Der göttliche Gang

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Habe heute aufgrund von Kettenlängung ein Glied aus meiner Halflink-Kette nehmen müssen und bin dabei auf folgende Theorie gekommen:

Bei einer herkömmlichen Kette mit Aussen- und Innenlaschen können sich ja nur die Bolzenabstände zwischen einer Innenlasche wegen des Verschleiss an den Hülsen längen. Ich glaube nicht das sich das Material der Aussenlasche längen kann. Siehe angehängte Skizze.

Leider habe ich keine alte Kette um dies eventuell mit dem Messschieber nachzuweisen. Und bei einer Halflink-Kette längt sich jedes Glied gleich.

Nun geht es aber weiter:
Die perfekte Zusammenstellung zwischen Kettenblatt, Ritzel und Kette muss immer geradzahlig und ein vielfaches des anderen sein. So findet jedes Kettenglied (Aussen- und Innenlasche) die passenden Zähne auf Kettenblatt und Ritzel. Kein wildes Durcheinander und jeder mit jedem.
Beispiel:
Ritzel 12 Zähne (x3)= Kettenblatt 36 Zähne (x3)= Kette 108 Glieder
(Kettenspanner ist erlaubt!)

Ich nenne dies den "göttlichen Gang".
Das ist ein sanftes anschmiegen von Stahl auf Aluminium.
Ein feuchter Kuss zwischen Kette and Zähnen.
Ein Fahrgefühl so ähnlich wie Schweben.

Fährt jemand den göttlichen Gang und kann er hierzu berichten?
 

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Ja, jein, nein :D

Prinzipiell ist die Kombination unter absoluten Idealbedingungen wirklich...naja ideal.
Abgesehen davon, dass du immer darauf achten musst, dass die Kette beim Radausbau/Abnehmehmen der Kette vom Kettenblatt immer genau an der gleichen Stelle wieder Kontakt zum Ritzel/Kettenblatt bekommen muss, sonst ist das System direkt dahin.
Außerdem muss man mit neuen Teilen anfangen, ansonsten könnte man nicht gewährleisten, das Ritzel und Kettenblatt vorher (ohne „göttlichen Gang“) gleichmäßig abgenutzt wurden.


Der Haken an deiner Theorie ist, dass sich Ritzel und Kettenblatt auf Dauer ungleichmäßig abnutzen. Weil sich eben der Bolzenabstand an den Innenlaschen, wie schon richtig festgestellt, weitet und der andere (nahezu) gleich bleibt. (Nur nahezu, weil sich die Rolle, die den Bolzen umgibt, ja auch etwas abnutzt...sowohl innen, als auch außen und dadurch ein wenig die Weitung des Bolzenabstands ausgleichend wirkt.)
Fiele also immer die gleichen Laschenpaarung auf das gleiche benachbarte Zahnpaar, so würde die Zahnflanke des Zahnes, der die Außenlasche „trägt“ vermutlich stärker abgenutzt.
Wechselte man dann die Kette, so würde diese direkt unterschiedlich beansprucht, was natürlich suboptimal wäre. Da die beschädigten Zähne immer wieder auf die gleichen Stellen der Kette träfen.

Ferner ist unglücklich, dass du 2 Belastungsmaxima hast. Undzwar wenn je der linke bzw. rechte Kurbelarm „waagerecht steht und nach vorne zeigt“. In diesen Punkten wirken die maximalen Zugkräfte auf den Lasttrum undzwar um 90° gegen den Uhrzeigersinn versetzt (von rechts auf das Kettenblatt schauend) am höchsten Punkt, also dem ersten sich im Eingriff befindenden Zahn.
Die Zähne in – ich sag mal – „Kurbelarmnähe“ erfahren hingegen geringe Belastungen.
(Erkennt man auch wenn man ein neues Kettenblatt nach einigen Monaten mal reinigt und genauer unter die Lupe nimmt.

Das Ganze führt dazu, dass du zwar bei einer Bauteilgruppe (KB, Ritzel, Kette) zwar zu Beginn optimal fährst. Sich nach einiger Zeit der Abnutzung aber eine leichte Unruhe einstellen wird, besonders unter Realbedingungen (s.u.)
Ferner erkaufst du dir das alles mit komplizierter und akribischer Wartung (immer die Eingriffsstellen merken/markieren) und müsstest im Falle von Bauteilerneuerungen gleich die ganze Bauteilgruppe erneuern.


Und der Clou: Das alles lässt sonstige Schäde, z.B. durch Verschmutzungen, völlig außer Acht. Ein Schaden an einem Teil, wie z.B. der Rolle eines Kettengliedes, führt automatisch dazu dass ein gewisser Zahn des Ritzels und drei des Kettenblattes immer wieder auf die gleiche Schadstelle treffen und dadurch noch schneller verschleißen.

Da lob ich mir das gute selbstregulierende Prinzip der möglichst gleichmäßigen Abnutzung aller Bauteile, indem man man im Idealfall teilerfremd paart...z.B. 42:15.
Denn dann nutzen sich KB und Ritzel gleichmäßig ab.
Beim Verbauen einer neuen Kette trifft deise auf eine alte KB/Ritzel-Paarung, die rundherum die gleiche (gleich stark verschlissene) Zahnform aufweist...und „fühlt“ sich für die neue Kette wie neue Teile :)

lg
 
Da lob ich mir das gute selbstregulierende Prinzip der möglichst gleichmäßigen Abnutzung aller Bauteile, indem man man im Idealfall teilerfremd paart...z.B. 42:15.
Denn dann nutzen sich KB und Ritzel gleichmäßig ab.
Sehr gut spaboleo, du hast mich überzeugen können.

In der Praxis ist das Chaos immer überlegen :daumen:
 
Man muss sich dieser physikalischen Zusammenhänge bei jeder Kurbelumdrehung bewusst sein, dann kann man durch gezielte Dosierung der eigenen Krafteinwirkung den Kettenverschleiss minimieren.
 
Man muss sich dieser physikalischen Zusammenhänge bei jeder Kurbelumdrehung bewusst sein, dann kann man durch gezielte Dosierung der eigenen Krafteinwirkung den Kettenverschleiss minimieren.

Das wäre der ideale runde Tritt, den es ja nicht mal annähernd bei Bahnfahrern gibt.
Wie wär es übrigens mit Primzahlen und möglichst große Zahnzahlen?
 
Wie wäre es einfach mal mit alle 20t km KB, Ritzel, Kette wechseln?
 
Wir Ossis kenne das, Alte Diamant-Räder die es damals für normalsterbliche nur mit einem Gang gab, hatten alle die Übersetzung 42 Zähne zu 14 Zähnen.
 
Hab jetzt nicht alles gelesen, aber blöd ists beim fixed-Betrieb:
Wenn man skidded bremst man den Reifen immer an den zwei, drei oder vier gleichen Stellen ab, was zu einem eckigen Reifen führt!
 
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Hab jetzt nicht alles gelesen, aber blöd ists beim fixed-Betrieb:
Wenn man skidded bremst man den Reifen immer an den zwei, drei oder vier gleichen Stellen ab, was zu einem eckigen Reifen führt!

war zwar kein thema, aber recht hast du schon.. wenn man das verhältnis ganz gerade wählt hat man eben 2 skidpoints und somit an den stellen krassere belastung für die reifen..
 
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