Logbuch Tag 5. Neuer Tag, neues Glück. Sehr unnorwegisches Wetter, blauer Himmel, kaum ein Wölkchen. Wir fahren wieder irgendwohin, betrachten dutzende unendlich wildromatische rote Hölzhäuschen am Strassenrand und das Tagesziel heisst Vögeltindern oder so ähnlich. In so einer reinen Männergruppe werden die Witze im Verlauf der Tage eben auch einfach nicht besser. Gut, dass die 1000hm heute wenigstens ein bisschen die Puste nehmen, dann muss man auch das doofe eigene Gelaber nicht ertragen sondern stapft eben ruhig vor sich hin und geniesst die Stille.
Ein laaaaaaaaaang gezogener verspielter Weg führt über eine sanft ansteigende Hochebene. Viele Biker vertragen die Wege hier sicherlich nicht, stellt der Diplomgeograf fest.
Endlich (!) kommt ein bisschen Spannung in den bis nachmittags faden blauen Himmel. Die Gruppe hört auf zu fotografieren, der Künstler macht dann ab jetzt dann Kunst (ob die weg kann, ist wie immer fraglich). Es gibt Wolken in schwarzweiss, Wolken in dezenten, moody (das sagt man so auf Instagram, hab ich gehört) Farbtönen zum Träumen,
Felsformationen von Wind und Wetter gezeichnet
und monochrome Aussichten auf geschwungene Fjordlandschaften.
Doch der verkannten Künstler wird mal wieder nicht ernst genommen, und mimimi, kaum am ziemlich runden Gipfel für einen Gipfel angekommen, ist den Herren kalt, weil mit Wolken ja oft auch der Wind kommt. Bläst schon ordentlich hier, da muss die Kunst einfach wieder einpacken und kann Radfahren gehen. Immerhin darf man sich ja auch auf ein Träumchen an Weg freuen und so ganz schlecht ist das dann hier nun wahrlich nicht.Ziemlich viel Gas, viele Kurven, viele ungewollte Drifts mit beiden Rädern gleichzeitig im weichen Boden.
Der eben noch so naturbetonte Diplomgeograf stellt seine Witzorgie zugunsten diverser Freudenschreie ein und auch der empfindliche hochalpine Boden hat sich nun dem Genussbikerwillen unterzuordnen. Da übernehmen dann Adrenalin und Endorphin das Komando in der Schaltzentrale und die Moral hat Pause. Immer wieder schön zu sehen, wenn man selbst die Klischees bedient, die man eigentlich doof findet. Mensch sein ist manchmal einfach auch nicht so wirklich sinnfolgend. Aber eben auch geil.
Würde mich jetzt schonmal interessieren wie sich das Thema Bodenverschleiss in 10 Jahren hier in der Ecke entwickelt.
Essen muss der Mensch und da liegt es auf der Hand, mal das Supermarktplastik Plastik sein zu lassen und selbst Hand anzulegen. Es laufen übrigens wetten, ob der Kommentare zu diesem Unterfangen.
Lecker frischen Fisch geangelt (soviel wie man eben essen mag und nicht mehr, wie man das in Meeresnähe eben so macht), direkt am Ufer ausgenommen. Die tierische Müllabfuhr kreist schon über unseren Köpfen, die guten Stücke kommen rein in die Pfanne und sind mit Kartoffeln ratzeputz verspeist. Grundehrliches und fast lokalpatriotisches Festmahl. Angenehme Lebensweise: radfahren, fischen, schlafen, könnte man sich dran gewöhnen, wäre man nicht so ein Angelanfänger.
Learnings vong ze Day: Bikebekleidung ist einfach zu kalt für statisches Fischen, styletechnisch allerdings unschlagbar individuell - die anderen Fischer schauten jedenfalls so, als hätten sie die Village People geade das erste mal gesehen. Rein prinzipiell wären moderne Outdoorklamotten sicherlich auch eher als Fischköder denn als Fischereibekleidung zu empfehlen. Der gemeine Dorsch scheint jedenfalls tierisch auf neongelben 90er-Jahre Look zu stehen.