[GBB] Zillertal - Gardasee. Da geht noch was!

Kelme

"Meine Räder - meine Hunde - meine Autos"
Registriert
6. August 2003
Reaktionspunkte
2.151
Ort
Pfalz - mittig
So vorab ...

Nach einem Jahr Alpen-X-Pause in 2004, aber erhöhtem Suchtpotential der ersten Überquerung war abzusehen, dass 2005 wieder ein Ritt über die großen Berge ansteht. Die Truppen waren schnell versammelt und weil wir mit einer Ausnahme (Bergfloh < 20 Jahre) alle der "älteren Generation" (siehe auch "Wir sind Helden!") angehören, war schnell klar, dass es wieder ein Überquerung mit Hilfsmitteln - sprich Guide und Transport des größeren Gepäcks - werden würde. Also: Wer jetzt die Beschwerde führen möchte, dass dies gar kein richtiger Alpen-X sei, kann dies gerne tun. Helfen wird's nix!
Der Plan: Mayrhofen - Torbole in sieben Tagen mit 410 Kilometern und 10.900 Höhenmetern. Streckenführung mit einer feinen Schleife durch die Dolomiten und abschließender Fete am großen Wasser bevor es wieder in den Schoß der Familien geht.
Dann mal los.


Erster Tag - Anreise nach Mayrhofen

Einige mit dem Auto, aber Lance und ich hatten uns zu einer Anreise per Bahn entschieden. Früh morgens raus aus der Kiste und die S-Bahn, die mich sonst mit Schlepptop in Richtung Büro transportiert, hatte als Gepäck meine 15 Kilo Buntmetall (schaukelnder Muli), einen Rucksack und einen erwartungsfrohen Kelme.
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Gings am Anfang noch zügig (IC bis Rosenheim) und unterhaltsam (Lance war ab Stuttgart dabei), wurde es danach ein wenig schleppend und die längeren Wartezeiten wurden schon mal für das Einwerfen der ersten Espressi genutzt.
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Die Bikes immer im Blick, denn nichts wäre peinlicher, als ein Bikeverlust schon bei der Anreise. Kurz vor der Rückfahrt ist schon schlimm genug (siehe 2003).
Ab Jenbach schleicht die Schmalspurbahn ab ins Zillertal.
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Das Teil hält an jeder Milchkanne und wir hatten den Eindruck, dass die Fahrt Jenbach-Mayrhofen genau so lange dauert wie Stuttgart-München. Irgendwie waren wir aber auch zu schlapp, um das ganze Tal per Bike hinein zu fahren. Pause mit Essenfassen, Flüssiges nachschütten und Flüssiges entsorgen gefüllt. Das passt schon.
So wie sich die Recken für die Tour am Hotel
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sammelten, füllte sich das Schlafgemach für die Bikes. Alle wohlbehalten angekommen und letzter Tagesordnungspunkt vor dem morgigen Start war Essenfassen und Hund kraulen.
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Der Hundestreichler hat fast einen dichteren Pelz als der weiße Wischmob. Aber mutig war der Kleine schon. Hat sich mit jedem Vierbeiner, der vorbeikam tapfer angelegt.
So wie das Tierlein geschlafen hat, begaben sich irgendwann auch die GBB zu Bett. Die erste Etappe kann kommen. Morgen.

In Zahlen:
0 Kilometer
0 Höhenmeter
Wetter: Super

Dann gibt's auch Bilder so richtig von unterwegs.
 
Zweiter Tag / 1. Etappe: Von Mayrhofen auf das Pfitscherjoch

Das Hotel St. Georg in Mayrhofen überzeugt nicht nur mit recht kommoden Zimmer, sondern auch mit einem reichhaltigen Frühstück. Die aufgetischten Mangen zeigten nach dem Durchmarsch der Gäsbockbiker deutliche Lücken. Irgendwie gings es nach dem Motto: "Jetzt essen, wir werden die Kalorien schon brauchen können!"
Mit Peter als Guide von MTB-Fahrtwind und Sonja als Begleitbusfahrerin war der Trupp vollzählig. Sonja hatte zwar das blanke Entsetzen in den Augen, als wir meinten, dass sie die nächsten Tage den Titel "Eule" tragen würde, aber nach kurzer Erklärung war's klar und genehmigt. Also den gesamten Kram raus aus dem Hotel, reingepackt in den Bus, das Bike präpariert, das Tagesrucksäcklein auf den Rücken und los.
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Die Etappe heute liest sich einfach und das Höhenproil kennt an sich auch nur eine Richtung: nach oben. Start auf 630 Meter und Ziel auf 2.251 Metern.
Zum Warmfahren gab es eine kleine Runde durch Mayrhofen und eine Einweisung in kleine Singletrailumgehungen des Ortskerns. Die ersten 100 Höhenmeter war gefahren, aber der Höhenmesser zeigte gegenüber der Starthöhe keine Veränderungh.
Pantherkuh als Kameramann wurde ab und zu voraus geschickt, drehte seine "Szene" und wurde dann wieder eingesammelt und an das Feld geführt.
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Die von Peter ausgetüftelte Wegführung zum Pfitscherjoch ist eine Kombination aus so viele Trails wie möglich und breite Wege und Straße wie nötig.
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Die Staumauer des Schlegeisspeichers ist dabei nur Zwischenstation, erlaubt dafür aber einen guten Überblick auf das letzte gefahrene Wegstück.
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Vor einige Jahren war ab hier Schieben und Tragen angesagt. Zunächst wurde dann das erste Wegstück bis in den hinteren großen Talkessel ausgebaut. Bis auf kürzere Passagen ist das meiste wohl fahrbar. 2003 waren wir am Tag der Transalp-Challenge-Etappe hier unterwegs. In diesem Jahr waren zwar kaum Biker, dafür aber eine Menge Fußvolk unterwegs.
Das neue gebastelte Wegstück - loser Schotter und grob dazu - vom Kessel hinauf auf das Joch ist auf dem Bild gut als fast gerade Linie nach rechts zu erkennen. Es folgt dann noch einer langer Schwung nach links und einige Kurven und schwupps ist man oben.
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Irgendwie hatte die Tragepassage zum Joch von der ersten Überquerung 2003 auch ihren Reiz. Mal das Bike tragen gehört für mich dazu. Nach bisher dem gesamten Tag in der Sonne war hier oben klar, dass der Tag mit Sicherheit nicht so enden würde. Also noch schnell Foto am Grenzübergang und immer noch bei bestem Büchsenlicht zur Hütte.

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Mit dem Erreichen italienischen Bodens haben wir dann locker umgestellt von Bier zum Essen auf Rotwein. Kommt einfach günstiger und zudem wurde das Strafmaß für technische Defekte und Stürze in 0,5 Liter Rotwein festgelegt. Es fanden sich täglich bereitwillige Spender, doch jede Menge wurde erfolgreich vernichtet und keiner konnte auch nur einen Schluck in Camelbak oder Trinkflasche für den Folgetag retten.
Wie vorhergesagt kam das Wetter mit Macht, Blitz, Donner und Graupel über den Sattel zwischen Italien und Österreich gefegt. Heftiges Trommeln an den Fensterscheiben und wir alle froh, dass wir das Etappenziel rechtzeitig erreicht hatten.
Die Lichtstimmung am Ende des Schauers war einzigartig. Noch flogen die Graupel durch die Luft und sprangen von der Tischen und Bänken wieder nach oben, aber die Sonne zeigte sich schon wieder durch dünne Wolken.

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Na also. Dann sieht das wettertechnisch für Etappe zwei ja nicht schlecht aus.

In Zahlen:
36,5 Kilometer
1.720 Höhenmeter
Reine Fahrzeit: 3:43 h

Spruch des Tages: Alleine Trinken macht doof!
 
Dritter Tag - 2. Etappe: Vom Pfitscherjoch nach Montal

Das Wetter hatte sich in der Nacht wirklich beruhigt. Richtig fett warm war es natürlich nicht, aber mit leichter Jacke drüber und ggfs. Beinlingen geht die Abfahrt in Richtung Sterzing durch das Pfitschertal ganz hervorragend. Das erste ernsthafte Hinderniss auf der Strecke war eine Kuhherde. Der Tipp (stand evnt. schon x-mal hier im Forum, sorry): Es hilft gar nichts hinter den Viechern her zu fahren. Die traben locker über mehrere Kilometer vor dir her und der Bauer hat sicherlich einen Riesenspaß, wenn der Almabtrieb vorverlegt wird. Also mitten rein in zwischen die Rindfleischberge und dann dezent abdrängen. Vielleicht hat Pantherkuh ob seiner Kleidung bei den Viehchern Heimvorteil, funktioniert hat es aber prima.

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Da der Tag heute insgesamt knapp 90 Kilometer vorsah wurde ein Teil der Abfahrt im schnellen Ritt über Asphalt vorgenommen. Der Topspeed von Gerd aus dem Jahr 2003 wurde fast erreicht und knapp 81 km/h auf Stolle den Berg runter sind ja so schlecht nicht. Peter aka DJ zeigte seine knalle gelben Hörnchen dabei meist ganz vorne im Wind. Respekt :daumen:
Selbst wenn es erst der zweite Tag ist, im Trubel einer Stadt komme ich mir bei einer solchen Tour immer reichlich deplaziert vor. Nix gegen den lecker Espresso, Latte und Apfelstrudel in der Altstadt von Sterzing, aber wohler fühle ich mich irgendwo auf dem Berg. Trotzdem: rein in die Stadt und die Bikes immer schön schieben. Die Rekordstrecke für Fahren-ohne-Polizistenpfiff dürfte so bei 10 Metern gelegen haben. Tempo egal. Die pfeifen immer.

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Die kleineren technischen Problemchen an Miros Rocky bekam ein örtlicher Händler schnell in den Griff und kurz darauf gings weiter in Richtung Franzensfeste. Leider werden in Südtirol immer mehr Wege, die noch vor kurzer Zeit eine feine Splittabfahrt boten, mit einer Asphaltschicht überzogen. Mag ja für einen Radweg entlang dieser Hautverkehrsader noch verständlich sein, aber die Teermaschinen fressen sich auch immer weiter die Berge hoch. Nix mehr Schotter-Surfen, dafür aber Asphalt-Highspeed. Kein wirklich vollwertiger Ersatz.

Es geht aber auch anders:
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Von früheren Durchreisen auf der Autobahn oder Staatsstraße hatte ich die Stadt immer als graue Festung und sonst fast nichts in Erinnerung.
Der Oberknaller ist die Wirtschaft auf der Zufahrt zum Bahnhof mit dem alten Baumbestand im Biergarten. Der Tipp: Eisacker Knödeltris:

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Die Fortsetzung in Richtung Pustertal geht über einen netten Sattel, der über ein kleine Nebenstraße erklommen wird. Hier kam es zu einem der üblichen Ausscheidungsfahren am Berg und meine 15 Kilo Buntmetall sehen dabei nicht immer gut aus. Immerhin blieb am Ende noch ein zweiter Platz in der Ü40-Wertung. Glückwunsch an Lance. Von der lecker Abfahrt über einen sacksteilen, wurzeligen, Serpentinen durchsetzten Trail hinunter ins Tal gibt es keine Bilder. Wir hatten alle Hände voll zu tun. Guide Peter verschwand auf ein Mal schlagartig über ein paar Stufen in der Tiefe und wir mussten uns das erst mal respektvoll von obern anschauen.
Letztendlich wurde es ob des drohenden Regens eine finale kleine Drückerei hinauf nach Montal. Das Hotel war für diese Tour der Oberluxus (Lage: Ortsmitte mit Parkplatz davor). Fullservice für die Klamotten (Wschen, Trocknen), Bikes im warmen Keller unter Verschluss und der Wellnessbereich komplett vorbereitet (Sauna geheizt, Whirlpool startklar, ...).

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Krönender Abschluss ein umfangreiches Abendessen und eine längere Plauderstunde vor dem Hotel. So könnte es weiter gehen. Mal schauen.

In Zahlen:
km: 87,27
Höhenmeter: 1.031
Reine Fahrzeit: 4:16 Stunden
Wetter: Leichter Niesel bei der Abfahrt vom Pfitscher danach trocken. Wir waren schnell genug.
 
Vierter Tag - 3. Etappe: Von Montal hinauf zur Faneshütte

Es galt also nach ruhigem Nachtschlaf und heftigem Frühstück - Peter: "Es geht nur kurz zum Aufwärmen leicht bergauf." - das gastliche Haus Alpenrose in Montal zu verlassen. Übliches Prozedere (Reinstopfen, runterschleppen, einpacken) und dann die Räder startklar kriegen.

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Peter aka DJ hatte heute "Gäsbockdienst". Das Maskottchen und die Namensschilder leisteten bei der Tour gute Dienste. Sie öffnen auch auf belebtem Trail leichter eine Gasse. Die Italiener nehmen meiner Erfahrung nach das Thema eh' wesentlich leichter.
Leichtes Einrollen war natürlich nichts. Es ging kurz durch den Ort und dann auf einen Singletrail bzw. breiteren Fahrweg gleich mal steil bergauf. Die ersten 150 Höhenmeter waren irgendwie nach einem Kilometer gefressen. Ein Croissant weniger hätte es wahrscheinlich auch getan.
Heute soll es auch richtig in die Dolomiten rein gehen. Auf dem Höhenweg in Richtung St. Vigil tauchen dann auch bald die ersten typischen Formationen auf.

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Der Peitlerkofel gibt einen kleinen Vorgeschmack, welche Buckel uns heute noch erwarten. Jetzt rollt es aber zunächste nur leicht wellig dahin, das Wetter spielt perfekt mit und immerhin sind wir bis jetzt an diesem Tag sturz- und pannenfrei.
Ab und zu lohnt es sich, die Augen nicht nur auf den Trail oder die Fahrbahn zu heften, sondern das Große (Landschaft) oder das Kleine in den Fokuszu nehmen. Hier ein Beispiel individueller Gestaltung eines Holzzaunes.

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Nach der Duchfahrt von St. Vigil war irgendwann schluss mit Lustig. Nicht dass der Weg jetzt steiler oder schwieriger wurde, aber die uns umgebenden Felsformationen machten uns klar, dass ein "Entrinnen" hier nur mit erschwertem Wadenschmalzeinsatz möglich sein wird.
Links und rechts des Weges reichlich hohe Wände, die sich mal enger und mal etwas weiter an die Route annäherten. Der parallel zum Hauptweg verlaufende Trail ist über weite Strecken in Richtung Pederü-Hütte durch Murenabgänge verschüttet. Leider.

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Am Ende der Straße und damit direkt an der Pederü-Hütte war das Szenario genau wie vorher vermutet. Es gibt entweder den Feiglingsweg wieder zurück aus dem Kessel heraus, oder es geht stramm nach oben. Da unsere Übernachtung auf der Faneshütte gebucht war, gab es natürlich keine Alternative und kneifen wollte eh keiner. Also erst mal Mittagspause im Kreise vieler weiterer Biker und dann ab auf den Schotter. Vom Mittagstisch aus konnten wir schon gut erkennen, wie sich das Schotterband den Hang hinauf zieht. So richtig Lust auf vollen Magen hatte da keiner mehr. Oder sah es nur schlimmer aus als befürchtet?

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Die Perderü-Hütte erkennt man (oder auch nicht) links am Rand der Wiese in der Bildmitte.
Wenn man es bis zum Fotopunkt schon mal geschafft hatte, war's nicht mehr so schlimm, aber zur Faneshütte blieben noch einige Kilometer und vorallem Höhenmeter ...
 
... in der weiteren Auffahrt stellte sich dann heraus, dass die Höhenmeter in zwei Abschnitte dosiert gereicht werden. Ein Flachstück gibt Luft zur Erholung. Der brennende Planet hatte beste Chancen den letzten Tropfen Schweiß aus der Truppe zu pressen.

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Miro, Guide Peter und Jean-Luc (von links nach rechts) auf dem breiten Schotterband. Ganz große Kulisse kann man da nur sagen. Ich hatte beim Uphill ein wenig Pech, weil die Sonnenbrille irgendwie eine Kehre wieder zu Tal auf einem Begrenzungsposten liegen geblieben war. Weil's so schön war also ein paar Höhenmeter gedoppelt.
Es tauchen die ersten Hütten und Gebäude auf - nein, die sind es noch nicht. Geschafft ist der Anstieg des Tages erst, wenn man unterhalb dieses Schildes steht.

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Die Hütte ist eine absolute Empfehlung. Alles neu renoviert und top in Schuss. Lecker Essen natürlich auch. Miro und meinereiner waren zunächst für eine Schlafsackübernachtung beim Hirten vorgesehen, hatten aber Glück, dass noch zwei Plätze "im Lager" frei wurden. 11 Mann oder Frauens in einem Raum und ich ganz oben im dritten Stock. Na bravo. Zum Glück schnarchfrei und gut durchlüftet. Der Platz auf der Terrasse am Nachmittag war aber auch nicht zu verachten.

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Sonnenuntergang über der Bergkette im Westen. Schlummerrotweintrunk an großer Tafel und irgendwann mit der Gewissheit auf den Anstieg zum Limojoch als erste Tagesaufgabe morgen in die Kiste.


In Zahlen:
Kilometer: 33,83
Höhenmeter: 1.400
Reine Fahrzeit: 2:48
Wetter: Leichtes Gewölk zu Beginn und dann Sonne pur.
 
Fünfter Tag - 4. Etappe: Faneshütte - Nuvolauhütte

Nach mäßig durchschlafener Nacht bei einigen sammelt sich der Trupp kurz vor 09hundert und macht sich für den Tag startklar. Logisch geht es gleich mit der Steigung hiunter der Hütte zum Limojoch los, aber mit frischen Beinen und kleinem Gang lässt sich das Stück durchkurbeln. Die Aussicht gewinnt mit jedem gewonnenen Höhenmeter und für mich als Neuling die spannende Frage, was uns an Aussícht erwartet, wenn wir den Sattel erreicht haben.

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In der Morgensonne sah es genau so aus. Es gilt auch zu dieser frühen Stunde ein wenig Gas zu geben (oder früher starten), denn der Verkehr an Fußgängern ist gewaltig. Aufgehalten im positiven Sinne wurden wir durch unseren Kameramann Wolfgang, der unbedingt noch eine Chorszene auf dem Joch drehen wollte oder musste. Wir erfüllen ja fast jeden Wunsch. Möge das Ergebnis im Film ihm Recht geben.
Die Abfahrt ins Tal fließt über einen alten Kriegsweg meist über mehr oder weniger losen Schotter ins Tal. Mit ein wenig Übung und Mut macht das richtig Laune.

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Es war einer der Momente, wo ich die Umrüstung auf die Louise FR an meinem Muli nicht bereut habe. Selbst für mich als Feiglingsbremser hatte das Teil nie eine böse Überraschung parat. Bremste immer genau da und in der Dosierung wie ich das haben wollte. Sauber. Zwischendurch gönnten wir uns immer mal wieder einen Erhohlungspause zwecks Foto oder Bekämpfung der Schüttellähmung. Respekt vor den beiden Hardtailern in der Gruppe. Das war bestimmt kein uneingeschränkter Spaß.

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Mit einem Abstecher am Zeltplatz von Cortina vorbei und wieder hinauf zu einem netten kleine See mit herrlicher Terrasse an einem Cafe ging es weiter. Bei der Bergwertung dahin hatte ich gegen Lance mal wieder keine Chance. Die Lunge war zwar fast am reißen, aber der Kerl hatte immer noch einen Tritt mehr auf dem Pedal.
Guide Peter demonstrierte kurz, warum die Reihenfolge bei den Zuckertütchen lautet "Erst schütteln, dann aufreißen!". Andersrum geht es genial schief.

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Wolfgang hatte inzwischen das Fell verloren und es kam die blanke Muskulatur zum Vorschein. Hatte "der toskanische Löwe" das nicht mal mit einem Ganzkörperanzug getoppt?
Kleines Weiterrollen mit Gäsbockbeobachtung und schon standen wir oberhalb von Cortina bei diesigem Wetter und mäßiger Sicht.

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Noch ein paar Meter bergab an den Ortsrand und dann umso härter bergauf zur Mittagsrast und weiter in Richtung 5 Torri und Nuvolau ...
 
... die Auffahrt zum Mittagstisch oberhalb von Cortina war dann die echte Keule. Lance vorneweg und dann hatte ich das Knirschen eines Reifens hinter mir im Ohr: Bergfloh zackerte an mir vorbei. Jugend voran!
Irgendwann hatten wir uns alle versammelt und die erste Apfelschorle - in Italien nicht immer einfach zu ordern - wurde gezischt. Zischen war der richtige Ausdruck für das Geräusch, das aus Richtung meines Mulis kam. Hinten platt. 0,5 l Rotwein auf meine Kosten auf die Liste für das Abendessen und schnell repariert, bevor die Pasta auf dem Tisch standen. Mit der Hilfe "des Meisters" kein Problem.

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Nach dem Essen kurz auf die Falzarego Passstraße und dann ab nach links in Richtung 5 Torri Hütte - Averau - Nuvolau. Der Oberbrenner an dem Anstieg war Peter (mit den gelben Hörnchen). Er wollte uns zwar nicht verraten, was er da eingeworfen hat, aber der Stoff muss klasse sein. Er brannte schier das Gummi seines Hinterrades auf den Asphalt. Naja fast halt.

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Auf dem Bild sieht man die Nuvolau-Hütte direkt über dem Bus auf dem Grat als kleine Erhebung. Da sollte es noch rauf gehen. Da ab der 5 Torri-Hütte das Gepäck für die Übernachtung aufgenommen werden musste, füllten sich die Rucksäcke. Jeder überlegte, was ob der Witterung und der Höhe für den kommenden Tag alles eingepackt werden musste. Es gab da eher sparsame Naturen und Knaben, die wirklich fast alles mit an Bord hatten.
Der Anstieg selbst ist bis zur Averau-Hütte über weite Strecken fahrbar. Im losen Schotter wollte bei mir der Vortrieb dann irgendwann nicht mehr klappen und Schieben war angesagt.

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Das setzte sich nach dem Sattel an der Averau-Hütte für die letzten 150 Höhenmeter direkt fort. Als kleine Steigerung oder Verschärfung kam der Wetterumschwung dazu. Der Wind pfiff kalt über den Grat, die Sicht wurde zunehmend schlechter und die Hütte selbst erkannten wir erst, als wir 20 oder 30 Meter davor standen. Wolken hatten sie schon eingehüllt und der Regen konnte nicht mehr lange auf sich warten lassen. Schnell vorher noch ein Foto und dann nix wie ab in die warme Stube.

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Beleben tagsüber noch 300 bis 400 Besucher die Terrasse, wurde es schnell leer und einsam. Außer uns noch zwei oder drei andere Gäste, mehr nicht. Der Tag findet sein natürliches Ende in der Abschaltung des Generators um 22:00 Uhr. Zuvor war natürlich noch die kleine Körperpflege angesagt. Das bedeutete für jeden 30 Meter durch Wind und Regen zu einer kleiner Blechbaracke außerhalb der Hütte. Tür auf und dann das da:

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Das ist alles in einem: Waschraum (links), Brause (die grüne Schüssel hinter dem Abfalleimer links) und Dusche/WC (das Loch hinten im Boden). Wassertemperatur gab es genau eine: Eiskalt. Aber wir hatten ja keinen Kindergartenausflug gebucht.
Da das "Grauen der Nacht" erst nach Mitternacht so richtig loslegte, mehr davon am nächsten Tag:

In Zahlen
Kilometer: 36,10
Höhenmeter: 1.540
Reine Fahrzeit: 3:15 h
Wetter: Top bis fast ans Ende
 
Sechster Tag - 5. Etappe: Nuvolauhütte - Capanna Cervino

Kaum lag die Bande verpackt in den Doppelstock- oder Sonstwasbetten, nahm das Gewitter draußen so richtig Anlauf. Volles Programm. Blitz und Donner zunächst noch durch Zeitabstände sauber getrennt, rückten immer dichter zusammen. Bei der etwas exponierten Lage der Hütte (ihr erinnert euch?!) für mich kein Spaß. Sämtliche Szenarien gingen mir durch den Kopf: Können wir morgen überhaupt weiter fahren? Festsitzen hier oben, will ich das? Reichen die Klamotten, um bei heftigem Regen doch abzusteigen? Wie kommt man bei Blitz, Donner und Sturm über den Grat wieder ins Tal?
Mit einem Schlag war es taghell im Zimmer und der Knall zerriss zeitgleich die angespannte Stille. Einschlag ganz in der Nähe oder in der Hütte.
Und wie kommt es in den Alpen? Kaum krabbelt die Morgensonne über den Horizont, zeigt sich die Welt und das Wetter aufgeräumt und so als wäre nichts gewesen.

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Blendende Sicht rund herum, die Hütte und die im Freien geparkten Bikes blitzeblank. Es wurde bei bester Sicht erst richtig klar, wie frei die Hütte da oben steht. Der einzige nicht extrem steile Zugang führt über den Bergrücken, den wir als Anstieg gewählt hatten. Alle anderen Richtungen fallen über mehrere hundert Meter steil ab in die Tiefe.

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Der Blitzeinschlag in die Hütte wurde von der Hüttenwirten noch bestätigt. Die Morgengymnastik (das wird eine irre Filmszene) unter Eules Anleitung wurde an exponierter Stelle auf dem Hubschrauberlandeplatz ausgeführt.

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Das auf dem Foto ist nur eine kleine Gymnastiksimulation. In echt war das viel besser. Danach Frühstück und alles wieder in die Rucksäcke verpackt. Die warmen Klamotten an (soweit vorhanden) und wieder runter zur Averauhütte. Fahrbar war auf dem Weg (für mich) nicht wirklich viel und alle waren froh, als wir an der Bergstation der Seilbahn wieder echt fahrbare Trails unter die Stollen bekamen.

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Immerhin hatten wir von oben schon mal einen Blick auf die weitere Routenführung geworfen. Grobschottrig der Weg, noch klamm die Finger und etwas ungelenk das Zusammenspiel zwischen Biker und Bike. Ob es daran lag, oder andere Ursachen hatte, egal: es wurde der insgesamt der Tag der Reifenpannen. Den Anfang machte Pantherkuh, der gleich einen Doppelsnakebite hinlegte.

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Das Katarga wurde "ausgebeint" und mit vereinten Kräften ging es an die Reparatur. Den Liter Roten im Geiste schon auf die Liste für den Abend notiert. Da noch drei weitere Plattfüße und eine gerissene Speiche folgten, war der Abend gerettet und finanziert.
Die Streckenführung der Etappe war das absolute Hihglight. Schöner Wechsel von schnellen Abfahrten, ausgewaschenen, steinigen Singletrails, wenige Schiebepassagen und feinen Splitt-/Schotterwege begleiteten uns. Die Querung einer früheren Erzmine war dabei eines der wenigen Schiebestücke. Dafür hat man dann mehr Zeit für die Fotos.

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In der auf die Schiebepassage folgenden Abfahrt durch einen ausgewaschenen Hohlweg hat es mich dann etwas heftiger in die Böschung gesteckt (0,5 Liter Roten). Abgang nach linksversetzt über den Lenker, aber keine Materialschäden und außer kleinen Abschürfungen nichts passiert. Der Bluterguss am linken Oberarm wechselte in den Folgetagen immer wieder die Farbe. Gelb-Grün sah am übelsten aus.
Mit Abstand zur Transalp-Challenge und nur auf der gegenüberliegenden Seeseite erreichten wir Alleghe.

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Der Sonnenstand und das Hungergefühl hätten hier schon fast eine Rast angebracht sein lassen. Die Gesamtstreckenlänge des Tages von mehr als 60 Kilometern und die noch zu bezwingenden Höhenmeter trieben uns jedoch weiter voran.
Mittagsrast irgendwann erreicht (Pantherkuh hat platt) und erst mal gefrustet, dass in Frankreich die Besten der Besten auf dem Radel die Tour fahren, aber im italienischen Fernsehen nichts davon zu sehen ist.
Na gut, dann fahren wir eben selbst ....
 
... vor der Einfahrt in die Filmkulisse des Val Veneggia hatte der Tourplan nochmal einen kleinen Pass vorgesehen. Nach dem üblichen Motto "Nein, ein Alpencross ist kein Rennen!" und "Jeder fährt locker sein Tempo!" wurde es an der Spitze dann wohl ein übles Gebolze um den Bergpreis. Die Punkte gingen wie recht häufig an Lance. Ich konnte mich gegen Zahlung von 0,5 l Rotwein von den Spielchen freikaufen, da mein Hinterrad mal wieder platt hatte. Vermutete Ursache: Der ContiVertical ProTection 2.3 sitzt im Zusammenspiel mit meiner Felge sehr locker. Auf- und Abziehen geht locker ohne Reifenheber. Mindestens ein Schaden geht auf eine Undichtigkeit am Ventil zurück. Trotz Talkumpuder beim Einbau.

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Die Passabfahrt im Sauseschritt und nach der erfolgreichen Hilfsaktion für einen Italiener (Ventilabriss) mit Demontage, Montage und geschenktem Schlauch gings es ab in eine Kulisse, die jede Postkarte übertrifft.

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Die Fotostopps waren zahlreich und der Weg bis ans Talende, bevor dann der letzte Buckel beginnt, ist recht leicht zu befahren. Am Ende noch ein wenig Zähigkeit für den letzten Schotterabschnitt und der kleine Downhill über einen breiten Weg zur Hütte kann beginnen. Das sich der Tag langsam zu Ende neigte, das Wetter und die Lage der Hütte (beste Berghütte der Tour) mitspielte, gab es noch ein paar Aufnahmen von "die große Nacht am Berg". Ok jetzt nicht alle, sondern nur eins:

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Ein sehr preiswertes und leckeres Menü mit den zu löhnenden Litern Roten beschlossen den Tag. Die Aussicht für den Folgetag war perfekt. Es musste mit einer längeren Abfahrt beginnen, denn oben waren wir ja schon.


In Zahlen:
Kilometer: 62,65 km
Höhenmeter: 1.870 m
Reine Fahrzeit: 4:53 h
Wetter: Genial
 
Siebter Tag - 6. Etappe: Capanna Cervino - Spera

Nach der Gewitternacht auf der Nuvolau war es diesmal nahezu perfekt. Einzig der Chef der kleinen Herde der schottischen Hochlandrinder musste auch in der Nacht seine Kontrollgänge über seine Wiese vornehmen. Ist ja nicht weiter schlimm, aber sein Glöckchen um den Hals teilte zuverlässig und ausdauernd seinen Standort mit. Ich hab' da so ein Klingeln im Ohr ...

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Wir haben die Hütte durch unsere recht späte Ankunft am Vortag (18:00 Uhr) und die Abfahrt gegen 09hundert nur ohne großen Publikumsverkehr erlebt. Auf jeden Fall sehr angenehm und freundlich. Duschen tiptop und die Klamotten wurden über Nacht nach der Handwäsche auch alle trocken.
Kleine Bikepflege auf dem Vorplatz der Hütte und dann hinab zum Rollepass. Nach kurzem Einschwingen über die Asphaltserpentinen stand Peter schon am Straßenrand und es ging ab auf die Trails. Schöne Slalomsequenz durch eine richtig große Herde von Kühen und dann für heute der erste Ausruf "Plattfuß!". Die große Pannenkrise des Vortages war allerdings vorbei. War der einzige Defekt des Tages.
Der nach der Abfahrt folgende Höhenweg war an einem ganz normalen Mittwochvormittag rege besucht und bewandert. Nicht nur von Menschen, sondern auch von einer Schafherde inklusive Eselchen und Schäferhund. Der Schäfer sollte sich mit seinem Hund mal ernsthaft über dessen sexuelle Vorlieben unterhalten. Für die Begattung des Eselchens ist der Hund einfach zu kurz gespatzt.

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Kurz danach verließen wir die "einfache" Wegführung und über schmale und steile Trails ging es weiter. Teilweise schiebend, oft fahrbar und schön einsam. Das folgende Ausruhstück hatte eine Länge von etwa immerhin 200 Metern. Danach begann eine Wurzel-Stein-Stufen-Sektion, die zwar nicht sonderlich steil bergab führte, aber sämtliche Schrauben nochmals auf Festsitz prüfte. Maskottchen Hermann I. wurde auf Klaus' Vorbau ebenfalls tüchtig durchgeschüttelt.

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An diesem Punkt war das Zwischenziel für die morgendliche Käffchen und ggfs. Apfelstrudelpause schon in Sicht. Nur noch schnell herum um den See und dann der Einkehrschwung.
Irgendwie ein großes Café, aber außer uns keine Gäste. War vielleicht noch zu früh am Tag. Lecker war's auf jeden Fall.

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Die arme Pantherkuh hatte inszwischen nicht nur das Fell verloren, sondern war abgemagert bis auf die Knochen. Na gut, es war schon die vorletzte Etappe. Wir werden ihn ins Ziel bringen ...
 
... manchmal fehlt mir im Rückblick vielleicht ein oder anderer kleiner Buckel in der Beschreibung, aber letztendlich war schon vor dem Mittagessen der Ritt der große Antritt in Richtung Cinque Croci.
Davor hatte die Tourführung - wir in den letzten drei Tagen der Tour immer lange Stücke auf dem Plan - noch ein paar Kilometer Windschatten drücken angesetzt. Rein als Singletrail-Alpen-X war unsere Überquerung nicht angelegt und man muss auch mal die Kilometer fressen, um ans Ziel zu kommen. Also Formationsflug.

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Kinners, das geht noch enger. Gerade im hinteren Teil des Peleton. Wir werden das üben.
Bei leichtem bergauf Fahren wirkten die Worte von Peter "Wir bleiben auf der Straße bis zur Brücke nach rechts und dort Mittagessen!" wie eine Startampel beim Autorennen. Kette noch ein wenig nach rechts und dann wieder Anschlag fahren. Die Balgereien um die Punktewertung machen richtig Laune.
Den großen Bergpreis nach der Mittagspause holte sich souverän "der Meister". Er stellte sein Bike als erster an den Zaun der Alm unterhalb des Passes Cinque Croci ab, die als Treffpunkt vereinbart war. Das waren schöne 900 Höhenmeter am Stück. Meist im Wald und fein befahrbar.

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Schnell in trockene und wärmere Klamotten geschlüpft und Wasser in die Flaschen nachgefüllt. Wir waren recht gespannt auf die letzten Meter bis zum Pass und der Kameramann hat hoffentlich einen guten Job gemacht. Sehr eindrucksvoll aber das Bild von Lance:

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Es zog wie Hechtsuppe am Pass und nach etwa 130 Erinnerungsfotos gings es an die Abfahrt. Pantherkuh erbat sich Vorsprung für eine Filmszene und wir gehorchten brav. Der Kerl saß dann mitten in der Abfahrt auf dem Schotterweg genau in der Bremszone auf eine enge Linkskurve zu. Ich weiß nur noch, dass ich neben Jean-Luc a) auf die Kamera und b) auf die Kurve zugeflogen bin. Blockierende Hinterräder und spritzende Steine hätten mir als Mann am Sucher das Adrenalin genauso in die Adern schießen lassen, wie uns als Fahrer. Die Szene will ich sehen. In groß und in Zeitlupe. Fotos hat es davon natürlich keine.

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Kurz oberhalb von Spera noch mal ein kurzer Stopp und gerade die letzte Abfahrt in den Ort ist ein Paradebeispiel für sich weiter den Berg hinauf fressende Teerstraßen. Schade.
Zwischenzeitlich waren die Windjacken wieder im Rucksack verschwunden und es war richtig Sommer, als wir am Hotel ankamen. Herrliche Aussicht über das Tal und in Richtung Westen eine Ahnung, wo morgen die Strecke hinführen sollte.
Zunächst war aber Etappenende angesagt. Das Menü bekommt im Zusammenspiel mit dem sensationellen Preis drei Sterne. Beispiel gefällig?

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Das war jetzt ein Zwischengang. Es war einfach herrlich. Große Tafel. Bestes Essen. Lecker Rotwein. Viel Palaver und Abschluss bei einer Wäschemodenschau auf der Terrasse. Finale wir kommen.

In Zahlen:
Kilometer: 75,40 km
Höhenmeter : 1.570 m
Reine Fahrzeit: 4:22 h
Wetter: Perfekt.
 
Achter Tag - 7. Etappe: Spera - Gardasee

Das Finale steht an. Das Roadbook wirft für heute mehr als 90 Kilometer aus. Das alles bei strahlendem Sonnenschein, keinen Ausflügen mehr in die kühlen Höhen oberhalb der 2.000 Meter Grenze, aber "guten Beinen" (bei den meisten).
Die Trikots und Hosen sind feinstens getrockten, die Zeche (sensationell niedrig) gezahlt und jetzt also Schlussetappe. Der Blick nach Westen verrät schon mal grob, wohin die Reise heute geht.

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Bei der ersten Abfahrt hinunter ins Tal zerreisst die Pantherkuh bei einem Hüpfer gleich mal eine der guten "Gerd-Wasserflaschen", die aus dem Flaschenhalter hüpft. Er wird ja sehen, was er bei der drohenden Hitzeschlacht davon hat. In der Anfahrt zum Kaiserjägerweg gibt Bergfloh die Lancenummer mit einem kleinen Ausflug über den Acker. Ging aber nochmal gut.

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Der Kaiserjägerweg selbst ist eine kleine Keule mit 800 Höhenmeter am Stück, die man abreitet, bevor man auf dem Sattel auf den Friedensweg abbiegt und die Fahrt auf Schotter fortsetzt (nochmal so 100 Meterchen bergauf). Das Feld zog sich ein wenig auseinander und man hatte schöne Gelegenheit mit anderen Bikern ins Gespräch zu kommen, die ebenfalls auf Tour waren - solange man noch sprechen konnte.
Da ich an diesem Tag Funkdienst hatte (der Funker fährt am Schluss des Feldes), hielt ich mich aus den Rangeleien um das Bergtrikot heraus. Die Jungs sahen oben am Pass aber schon wieder recht entspannt aus.

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Die Ausblicke auf auf dem Plateau waren klasse und man meinte den Lago schon irgendwie riechen zu können. Glatter Irrtum wie sich heraus stellte. Erst noch mal einen kleine Pass und Mittagsrast. In der nachfolgenden Abfahrt in Richtung Rovereto machte Peter dann stopp an einem recht unscheinbaren Leitplankendurchbruch. Kurz sortiert, wer mit auf den Trail geht (Jean-Luc und Miro nahmen eine Auszeit) und dann ging's richtig fein zur Sache. Steil, steinig, ausgesetzt. Alles dabei und dazu noch einzelne Regentropfen, die befürchten ließen, dass bei einem Wolkenbruch das ganze kein Spaß mehr sein könnte.

Nicht mehr weit bis zum See ...
 
... die finale Annäherung an den See fuhren wir über den historischen Weg, den die Venezianer nahmen, um Riva zu erorbern. Da das über den See nicht klappen wollte, wurde die Galeeren kurzerhand zerlegt und über den Sattel von der Seite aus Rovereto geschleppt. Der meist trockenliegende See (Name?) auf der rechten Straßenseite führte damals Wasser und war äußerst hilfreich. Die Geschichte klingt wie Fizcaraldo oder so.

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Ein letzter Schwung durch die Gassen, Eingliederung in den fließenden Verkehr (was'n das?) und dann runter an den Teich. Sonja aka Eule hatte schon zum Sektempfang "eingedeckt". Mit allen Hochs und Tiefs hatten wir das Unternehmen Alpen-X 2005 geschafft. Wir waren wohl laut, lustig und tierisch zufrieden.

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Mal kommt einer nicht so dolle den Berg hoch, der andere nur schwer runter. Egal. Fahrtwind spendierte ein Trikot für die Finisher, das der Trupp einem ersten Härtetest als Schwimmanzug unterzog. Eule hatte keins abbekommen und musste eben in den Kleidern wie am Leibe vorhanden in die Fluten. Vielleicht will sie deshalb für das nächste Fahren über die großen Berge trainieren und selbst im Sattel dabei sein. Würde uns echt freuen. :daumen:

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Der Abend der Ankunft endete dann mit Pizza, Nudeln, Salat, Rotwein, Wasser und sonstigen Leckereien. Die Bikes waren im Hotel direkt am Strand sicher im Fitnessraum verschlossen und allzu früh fanden wir nicht den Weg in die Zimmer. Manche noch etwas später.

In Zahlen:
Kilometer: 93,63 km
Höhenmeter: 1.750 Meter
Reine Fahrzeit: 5:46 h
Wetter: Heiß.Sommer.


Jetzt bleibt nur der allerletzte Tag. Heimreise.
 
Klasse Bericht! :daumen:
Habe ihn immer regelmäßig verfolgt! ;)
Bin schon ein bisschen neidisch, auf das was ihr da gleistet und erlebt habt... :(

Ach,... und Sonja ganz in weiß in den Fluten... Mensch, das weiß ja sogar ich das sich ein weißes T-Shirt und Wasser eigentlich nicht verträgt... ;)
Vielleicht lässt sich jetzt ja mal wieder ein Runde auf der Straße organisieren wo du wieder im Lande bist. Bin überigens bei 75km angekommen. Also können wir die gleiche Runde wie beim ersten mal fahren. Diesmal vielleicht ohne Schmerzen! ;)
Gruß!

nico
 
Hi Kelme,

hatte ich Dir eigentlich schon gesagt, wie gut ich Deine Berichterstattungen finde ? Einfach genial - und es erinnert wieder an kleine Details ... beinahe wie virtuelles Nochmal-fahren.

Konnte bei dem heutigen Nachtreffen leider nicht dabei sein, weil ich längere Arbeitszeit befürchtet hatte. Schade, wäre gerne dabei gewesen.

... übrigens: wie Recht ich doch hatte. Ich mach jetzt Feierabend und geh' nach Hause.

Bis bald und Grüsse an die ganze GBB-AlpenX-2005-Truppe

Lance
 
Wenn man schon nicht fahren kann (darf) :heul: :heul: dann ist man froh solche Berichte lesen zu dürfen (können). :daumen:
 
Neunter Tag - Heimreise

Vor der endgültigen Rückfahrt in den Norden wurde wie zu Beginn in Mayrhofen das Hotelfrühstück in vollen Zügen genossen. Wir drückten zwar den Altersschnitt erheblich und Biker können wohl immer ein wenig mehr als andere essen, aber die Lage der Terrasse zum Frühstück war genial und das Hotel ein echte Empfehlung.

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Manche Frage blieb auch nach der Tour unbeantwortet und es bedarf vielleicht genauerer Studien um verschiedene Rätsel zu lösen.
  • Lässt sich eine Kette mit Salatöl schmieren?
  • Hat kaltgepresstes Olivenöl eine bessere Schmierwirkung als Sonnenblumenöl?
  • Welche Drops hat sich Peter aka DJ eingeworfen? Wir fanden keine Verpackungsreste.
  • Wie schnell könnte die Ü40-Gang den Berg oben sein, wenn sie leichte Räder hätten?
  • Wie wurde das SÜD-Problem gelöst und hat das folgende Bild damit was zu tun?

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Als dann der zweite Shuttlebus eintraf wurde schnell alles verstaut und los ging es. Hermann I. hatte sich gleich einen exquisiten Platz in der ersten Reihe gesichert (ihm wird beim Fahren sonst schlecht :kotz: ) und er beobachtete den gemeinsamen Rückflug nach Mayrhofen.

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Nochmal umpacken, Bikes in die eigene Autos verstauen und der Fahrtwind-Crew nochmal ein Dankeschön sagen. War eine Spitzentour und wenn all' die Pläne, die bei der Tour besprochen worden sind, umgesetzt werden, sehen wir uns noch häufiger.

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Meine 15 Kilo Buntmetall brauchten auch nicht mehr Zugfahren, sondern wurden von Miro in Richtung Pfalz kutschiert.
Bericht fertig. Bei Fragen zur Tour einfach melden und nicht schimpfen, dass eventuell die Ladezeit ein wenig länglich ist. Ich konnte mich bei der Auswahl aus knapp über 1.000 Bilder kaum entscheiden.
Letzter Wunsch: Pantherkuh mach' hin mit dem Film :love: :daumen:


Kelme
 
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