Erste Tour: RS Pike 29 160 DPA in Cube Stereo 140 SHPC 29
Bevor ich näher berichten möchte, sei erst einmal vorweg gesagt: Ich bin bekehrt!
Aber zuerst einmal von Anfang an. Ich habe mich am Freitagabend noch einmal genauer vor meine Karte gesetzt, um mir eine passende Tour herauszusuchen. Ziel war es verschiedenste Uphill- und Downhillpassagen zu kombinieren. Dabei habe ich darauf geachtet, auch im Uphill besonders steile Stücke mit in die Tour zu packen, um hier einmal die Geometrieveränderungen auf Herz und Nieren zu überprüfen. Talwärts sollte es zum einen langsam und technisch, aber auch schnell und verspielt werden. Zum Schluss gab es für die
Pike noch einen sehr ruppigen Karrenweg zu bewältigen.
Uphill:
Zuerst einmal galt es sich locker auf einer Teerstraße einzurollen. Selbstverständlich wollte ich erst einmal testen, wie sich das Rad mit vollem Federweg fährt. Erstaunlicherweise merkte ich zu Beginn nicht wirklich, dass nun meine Front ein gutes Stück höher ist. Die ersten Steigungen kamen und vergingen, ohne dass sich die
Pike 160 im Stereo 140 unangenehm bemerkbar machte. Ganz im Gegenteil, als ich bereits die verschiedenen RCT3 Stellungen probiert hatte, wollte die Gabel zu jeder Zeit mit ihrer Feinfühligkeit überzeugen. Es ist tatsächlich nicht übertrieben zu sagen, dass die
Pike in mittlerer Stellung bereits deutlich feiner anspricht, als die Fox 34 Talas 140 von 2013. Auch veränderte sich die Sitzposition nicht unangenehm. Generell sei vielleicht an dieser Stelle erwähnt, dass ich eine eher neutrale Sitzposition bevorzuge, also nicht zu sportlich oder zu komfortabel. Mit der
Pike (ausgefahren) befand sich mein
Sattel exakt auf Höhe des Lenkers. Ich hatte jedoch bei normalen Steigungen (5-18%) keine Probleme mit der
Pike ohne Absenkung zu fahren. Theoretisch ginge es auch noch bis >20% - der Sahne-Geometrie des Stereos sei Dank - ab über 18% ist die Sitzposition jedoch deutlich angenehmer im abgesenkten Zustand der Gabel. Nun wollte ich es aber wirklich wissen und bin einen mir bekannten Trail in entgegengesetzter Richtung hochgefahren - 25-32% mit wechselndem Untergrund. Bevor ich Probleme mit dem Rad hatte, dass mein Hinterrad durchdrehte oder mein Vorderrad zu unruhig wurde, ging mir einfach die Puste aus und ich musste absetzen. Exakt die gleiche Erfahrung habe ich zuvor mit der Fox 34 Talas 140 gemacht, die sich auf 110mm absenken ließ. Demnach hatten sich die Uphill-Eigenschaften nicht wirklich verschlechtert, denn noch immer war meine Kondition der limitierende Faktor und nicht das Rad (bzw. dessen Geometrie).
Downhill:
Vom Gesamtkonzept im Uphill absolut begeistert, ging es oben angekommen in die erste Abfahrt - enger Flow-Trail am Hang. Gabel auf die vollen 160mm ausgefahren und Hebel auf Downhill gedreht. Die ersten Meter fühlten sich noch etwas unsicher an, da ich immer noch nicht genau wusste, was mich erwarten würde. Die ersten Meter waren vergangen und mit ihnen auch meine Zweifel. Der Trail war sehr eng und hatte einige Steinblöcke im Weg, denen es auszuweichen galt. Das Stereo ließ sich wie gewohnt neutral, aber äußerst zielgerichtet um die Hindernisse navigieren. Noch erstaunlicher wurde es jedoch, als ich das Stereo gezielt über einige dieser Hindernisse steuerte. Gefühlt hatte ich nun ein "echtes" 29er, denn das Stereo verschluckte sich auf einmal noch weniger, als es ohnehin schon nicht machte. Durch die
Pike 160 wird das Stereo 140 zu einer regelrechten Walze mit Glätte-Garantie. Unglaublich, wie das Rad über Stolpersteine bügelt.
Erster Abschnitt wurde mit einem Grinsen im Gesicht bewältigt. Nun ging es erst einmal einen leichten Schotterweg weiter, der sich flowig auf und ab durch einen Wald schlängelte. Selbst bei einem technisch so anspruchslosen Weg wusste die
Pike zu überraschen. Sie hält einen so enormen Bodenkontakt, selbst bei kleinsten Unebenheiten, dass der Kurvengrip enorm steigt. Und die höhere Front ließ dennoch zu, Druck auf das Vorderrad zu bringen, um es durch die Kurven zu drücken. Interessanterweise lag mir diese Positionen sogar besser als zuvor, obwohl es auf diesem Weg eher sehr flach zuging.
Ich erreichte den nächsten Abzweig - nun Stand die technische Prüfung an. Absichtlich ließ ich die
Pike im weichsten Modus, denn meine Fox 34 Talas 140 von 2013 musste ich hier bereits in den Trail-Modus versetzen, damit diese mir bei höheren Absätzen und langsamen Steilfahrten nicht durchsackte. Die Schwäche der Fox lag dabei meiner Meinung nach im mittleren Federwegsbereich, der gefühlt eigentlich nicht stattfand und deshalb auch nicht wirklich zur Verfügung stand. Bereits von Anfang an blieb die
Pike hoch im Federweg stehen (SAG:
Pike 25% vs. Talas 20%). Selbst starke Stufen mit Stop-Bremsung danach brachten die
Pike nicht an ihre Grenzen. Sie behielt genügend Reserven für darauffolgende Absätze. Das schöne dabei ist, man hat die vollen Reserven der Gabel ohne dessen Feinfühligkeit einbüßen zu müssen, da man sie strammer einstellen muss.
Die größte Überraschung sparte die
Pike sich für mich jedoch bis zum Schluss auf. Der ruppige Karrenweg sollte offenlegen, wie sich die Gabel bei schnellen und unsanften Abfahrten verhält. Da ich bei der Fox sehr schnell das Problem hatte durch den Federweg zu rauschen, nutzte ich ein härteres Setup, um dem entgegenzuwirken. Natürlich beeinflusste das die Funktion der Gabel bei schnellen und starken Schlägen. Die
Pike bügelte mit einer solchen Mühelosigkeit über diesen Weg, dass ich danach meinem Tacho nicht ganz trauen wollte, welche Geschwindigkeit ich bei diesem Abschnitt erreicht hatte. Vielleicht sei soviel gesagt: Mit der Fox 34 Talas 140 war ich gute 10km/h langsamer, jedoch bewegte diese sich hier bereits gefühlt am Limit. Ein bisschen mehr Mut und die
Pike hätte mich auch noch mit einer schnelleren Abfahrt verwöhnt.
Ich hatte zuerst starke Bedenken eine
Pike mit 160mm in mein Stereo 29 mit 140mm zu stecken. Ich hätte sicherlich auch noch immer Skrupel, könnte man die
Pike nicht absenken. Doch die Absenkfunktion ermöglicht das beste aus beiden Welten - souveränen Downhill mit kompromisslosem Uphill. Ich wollte dem Lobgesang nicht wirklich Gehör schenken, bis auch ich diese Gabel fahren durfte und nun möchte ich sie ehrlich gesagt nicht mehr weggeben. Auch die Geometrieveränderung macht sich deutlich positiver für mich bemerkbar, als es negativ der Fall wäre, was mich zu der Überlegung führt, warum Cube das nicht auch generell anbietet. Durch die Absenkfunktion, die es bei heutigen Gabeln gerade im AM und Enduro Segment gibt, lassen sich diese beiden Welten perfekt vereinigen.
Fazit:
Ich nehme mein Rad und fahre tief in die Berge, damit mir keiner mehr diese Gabel aus meinem Rad klaut.
