Nachdem ich nun acht Tage in der Schweiz unterwegs war und auch im Heimatrevier wieder häufiger Touren gefahren bin als in den vergangenen Jahren, hier mal ein Zwischenfazit:
Die Leute gucken. Ein sehr seltenes Bike, dazu farblich doch eher auffällig, wie ich finde, noch dazu mit Pinion, was viele Nichteingeweihte erstmal an ein eBike denken lassen. Ich musste schon dem einen oder anderen erklären, dass es sich um ein Schaltgetriebe handelt und nicht um einen Motor.
Das gesamte Bike ist in jede ich nenne es mal Kraftrichtung stabiler als das Rotwild. Am auffälligsten ist das, wenn ich beim Fahren den Lenker seitlich hin und her bewege. Hier geht das ganze Bike mit, während das Rotwild eher schlangenartig wabbelte. Dadurch fährt sich das Taniwha viel spurstabiler, zielgenauer, ruhiger. Insgesamt wirkt das Bike satter, es sackt nicht so weg, es schaukelt weniger (bessere, vor allem moderne Federelemente).
An den breiteren Lenker habe ich mich gewöhnt und werde ihn deshalb nicht kürzen.
Trotz größerer Laufräder und des etwas größeren Rahmens gab es absolut keine Schwierigkeiten beim Handling, zum Glück vor allem nicht in Spitzkehren.
Die anderthalb (oder so) Kilo der Speedhub aus dem Rotwild sind dank Pinion ja jetzt in den Tretlagerbereich gewandert. Trotz aller Theorie über ungefederte Massen usw. - man merkt es. Hatte ich beim Rotwild oft das Gefühl, dass die Federung bei schnellen Stößen mit dem Federn gar nicht mehr hinterher kam und so der Hinterbau verhärtete, ist jetzt alles smooth und souverän. Das ist wirklich ein spürbarer, deutlicher Unterschied und trägt sicher zur ruhigen Gesamtperformance bei.
Die Schaltung ist nach wie vor eher hakelig. Das soll sich lt. Pinion mit der Zeit bessern. Ich hätte aber nicht erwartet, dass das Schaltgefühl derart hart ist. Natürlich kann man das nicht mit einer 12 Jahre alten Speedhub vergleichen, aber ich bin trotzdem überrascht, dass es so unsmooth ist. In den leichteren Gängen schaltet es sich spürbar angenehmer als in den harten Gängen.
Bei der Speedhub war nach dem Schalten der neue Gang unmittelbar eingelegt und sofort kraftschlüssig (ein Klacken). Bei der Pinion klackt es beim Schalten und dann nochmal beim Reintreten, so dass der Kraftschluss wohl erst durch das Reintreten erfolgt und nicht schon mit dem Schaltvorgang. Ist nicht schlimm, aber ungewohnt.
Die MT7 rattert, besonders vorn. Das trat jetzt erst am Zerode auf, obwohl es sich um eine nagelneue Bremsscheibe handelt ... oder weil es sich um eine nagelneue Bremsscheibe handelt? An meinem Rocky fahre ich eine 08/15-
Shimano-Bremse und da war das Rattern weg, nachdem ich die abgefahrene Bremsscheibe durch eine neu ersetzt hatte. Im Freundeskreis lag es an eben dieser
Magura-Bremsscheibe (Storm HC), weshalb man sie durch eine von
SRAM (glaube ich) ersetzte. Damit muss ich mich mal irgendwann beschäftigen. Am Rotwild fuhr ich die MT7 auch schon mehrere Jahre, also exakt diese, die ich jetzt ans Taniwha gebaut habe, und da rubbelte sie nicht. Die Bremsperformance an sich ist aber über jeden Zweifel erhaben.
War ich zunächst von der fehlenden Geräuschkulisse des Gates-Riemen begeistert, so wandelt sich die Begeisterung zunehmend in Zweifel um nicht zu sagen in HASS !!!!!!!!! Mitte des Schweiz-Urlaubes, also nach insgesamt vielleicht 10 Touren seit Kauf des Bikes, fing es irgendwo übelst an zu ächzen/quietschen, hauptsächlich natürlich im Tretrhythmus. Man soll ja immer wieder mal den Gates wässern, um Staub abzuwaschen. Das machte ich, aber das half nichts. Also zusätzlich noch die Umlenkrolle des Riemenspanners gereinigt - nix. Also ein Video gedreht und an Zerode Europe geschickt und siehe da, es war der Riemenspanner selbst. Der Riemen lädt das System wohl elektrostatisch auf, weshalb es nicht immer reicht, den Riemen zu säubern. Man muss den Riemen und den Spanner insgesamt wohl immer mal mit Silikonspray einsprühen. Das half auch bei mir. Was übrig bleibt ist ein Surren, dass sich komischerweise genauso anhört wie eine ungeölte Kette, so ein Sirren/Singen, und das nervt schon.
Keine ölige Kette mehr zu haben ist dagegen immer und überall praktisch/angenehm, vor allem beim Verpacken im Auto. Keine ölige Bremsscheibe hinten mehr, keine schmierigen Finger beim Radaus- und -einbau.
Die Abstufung der Pinion ist gröber als die der Speedhub, dafür ist die Gesamtspreizung größer. Ich habe also mind. einen leichteren Gang zur Verfügung, was bergauf ungemein angenehm ist, dafür sind die Gangsprünge größer, was mir weniger gefällt. Schalte ich bei der Speedhub einen Gang, passt dieser besser als bei der Pinion. Nach 22 Jahren Speedhubschalten muss sich mein Unterbewusstsein aber auch erst daran gewöhnen, dass ich z.B. bei der Pinion nur drei Gänge schalten muss, während es bei der Speedhub für den gleichen Sprung vier Gänge waren. 14 Gänge bei geringerer Spreizung sind eben deutlich feiner abgestuft als 12 Gänge bei größerer Spreizung.
Die Bodenfreiheit ist größer, da das Kettenblatt am Rotwild größer war als jetzt die Pinionschaltung. Dennoch bin ich bestimmt schon dreimal aufgesetzt, was sich aber im Gelände nicht immer vermeiden lässt.
Auch wegen der größeren Laufräder meine ich, mehr Grip zu haben. Da ich exakt die gleiche Reifenkonfiguration fahre wie am Rotwild, muss es wohl an der größeren Kontaktfläche zum Boden liegen, verbunden mit der höheren Gesamtstabilität des Bikes.
Ebenfalls Mitte des Schweiz-Urlaubes fing es im Steuerrohrbereich an zu knarzen. Im Bikeladen wurde dann festgestellt, dass das untere Steuerlager auseinandergefallen war. Grund dafür ist möglichweise, dass sich dieses unterste Bauteil, dass man vor der Gabelmontage auf das Schaftrohr der Gabel schlägt, nach ein paar Touren gesetzt hatte und dadurch vertikales Spiel auftrat und so das Lager auseinanderfiel. Außerdem war mein Schaftrohr oben raus zu lang, so dass der Deckel auf dem Vorbau das obere Ende des Schaftrohres berührte und so keine korrekte, spielfreie Klemmung möglich war. Der Bikemonteur hat mir das untere Lager gereinigt und neu zusammengesetzt und zusätzlich die Vorbauschrauben mit Paste eingesetzt und auf dem Vorbau noch einen Spacer montiert und das Knarzen war weg. Den Fehler muss ich also mir ankreiden.
Ich hatte ursprünglich Bedenken, dass die Schaltzüge, die seitlich aus dem Unterrohr kommen, beim Tragen des Bikes auf den Schultern stören könnten. Tun sie nicht. Dafür quietscht der Rahmen auf den Schultergurten des Rucksackes. Auch dafür muss ich mir noch was einfallen lassen.
Insgesamt bin in den wichtigen Kriterien voll zufrieden: das Bike ist wartungsarm, fährt sich hervorragend, sieht geil aus, ist leichter als das Rotwild, hat mind. einen leichteren Gang, ist steifer, stabiler, spurtreuer, kein Ölgeschmiere mehr. Das Rubbeln der Bremse und das Quietschen/Surren des Gates-Riemens muss ich noch untersuchen.