bin halt süchtig" uswusf.
Meine Laiendiagnose sagt, ADHS is in effect und die Depression wird medikamentös behandelt ("was aber nix bringt...").
Er sagt, wenn er keine Drogen nimmt, wird ihm das Leben irgendwann zu langweilig. Wie kann ich da ran, ihm zu helfen? Ich bin für ihn auch immer so ein schlechtes Gewissen und werde von Zeit zu Zeit geghostet, wenns mit ihm durch geht.

Als Kumpel: Ich bin für dich da, auch wenn du konsumierst - so weit du das mittragen kannst. Ist seine Sache und du nicht sein Therapeut. Dabei nicht so tun als ob du es geil findest, aber signalisieren, dass du es trotz Ablehnung akzeptierst. Nicht drauf rumreiten. Anbieten ihn zu unterstützen, wenn er das möchte. Stabile Beziehung ist das A&O, genau das verlieren die Leute, grade wenn sie illegale Drogen konsumieren.

Ansonsten fragen, ob er nicht mal in Therapie will und was Neues über sich lernen möchte. Und dann die Arbeit den Profis überlassen, außer er lädt dich ein, darüber zu sprechen, was er grade über sich lernt.
 
Ein Kumpel hat auch ein bis mehrere Drogenprobleme. Er hat verstanden, dass es scheisse ist, war auch mal ein Jahr clean, gibt sich aber in letzter Zeit immer häufiger wieder hin: "is halt so", "ich mal wieder, das schwarze Schaf der Familie", "ich bin halt süchtig" uswusf.
Meine Laiendiagnose sagt, ADHS is in effect und die Depression wird medikamentös behandelt ("was aber nix bringt...").
Er sagt, wenn er keine Drogen nimmt, wird ihm das Leben irgendwann zu langweilig. Wie kann ich da ran, ihm zu helfen? Ich bin für ihn auch immer so ein schlechtes Gewissen und werde von Zeit zu Zeit geghostet, wenns mit ihm durch geht.

Der körperliche Entzug dauert meistens keine ganze Woche. Danach kommt der andere Teil: Erlernen, langfristig ohne die positiven Effekte der Sucht zu leben.
In Studien zu Handysucht kam raus: Geschafft haben es die, die sich intensiv mit etwas beschäftigt haben (neues Hobby, Familie besucht, Wohnung umgebaut). Als erstes wurden die rückfällig, die es nur über Disziplin und Zähnezusammenbeißen ohne neue Beschäftigung schaffen wollten.

Dein Kumpel hat Recht. Er hat das falsche Leben. Die Einsätze sind zu niedrig. Es geht um nichts Wichtiges, und die wärmenden Drogen (im alten sozialen Umfeld?) liegen so nah. Der Gute braucht eine Beschäftigung, die für ihn aufregend und fordernd genug ist. Entdecker, Feuerwehrmann, Rettungswagenbesatzung, Handwerker im Ausland. Projektleiter. Trainer im Sportverein. Familie gründen. MTB fahren. Er findet schon einen passenden Platz in der Gesellschaft - aber als unkonventioneller Typ muss man sich diesen Platz eben selbst bauen!
Den ADHS Suchttrieb könnte man auf legale Drogen umlenken (Ritalin etc). Nicht unbedingt, um dauerhaft in einem Schreibtischjob zu funktionieren. Sondern um "erstmal" für nötige Veränderungen handlungsfähiger zu werden.

Dir nutzt das alles wenig.
Was oben gesagt wurde ist super. Gut zureden. Ich habe ein scheues Familienmitglied, das lasse ich inzwischen mit Ansprüchen völlig in Ruhe. Einfach ohne Agenda zusammen chillen. Fortschritte anerkennen. Tut uns beiden gut.
Kannst Du mit Deinem Kumpel eine harte Herausforderung anzetteln? Hyrox oder Toughmudder oder AlpenMTB in 4 Monaten buchen und zusammen trainieren? Wettkampf ist aufregend!
 
Zuletzt bearbeitet:
@Air-Marky :
Ich hatte mit nem guten Freund auch mal die Situation. Er hat sich irgendwann jeden Abend ne Flasche Rotwein reingezogen, am Wochenende dann jeden Abend zwei oder fast literweise Cola-Rum. Das klassische 'meinst Du nicht, das ist ein bißchen viel?' hat nichts gebracht.
Irgendwann hab ich ihm gesagt 'Ich hab eine Bitte: Sammel über eine Woche alle Flaschen, die Du leer gemacht hast. Und dann schau drauf, ob Du die Zahl bei mir noch als gut oder gesund empfinden würdest, oder nicht. Du mußt mir das Ergebnis nicht sagen, ich fänd nur schön, wenn Du es mal machen würdest.'

Das hat ihn zumindest zum Nachdenken gebracht, der Anfang war so gemacht.
 
Schießt sich derjenige auch mal richtig ab?

Als Kind / Jugendlicher habe ich wenige Male mitbekommen, wie sich solche Leute dann benehmen (können).
Peinlich reicht noch nicht.

Evtl. mal die Kamera mitlaufen lassen, und später vorführen / reflektieren lassen.
 
Schießt sich derjenige auch mal richtig ab?

Als Kind / Jugendlicher habe ich wenige Male mitbekommen, wie sich solche Leute dann benehmen (können).
Peinlich reicht noch nicht.

Evtl. mal die Kamera mitlaufen lassen, und später vorführen / reflektieren lassen.
Leider alles schon vorgekommen, wird dann herunter gespielt oder ins lächerliche gezogen, einem Besoffenem könne man ja nicht böse sein!?
 
Ein Kumpel hat auch ein bis mehrere Drogenprobleme. Er hat verstanden, dass es scheisse ist, war auch mal ein Jahr clean, gibt sich aber in letzter Zeit immer häufiger wieder hin: "is halt so", "ich mal wieder, das schwarze Schaf der Familie", "ich bin halt süchtig" uswusf.
Meine Laiendiagnose sagt, ADHS is in effect und die Depression wird medikamentös behandelt ("was aber nix bringt...").
Er sagt, wenn er keine Drogen nimmt, wird ihm das Leben irgendwann zu langweilig. Wie kann ich da ran, ihm zu helfen? Ich bin für ihn auch immer so ein schlechtes Gewissen und werde von Zeit zu Zeit geghostet, wenns mit ihm durch geht.


Uff, wie bin ich denn da jetzt reingekommen..

ADHS und Depris gehen oft Hand in Hand, tw. auch ob des von Dir beschriebenen Dilemmas: Es is einfach alles zu Fad, man bewegt sich in einem ständigen BoreOut und man sucht eigentlich ständig nach der Reizüberflutung, so komisch es klingt, in solchen Momenten gibt der Kopf endlich mal Ruhe.
"Entspannungsmusik" war mein Todfeind, bei Heavy Metal bis die Boxen kotzen konnte ich schlafen wie ein Baby. Downhill, Cliffdiving, Moped etc. bei jeder Scheiße war, bin ich eigentlich immer GANZ vorne mit dabei.

Ich habe selber extrem ADHS, habe aber Gott sei Dank nach 39 Jahren Wege gefunden, es zu meinem Vorteil zu nutzen. Tabletten auch mal ausprobiert, aber irgendwie war das Gefühl des Kontrollverlustes immer größer als der nachhaltige Erfolg.
Die Sache mit dem Suchtgift kann ich schon auch bestätigen, denn genau da ist der Kopf auch abgelenkt.
Is hald schon wie geschildert bissi arg Scheiße.

Von daher: Schwierige Kiste. Das muss er selber herausfinden. Tabletten waren ein krasses Erlebnis (Ritalin bzw. Medikinet Adult) - helfen zwar den Fokus nicht zu verlieren, dämpfen aber auch die "Emotionale" Seite. Naja, bringt einen auch nicht weiter, gerade da ist es ja auch wichtig zu wachsen.

Ob es nun (Gesprächs)Therapie, Tabletten oder sogar med. Cannabis ist - das muss er selber herausfinden. Erst mal die Stille und Ruhe finden um zielgerichtet darüber nachzudenken.

Mmn.: Stürzt euch auf das ADHS. Der Rest sind nur unliebsame Nebeneffekte, die von alleine verschwinden, sobald am Kernproblem gearbeitet wird.

Vorsicht, Skurill: Ich schaffs mit Reiki, mach dieses Jahr wohl meinen Meister..
 
Ich hab ja selber ADHS und kenne das Bedürfnis nach nem "Reset" von Zeit zu Zeit. Und ich hätte auch gerne drei bis vier andere Jobs, weil das Gras überall anders grüner ist.
Das Problem ist halt, dass ich meine Mechanismen finden musste und es bei mir von aussen wahrscheinlich aussieht, als hätte ich keine Dämonen.
Ich bin halt seit 25 Jahren selbstständig und kann mir Totalausfälle einfach nicht leisten. Erst recht nicht, seit ich ne Autoimmunerkrankung habe, die schon leichte Fehltritte heftig bestraft. Vielleicht tu ich mich deswegen mit seinen Ausreden auch schwer.
 
Muss mal kurz kotzen:
Ich hab nen Arbeitskollegen, der ist ein ziemlicher Mann (no offense). Einerseits weiß er alles besser, andererseits zelebriert er irgendwie auch sehr seine Depression und ertrinkt im Selbstmitleid. Soweit so gut.

Nach der Trennung von seiner Freundin vor nem halben Jahr trinkt er ziemlich viel. Als wäre das nicht schon schlimm genug erzählt er auch immer recht stolz, wie viel er am Vorabend getrunken hat und wie rotzevoll er in die Arbeit gegangen ist, währens der Rest der Kollegen gebannt zughört und ihn dafür bejubelt. Mir hingegen wird von seinen Geschichten übel und fast noch mehr von meinen Kollegen.

Ich bin gespannt wie lang ich mich zurückhalten kann, bis ich nicht doch mal - ganz adhs like - irgendwas sage, um die ekelhaft verharmlosende Situation zu zerstören.

Von "wäre ich mit dir befreundet, würde ich dich zu den AAs begleiten" über "man muss nicht erst körperliche symptome zeigen um ein alkoholproblem zu haben" bis hin zu "ich hab auch etwas gebraucht bis ich gemerkt hab, dass ich ein Alkoholproblem habe" ist in meinem Kopf sehr viel Kino zugange.

Kotzen beendet.

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Zum Thema adhs kann ich sagen:
Medis haben eine ganz andere Wirkung (auf mich) als Alkohol oder andere Drogen. Ich hab nie das Gefühl "high" oder emotional gedämpft zu sein - letzeres bin ich aber vermutlich, ohne es wirklich wahrzunehmen. Die spürbare Wirkung ist einfach, dass ich mich besser fokussieren kann und Zeit habe nachzudenken, bevor ich handele. Ich nehme dennoch fast alles wie in adhs ohne Medikation wahr, aber lasse mich durch Eindrücke nicht so leicht ablenken. Der Nachteil ist leider dass man min 12 h hellwach und einen erhöhten Puls und somit auch Stress hat (versteh ich nicht wieso normale menschen sowas freiwillig als Droge nehmen). Ich genieße meine medikamentfreien Tage richtig, die jedoch selten sind da ich nie ohne in die Arbeit gehe oder Dinge tue, bei denen Unaufmerksamkeit schmerzhafte Folgen hat (Fahrradfahren, Autofahren).
 
Saufen bis zum Kotzen war bei mir übrigens eher selten. Mehr im Jugendlichen Leichtsinn, in der Sturm und Drang Zeit. Später eigentlich nur, wenn man der Schnapps getrunken wurde. Aber das war sehr selten.

Von 3-4 Bier täglich kotzt man halt nicht. :ka:
 
Ganz allgemein: Je nach Gegenüber ist das schwer bis unmöglich. In deinem Fall scheint die Ursache tiefer zu liegen (also irgendwo, wo bisher keiner hin geschaut hat). Ich würde hier einen guten (!) Psychologen suchen. Natürlich muss er es wollen, sonst wird das nichts, und es wird sicher stellenweise auch schwer für ihn sein.

Und auf keinen Fall einen "normalen" Psychiater nehmen (den scheint er schon zu haben, wegen Medikamenten). Gefühlt 99% alle Psychiater hinterfragen niemals die Ursachen, behaupten vielmehr, dass eine Stoffwechselstörung im Gehirn vorliegen würde, die nur medikamentös behandelt werden könnte. Diese Arbeitshypothese ist zwar inzwischen wissenschaftlich widerlegt, aber davon wollen die Psychiater nichts wissen.
Ah ja, spannende Hypothese mit den Psychiatern.
Ich hänge mit der Berufsgruppe quasi täglich auf ner Station rum, hab Visiten, externe Fallsupervisionen usw. aber dieser monokausale Ansatz ist mir noch nicht untergekommen. Die kooperieren hier sogar permanent mit den ganzen Psychologen, verrückt aber wahr.
Gibt's da was Handfestes zur Diskreditierung einer gesamten Berufsgruppe?
(Man munkelt, es gäbe sogar Psychiater, die sich auf Sucht spezialisiert haben...)
 
Gibt's da was Handfestes zur Diskreditierung einer gesamten Berufsgruppe?
Ja.

Meine Frau war mehrmals in Psychiatrien, habe sie dort auch besucht und diese Einseitigkeit dort voll mitbekommen ("Ich verstehe nicht, warum es der schlecht geht. Die ist doch medikamentös perfekt eingestellt, der MUSS es doch gut gehen". Dass die äußeren Faktoren (familiäre Gründe) immer noch voll da waren - kein Verständnis dafür).

Ein sehr guter Bergspezl hatte wiederkehrend massive psychische Probleme, die auch erklärbar waren (Verlust der Mutter im Alter von etwa 16 Jahren, insgesamt heikles familiäres Umfeld). Außer "Standardmedikamente" keine Lösungsansätze. Aussage sinngemäß "der braucht nur mal eine ordentliche Psychotherapie" und auf Rückfrage von mir, wie umfangreich die ist "ja halt eine Einheit (normal 45 min) pro Woche". Und dafür wurde er 24/7 in der Psychiatrie gehalten, ohne größere Beschäftigungsmöglichkeiten. Irgendwann, nachdem sich nichts mehr "verbessert" hat, wurde er entlassen. Er hat das nicht überlebt. Was ihn damals auch sehr mitgenommen hat, war eine Vormittagsgruppe (mit Psychiater), wo eine Patientin, die auch "Freigang" hatte, angekündigt hat, dass sie sich umbringen wird. Am Nachmittag war sie tot. Seine Frage war halt, warum der Arzt/Psychiater dort nicht eigegriffen hat, wenn die Patientin es doch so eindeutig angekündigt hat.

Eine Bekannte ist wegen massiven psychologischen Problemen freiwillig in eine Psychiatrie gegangen. Dort wurden auch umfangreiche psychologische Befragungen mit ihr gemacht. Sie hatte in den Jahren davor etliche Antidepressiva probiert, aber praktisch keins vertragen und ist am Ende bei einem sehr alten und exotischen Medikament gelandet. Ergebnis der ganzen Untersuchungen: Keinerlei psychologische Betreuung, geschweige Therapie, dafür "Standardmedikamente" (exakt, die, die sie nicht vertragen hatte). Sie hat sich darauf hin selbst entlassen und die Psychotherapie selbst gesucht.

Ein Bikefreund hatte eine manische Depression entwickelt, auch erklärbar über das familiäre und später berufliche Umfeld (auch nach seinen eigenen Aussagen). Einen Schub hatte er beim Psychiater, der ihn dann per Polizei (die ihn zusammen geschlagen haben) und Notarzt in die Psychiatrie gebracht hat. Dort das ganze Programm: Fixierung, Zwangsmedikamentierung, Null psychologische Betreuung, nur Medikamente. Das ganze Programm dort (mit "Schulungen" und "Gesprächen" Arzt - Patient) voller Widersprüche und widerlegten Annahmen. Inzwischen ist er zwar seit einigen Jahren "draußen", aber durch Medikamente ruhiggestellt, sprich, ein halbwegs normales Leben ist kaum möglich.

Daneben etliche Erzählungen von Psychiatern, die menschlich eine absolute Katastrophe sind. Beispiele von meiner Frau: (Sie war eine Zeit etwas moppelig) "Ich mag keine fetten Hunde." Zu ihrem Ex-Mann (der jetzt wieder ihr Mann ist) "Ihr Mann, das war ein riesengroßes Arschloch.". Beispiel von dem inzwischen verstorbenen Bergspezl: Er hatte einen Termin verpennt (kann schnell mal passieren, in der Stunde geirrt), darauf der Psychiater sinngemäß: "Ja mei, Pech gehabt, der nächste Termin ist hat erst in 6 Wochen." Und er hat dringend ein Rezept für seine Medikamente benötigt.

Zur Rettung dieser Berufsgruppe kann ich erzählen, dass meine Frau inzwischen einen Psychiater hat (der auch Psychologe ist, aber nicht für sie), wo sie medikamentös und menschlich perfekt behandelt wird.
 
Schreibt mal was, zu Euren Beweggründen, bitte! :)
Fünf oder sechs Jahre bei mir, wobei ich mich nie als Alkoholiker gesehen habe.
Rückblickend war es vielleicht nicht ganz so gesund, 20 Jahre fast jeden Freitag und Samstag einen Grund zum Trinken zu suchen und am besten jeden Vollrausch mitzunehmen weil "so halb angeduselt fühlt sich irgendwie kacke an".
Ausserdem hatte die Truppe immer Anstand und Stil und unter der Woche wurde nichts getrunken, "also kann es ja nicht so schlimm sein"...

Der erste Beweggrund war dann aber die Einsicht mit 35 Jahren ungefähr, das es einfach keinen Spaß mehr macht, wenn man mittlerweile 3 Tage Kater hat.

Und ausschlaggebend war dann meine Insulinresistenz in Verbindung mit der Depression, die dafür gesorgt haben das ich große Teile meines Lebens unter einem Schleier erlebt habe. Alles so diffus, wie Watte im Kopf.
Und dann kam die Erkenntnis, das es ziemlich dämlich ist sich diesem Zustand freiwillig auszusetzen, wenn man es sowieso ständig aufgezwungen kriegt.

Irgendwie war es dann ganz einfach, einfach nichts zu trinken 🤔
Komisches Gefühl, das heute alles so zu betrachten :)
 
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