Einsichten in der Uckermark, Teil 1, Introdizione

jockel

Cpt.Ahab
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12. August 2001
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Am letzten Wochenende waren alle ausgeflogen. Zumindest diejenigen, welche sich gemeinhin als ESK bezeichnen. Als mögliche Reiseziele wurde die Toskana, Tschechiens Berge, italiensche Oltimer-Radrennen und ähnliches angegeben. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen Rik und Rob auf ihrer Rennsteigtour zu begleiten, da sich die beiden aber bis kurz vor Pflaumenpfingsten mit konkreten Angaben bedeckt hielten machte ich für mich Nägel mit Köpfen und beschloss kurzerhand, mal wieder der Feldberger Ecke einen Besuch abzustatten und die Kreise der beiden oben genannten nicht weiter zu stören.

Erster Tag, Freitag:

Kurz nach 10:00 Uhr den RE in Richtung Nordosten bestiegen. Noch nicht ganz im Klaren, wie ich fahren will, beschließe ich, bereits in Chorin den Zug zu verlassen um auf mir bisher unbekannten Wegen zunächst nach Norden zu fahren. Der hereinbrechende Herbst zeigt sich von seiner besten Seite. Schon ist das erste Laub gefallen, die hin und wieder sich zeigende Sonne wärmt zwar nicht mehr, bringt aber die Farben des Herbstes erst richtig zur Geltung. Es rollt gut.


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Über die Dörfchen Buchholz und Groß Ziethen werden die Polnischen Berge südlich des Wolletzsees erreicht. Aber schon vorher zeigte die Uckermark ihr hügeliges Gesicht. Am Südufer des Wolletzsees geht es erst mal nach Osten, um in Gehegemühle, an der Ostspitze des oben genannten Gewässers wieder nach Norden einzuschwenken. Nachdem die Welse überquert wurde, ging es munter weiter durch Wälder, über Felder, vorbei an so manch einsamen Orten, welche es tatsächlich bis heute geschafft haben, so etwas wie regionale Eigenart zu bewahren. Mal sehen wie lange es noch dauert, bis auch hier das übliche, bundesdeutsche, blassrosa Betonkleinpflaster einzieht.

Kurz vor Stegelitz, an einem verlassenen Waldhof raste ich das erste Mal. Beim Durchstreifen der Liegenschaft fällt mir eine uralte Bierflaschen in die Hände: „Carl Dabelow Brauerei Templin“ steht auf ihr geschrieben. Wer mag die wohl und vor Allem, wann geleert haben? Nach kurzer Überlegung, das Püllecken mitzunehmen, beschließe ich, das Ding lieber am Ort zu belassen, denn mein Rücksack ist mit den für drei Tage benötigten Utensilien bereits genug beladen. Außerdem sollte man auch geleerte Bierpullen immer in ihrem natürlichen Habitat belassen.


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Wieder auf dem Rad geht es nun erst mal abwärts nach Stegelitz hinunter. Am Ortsausgang steigt der Weg wieder, was aber auch klar ist, heißt der nächste Weiler doch schließlich Vossberg. Zwischen Vossberg und einem weiteren Buchholz füllen Überlegungen meinen Kopf, auf welche Weise der Prenzlauer Stadtforst am besten zu durchfahren sei. Das mir vorliegende Kartenmaterial zeigt zwar eine recht dichtes Wegenetz, doch alle mehr oder weniger gestrichelt (was für brandenburger Waldfahrer eine Warnung darstellt, enden diese doch gerne mal im Unterholz) und auch nicht unbedingt in der Richtung verlaufend, in welche ich will. Ich beschließe mich auf meinen Instinkt zu verlassen und fahre damit bis kurz vor Beenz ganz gut. Hier muss ich erst mal nach Süden schwenken, um mich am südlichen Waldsaum in Richtung Westen vorzutasten. Auch das geht bis zu einer, in meinen Karten nicht verzeichneten, Kiesgrube gut. Hier gibt es ernsthafte Differenzen zwischen Karte und Wirklichkeit. Egal, der erste Weg ist gut genug und erst in Kröchlendorf bemerke ich, dass ich nun viel zu weit nach Norden gelangt bin. Von hier in Richtung Westen geht nicht, da ein Flüsschen namens „Strom“ mir den Weg versperrt. Zudem ist diesem Rinnsal ca. 1km Weglose Heide vorgelagert. Interessanterweise war zwar in Kröchlendorf zwar fast jedes Gebäude beschriftet, handelt es sich hier doch um ein erstaunlich gut erhaltenes Ensemble gutsherrlicher Dorfarchitektur, an einem Ortseingangsschild zumindest von der Waldseite her wurde aber gespart, so dass ich erst durch die Aufschrift „Schloss Kröchlendorf“ auf einem geparkten Lieferfahrzeug Hinweise auf meinen Aufenthaltsort erhielt.

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Auch gut, denke ich und nehme wieder die Spur nach Süden auf. Irgenwo auf diesem Weg passiert es, der bisher trockene Weg ist plötzlich verschlammt. Durch! Denke ich und bemerke die bodenlose Tiefe des Morastes erst, als es für eine Kurskorrektur zu spät ist. Prima, weiter geht es nun mit doppelt so großen und vor allem schlammbraunen Schuhen und Socken.

Da! Es gibt sie also doch noch, Wegweiser! Tatsächlich, hier bin ich richtig. Und keinen Augenblick zu früh erreiche ich Boitzenburg. Dieser Ort, ebenfalls ein brandenburgischen Kleinod hat, dass wusste ich von früheren Expeditionen, einen Schleckermarkt. Außenstehende mögen denken: „Na und? Hat doch jede Klitsche.“. Nur der Branden- und Mecklenburg Erfahrene mag wissen, dass man hier in kaum einem Ort auf eine Tanke, einen wie auch immer gearteten Lebensmittelladen oder sonst was zurückgreifen kann. Was du nicht mitnimmst, dass bekommst du unterwegs auch üblicherweise nicht. Hier aber war das Paradies, ein Schlecker. Schnell rein und mit zittrigen Fingern Mineralwasser und Riegel gegriffen. Gerade rechtzeitig war mir noch eingefallen, dass ein am Morgen erworbenes Baguett am Grunde meines Marschgepäckes schlummerte. Rauf aufs Rad, raus aus dem Ort und bei schönstem Felderblick erst mal Pause mit Nahrungsaufnahme gemacht.

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Die letzten Kilometer über Krewitz, Mellenau und Boisterfelde nach Feldberg vergehen nun wie im Flug. Schnell Hotelzimmerchen gekapert und Entspannung war für den Rest des Abends angesagt.



Zusammenfassung 1. Tag:
Strecke ~120km bei ~1000Hm

Chorin - Buchholz-Groß Ziethen - Louisenhof - Gehegemühle - Peetzig - Stegelitz - Voßberg - Flieth - Weiler - Gustavsruh - Buchholz - Beenz - Kröchlendorf - Boitzenburg - Krewit - Mellenau - Boisterfelde - Conow - Feldberg
Die gennanten Orte wurden teilweise nur tangiert, sind aber der besseren Nachvollziehbarkeit mit erwähnt.



Morgen, wenn ich Lust und Zeit habe, werde ich die folgenden Tage beschreiben. Natürlich nur, wenn es auch Jemanden interessiert.
 
Hehe, ich bitte um Nachschub!!
Sehr schön geschrieben - das macht mir gleich Lust sowas selber zu machen.
Vll. dann nächstes Jahr im Frühling - mein Trainingszustand sollte doch eher unzureichend sein.

Also bitte mehr und weiter so!
 
Tag 2, Continuazione:

Morgens, gegen 08:00 schleiche ich in den Frühstücksraum des Hotels und sammle allerlei Dinge auf meinem Teller, von denen ich glaube, sie könnten mir die notwendige Kraft für den Tag geben. Und Kraft, dass hatte das am Vorabend durchgeführte Kartenstudium ergeben, würde ich brauchen können.

Nach dem Frühstück musste aber erst mal eine andere Unterkunft besorgt werden. Mein Hotel war ausgebucht und es schien erst so, als ob das auch auf alle anderen Beherbergungsstätten in Feldberg zutreffen sollte. Doch plötzlich ein Schild vor einem seelenlosen, festungsartig aufragenden Hotelneubau: „Zimmer frei“. Also rein und die Butze klar gemacht.

Bereits wenige Minuten später saß ich auf und rollte fröhlich pfeifend in Richtung des Rosenberges aus dem Städtchen. Von hier oben hat man einen herrlichen Blick über den tiefer liegenden Ort, mit welchem ich mich aber nicht länger aufhielt. Auf einem Waldweg, welcher vor dem seinerzeitigen Chausseebau als Poststraße die Verbindung in die weite Welt herstellte, ging es zunächst in Richtung Weitendorf. Vor Erreichen dieses Dörfchens wurde aber in Richtung Nordosten geschwenkt und nach kurzer Abfahrt die ersten Höhenmeter in Richtung des Reiherberges genommen. Auch von hier wieder ein unverbaubarer Blick auf Feldberg und seinen Haussee.


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Blick über den Sprockfitz bei Weitendorf

Im Anschluss wurde auf schmalen Pfaden ein Stück des Westufers des Breiten Luzins befahren, wobei auch hier wieder der ein oder andere Höhenmeter genommen werden wollte. „Hä, Höhenmeter? …in Mecklenburg???“ Diese Frage stellt sich sicher dem ein oder anderen Unbedarften, welcher sich Ostdeutschlands Nordosten als von Steppenvölkern bewohnte Tundra vorstellt. Also kurz und gut, ja es gibt hier Höhenmeter. Es sind nicht die langen Anstiege der Mittel- oder Hochgebirgslandschaften, welche ihrer Erstürmung harren, sondern Nerven und Kräfte zehrende kurze An- und Abstiege, welche in ununterbrochener Folge erobert werden wollen. Und genau das brachte mich auf eine Idee, welche für den, im ersten Augenblick wohl als grammatikalische Fehlleistung zu interpretierenden , Thementitel verantwortlich ist: „Einsichten in der Uckermark“ Zwar liegt Feldberg knapp außerhalb dieser Landschaft, aber dennoch, die Einsicht lag darin, dass es an der Zeit ist, eine ESK-Fernfahrt zu veranstalten, welche diesen Titel zu Recht trägt. Eine Fernfahrt Kloster Chorin – Feldberg - Burg Stargard, unter dem Motto:


„BLUT, SCHWEISS; TRÄNEN – das ESK auf großer Fahrt“

Mindestens 150km, geschätzte 1.500Hm. Asphaltanteil garantiert unter 5%. Das wird der nächste Meilenstein, darauf kann sich die Leserschaft freuen. Ich bin gespannt, wer sich der Herausforderung stellt.

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So stellt sich Krumbeck dem Reisenden von Süden her dar

Überlegungen hierzu belegten meinen Kopf, während ich über Schlicht und Krumbeck weiter nach Norden fuhr. Auf einmal klatsche es am meinem Knie und ein flüchtiger Blick nach unten, ließ ohne Zwischenschaltung des Großhirns meine Rechte Hand auf das flüchtig wahrgenommene Rieseninsekt niedersausen, welchem mein, die Luft scharf durchschneidendes, Knie zum Verhängnis geworden war. Irgendwas wurde getroffen und fiel zu Boden. Ich konnte gerade noch die Farbe und die ungefähre Größe wahrnehmen: Gelborange, ca. 5cm lang. Mist, ich hatte wohl aus Versehen eine Hornisse totgeschlagen. Ein Griff in die Bremsen und zu Fuß zurück in der Spur, die ich gekommen war. Tatsächlich, da lag sie im Todeskampf und sah mich mit ihren Facettenaugen vorwurfsvoll an. Richtig, man sollte immer erst mal hinsehen, bevor man schweres Geschütz auffährt. Naja, ein Foto wurde noch gemacht, eines von den akribischen Makros, für welche Rennfahrer niemals Zeit haben. Es wurde auch nur eins, da ich Trottel mal wieder vergessen hatte die Akkus zu laden.

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Eine sterbende Hornisse

Nach diesem Erlebnis ging es weiter auf Burg Stargard und der gleichnamigen Burg zu. Kurz vor Rehberg traf ich auf das, was mir das Rad fahren in MeckPomm so ziemlich verleidet: Asphalt. Langweiliger, die Eigenart der Landschaft tötender Aspahlt. Was die Mecklenburger in den 15 Jahren nach Groß Deutschland in die Landschaft gekippt haben, geht auf keine Kuhhaut. Ich frage mich immer, was die Entscheidungsträger reitet? Ist es der Chef der örtlichen Straßenbaufirma, welcher droht, seine 5 polnischen Hilfsarbeiter entlassen zu müssen, wenn diese keine schwarze Pampe mehr in der Feldmark verteilen können. Sind es die von findigen, nicht Rad fahrenden, Tourismusmanagern avisierten Fahrradtouristenscharen, welche ohne geteerte Wege ihre Börsen geschlossen halten? Oder ist es gar der Lohnunternehmer, welcher ohne Teer nicht mit seinem niegelnagelneuen „UltraBrutal 10.500 GTX“ Mähdrescher mir 12m Schneidwerk auf das Feld der Kolchose kommt? Egal wer es ist, ich finde diese Entwicklung *******, es nimmt der jeweiligen Landschaft ganz eindeutig ihren Charakter und ich glaube auch, den Charakter derjenigen, welche auf ihm antriebsarm dahinrollen. Dankbar nahm ich zur Kenntnis, das es sich bereits nach rund 6 Kilometern, kurz vor Loitz ausgeasphaltet hatte und nunmehr wieder die typische Sand/ Kiesmischung unter meinen Reifen knirschte.

So rollte ich - nun wieder zufrieden - über Gramelow, Cammin und Riepke dahin und erklomm nun endlich den Höhenzug, auf dessen nördlichem Sporn sich die einzige erhaltene Höhenburg Norddeutschlands erhebt. Die Burg Stargard. Erfreut nahm ich zur Kenntnis, dass von Massentourismus keine Rede sein konnte und kletterte nachdem ich einen kleinen Obolus entrichtet hatte, mutterseelenallein auf den Burgturm, von welchem sich eine wunderbare Landschaft offenbarte.

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Burg Stargard

Nachdem ich in der Burgkneipe meine Brennstoffvorräte ergänzt hatte, machte ich mich wieder auf den Rückweg. Es galt auf einer Südwestschleife die Bergwelt um Serrahn zu erforschen. Durch herrliche Wälder und über so manchen Berg ging es dahin. In Serrahn wollte ich endlich herausfinden, ob ein in allen mir vorliegenden Karten verzeichneter Weg existierte, oder ob es sich hier nur eine Finte handelt, welche ahnungslose Reisende ins Verderben führt. Gleich am Anfang ein Schild, welches mir mitteilt, das ich mich fortan in der Kernzone des Müritz-Nationalparkes befinde und jegliches Eindringen bei Strafe verboten ist. In mir siegt der Forscherdrang, ist doch hinter dem Schild und dem Schlagbaum ganz klar ein Weg zu erkennen, in welchem offenbar erst vor kurzem ein Mittelspannungskabel eingewühlt worden ist. Vorsichtig rollte ich hinein und überstieg so manchen umgestürzten Baum. Der Weg entließ mich an seinem anderen Ende nicht an dem, auf den Karten genannten Weg, sondern führte mich geradewegs ins Mittelalter. Mitten im Wald ein uralter, vom Wetter der letzten Jahrhunderte gebeugter Waldbauernhof. Ein ebenso uraltes Mütterchen wirtschaftet vor sich in und füttert wohl Enten oder anderes Gezücht. Kaum 30m weiter äst friedlich eine Herde Dammwild und türmt erst, als ich heranrausche. Das Mütterchen hat sie offensichtlich nicht gestört. So muss Babajagas Häuschen in Wirklichkeit ausgesehene haben. Faszinierend…


Endlich gelange ich wieder an eine mir bekannte Stelle und kurve über Goldenbaum in Richtung Steinmühle weiter. An der Steinmühle eine weitere Überraschung. Das Wasser des Grünower Sees ist tatsächlich grün. Nicht schmutzig, entengrützegrün, sondern eher smaragd. Das kommt bei meinem Hirn aber nur noch im Unterbewusstsein an, hat sich doch inzwischen die Erkenntnis breit gemacht, dass ich einen ziemlichen Hunger habe und ich überhaupt so ziemlich auf der letzten Rille laufe. Die anschließende Steigung rolle ich in Zeitlupe rauf und kann nur froh sein, dass mich der erste, mir entgegenkommende Geländeradfahrer, den ich seit zwei Tagen zu sehen bekomme nicht volley nimmt. Glück gehabt.


Nachdem ich die letzten, ekligen Riegel in meinem Magen verstaut habe, rolle ich über Grünow, Koldenhof und durch die Heiligen Hallen wieder nach Feldberg und überlege, was das morgen erst werden soll.


Zusammenfassung 2. Tag:
Strecke ~100km bei ~1000Hm

Feldberg – Weitendorf – Reiherberg – Schlicht – Krumbeck – Rehberg – Ballin – Gramzow – Cammin – Riepke – Burg Stargard – Holldorf – Ballwitz – Usadel – Rodenskrug – Wilhelminenhof – Zinnow – Serrahn – Goldenbaum – Steinmühle – Grünow – Koldenhof - Feldberg
Die gennanten Orte wurden teilweise nur tangiert, sind aber der besseren Nachvollziehbarkeit mit erwähnt.
 
Sag, das es einen dritten Tag gibt! Damit ich mich nochmehr ärgern kann, dass ich keine Minute auf dem Rad gesessen habe an diesem langen Wochenende! NACHSCHUB!!!

Ritzelflitzer
 
Danke Jockel, das war eine schöne Lektüre vor'm Schlafengehen!

Und jetzt lege ich mich hin und träume von der Blut, Schweiß und Tränenrunde.
(Will heißen, ich werde alles tun um dabei zu sein)
 
Ach Jockel, das ist mal wieder ein wunderbarer Bericht. Die von dir geschilderten Ärgernisse in MeckPomm sehe ich ebenso. Und ich kenne zumindest einen derer, die die Rundumasphaltierung des Großraumes Neubrandenburg zu verantworten haben. Verkauft wirds als tourismuserschließende Maßnahme. Aber gut, ich will das in deinem schönen Thema nicht weiter ausführen. Ich bin gespannt auf Tag 3. Zur "Blut, Schweiss & Tränen"-Runde aber, werde ich allenfalls Tränen beitragen können. Insgesamt steht mein Wiederbeginn im Moment in den Sternen, vor Frühling 2006 ist daran nicht zu denken. Die von mir geliebten gerade beginnenden kühlen Jahreszeiten mag mein Körper leider nicht mehr.
Beste Grüße
 
ZZZZZorro schrieb:
Ich bin gespannt auf Tag 3. Zur "Blut, Schweiss & Tränen"-Runde aber, werde ich allenfalls Tränen beitragen können. Insgesamt steht mein Wiederbeginn im Moment in den Sternen, vor Frühling 2006 ist daran nicht zu denken. Die von mir geliebten gerade beginnenden kühlen Jahreszeiten mag mein Körper leider nicht mehr.
Mensch ZZZZZorro,
während meiner Fahrt nach Norden habe ich natürlich oft an Dich gedacht. Ich hoffe, Du kommst bald wieder klar. Eventuell fällt das ESK ja anlässlich Eurer Adventsfahrt wieder mal in NB ein.

Boerge schrieb:
Lieber Jockel, ich warte jetzt schon fast 24 Stunden auf den letzten Teil deines Tourberichts...
Das ist nicht fair.
Du warst gestern dabei, als mich die Frau vom Fahrradhändler besoffen gemacht hat, also entschuldige bitte die kurze Verzögerung.


Tag 3, Finale:

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Ein Trecker bei Feldberg

Der Sonntagmorgen begann etwas zäh. Erstens war es beim extrem stumpfsinnigen US-Remake des Filmklassikers „Der Schakal“ später geworden, als für die Erhaltung der Leistungsfähigkeit gut ist (warum ich mir diese Gülle angetan habe, ist mir jetzt noch nicht klar) und zweitens herrschte gegen 09:00 Rentneralarm im Frühstücksraum. Ca. 50 aufgekratzte Alte versuchten, einen Fensterplatz zu ergattern und diesen, komme was da wolle, für mindestens eine Stunde zu halten. Also kurz und gut, ich frühstückte also erst gegen 10:30. Geschmeckt hat es so, wie es in solchen Hotels wohl üblich ist. Der anfallende Müll sorgt für mindestens zwei dauerhaft Beschäftigte bei der örtlichen Müllabfuhr.


Gegen 11:00 war ich nun endlich startklar. Die Beine etwas schwer von den vorangegangenen Strapazen, den Kopf auch noch nicht ganz klar, versuchte ich, die Strecke für den heutigen Tag zu durchdenken. Irgendwie gelang mir das nicht, was aber auch kein Problem darstellte, da ich die Gegend gut kenne und wusste, dass ich schon irgendwie nach Hause kommen würde. Und in Richtung zu Hause sollte es gehen. Ich war mir nur nicht klar, ob ich bereits in Fürstenberg den Zug entern würde, oder ob ich bis Oranienburg durchfahren solle.

Für Fürstenberg sprachen sich meine Beine aus (…aber was haben die schon zu sagen?), für Oranienburg sprach, dass ich durch einen kleinen Haken bei Schwiegeromi aufschlagen konnte und dort neben der Nahrungsaufnahme auch meine liebe Familie treffen könnte. Hierzu musste ich aber spätestens 15:30 dort gewesen sein, da für 16:00 Erntedank angesagt war.


Solcherart gedankenschwer fuhr ich erst mal los. Am schmalen Luzin nach Carwitz und weiter am Dreetz- und Krüselinsee entlang in Richtung Aalkasten. Hier war wieder eine Forschungsaufgabe zu lösen und so deckte ich mal wieder einen Kartenfehler auf. Nach dem Motto „Vorwärts immer, Rückwärts nimmer!“ gelangte ich durch dichtes Unterholz wieder auf den rechten Weg und ballerte weiter gegen Fürstenberg. Der ein oder andere bekannte Pfad wurde in die Streckenführung integriert, es sollte schließlich nicht heißen, ich drücke mich vor irgendwas.


Kurz vor Fürstenberg gewahrte ich ein Schild am Wegesrand, welches mir bis dato unbekannt war: „Waldweg für Angler“ stand darauf geschrieben. Aha dachte ich, hier müssen ja Mörderfanggründe liegen, wenn es den armen Anglern nicht zuzumuten ist, die ca. 300m bis zum Gewässer auf Schusters Rappen zurückzulegen. Vielleicht werden ja bald auch Verladekräne bereitgestellt und ein Hostessenservice schleppt den Petrijüngern die obligatorischen Klappstühlchen herbei.

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Angler sind schon schrille Vögel

In Fürstenberg wusste ich schon, dass ich auf alle Fälle weiter fahren werde. Zwar ging es an den Anstiegen etwas zäh, aber diese würden ja in Richtung Süden eher weniger werden.

Da die Zeit drängte, beschloss ich keine Experimente mehr zu machen und auf mir bereits bekannten Wegen und Stegen weiter zu rollen. Durch Altglobsow, ein weiteres Buchholz, am Polzower Wachthaus vorbei ging es durch Großwoltersdorf und etliche kleine Dörfchen nach Süden zu. Meine Kräfte mehrten sich auch nicht nachdem ich mir den en oder andren Riegel runtergewürgt hatte (…ich hasse diese klebrigen Viecher) aber was blieb mir übrig?


Ach ja, hatte ich erwähnt, dass es die Nacht über geregnet hatte und Wege und Stege wenn schon nicht in reißende Sturzbäche, so doch zumindest in zäh klebrigen Matsch verwandelt waren? Der geneigte Leser wird wissen, was er mit dieser Information verbinden kann. Richtig, aufhören zu treten hieß in der Regel auch aufhören sich fortzubewegen.

Solcherart entflügelt kämpfte ich verbissen gegen die Uhr (…mein Schweinehund musste mangels Alternativen sowieso mit) und erreichte Schwiegeromis Hof pünktlich 15:15. Offensichtlich hatte man mit mir gerechnet, denn es war noch eine Portion vom Mittagessen vorhanden, welche nun flugs aufgewärmt und mir kredenzt wurde: Hühnerkeulchen mit Gartenkartoffeln und lecker Gemüse. Das tat gut und so konnten mich die verbleibenden 17km nach O-burg auch nicht mehr schrecken.


In Sachsenhausen wurde noch mal schnell der Meisterfahrer Adolf Huschke gegrüßt, welchem hier einst ein Gedenkstein von seinen Radsportkameraden gestiftet wurde, da er an just dieser Stelle, 1925, 25-jährig beim Radrennen „Rund um Berlin“ seinen letzten Seufzer tat.
5 Minuten später saß ich in der S-Bahn, welche mich zuverlässig wie immer nach Hause schaukelte. Schön war’s.

Zusammenfassung 3. Tag:
Strecke ~115km bei ~700Hm

Feldberg – Carwitz – Krüseliner Mühle – Aalkasten – Neuhaus/Mückenfang – Marienheim – Rutenberg – Neuthymen – Fürstenberg – Altglobsow – Buchholz – Polzower Wachthaus – Groß Woltersdorf – Wolfsruh – Rauschendorf – Schönermark – Baumgarten – Glambeck –Linde– Teschendorf – Neuhof – Tiergartensiedlung - Oranienburg
Die gennanten Orte wurden teilweise nur tangiert, sind aber der besseren Nachvollziehbarkeit mit erwähnt.
 
jockel, mir scheint es, als wärest du verwachsen mit der mark, wie es sonst nur die 1000jährige eiche von sich behaupten könnte! natürlich möchte ich mitnichten deiner fortbewegung damit ein bildniss setzen, nein, allein deiner heimatliebe, deiner engen verbundenheit zu kultur und historie unser geliebten mark brandenburg soll das gleichnis dienen. selbst wenn ich selbst die reise täte, so würde ich die reize unseres landes gar weniger spüren, wie mich deine berichte nun so schwer im herzen treffen. auf bald... menis
 
Wer an einem Top50 Overlay interessiert ist, muss sich in den entsprechenden Beitrag auf der ESK-Heimatseite begeben. Auf Seite drei ganz unten kann man mit "Ziel speichern unter..." das Gewünschte bekommen.
Zur Betrachtung desselben sind die Top50-Scheiben von Berlin/Brandenburg und Mecklenburg/Vorpommern erforderlich.
 
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