Heute Abend muss ich für die Kinder das Nachtessen zubereiten. Zeit also, die Heimkehr ins Auge zu fassen. Ich habe schon vor vielen Tagen die Tickets für die Reise von Ventimiglia nach Sion gekauft, inklusive Reservation für den Velostellplatz. Auf der FS-App geht das zum Glück kinderleicht.
Als ich losfahre, sind die Gassen von Le Vieux Nice noch leer.
Ein letzter Blick auf Nizza…
…bevor ich nach Osten fahre. Im Verlauf der Fahrt auf der Hauptstrasse nimmt der Verkehr ständig zu. Weiter oben in den Hügeln könnte ich mich glaub an schönen Nebenstrassen erfreuen, aber zwischendurch in den sauren Apfel beissen kann nicht schaden, sonst schätzt man die zuckersüssen Nebenstrassenperlen am Ende gar nicht mehr. Und vor allem hätte ich heute auch gar nicht die Beine, um irgendwo hochzufahren
Vor Monaco zeigen mir die einheimischen Velopendler, wie’s geht: kilometerlang gleiten wir links an stehenden Autokolonnen vorbei, ich mit einem fröhlichen Pfeifen auf den Lippen.
Im Zentrum von Monaco tausche ich das Pfeifen gegen ein Grinsen: es irgendwie noch fast ein bisschen geil, auf Strassen Velo zu fahren, auf der auch die Formel 1 fährt (und das schreibe ich als bekennender Automobilverachter – Hilfe
).
Knapp 40'000 Einwohner auf ein bisschen mehr als zwei Quadratkilometern Staatsgebiet: Weltrekord! Das Fürstentum Monaco sieht auch entsprechend aus.
Die Altstadt ist hübsch, aber über allem weht ein komischer Groove mit vielen adretten Polizisten, vielen sehr reichen Menschen und viel blutleerer Inszenierung.
Ich hab's ziemlich schnell gesehen und ziehe weiter. Land Nummer 9 meiner
Europe by fair means-Tour ist damit abgehakt.
Meine Route führt im automobilen Verkehrsfluss am Casino vorbei. Ein monegassicher Polizist hält mich an und fragt mich freundlich, wohin ich will; dann macht er mich freundlich darauf aufmerksam, dass ich absteigen und schieben muss, denn ums Casino herrsche Velofahrverbot. Ich steige ab und schiebe, der Polizist läuft auf der anderen Strassenseite neben mir her und stellt sicher, dass der automobile Verkehr ja nicht durch einen fahrenden Velofahrer gestört wird. Nun denn, so habe ich das erste Mal in meinem Leben ein
shithole Country besucht
Wenn
Gravel schnell zu
Gravel langsam wird.
Was man den Monegassen zugutehalten muss: das verdichtete Bauen haben sie im Griff. Der Rest der Côte d'Azur ist einfach Brei.
Heute ist grau in grau angesagt.
Ah, doch noch ein Farbtupfer: Menton
Wer mal ein ein anderes Ziel als das ewige Nizza oder Ventimiglia für einen Westalpencross sucht: Menton hat sogar ohne Sonnenschein mein Herz erobert, und ich bin damit
nicht allein.
Ein Städtchen, in dem man trotz unzähliger Treppen auf zahlreiche Velospuren trifft, muss einfach gut sein.
Noch über die Grenze und durch zwei Tunnel mit Velofahrverboten (welche von allen ignoriert werden), dann bin ich angekommen: Ventimiglia!
Nach 544 km und 8280 Hm (gemäss Komoot-Aufzeichung) in drei Ganz- und zwei Halbtagen reicht es, um noch kurz ins Meer zu hüpfen. Ah, tut das gut!
Karte.
Trenitalia, SBB und Postauto lieferen den perfekten Service, und so bin ich pünktlich für das Nachtessen zurück bei den Kindern
So, das war's mal wieder. Danke wart ihr dabei
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