Art der Gleichgewichtsfähigkeit beim Mountainbiken

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Moin Leute,
mache mich zur Zeit etwas kundig über die Anforderungen beim Mountainbiken...
Jetzt bin ich gerade an einem Punkt wo ich nicht weiter weiß. Die Gleichgewichtsfähigkeit bzw. deren Unterteilung.

Grundsätzlich kann man ja schon mal sagen das die dynamische Gleichgewichtsfähigkeit eine Rolle beim Mountainbiken spielt(?).
Wikipedia schrieb:
Die dynamische Gleichgewichtsfähigkeit bezieht sich auf die Haltung und Wiederherstellung des Gleichgewichts bei großräumigen Lageveränderungen und Drehungen des Körpers.
Nun stellt sich mir aber die Frage ob man auch zusätzlich von einer objektbezogenen Gleichgewichtsfähigkeit reden kann...
Wikipedia schrieb:
Sie bezieht sich auf die Fähigkeit ein Objekt mit dem Körper balancieren zu können, wie zum Beispiel den Fußball auf dem Fuß.
Man nutzt ja letztendlich das Rad mit seinem Körper und reagiert entsprechend der Fahrsituation.

Trifft meine Vermutung zu oder habe ich irgendwo einen Denkfehler?^^
Grüße
 
Geh doch einmal mit beispielen an das problem. Wenn du einen besen mit langem stiel auf einem finger balancierst, ist das nach der wiki def ein objektbezogenes gleichgewicht. Du musst das stielende immer so verschieben, dass der schwerpunkt im mittel über ihm bleibt. Nun nimmst du zwei stelzen, stellst dich drauf und gehst los. Jetzt musst du die objekte unter dir stets so bewegen und aufsetzen, dass dein schwerpunkt im mittel über eine bestimmten punkt bleibt. Ist das jetzt ein objektbezogenes (stelze) oder ein dynamisches gleichgewichtsgefühl?
Physikalisch gesehen gibt es keinerlei unterschied. Das gleichgewicht wird immer dynamisch gehalten. Das ganze sinnen und trachten dabei ist es, kräfte möglichst früh und schnell* in bestimmte richtungen wirken zu lassen, in denen ein fehler aufgetreten ist, der das system vom gleichgewicht weg treibt.
Die unterscheidung dynamisch objektbezogen ist meiner meinung nach einfach die definition des standpunktes. Danamisch heißt dann, ich bin das objekt, objektbezogen heißt dann, das objekt befindet sich außer mir. Bei den Stelzen und beim bike handelt es sich aber um ein zusammengesetztes system. Deswegen kann man einen trackstand in beide kategorien einordnen. Ich will nicht weg von dem ort und will auch nicht umfallen. Für das bike gilt das gleiche. Nur wenn das system bei all seinen inneren bewegungen zusammen bleibt, kann das gleichgewich überhaupt gewahrt werden. Da der bewegungsspielraum, in dem man das gleichgewicht halten kann, relativ klein ist, sind da auch keinerlei großräumige bewegungen nötig.
Das ist übrigens nach meiner erfahrung das schöne am biken. Die nötigen bewegungen (außer trial) sind relativ klein. Deswegen kann man auch im alter noch relativ gut technisch biken. Andere sportarten mit großräumigen bewegungen sind da deutlich unfreundlicher.

*Und deswegen geht das irgendwann nicht mehr über das bewusstsein, sondern ist reflexhaft. Stell dich mal auf ein bein und fasse mit einer hand deine beinmuskulatur an den verschiedenen stellen an. Du wirst staunen, wie aktiv deine muskulatur arbeitet, ohne dass dir das sonst aufgefallen ist.

Ich hoffe, diese gedanken helfen dir ein wenig.
 
Tiefschürfende bemerkung!
Nachdem ich den zitierten Wiki-Beitrag gelesen habe, wird das verständlicher.
Das radfahren ist nahe am statischen gleichgewicht angesiedelt. Dass das system rad-fahrer dabei nicht ortsfest ist, spielt keine große rolle. Objektbezogenheit reduziert die korrekturinformationen auf das gesicht und die bildverarbeitung. Das kann man mit dem balancieren eines längeren stabes ganz leicht selbst erfahren. Das ist eine leichte übung. Am besten geht es, wenn man das obere ende mit den augen fixiert. Schließt man die augen, ist nach spätestens zwei sekunden schluss. Auch balljongleure fixieren nur den höchsten punkt, an dem die bälle die bewegung umkehren. Der ball verweilt dort am längsten. Das visuelle system hat zeit zur wahrnehmung. Und die lage des ortes im vergleich mit dem angestrebten enthält alle information, wo der ball zu fangen sein wird.
So, jetzt ist amen!
 
Du muss ganz dringend mehr Trails fahren und weniger denken.
29.gif
 
Glaube das wäre die Lösung für viele Problem auf der Welt :daumen::D

oder den Anderen/mein Gegenüber erst mal einfach so stehen lassen als eigenständige Persönlichkeit mit Ecken und Kanten - und Fragen (die vielleicht auch seltsam klingen mögen ;))...
Der TE hat ja scheinbar einen wissenschaftlichen Aspekt hinter seiner Frage; vielleicht/wahrscheinlich hilft die Antwort von @Oldie-Paul weiter :daumen:
 
Nach den Wikipediaartikeln würde ich sagen es ist davon abhängig was man genau auf dem Rad macht. Das typische Tourenfahren ist ne statische Sache, Downhillfahren oÄ. in einigen Situationen auch eine dynamische Angelegtenheit ([...] Dabei kommen besonders die vestibularen Informationen zum Einsatz [...]). Je aktiver eine bestimmte Position/Haltung gehalten/eingenommen werden muss desto dynamischer wirds. Das objektbezogene ist mMn. nach der von dir zitierten Definition schlecht zu beurteilen, kann man glaubich reinargumentieren oder eben nicht. Wenn das noch keiner zitierfähig gemacht hat kannst Dich da wahrscheinlich frei austoben.

Grüße,
Jan
 
Nach den Wikipediaartikeln würde ich sagen es ist davon abhängig was man genau auf dem Rad macht. Das typische Tourenfahren ist ne statische Sache, Downhillfahren oÄ. in einigen Situationen auch eine dynamische Angelegtenheit ([...] Dabei kommen besonders die vestibularen Informationen zum Einsatz [...]). Je aktiver eine bestimmte Position/Haltung gehalten/eingenommen werden muss desto dynamischer wirds. Das objektbezogene ist mMn. nach der von dir zitierten Definition schlecht zu beurteilen, kann man glaubich reinargumentieren oder eben nicht. Wenn das noch keiner zitierfähig gemacht hat kannst Dich da wahrscheinlich frei austoben.

Grüße,
Jan
Naja, meine formulierung "nahe am statischen gleichgewicht" ist etwas gewagt. Am statischen gleichgewicht ändern sich die wirkenden kräfte nicht. Vorher schrieb ich das besser: "Das gleichgewicht wird immer dynamisch gehalten." Es ändern sich stets die gerade wirkenden kräfte. Der trail wirkt von außen ein und wir aus dem system heraus.
Eine bemerkung zum objektbezug. Ich hab es extra noch mal ausprobiert. Man kann sehr gut mit geschlossenen augen rad fahren. Und man weiß auch von überraschenden stößen und rutschern, dass es einen guten bereich gibt, in dem das system schnell wieder stabil wird. Profis ziehen sich auch auf dem bike bei voller fahrt um. Dabei haben sie freihändig fahrend für eine kurze zeit keinerlei blickkontakt zur umgebung.
Beim trackstand ist es wie beim jonglieren. Man fixiert einen entfernteren punkt. Man stellt das auge nicht einmal scharf drauf ein.
Das alles gilt für jede art von biken. Was ist aber beim mountainbike besonders?
Frage, was unterscheidet es von anderen arten des radelns?
Im wesentlichen ist es die unterlage und die notwendigkeit eine fahrlinie zu finden, die zu den gleichgewichtsmöglichkeiten passt. Darum auch die streckenbegehungen aller art. Man muss die möglichen abweichungen und gegenmaßnahmen erkennen und bewerten. Das merkt man, wenn es schief geht. Einen anlieger mit wonne hochfahren, wenn am ende keine platz für die gegenkurve vor dem abhang ist? ... nicht so gut. Man kennt das von einer einfachen kurve. Ich kann nur ausweichen, nachdem ich gegen gelenkt habe. Anders habe ich die nötigen kurvenkräfte nicht zur verfügung.
Deswegen hilft auch das zuschauen. Man bekommt vorstellungen von den erfolgreichen möglichkeiten. Dann muss man nur noch den kopf überzeugen. Die negative seite? Wenn jemand eine fahrtechnik reflexhaft beherrscht, kann er sie nicht mehr beschreiben. Die gegebene beschreibung führt beim adressaten zu keinem erfolgreichen handlungsbild.
Beim mountainbiken wird das auge intensiv eingesetzt. Ich entsinne mich, dass einer unserer deutschen profis mal von sehübungen sprach, die er trainiert. Das objekt ist der trail mit seinen topografischen eigenarten. Damit ist der objektbezug ein wesentlicher bestandteil der fahrtechnik. Der biker jongliert das bike und sich durch den trail.

@pacechris, @okleluga Ihr beiden weltretter tut mir jetzt leid. Ihr seid aber selber schuld. Warum schickt ihr mich auf den trail. Die besten überlegungen stelle ich immer beim biken an. Das hirn ist so gut durchblutet. :daumen::D
 
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