Mann, mann, mann... Eispickel ist doch verdammt schnell, und das nicht nur beim Schreiben von Rennberichten, musste ich feststellen (von unserer Gesamtsiegerin muss ich ja wohl nix mehr schreiben...).
Beim MME konnte ich ja dann doch noch ein paar Punkte Vorsprung in der Gesamtwertung vor ihm retten, aber diesmal habe ich ihn nur von hinten zu Gesicht bekommen. Das fing schon mit der Überweisung an. Da auch hier Eispickel schneller war und die Startplätze zur Hebung der Zahlungsmoral nach Zahlungseingang vergeben werden, durfte er schon mal einen Startblock weiter vorne stehen. Für renn.schnecke und mich hieß das erst mal heftiges losdrängeln nach dem Start für eine gute Ausgangsposition. Glücklicherweise ging es zunächst lange bergauf (erst auf Asphalt, dann auf so einer Beton-Panzerstraße), und glücklicherweise hatte sich mein Bergtrainig am Teufelsberg diesmal rentiert und ging mir die Puste diesmal nicht vorzeitig aus (selbst Bergauf-Gewalttreter Tüte konnte nur sehr langsam einen Vorsprung im Anstieg aufbauen). Nur renn.schnecke war irgendwie weg - war sie so schnell an mir vorbeigerast, dass ich sie nichtmal gesehen habe? Oder war sie beim Gedränge am Start gestürzt?
Na egal, weiter. Am Ende des Anstiegs sehe ich tatsächlich das Trikot von Eispickel 200m vor mir. Leider geht es, wie am Ende von Anstiegen so üblich, danach wieder runter, und runterzu hat man gegen Eispickel ja erst recht keine Chance. So geht es flott weiter, als irgendwann Tüte mit seinem Rahmenbruch am Wegesrand steht sind es nur noch 100m Rückstand auf Eispickel. Aber irgendwie will der Abstand einfach nicht mehr kleiner werden, wenn ich einen Zahn zulege, wird Eispickel auch schneller, wenn ich kurz nicht aufpasse, ist der Vorsprung schon wieder größer. An der ersten Verpflegung fährt er gerade los, als ich ankomme. Da ich nichts mehr zu trinken habe, muss ich ihn fahren lassen.
Wenig später ist Absteigen angesagt: Der Dornentrail! Er beginnt mit einem steilen Anstieg, der ins Dickicht geschlagen wurde. Offenbar standen hier vorher irgendwelche Dornenbüsche oder weiß der Geier, jedenfalls stehen am Wegesrand ganze Grüppchen von Radfahreren, die Ihre
Schläuche flicken. Ich zähle mindestens 10 Reifenpannen, die ich passiere. Hierdurch und durch die Absteiger entsteht allerdings ein Stau, so dass ich Eispickel aus den Augen verliere. Irgendwann geht es gegen den (heftigen) Wind über eine Wiese. Als ich gerade demoralisiert langsamer werden will, kommt renn.schnecke von hinten an. Sie hatte Probleme mit der Schaltung (wie wir nach dem Rennen feststellen werden, wackelte ihr
Schaltauge wie ein Lämmerschwanz). Zu zweit geht es jetzt wieder flotter und Plätze werden gut gemacht. Am Anstieg zum Riechheimer Berg habe wir Eispickel wieder vor uns. renn.schnecke stürzt los - und ich versteuere mich und muss absteigen (das nächste mal beim Bergtraining am Teufelsberg muss ich wohl doch auch den obersten Teil vom Skihang mitnehmen...).
Oben angekommen sehe ich, dass ich gerade die Bergwertung hochgeschoben habe. Naja, Eispickel und renn.schnecke sind schon wieder weg und meine Trinkflasche ist schon wieder leer. Mein Wunsch, sie wieder aufzufüllen, führt allerdings zu Irritationen am Verpflegungsstand und damit zu tragischem Zeitverzug. Jetzt geht es wieder größtenteils bergab. Blöd, dass ich vergessen habe, den Lockout wieder rauszunehmen.
Schließlich kommt die Streckenteilung. Kurz- und Mittelstrecke fahren geradeaus weiter bergab, ich biege nach rechts um für die Langstrecke noch ein zweites mal auf die Runde zu gehen - und bin plötzlich ganz alleine im Wald.

Naja, ganz alleine vielleicht nicht, irgendwo ganz weit vorne ist ein orangener Punkt zu erkennen, den ich nach etwa einer Stunde (gefühlt) dann auch eingeholt und überholt habe. Trotzdem ist das irgendwie demoralisierend. Das nächste mal fahre ich die Mitteldistanz, da wäre ich jetzt schon im Ziel und müsste nicht alleine durch den Wald irren. Bin ich überhaupt noch richtig? Schon lange keine Wegkennzeichnung gesehen - dieser Gedanke geht mir mehr als einmal auf den Abfahrten durch den Kopf. Mehrfach verpatze ich irgendwelche Kurven, die ich eigentlich schon kenne. Irgendwie sehen diese Wege ja auch alle gleich aus...
Ich scheine aber den richtigen Weg genommen zu haben, an der Verpflegung wird mir meine Position angesagt (48. - naja). Am Dornentrail ist es jetzt leerer, nur noch ein Haufen
Schläuche liegt am Wegesrand rum. Ich hoffe, die sammelt noch einer ein...
Auf dem Wiesentrail mit Gegenwind ist die Moral gänzlich weg, diesmal kann auch keine renn.schnecke kommen um mich wieder anzufeuern. Dafür sehe ich diesmal zwei Schilder, die die Bergwertung ankündigen - erstaunlich, was man so sieht, wenn man mal mehr auf die Landschaft achtet. Am Riechheimer Berg steige ich diesmal gleich ab und trage das Rad - ist im Zweifel schneller als fahren. Und tatsächlich kann ich den Abstand zu zweien vor mir (wieder einer in Orange dabei - aber ein anderer), etwas reduzieren. Oben bei der Verpflegung schenkt eine Helferin gerade Cola in Trinkbecher. Ich lasse meine Trinkflasche mit dem Rest davon auffüllen und mir noch eine Banane aufdrängen. Jetzt kann der Endspurt beginnen. Cola ist echt ein Teufelszeug. Der Magen rebelliert zwar gegen die Kohlensäure, aber plötzlich läuft es wieder. Auf den letzten 15km ins Ziel sammle ich noch drei weitere Fahrer ein. Mein Versuch, die ersten beiden, die ich schon am Riechheimer Berg vor mir hatte, mit einem Sprint über die Autobahbrücke abzuhängen (langjähriges Training im Brandenburger Flachland

) schlägt leider fehl, auf der Abfahrt hängen sie irgendwann wieder hinter mir - plus der später Drittplatzierten bei den Frauen, die wir auch noch einsammeln.
So fahren wir dann zu viert in den Singeltrail-Parcours auf den letzten km vor dem Ziel. Die Führung übernimmt jetzt der mit dem orangenem Trikot, das ihn als Erfurter local ausweist - sehr praktisch, ohne Ortskenntnis kann man wahrscheinlich nicht so flott durch die Bäume durchzirkeln wie er.
Als man schon den Sprecher im Ziel hört, geht es dann plötzlich noch einmal rechts den Hang hoch. Die Säcke! Einer aus unserer Vierergruppe muss abreißen lassen, zu dritt kommen wir oben an um einen Meter weiter links parallel zum Weg hoch wieder runter zu fahren. Die Sä... - ach, das sagte ich ja schon. Vor Ärger vergesse ich mal wieder den Lockout rauszumachen und verliere auf der Abfahrt wertvolle Meter auf die anderen beiden. Der Zielsprint geht dann wieder steil hoch (und auf dem durch den leichten Neiselregen rutschigen Pflaster lege ich mich beinahe noch auf die Fresse). Mein Plan, hier nochmal richtig reinzutreten und die anderen aus der Gruppe zu überprinten, geht irgendwie nicht auf - dieser letzte Anstieg vorher hat mich wahrscheinlich aus dem Konzept gebracht.
Im Ziel warten dann schon Eispickel, Tüte und renn.schnecke sowie der Veranstalter, der jetzt endlich die Siegerehrung durchführen will (renn.schnecke musste mal wieder aufs Podium). Gegenüber dem Zwischenstand habe ich tatsächlich noch ein paar Plätze gutmachen können, noch ist also nicht alles verloren...
Irgendwie macht so ein eher schneller Rennparcours im Gegensatz zu den megaharten ala Salzkammergut oder Gluszyka doch auch Laune, und nachdem die Stühle und Bänke um uns rum langsam weggeräumt sind machen auch wir uns zufrieden auf dem Heimweg.