Tag 4
Wir radelten also in aller Ruhe durch die Touristenhochburg Lech. Bis zu unserem Tagesziel waren noch ein Pass und eine weitere Bergauffahrt zu bewältigen. Zunächst ging es stramm auf Teer nach Oberlech hinauf. Trotz anfänglicher Quängeleien hielt Rikman hier tapfer durch. In drei Serpentinen knallte die Straße den Berg hinauf und brachte uns auf knapp 1800m. Oben angelangt verspürten wir dann doch ein leicht reizendes Hungergefühl, aber da es in den nächsten Ort nurnoch bergab ging, so dachten wir jedenfalls, trösteten wir uns über den leeren Magen mit der Aussicht auf eine schöne Abfahrt hinweg. Ha, nix da! Da haben wir wohl etwas zu schlampig auf die Karte geschaut. Der kleine Kitzbach hat in jahrtausende währender Arbeit eine kleine Klamm in den Fels geschliffen; und zwar genau da, wo unser Weg entlang lief. Die hundert Höhenmeter runter waren ja noch ganz nett. Auf dem schmalen Weg überholten wir ganz, ganz langsam eine Familie. Als die Mutter der beiden Kinder mich bemerkte fuhr sie zusammen als stünden da eine Horde Mongolen mit Messern im Maul. Sie umfasste ihre Kleinen, drängte sie unter ängstlich-erstrecktem Gezeter an die Felswand und stellte sich einem lebenden Schutzschild gleich vor sie. Ich fuhr mit weniger als Schrittgeschwindigkeit vorbei und schaute mich um was denn erschreckendes hinter mir zu sein schien, doch da war nichts. Ich größte freundlich aber außer einem voll Todesangst erfüllten Blick bekam ich keine Antwort.
Auf der anderen Seite ging es kurz und steil aus der Klamm wieder hinaus. Unsere Mägen hingen in den Kniekehlen.
Doch von nun an ging es erstmal wirklich nurnoch bergab, zunächst auf einem etwas stärker freqientierten schmalen Weg und danach, die Untere Auenfeldalpe passierend, auf einem schönen Forstweg eben und schnell gen Tal. Wir vernichteten von der Alpe an 400hm und fanden uns in Windeseile in Schröcken an der Fernstraße 200 wieder. Direkt gegenüber der Straßenkreuzung lachte uns ein italienisches Restaurant an. Wir zögerten nicht lange. Habe ich schon erwähnt das an diesem Tag die Sonne gar herrlich knallte? Na wir setzten uns und ließen uns die warme Sonne auf den noch von der Abfahrt ausgekühlten Mannskörper braten. Es gab lecker Bier und italienisches Gedöns (Pizza für Rikman und Tortellini für mich wenn ich mich recht erinnere). Wir mästeten uns bis wir dachten das wir platzen müssten und vertrieben uns die Zeit mit Fertigmachen von vorbeifahrenden Radlern.
Von Schröcken aus mussten wir einige Kilometer Staatsstraße fahren, doch es ging zumeist leicht bergab und außerdem durch Autotunnel - jäh, Videospielfeeling. Auf unserer Kompass-Karte war der Abzweig den wir nehmen wollte leider nicht mehr eingezeichnet, es fehlten ca. zwei cm am linken Kartenrand. Um den richtigen Weg zu finden brauchten wir zwei versuche. Von nun an sollte es zum Neuhornbachhaus - unserem Etappenziel - nurnoch bergan an. Fieseste 700hm. Zu Beginn wollte ich noch, doch ich musste bald aufgeben.
Es war bereits Nachmittag und die Sonne ballerte gnadenlos auf den Hang an dem sich unser Forstweg in Serpentinen mit bis zu 27%-Steigung berganschlängelte. Es war die reinste Quälerei. Wanderd wäre so einfach, aber nein, wir mussten ja unbedingt noch unsere schei$ Räder mit hoch auf den Berg schieben. Von Zeit zu Zeit offenbarten sich aber schöne Ausblicke in den tief eingeschnittenen Schreckensbach (der hieß wirklich so) und je Höher wir kamen desto toller wurde der Blick auf die umgebenden Bergspitzen. Der Weg saugte uns, die wir nur bergauf schoben, alle Kraft aus den Knochen, alle paar hundert Meter mussten wir kurz stehen bleiben. Doch kurz vor der Neuhornbachalpe viel unser Blick nach links auf das Neuhornbachhaus. Eine Berghütte wie aus dem Bilderbuch. In der gleißenden Alpensonne, vor einem herrlichen Alpenpanorama mit einer Mixtur aus Felsspitzen und Almwiesen stand die Hütte mit ihren weißrot angemalten Fensterläden. Die letzten Meter konnten wir fahren.
Schon bergan war uns ausfgefallen, dass unglaublich viele Tagesausflügler uns entgegen kamen die nicht so aussahen, als ob sie fähig und willens wären hier hoch zu stiegen. Und auch auf der Terrasse der Hütte saßen Unmengen Nachmittagsgäste. Toll, unsere Vermutung bewahrheitete sich: irgendwo gab es einen Lift! Wir enthielten uns dem Rummel auf der vollbesetzten Sonnenterrasse und machten es uns vor der Hütte bequem.
Die Sonne beschrieb einen Bogen am Firmament und langsam leerte sich die Hütte. Wir beobachteten die einsamen Almhütten am gegenüberliegenden Berghang, welche wohl nur durch einen anstrengenden Hlabtagmarsch auf unwegsamen Klatterpfaden zu erreichen wären und schwelgten in der Vorstellung genau einer solchen mal eine Zeit lang zu verbringen.
Es stellte sich heraus, dass wir die einzigsten Gäste waren die auch übernachten wollten. Der Abend war sehr angenehm. Wir tranken ein Meckatzer nach dem anderen (sehr zu empfehlen die allgäuer Biermarke) und der abgedrehte Koch bewirtete uns persönlich. Er schien sich einen Spaß daraus zu machen uns vollzustopfen mit leckersten Essen bis Oberkante Unterlippe. Er war auch kaum vom Erzählen abzubringen - und das bei seinem gar schrecklichen Dialekt. Der Abend nahm seinen Lauf und sie Sonne versank höchst kitsichig, aber wunderbar anzusehen hinterm Berg. Genug getan für heute dachten wir, und zogen uns nach eingehendem Kartenstudium auf unser Zimmer zurück.
Bilder im Anhang: Bild 1 Gefangen zwischen den Kühen bei der Auffahrt nach Oberlech; Bild 2 Extra für Darkdesigner und alle anderen erdkundlich interessierten fotographiert, eine kleine Faltenstruktur im zerklüfteten Kalkgestein; Bild 3 Sonnenuntergang am Neuhornbachhaus
Wir radelten also in aller Ruhe durch die Touristenhochburg Lech. Bis zu unserem Tagesziel waren noch ein Pass und eine weitere Bergauffahrt zu bewältigen. Zunächst ging es stramm auf Teer nach Oberlech hinauf. Trotz anfänglicher Quängeleien hielt Rikman hier tapfer durch. In drei Serpentinen knallte die Straße den Berg hinauf und brachte uns auf knapp 1800m. Oben angelangt verspürten wir dann doch ein leicht reizendes Hungergefühl, aber da es in den nächsten Ort nurnoch bergab ging, so dachten wir jedenfalls, trösteten wir uns über den leeren Magen mit der Aussicht auf eine schöne Abfahrt hinweg. Ha, nix da! Da haben wir wohl etwas zu schlampig auf die Karte geschaut. Der kleine Kitzbach hat in jahrtausende währender Arbeit eine kleine Klamm in den Fels geschliffen; und zwar genau da, wo unser Weg entlang lief. Die hundert Höhenmeter runter waren ja noch ganz nett. Auf dem schmalen Weg überholten wir ganz, ganz langsam eine Familie. Als die Mutter der beiden Kinder mich bemerkte fuhr sie zusammen als stünden da eine Horde Mongolen mit Messern im Maul. Sie umfasste ihre Kleinen, drängte sie unter ängstlich-erstrecktem Gezeter an die Felswand und stellte sich einem lebenden Schutzschild gleich vor sie. Ich fuhr mit weniger als Schrittgeschwindigkeit vorbei und schaute mich um was denn erschreckendes hinter mir zu sein schien, doch da war nichts. Ich größte freundlich aber außer einem voll Todesangst erfüllten Blick bekam ich keine Antwort.
Auf der anderen Seite ging es kurz und steil aus der Klamm wieder hinaus. Unsere Mägen hingen in den Kniekehlen.
Doch von nun an ging es erstmal wirklich nurnoch bergab, zunächst auf einem etwas stärker freqientierten schmalen Weg und danach, die Untere Auenfeldalpe passierend, auf einem schönen Forstweg eben und schnell gen Tal. Wir vernichteten von der Alpe an 400hm und fanden uns in Windeseile in Schröcken an der Fernstraße 200 wieder. Direkt gegenüber der Straßenkreuzung lachte uns ein italienisches Restaurant an. Wir zögerten nicht lange. Habe ich schon erwähnt das an diesem Tag die Sonne gar herrlich knallte? Na wir setzten uns und ließen uns die warme Sonne auf den noch von der Abfahrt ausgekühlten Mannskörper braten. Es gab lecker Bier und italienisches Gedöns (Pizza für Rikman und Tortellini für mich wenn ich mich recht erinnere). Wir mästeten uns bis wir dachten das wir platzen müssten und vertrieben uns die Zeit mit Fertigmachen von vorbeifahrenden Radlern.
Von Schröcken aus mussten wir einige Kilometer Staatsstraße fahren, doch es ging zumeist leicht bergab und außerdem durch Autotunnel - jäh, Videospielfeeling. Auf unserer Kompass-Karte war der Abzweig den wir nehmen wollte leider nicht mehr eingezeichnet, es fehlten ca. zwei cm am linken Kartenrand. Um den richtigen Weg zu finden brauchten wir zwei versuche. Von nun an sollte es zum Neuhornbachhaus - unserem Etappenziel - nurnoch bergan an. Fieseste 700hm. Zu Beginn wollte ich noch, doch ich musste bald aufgeben.
Es war bereits Nachmittag und die Sonne ballerte gnadenlos auf den Hang an dem sich unser Forstweg in Serpentinen mit bis zu 27%-Steigung berganschlängelte. Es war die reinste Quälerei. Wanderd wäre so einfach, aber nein, wir mussten ja unbedingt noch unsere schei$ Räder mit hoch auf den Berg schieben. Von Zeit zu Zeit offenbarten sich aber schöne Ausblicke in den tief eingeschnittenen Schreckensbach (der hieß wirklich so) und je Höher wir kamen desto toller wurde der Blick auf die umgebenden Bergspitzen. Der Weg saugte uns, die wir nur bergauf schoben, alle Kraft aus den Knochen, alle paar hundert Meter mussten wir kurz stehen bleiben. Doch kurz vor der Neuhornbachalpe viel unser Blick nach links auf das Neuhornbachhaus. Eine Berghütte wie aus dem Bilderbuch. In der gleißenden Alpensonne, vor einem herrlichen Alpenpanorama mit einer Mixtur aus Felsspitzen und Almwiesen stand die Hütte mit ihren weißrot angemalten Fensterläden. Die letzten Meter konnten wir fahren.
Schon bergan war uns ausfgefallen, dass unglaublich viele Tagesausflügler uns entgegen kamen die nicht so aussahen, als ob sie fähig und willens wären hier hoch zu stiegen. Und auch auf der Terrasse der Hütte saßen Unmengen Nachmittagsgäste. Toll, unsere Vermutung bewahrheitete sich: irgendwo gab es einen Lift! Wir enthielten uns dem Rummel auf der vollbesetzten Sonnenterrasse und machten es uns vor der Hütte bequem.
Die Sonne beschrieb einen Bogen am Firmament und langsam leerte sich die Hütte. Wir beobachteten die einsamen Almhütten am gegenüberliegenden Berghang, welche wohl nur durch einen anstrengenden Hlabtagmarsch auf unwegsamen Klatterpfaden zu erreichen wären und schwelgten in der Vorstellung genau einer solchen mal eine Zeit lang zu verbringen.
Es stellte sich heraus, dass wir die einzigsten Gäste waren die auch übernachten wollten. Der Abend war sehr angenehm. Wir tranken ein Meckatzer nach dem anderen (sehr zu empfehlen die allgäuer Biermarke) und der abgedrehte Koch bewirtete uns persönlich. Er schien sich einen Spaß daraus zu machen uns vollzustopfen mit leckersten Essen bis Oberkante Unterlippe. Er war auch kaum vom Erzählen abzubringen - und das bei seinem gar schrecklichen Dialekt. Der Abend nahm seinen Lauf und sie Sonne versank höchst kitsichig, aber wunderbar anzusehen hinterm Berg. Genug getan für heute dachten wir, und zogen uns nach eingehendem Kartenstudium auf unser Zimmer zurück.
Bilder im Anhang: Bild 1 Gefangen zwischen den Kühen bei der Auffahrt nach Oberlech; Bild 2 Extra für Darkdesigner und alle anderen erdkundlich interessierten fotographiert, eine kleine Faltenstruktur im zerklüfteten Kalkgestein; Bild 3 Sonnenuntergang am Neuhornbachhaus