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Biken in den Lyngen Alpen

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Vorwort: Hier in Folge lest ihr den Live-Bericht. Wir haben ausserdem eine Reisereportage vefasst - eine nett lesbare Geschichte, noch mehr Bilder und mit nützlichen Hintergrundinfomationen als Inspirationquelle gespickt. Viel Spass beim Lesen und nachfahren!
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Irgendwo weit, sehr weit, oben in Norwegen, viel weiter nördlich als der Polarkreis, gibt es nicht nur Eisbären und den Nordpol. Die Lyngen Alpen sind bei Skitourengehern ein mitlerweile relativ beliebte Reiseziel. Weite Natur, und Berge von 0 auf knapp 2000m über dem langgezogenen Lyngenfjord. Wie es der Zufall so will, gibt es hier nicht nur Schnee, Eis, Skitouren und Fjorde, sondern man hörte Gerüchte über ansprechende Wanderwege über tiefstehender Mitternachtssonne.

Nach dem letzten Livebericht 2009 (Hilfe ist das schon lange her!) wird es bei diesem Setting mal wieder Zeit für einen Livebericht. Nach mitlerweile 48h Fahrt und gerade soviel Alkohol als Tauschmittel im Gepäck wie nach Norwegen eingeführt werden darf, würden wir euch gerne an einem kleinen Livebericht teilnehmen lassen.

Knapp 2 Wochen Fjorde - uns jedenfalls- ziemlich unbekannte Wanderwege und malerisch arktischer Bergsommer. Wir freuen uns auf eure Kommentare, Tipps, und hoffen euch auch Hilfreiches und Inspiration geben zu können. Skitouren und Freeriden kann man in Lyngen bekanntich beachtlich gut, schauen wir mal, wie die Umsetzung auf zwei Rädern so funktioniert.
 
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Da bin ich mal gespannt... 1995 wollten wir (bergsteigend selbstverständlich und zugegeben noch relativ zeitig im Jahr) zur Sommersonnenwende auf den Jiekkevarri...seitdem weiß ich, wie sich bei einem Wettersturz ein "Whiteout" anfühlt. Im Abstieg, als Vorangehender einer Dreierseilschaft, hatte ich immer das Gefühl nach hinten umzukippen, da ich wusste, die Neigung nimmt talwärts zu - und das Hirn befahl: Zurücklehnen! Visuelle Orientierung gab es keine...Vergesse ich nie!
Bin mal gespannt was da Biketechnisch geht...ich habe endlose Granit- und Schneewüsten in Erinnerung (bis auf den schmalen Küstenstreifen).
Viel Spass.
 
@Th. hahaha, das kann ich mir gut vorstellen, Nordnorwegen ist ja nicht die Nordalpen ;) kenne die Region hier auch nur von Skitouren/Freeriden und ebenso gespannt. Man findet im Netz aktuell ja quasi weder biketechnisch noch wandertechnisch wirklich Brauchbares. Wenn man aber vorher wissen würde, was einen erwartet, wäre es erstens langweilig und zweitens würde es mich persönlich nicht wirklich interessieren. Da könnte man ja auch zum Eiffelturm gehen, da weiss man, was man hat.
 
Weitere 12h Autofahrt, immerhin die schönsten der insgesamt nun 36h rollend in der stinkenden Blechkiste, 3600 laaaaange Kilometer. Kurz noch den strengen norwegischen Zoll überzeugt, dass 0,5l Dosen gar nicht 0,5l fassen und schwupsdiwupps steht man in einem ziemlich kleinen Kaff irgendwo in Nordnorwegen. Rechts ein Fjord, dahinter Berge mit Schneeresten.

Eigentlich könnte man, obwohl Hochsommer hier ist, noch gatt ziemlich töfte Skitouren gehen. Einige Schneerinnenreste beginnen nur rund 300hm über Meereshöhe, die Berge reichen bis auf 1800m und bieten ziemich abwechslungsreiches Skitourengelände.

Diese Touren sind mir jedenfalls noch gut in Erinnerung, weniger sichtbar sind die Trails. Bislang sehen wir keinen einzigen, kein Schild, Wegweiser oder sinnvolle Einträge in diesem ominösen Internet können wir finden. Dagegen stehen beachtlich viele bunt geschmückte Fahrräder am Strassenrand mit noch viel mehr Nationalflaggen.

Morgen treffen wir uns mit Georg, ein deutscher Auswanderer, der hier seit vielen Jahren lebt und uns sein Bikerevier zeigen möchte.

In Lyngseidet:

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Bevor sich wieder jemand beschwert, ja das Logo auf den Bilder muss so groß und kommt da auch nicht weg. Leider klauen heutzutage mehr Menschen Bilder, als dass sie die Arbeit würdigen. Man bedanke sich bei den Arschis dieser Welt. Hab auch schlicht keine Lust schon wieder den Anwalt einschalten zu müssen und die Tränen mir am Telefon anzuhören.
 
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Vielleicht noch kurz dazu, wer dieses "wir" ist: @w.i.l.d.s.a.u. @Renito (glaube ich, der echte schläft nämlich schon ;)) und Daniel und wir fahren gerne Fahrrad und sind gerne in den Bergen und der Natur.

Offenlegung: Wir werden hier für den Trip ein bisschen mit ein paar Produkten ausgestattet um Bilder zu machen, dieser Livebericht ist davon unberührt und den machen wir nur wegen der Community, geben und nehmen und so, und sicher nicht weil wir ein paar Sportsocken gratis bekommen. Gesagt haben sollte man das allerdings. Andere machen das anders, weil Ruhm und Narzissmus, kann man machen, ist dann halt scheisse.
 
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So, heute berichtet mal jemand Anderes von unserem Lyngen-Bike-Abenteuer: Daniel :). Nach 3 Tagen im Auto brennen uns die Finger endlich auf die Trails zu kommen. Das Wetter ist einladend, das Frühstück (speziell das Brot :)) lecker. Sonst ist das Lyngseidet Gjestegard eher nicht sooo empfehlenswert (Personal... Freundlichkeit #not), speziell weil es ja rundum bekannte und gute Alternativen gibt. Um 9 Uhr trifft auch Georg ein, der Tourismuschef der Region Lyngen. Er wird uns die kommende Woche seine Region und die Trails hier zeigen. Kurze Lagebesprechung und los geht's.

Schiebend und fahrend erobern wir ca. 300 Höhenmeter bis zur Skihytta südwestlich oberhalb von Lyngseidet. Die Hütte liegt malerisch mit Blick über den Lyngenfjord. Wie oft in Nordnorwegen ist die Hütte offen und für Jedermann nutzbar. Flowig und teils mit gebauten Sprüngen geht es auf selbem Wege wieder hinab zur Küstenstraße, breites Grinsen inklusive. Link zum Trail: https://www.trailforks.com/trails/skihytta/

Nach längerer Mittagspause schauen wir uns den Start des Arctic Race in Lyngseidet an, dann geht es direkt wieder weiter mit dem MTB. Über den steilen Traktorveien strampeln wir 275 HM bis zum Einstieg der Gulruta (Trail: https://www.trailforks.com/trails/gulruta/), unserer geplanten Abfahrt. Unterwegs sehen wir uns noch die imposanten Trail-Neubauten von Andrew an, einem US-Amerikaner der für die Magic Mountain Lodge hier vor Ort Trails in den Wald buddelt. Weiter oben kommt er uns dann auch in Person entgegen - coole Socke. Super flowig geht es dann die Gulruta hinunter, danach noch ein Schlenker zu einem nahen Wasserfall und noch ein Traum von einem Trail :anbet: ! Achterbahn trifft es nicht einmal im Ansatz :daumen:... An der Magic Mountain Lodge befreien wir unsere Bikes dann wieder von der dicken Matschdekoration und ab nach Hause ins Quartier.
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Abfahrt von der Skihytta...
 

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Kaffee mit Blick auf die Lyngenalpen ...

Heute nehmen wir als erstes Morgens die Fähre auf die andere Seite des Fjordes - nach Olderdalen. Von dort aus bringt uns die E6 nach Djupvik. Dort treffen wir uns mit Georg. Es folgt eine kurze Lagebesprechung bei einem frischen Kaffee mit überragendem Lyngenalpen-Blick auf Georgs Terrasse.

Landeanflugsgefühle auf dem ersten Trail...

Danach fahren wir zum ersten Trailhead nach Sorkjosen. Steil bergan, teils schiebend, teils fahrend geht es zu einer kleine Hütte oberhalb vom Flugplatz. Dann auf technischen, teils etwas unscheinbarem Trail wieder bergab. Unten raus ist der Trail richtig fein, purer Flow und ein super Blick über den Fjord, im Vordergrund eine pittoreske Landebahn des lokalen Mini-Flughafens.

Flow und Nachmittagslicht hoch über der Baumgrenze...

Mittagspause am Auto, danach rollen wir auf den Bikes nach Storslett. Schiebend und fahrend, an zwei Stellen auch steil-tragend erarbeiten wir uns 600 Höhenmeter in Richtung Jyppyrä-Gipfel. Ganz zum Gipfel lohnt nicht, das Gelände wird dann einfach zu rau zum Biken. Nach längerer Fotosession genießen wir den Trail - ganz in das warme Licht der tief stehenden spät-nachmittäglichen Sonne getaucht. Immer wieder machen wir Fotos, schieben nochmal bergauf - solange bis das Wunschbild im Kasten ist. Der Trail ist sehr fein, richtig gut zu fahren, purer Flow, selten technische Raffinessen.

Gemütlich im Olderdalen Skicamp...

Abends kommen wir im Skicamp Olderdalen unter - die Besitzerin Heidi ist superfreundlich, die Ferienwohnung sehr gemütlich. Wir fühlen uns hier richtig wohl und dank einem schieren Kilo Fisch, das Heidi uns schenkt, muss niemand hungern. Dazu noch selbstgemachte Kabeljau-Suppe aus Heidis Kühlschrank - und wir sind glücklich. Das Olderdalen Skicamp ist aus meiner Sicht ein perfekter Ausgangspunkt fürs Biken hier in der Region - zumindest für 2-3 Tage. Lyngseidet ist mit dem Rad und Fähre kostenfrei zu erreichen, Storslett ist auch nicht so weit.

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unsere kleine Runde geht weiter, hoffe es verwirrt nicht zu sehr wenn hier mehrere Menschen aus der Gruppe berichten. Finde ich persönlich jedenfalls mal ganz spannend, bisschen anders einfach.

Eierproduzenten bei der Arbeit. Warum nochmal hat man eigentlich das Bike dabei, wenn der Schnee noch bis zum Meer reicht?!
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Schlumpfige Grössendiskussionen
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Fotograf fotografiert Fotograf beim Fotografieren! #selfiegeneration
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hochalpine Ebenen 500m vom Meer. Quasi hochalpin für Faule
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So in etwa sieht das dann von oben bis unten durchgehend aus.
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bis zum Meer - ohne Guide hätten wir das sicher nicht gefunden. Aktuell stehen die Trails nur auf der oben verlinkten Plattform. (machen dann noch ne übersicht der besten Trails irgendwann)
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Heute berichte ich, Dominik, vom vierten Tag unseres Trips in die Lyngenalpen... Norwegische Sommernächte hier im hohen Norden sind sicher sehr hell, Mitternachtssonne und so. In Heidis komfortablen Appartements wachen wir gut erholt auf, alle geschlafen wie zu Stein erstarrte Trolle und leider nichts mitbekommen von besagter Sonne zur späten Stunde. Um 10 Uhr holt Georg uns ab, nach einem Plausch mit Heidi machen wir uns bei Regen auf in Richtung Kafjordalen. Am unteren Parkplatz im Talboden packen wir, beäugt von einem zunächst ungläubigen Georg, 5 Bikes hinten und 5 Biker vorn in dessen Kastenwagen. Einer halb aus dem Auto hängend, geht es etwa 600 HM die steile Schotterpiste zum oberen Parkplatz und dem heutigen Trailhead hinauf.

Aussteigen, aufsatteln, Temperaturcheck: Saukalt! Regen, Wind. Egal, wir stürzen uns unter den Geräuschen Marius' Kameraverschlusses in den anfangs breiten, schnellen Trail. Die Münder reißen auf zu einem breiten Grinsen, die Wolken folgen und geben die Sonne Preis. Von jetzt an typisches Wetter für die Gegend, Regen, Sonne, Wind im fünfminütigen Wechsel. Dem jetzt schmalen, sich durch baumfreies, aber sanftes alpines Gelände windenden Trail folgend fliegen wir dem Tal entgegen. Im Flow nehmen wir nichts mehr wahr ausser den nächsten schnellen Metern, die uns dieser wunderbare Trail schenkt. So stehen wir ein Stockwerk tiefer plötzlich am Abgrund. Der hiesige Birkenwald gibt den Blick frei auf die Gorsa-Brücke, welche auch wir als dankbares Fotomotiv nutzen, uns kurz mit Hochprozentigem stärken, bevor wir auf der anderen Seite der tiefen, dunklen, von tosendem Wasser in den Berg geschliffenen Sabetjohk-Schlucht eine längere Trage- und Schiebeetappe antreten. Nach einer halben Stunde Schinden werden wir von einem wieder gut fahrbaren, in einen breiten Forstweg mündenden Trailabschnitt ins verfallene Erzminendorf Ankerlia ausgespuckt. Kurz noch den ordentlich gebauten Gapjump für den Adrenalinhaushalt mitgenommen, cruisen wir ehrfürchtig durch die metallenen und steinernen Überreste aus dem späten 19. Jahrhundert zum Parkplatz.

Brotzeit ist die schönste Zeit, und so machen wir uns frisch gestärkt mit dem Auto auf in Richtung Skibotn. Das dortige Quartier weiß direkt zu begeistern. Rote Holzhütte, viel Platz, viel Luxus und eine Waschmaschine, die ohne Widerrede unsere inzwischen Geschichten erzählenden Socken aufnimmt.

Als Tagesbilanz bleibt uns das beeindruckende Wetter hier oben. Rechts vom Auto Regen, links Sonnenschein. Wenn's einem nicht passt, in fünf Minuten kommt es anders und nie so wie man denkt!


Das Lied von Moos und Schotter...
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Alles raus was keine Miete zahlt. Der Norweger sieht das allerdings nicht so gern...
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Eng ist bekanntlich nicht gleich schlecht. Der Fotograph fehlt hier aber noch.
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The good, the bad and the ugly. Die Landschaft kann aber was!
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Stille. Ruhe. Fluss.
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Wir verdienen unser Geld ehrlich - wenns sein muss, auch auf dem Rücken.
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Posen, die Erste.
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Tiefe Einblicke in Norwegens geologisc.... Wow ist das tief!
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Posen, die Zweite.
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Kunst ganz runter, kann weg.
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Tag mhhh, 5 oder so. Das Zeitgefühl verlieren, ist ja einer der Klassiker, wenn man sich auf Reisen wohl fühlt. Zu müde für mehr Text gerade, die letzte Nacht durfte ich mit einem Wordpress-Hack verbringen. Danke liebes Arschl.... was für ein Aufwand für einen privaten Blog ohne, Einnahmen und unglaublich viel Zeitaufwand (powderplus.de, geht um skifahren) nur weil irgendwer denkt er muss alles kaputt machen für ein paar Pfennige. Hoffentlich ist das mit diesem Kapitalismus mal bald vorbei, Zeit wäre es.
Entgegen dem Plan gehts doch nicht Böötchen fahren und campen die kommenden Tage. Der/die Trails lohnen wohl eher nicht, und nur was für Fotos komplett zu stellen, ist mir ehrlich gesagt viel zu blöd. die besten Trails haben wir hier rund um Skibotn eh quasi um die ecke (+-1h Fahrt). Bessere Trails und schönere Landschaft geht eh kaum. Gut, ich würde ja total gerne mal ganz weit hoch in den Bergen hier fahren, funktioniert hier aber nur schlecht, da die Wege ab Baumgrenze eher selten überhaupt weiterführen und wenn dann nur auf 1000m hoch ca und nicht weiter, da der Norweger an sich dann zum Gehen keine Wege braucht und die Biker sich dafür wohl noch nicht stark genug interessieren mangels Masse und Wille. Nungut, jammern auf hohem Niveau macht eh am meisten Spaß.

Die wildsau schreibt zum frühstück morgen was. Und wenn nicht bekommt er keinen klassisch norwegisch wässrigen Filterkaffee. Das würde ihn sicher total treffen und unter Zwang arbeitet man eh am besten. Vielleicht.
 
Nach einer erholsamen Nacht und einem gemütlichen Kaffee werfen alle nochmal die Fußbodenheizung im Bad genießend unnötigen Ballast ab. Regenbogen Nr. 1 wartet vor der Tür. Wir packen unsere Bikes und Rucksäcke, unser norwegischer Guide Johannes steht pünktlich um 10 Uhr vor unserer roten Holzhütte. Georg hatte keine Zeit, so fahren wir mit Johannes, einem Lehrer hier aus Skibotn, der seine Freizeit gerne mit uns auf den Trails verbringt.

Entspannt einrollend ein Stück die E6 hoch, dann ab in den Wald. Regenbogen Nr. 2 beäugt uns beim hochradeln und schieben auf den sanften, von Kiefernnadeln übersäten Pfaden nahe Skibotn. Erst flach und wellig gegen Ende steil mit Tragepassagen erklimmen wir die 500 HM bis zum Rovijokfossen. Das Wetter spielt das gleiche Spiel, erst sanfter Regen, oben waagrechter Regen, Wind – Daheim könnte man jetzt meckern – hier ergibt sich ein wildes Bild reinster nordnorwegischer Schönheit: Wasserfall, unten im Tal der Ort Skibotn, Regenschleier verbinden grün-grauen Talboden und den blauen Lyngenfjord mit den zerrissenen Wolken und angezuckerten Berggipfeln. Und dazwischen immer wieder Sonne, Regenbogen Nr. 3 und 4 lassen nicht lange auf sich warten.

Unser Guide plaudert ein bisschen aus dem Nähkästchen, über das bisher gute Einher von Wanderern und Bikern hier in der Region, gemeinsam philosophieren wir über verschiedenste Trailbautechniken. Die Frage stellt sich, wie sich die lockeren Waldbodenachterbahnen auch bei mehr Radverkehr erhalten lassen. Die moorigen Abschnitte wurden an den meisten Stellen bereits mittels solider Holzbrücken vor den gierigen Bikerreifen und Wandererlatschen verschont.

Nach einem nasskalten Shooting und einem Eintrag ins Logbuch oben am Wasserfall stürzen wir uns den Fluten folgend den zunächst nassen, steilen, technischen Trail ins Tal. Eine willkommene Abwechslung, hier mit etwas gedrosselter Geschwindigkeit über Steine und Wurzeln zu balancieren!

Im unteren Teil lassen wirs dann laufen. Richtig laufen. Den griffigen Waldboden auf dem breiter werdenden Trail nur tangierend fliegen wir bis zur E6. Regenbogen Nr. 5. Das Grinsen bleibt uns im Gesicht, als wir am Rückweg die malerische Uferpromenade heimrollen, schonmal die ersten Aufbauarbeiten des Stifestivals begutachtend, auf das wir uns Donnerstag begeben werden.

Nach der Tour verabschieden wir uns von Johannes, bedanken uns für das facettenreiche Sahnestück von Trail und gehen fischen. 4 Stege ohne Fische, 3 verlorene Haken und einen weiteren Regenbogen später kommen 5 Dorsche auf den Tisch. Satt und zufrieden lassen wir den Tag Revue passieren und freuen uns auf die Fußbodenheizung am nächsten Morgen.


Wir kamen von links. Hinter uns gehts weiter.
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Poetische Bildbeschreibung siehe Text.
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Antreten - Reintreten - Nachtreten.
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B-Ware. Hier kann man sowas ja reinstellen.
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Carven im Wald.
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Ein Brett von einem Trail.
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Mehr B-Ware. Macht sich doch gut!
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Landschaft in Streifen - macht sich auch gut.
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Logbuch Tag 5. Neuer Tag, neues Glück. Sehr unnorwegisches Wetter, blauer Himmel, kaum ein Wölkchen. Wir fahren wieder irgendwohin, betrachten dutzende unendlich wildromatische rote Hölzhäuschen am Strassenrand und das Tagesziel heisst Vögeltindern oder so ähnlich. In so einer reinen Männergruppe werden die Witze im Verlauf der Tage eben auch einfach nicht besser. Gut, dass die 1000hm heute wenigstens ein bisschen die Puste nehmen, dann muss man auch das doofe eigene Gelaber nicht ertragen sondern stapft eben ruhig vor sich hin und geniesst die Stille.

Ein laaaaaaaaaang gezogener verspielter Weg führt über eine sanft ansteigende Hochebene. Viele Biker vertragen die Wege hier sicherlich nicht, stellt der Diplomgeograf fest.
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Endlich (!) kommt ein bisschen Spannung in den bis nachmittags faden blauen Himmel. Die Gruppe hört auf zu fotografieren, der Künstler macht dann ab jetzt dann Kunst (ob die weg kann, ist wie immer fraglich). Es gibt Wolken in schwarzweiss, Wolken in dezenten, moody (das sagt man so auf Instagram, hab ich gehört) Farbtönen zum Träumen,
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Felsformationen von Wind und Wetter gezeichnet
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und monochrome Aussichten auf geschwungene Fjordlandschaften.
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Doch der verkannten Künstler wird mal wieder nicht ernst genommen, und mimimi, kaum am ziemlich runden Gipfel für einen Gipfel angekommen, ist den Herren kalt, weil mit Wolken ja oft auch der Wind kommt. Bläst schon ordentlich hier, da muss die Kunst einfach wieder einpacken und kann Radfahren gehen. Immerhin darf man sich ja auch auf ein Träumchen an Weg freuen und so ganz schlecht ist das dann hier nun wahrlich nicht.Ziemlich viel Gas, viele Kurven, viele ungewollte Drifts mit beiden Rädern gleichzeitig im weichen Boden.

Der eben noch so naturbetonte Diplomgeograf stellt seine Witzorgie zugunsten diverser Freudenschreie ein und auch der empfindliche hochalpine Boden hat sich nun dem Genussbikerwillen unterzuordnen. Da übernehmen dann Adrenalin und Endorphin das Komando in der Schaltzentrale und die Moral hat Pause. Immer wieder schön zu sehen, wenn man selbst die Klischees bedient, die man eigentlich doof findet. Mensch sein ist manchmal einfach auch nicht so wirklich sinnfolgend. Aber eben auch geil.
Würde mich jetzt schonmal interessieren wie sich das Thema Bodenverschleiss in 10 Jahren hier in der Ecke entwickelt.
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Essen muss der Mensch und da liegt es auf der Hand, mal das Supermarktplastik Plastik sein zu lassen und selbst Hand anzulegen. Es laufen übrigens wetten, ob der Kommentare zu diesem Unterfangen.
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Lecker frischen Fisch geangelt (soviel wie man eben essen mag und nicht mehr, wie man das in Meeresnähe eben so macht), direkt am Ufer ausgenommen. Die tierische Müllabfuhr kreist schon über unseren Köpfen, die guten Stücke kommen rein in die Pfanne und sind mit Kartoffeln ratzeputz verspeist. Grundehrliches und fast lokalpatriotisches Festmahl. Angenehme Lebensweise: radfahren, fischen, schlafen, könnte man sich dran gewöhnen, wäre man nicht so ein Angelanfänger.

Learnings vong ze Day: Bikebekleidung ist einfach zu kalt für statisches Fischen, styletechnisch allerdings unschlagbar individuell - die anderen Fischer schauten jedenfalls so, als hätten sie die Village People geade das erste mal gesehen. Rein prinzipiell wären moderne Outdoorklamotten sicherlich auch eher als Fischköder denn als Fischereibekleidung zu empfehlen. Der gemeine Dorsch scheint jedenfalls tierisch auf neongelben 90er-Jahre Look zu stehen.

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so, heute mal Pause. Wellness würde der Urdeutsche wohl dazu sagen. Die Seele entschlacken, dem Alltagsstress entfliehen denkt sich der Bürodeutsche. Den Nordnorweger juckt das prinzipiell wenig, der macht das ohnehin so. Angeln ist bekanntlich ohnehin eine tagesfüllende und sinnstiftende Aufgabe.
 
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Zur Pause: ganz so ereignislos blieb sie dann doch nicht. Erst haben Rene und ich mich aufgemacht zu einem erfolglosen Angeltrip mit schmerzhaft hoher (und teurer...) Köderverlust-Rate. Warum klappt das nicht :D? Und ab 17 Uhr haben wir uns zu einem Treffen mit lokalen Wirtschaftsentwicklern begeben und unser ungeheures Fachwissen rund ums Biken preisgegeben :). Nein, mal ehrlich: wir haben halt unsere Sicht auf den Biketourismus, den man hier im kleinen Rahmen (!) entwickeln könnte, wiedergegeben. Ein Finale wird und sollte es nicht werden, dagegen sprechen sensitive Natur und die harten Anstiege, die man meist schiebend-tragend zurücklegt.

Ab 18 Uhr versammelte sich dann die volle Crew im Festzelt des Skibotn Stifestival, so eine Art urgemütliches lokales Bikefestival auf dem Strandbu Campingplatz. Dann gab es ein leckeres Sandwich zu essen: Waffeln, Fleisch mit Knoblauchbrot, mehr Waffeln. Morgen gehts mit den Tourguides des Festivals auf Trailjagd :).
 
Tag 6 war Pause und Festival. Tag 7 startet wie gewohnt, Kaffee, Toilette, Bike. Wir radeln vom Campingplatz zum Festival, sind deutsch und sortieren uns in Gruppen – nach Tour (Hatteng) und Guide (Bojan) geordnet. Mit den lustigen Norwegern, die bereitwillig für uns den restlichen Tag ins Englische wechseln, beladen wir Autos und fahren Kolonne. Können wir als Deutsche. Was uns etwas schwerer fällt, ist das Tempo der Norweger, vom Einstieg bei Hatteng an schiebend-rennend den Berg 600 HM hinauf. Im lustigen Pulk marschieren wiederrum, unser Ding. Oben hinaus können wir dann mit Bikebergsteigerwadeln punkten.

Durchschnaufen, Fotosession am Umkehrpunkt weit oben auf dem überwundenen, weiten Rücken, der wie ein verirrter Elephant in der Mitte des weitläufigen Tales in die Höhe ragt, und ab geht’s. Der Trail ist wieder mal eine Achterbahn (S1 bis S2), den eher flachen Bergrücken hinunter windend, mit Blick auf Fjord und Fluss. „Good Pace“ ist der Kommentar der Norweger und Motto des Tages. Dem Elephantenhintern im Tal entgegenfliegend haben auch die Norweger – Mädels wie Jungs – sichtlich ihren Spaß am Boden und in der Luft.

Unten dann erstmal Marius‘ Spirituosen in die Runde geschüttet (außer die Fahrer. Die trinken nix. Da wird man hier ganz schnell ganz arm, und man ist ja erwachsen), bemerken wir den Matsch an den Bikes. Und wieder das Fazit: Der Trail ändert sich hier schon bei einer mit guter Bremstechnik ausgestatteten Gruppe von 20 Bikern rapide.

Wohnmobil plus unter den Schonern freigelegte Knie ergeben… Stinkomobil. Darin „genießen“ wir die Fahrt in die nächste Klischeeunterkunft! Rote Holzhütten, überm Wasser gebaut, 50 Meter zu sehr fischreichen Gewässern. Es fischelt also wieder abends, und das Essen schmeckt auch! Alle Klischees bedient, fallen wir in die gemütlichen Betten der mit Sauna ausgestatteten Hütte und träumen von Seemannsgarn. Oder dem heutigen Trail. Wie auch immer, die Hütte ist schön.

Fotografiert haben heute nicht nur Marius, auch René und Daniel haben ein paar Bilder beigesteuert.



Die wilde Meute des Stifestivals.
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Einer lacht, einer träumt von besserem Geruch in der Kolonne.
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Wir verschnaufen, die Norweger tauschen Lapskaus-Rezepte aus.
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So wird's gemacht. Diese Deutschen können's nicht lassen.
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Weiter unten kamen dann noch Kurven!
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Rute rein, Fisch raus, Rute rein, Fisch...
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Die vierte von Rechts. Liebeshöhle und so.
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Tag 8, heute sind wir wieder mit Georg unterwegs, unserem norddeutschen Weltenbummler, Local und Experte, was schöne Orte angeht. Und so haut er auch heute mal wieder einen raus. Die Bilder folgen dann noch, Marius macht aus schön gerne noch schöner.

Gut erholt schälen wir uns aus unserer Koje, und fahren per Auto 2 Stunden auf die Peninsula Skervoy. Die Fahrt so lang wie das Wort, stellen wir fest, dass man hier schon viel mit dem Auto fahren muss, wenn man trailmäßig rumkommen will. Allerdings ist Autofahren hier halt entspannt und immer mit Blick aufs Meer.. und was für ein Meer. Die Bilder kommen.

Gewohnt schiebend und tragend erklimmen wir den fast frei stehenden platten Gipfel, zu jeder Seite des Plateaus auf 550 Meter warten Ausblicke auf Gebirgsseen mit Inseln, Fjorde mit Inseln, Fjorde mit Gletschern drüber, Gletscher mit Fjorden drunter. In alle Richtungen. Rundherum!

In den Trail (S1 bis S2, mal nässebedingt S3 hier und da) einrollend werfen wir die Romantik die nächstbeste Felsrinne runter und genießen die teils technische, steile, teils flachere, flowige Abfahrt. Gegen Ende wartet ein Stückchen Heimat auf uns: Steil tauchen wir ein ins Buschwerk auf nassen, feuchten Steinen und verwinkelten Pfaden.

Darauf erstmal ins beste Cafe Nordnorwegens, die von Hirschgeweihen überragten Lounge-Möbel mit unseren Bike-Klamotten einsauen und den Norwegischen Brauch des Kaffee-Refills schamlos ausnützen. Im Ernst, super Cafe mit entspannter Atmosphäre, perfekt zum Entspannen nach der Tour – bitte mit abgestaubter Hose.

Abends lädt uns Georg in sein Traumhaus ein, mit Blick auf – Überraschung – Fjord, Gletscher und heute einen 3 stündigen, multiplen Sonnenuntergang. Bei Pizza, Gin mit Schlehen, Wikingerspielen und wieder einmal dem Verschluss von Marius‘ Kamera lauschend lassen wir den Tag ausklingen.
 
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Sehr schöne Bilder.
Wie wäre es, wenn ihr die gesponsorten Bikes gleich da lasst, als Startkapital für einen MTB Verleih mit geführten Touren?
deine kritische Herangehensweise find ich gut. Auch wenn du mir evtl nicht glauben magst, dass da nichtsdergleichen gesponsort ist und wir auch keinen Rabatt bekommen haben. Schau dir nochmal die Bilder an. Du erkennst unterschiedliche Hersteller der Räder (würde man das machen, wenn man "gesponsort" wäre?) und veraltete Bikes (würde ein hersteller für altes Material werben, das er gar nicht mehr verkauft?) mit deutlichen Gebrauchsspuren (würde man nicht lieber eher schönes/sauberes Material einsetzen). Die Antwort kannst du dir damit selbst erschliessen.
Der Livebericht ist einfach nur hier, weil es ne feine Community ist, ich kann auch nix dafür, wenn andere auf diesem Social Media Influenza-Zug alles nerven was bei drei nicht auf den Bäumen ist für eine Gratis-Sportsocke.

Sicher, keine doofe Idee dort ein Guidebusiness aufzubauen und relativ offensichtlich. Kann gerne wer machen, der das hauptberuflich machen mag. Es gilt zu bedenken, dass das halbe Jahr dort einfach sehr dunkel ist und viel Schnee liegt. Und sobald mehr Menschen die Wege benutzen, man recht viel dran arbeiten muss, da die Natur recht sensibel ist.
 
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