2022-07-03 Sonntag
| Québec |
Saint-Antoine de Tilly |
Nach kurzer Strecke durchquert die Route Verte 1 das Dorf
Saint-Michel-de-Bellechasse, wo (erneut) eine ehemalige Bankfiliale als Café fungiert. In einer halben Stunde öffnet es ...
... und man gelangt, vorbei am Bancomat, durch einen Fahrradverleih an die Kaffeetheke. Die Leihfahrräder, einheitlich nagelneue Retro-Elektro-Modelle ...
... einer nie zu Gesicht bekommenen Marke. Jedes trägt, wie als Nummerntafel, ...
... ein Namensschild; die Nutzer können auf dem Display unterwegs gegenseitig ihre aktuelle Position darstellen lassen: SocialMedia-Radfahren oder so. Nach kurzer Suche finde ich eines für mich. So ...
... muss man sich das dann vorstellen. Leider hab ich kein Nachthemd dabei.
Auf der Mole von
Saint-Michel-den-Rest-spare-ich-mir: es wird heiss heute. Die Flussinseln heben bereits ab ...
... die Steine + Blumen in der unmittelbaren Umgebung zum Glück nicht. Der Frühling ist im vollen Gange.
Auf der Weiterfahrt fällt das Rathaus von Beauchamp besonders ins Auge ...
... und einige Kirchendächer, fern wie nah, die im kanadiscen Licht unglaublich weit und auffällig strahlen. Hier, wie bei der Bankfiliale, eine Dachbedeckung aus mattierten Edelstahlschindeln.
In der Strommitte liegt, über 30km lang, die Île d'Orléans. Sie scheint landwirtschaftlich genutzt zu werden. Hier am rechten Stromufer ...
... verdichten sich die Freizeitanlagen und Parkplätze. Viel Fahrrad-Ausflugsverkehr in allen Spielarten. Auf einem Parkplatz bringt ein Mann einer anderen Person das Radfahren bei; noch eine sehr zittrige Angelegenheit.
Dann kommt, gegenüber, Quebec in Sicht, Skyline mit Hafenanlagen. Die Fähre ...
... legt in Lévis an. Überwiegend Radfahrer als Passagiere; es gibt lange ...
... Warteschlangen, fürs Aus- wie auch fürs Einsteigen.
Mit an Land kommen Gabriel und Aude, Bikepackung-Ausrüstung. Sie haben einen Wochenend-Ausflug hinter sich. Was man in Quebec unbedingt gesehen haben müsse? Tja - da gebe es nicht viel ausser der Altstadt. Sie ziehen es vor, dort nicht zu wohnen ...
... die Altstadt ist steil, sehr herausgeputzt und brechend voll mit Besuchern. Die Gebäude seien teilweise 'Rekonstruktionen', haben die beiden, auf Nachfrage, noch erzählt.
Unterhalb von eher bedrohlichen Schlossanlagen die Gassen und Plätze ...
... und eine Irritation: die Frau pedaliert angestrengt auf einem Hometrainer, klopft dann an eine Steinwand, telefoniert laut. Passanten ignorieren das Ganze geflissentlich.
Ich spreche sie an - ob das eine Performance sei? Die Lady bleibt eisern bei ihrer Story. 'This is a fast bike!' und schleppt das Gerät eine Ecke weiter.
Vielleicht weil ich ihr auf den Fersen bleibe, betritt sie ein Gebäude, stellt den Heimtrainer in der Lobby ab, verschwindet schnell im Aufzug. Es ist die Rezeption des Museum Of Bad Art. Die Künstlerin wird von hier unterstützt.
Zum Nachmittag hin wird der Besucherandrang immer dichter, Gaga-Schausteller, Doppelstockbus, Lamborghinis, Pferdekutschen, ...
... von all dem bietet das Aussichtsplateau Ruhe. Es ist der Höhepunkt des Tages, hier, in angemessenem Tempo, auf den Holzbalken anstrengungslos durch die Fussgänger dahinzuschweben. Die Aussicht ist gar nicht sooo lohnenswert. Nach einem Schlenker hoch zum Kreuz von Quebec (Toilette geschlossen, Trinkwasser auch) ...
... über Wege und Trails am Steilhang entlang runter auf den Talboden. Der wirkt zunächst unerfreulich, aber das ändert sich sofort ...
... auf der Route Verte 5. Viele Ausflügler mit dem Fahrrad, ...
... eine dichte Abfolge sorgfältig und aufwändig gestalteter Freizeit- und Versorgungseinrichtungen. Da wirkt sogar die RV1 kläglich dagegen.
Weil das linke Stromufer viel hügeliger ist, gibt es einen Wechsel ans rechte Ufer des Stroms - über die Pont de Québec. Nach einer kompliziert-langen Auffahrt ...
... eine sehr unentspannte Querung des Sankt-Lorenz-Stroms: enger Kanal, luftiges Geländer zum Abgrund hin, bogenförmige Krümmung ohne Anhaltspunkt wann das Ganze endet. Dann eine Kaskade von blitzschnellen Routenwechseln ( RV5 / RV6 / RV1 / RV3 ) ...
... und eine lange Strecke, weit vom Ufer entfernt, mit Regengüssen, teils aus heiterem Himmel. Die RV3 ist hier in extrem schlechtem Zustand mit vielen Schlaglöchern, tiefen Querfugen.
Späte Ankunft in
Saint-Antoine de Tilly, in der Auberge du Marchand. Zum Glück ist noch ein Zimmer frei. Auf dem Weg zum Einkauf beim örtlichen Dépanneur noch ein kräftiger Regenguss-bei-Sonnenschein. Die Wasserperlen glitzern schön in der Sonne.
Es herrscht eine überaus angenehme, familiäre Atmosphäre im ehemaligen Handelshaus. Die Tochter des Hausherrn lebt in Deutschland, ist mit ihren 2 Kindern hier im Urlaub.
Am nächsten Morgen: ein sagenhaft gutes Frühstück, bei dem die Herbergsgäste familiär um einen Tisch sitzen und sich, gemischt in mehreren Sprachen, austauschen.