Hi,
zum Thema MTB und Umwelt gibt es tatsaechlich ein paar wissenschaftliche Arbeiten (zB Weigand, Gander, Scheitz, Leiter, Fass, Cessford usw.). Teilweise wird auch auf die Umweltbilanz der einzelnen Sportarten eingegangen. Eine kurze Zusammenfassung von Woehrsteins Arbeit ist weiter unten im Posting angehaengt. Die Titel der wichtigsten Studien findest Du auf
http://www.dimb.de/sitesdimb/dimbarchiv.html.
http://www.imba.com/ hat ein grosses Archiv mit Arbeiten aus amerikanischer Sicht (auch Einiges zum Thema Trail-Instandhaltung und -Anlage) zum downloaden. Eine relativ vollstaendige Uebersicht zum Thema findet sich auf
http://www.kuratorium-sport-natur.de/archiv.htm (=>Literaturliste des Kuratoriums Sport und Natur e.V., 172kB)
Die Problematik dieser Studien ist halt immer, dass negative Einzelfaelle nicht beruecksichtigt werden ("statistische Ausreisser"). Meist zeigen sie auch nur einen kleinen Ausschnitt der Wirklichkeit. Aber das kannst Du ja verbessern ;-)
Leider hilft uns auch die tollste Studie bei Trailsperrungen oder restriktiven Landes-Waldgesetzen nicht weiter, wenn Leute mit ihren wenigen negativen Erfahrungen (die positiven oder normalen Erfahrungen bleiben ja nicht haengen) ihren politischen Einfluss gegen uns Mountainbiker geltend machen.
Schoene Gruesse und viel Erfolg jedenfalls bei Deiner Arbeit,
Armin
Hier noch eine kurze Zusammenfassung zu Thomas Woehrsteins Arbeit, "Mountainbike und Umwelt - Oekologische Auswirkungen und Nutzungskonflikte":
Mountainbiker verzichten weitgehend auf einen PKW bei der Anfahrt zur Tour
Wichtigstes Ergebnis:
In der Summe seiner auf die Umwelt einwirkenden Faktoren stellt das Mountainbiking eine vergleichsweise umweltfreundliche Freizeitbeschaeftigung dar. Das Radfahren an sich ist umweltfreundlich, Mountainbiker verzichten weitgehend auf einen PKW bei der Anfahrt zum Tourenbeginn und verbleiben auf den vorhandenen Wegen der Kulturlandschaft. Oekologische Probleme entstehen daher selten und sie waeren ueberdies vermeidbar, denn sie entstehen durch ein Fehlverhalten eines kleinen Teils der Mountainbiker. Unter den entstandenen Problemen durch Mountainbiking hat der oekologische Konflikt nur eine untergeordnete Bedeutung, entscheidend ist der soziale Konflikt zwischen etablierten und einer jungen Naturnutzergruppe.
Zum Inhalt:
Ziel des Forschungsprojektes 'Mountainbiking und Umwelt' am Umweltforschungsinstitut der Universitaet des Saarlandes war die Erstellung einer Oekobilanz fuer das Mountainbiking. Im Mittelpunkt der Untersuchungen stand dabei die Freizeitbeschaeftigung, ergaenzend wurden jedoch auch mehrere Rennsportveranstaltungen auf ihre Umweltvertraeglichkeit hin untersucht. Wesentliche Grundlage war eine Befragung von rund 3.000 Mountainbikern ueber eine Fachzeitschrift. Weiterhin wurden 100 Fremdenverkehrsgemeinden in mitteleuropaeischen Gebirgs- und Mittelgebirgsraeumen zu ihren Erfahrungen nach zehn Jahren intensiven Mountainbikings in ihrer Region befragt. Aus der statistischen Auswertung dieser Befragungen ergaben sich wichtige Ansatzpunkte fuer die Gelaendeuntersuchungen. Diese umfassten insbesondere die Untersuchung zahlreicher bekannter und stark frequentierter Mountainbike-Regionen in D/CH/A/I auf oekologische Beeintraechtigungen. Mangels entsprechender Befahrungsschaeden abseits von Wegen durch die Freizeitbetaetigung Mountainbiking in den untersuchten Regionen wurden die durchgefuehrten Bodenuntersuchungen auf Verdichtungs- und Erosionserscheinungen sowie Regenerationsuntersuchungen an der Pflanzendecke auf den Parcours grosser Mountainbike-Wettkampfveranstaltungen sowie auf eigens dafuer angelegten Versuchsstrecken durchgefuehrt.
Die Oekobilanz der Freizeitbetaetigung Mountainbiking ist demnach als guenstig zu betrachten. Dies gilt insbesondere im Vergleich zu anderen Natursportarten. Mountainbiking ist ein wegeinfrastruktur-bezogener Freizeitsport, der daher weitgehend in der gut erschlossenen Kulturlandschaft ausgeuebt wird. Oekologisch sensible Gebiete werden nur aeusserst selten aufgesucht, die Wege bei nur 3,5% der Ausfahrten fuer kurze Strecken verlassen. Mountainbiking geschieht vorwiegend auf Flaechen, die durch Land-, Forstwirtschaft und/oder durch anderweitige Freizeitnutzung bereits stark beeinflusst sind. Ernstzunehmende oekologische Schaeden wurden in den untersuchten Gebieten nicht beobachtet und auch aus keiner der befragten 100 Gemeinden gemeldet. Groesster Pluspunkt aus oekologischer Sicht und das wesentlichste Unterscheidungsmerkmal zu anderen Natursportarten ist der weitgehende Verzicht der Mountainbiker auf einen PKW bei der Anfahrt zu ihrer Tour. 94 Prozent der Mountainbiker erreichen den Tourenbeginn auf dem Fahrrad. Der Grund fuer dieses guenstige Ergebnis ist jedoch nicht in einer ueberdurchschnittlichen Sensibilitaet der Mountainbiker fuer die Belange ihrer Umwelt zu suchen, sondern weil sich der meist weniger als fuenf Kilometer entfernt gelegene Tourenbeginn schneller, bequemer und weniger umstaendlich auf dem eigenen Fahrrad zuruecklegen laesst.
Es zeigte sich, dass nicht der oekologische, sondern der soziale Konflikt bei der Begegnung mit anderen Naturnutzern das eigentliche Problem des Mountainbikings darstellt. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um eine Stoerung, nicht jedoch um eine Gefaehrdung anderer Naturnutzer. Die sozialen Konflikte beruhen insbesondere auf mangelnde Ruecksichtnahme und Intoleranz auf allen Seiten. Insgesamt sind die Konflikte jedoch seltener, als dies bislang angenommen wurde und insgesamt ruecklaeufig. Weiterhin zeigte sich, dass die in Deutschland bis dato durchgefuehrten Loesungsversuche des Konfliktes durch gesetzliche Regelung unverhaeltnismaessig, einseitig benachteiligend und ueberdies wirkungslos waren und daher eher dazu geeignet sind, sowohl den oekologischen, als auch den sozialen Konflikt wieder zu verschaerfen.
Der Inhalt des Buches gibt die wichtigsten Ergebnisse des Forschungsprojektes Mountainbiking und Umwelt wieder, das von 1994 bis 1998 am Umweltforschungsinstitut, Fachrichtung Physikalische Geographie der Universitaet des Saarlandes durchgefuehrt wurde.
Dissertation:
Dissertation von Thomas Woehrstein am Umweltforschungsinstitut Abt. Physikalische Geographie der Universitaet des Saarlandes in Saarbruecken
Bezug:
- ueber den Buchhandel ISBN Nummer 3-930714-36-1
- ueber den Pirrot Verlag, Trierer Str. 7
66125 Saarbruecken-Dudweiler
Tel.: 06897/9753-0, Fax 06897/9753-18
- direkt vom Autor: Dr. Thomas Woehrstein, Knoglerstrasse 60
84547 Emmerting
Preis: DM 39,- zzgl. Zusendegebuehren
Quelle: FDF 315 vom 26.6.1998