"Gedanken ans Aufgeben sollte man isolieren"

tvaellen

die wandelnde Löschroutine
Registriert
9. Juli 2002
Reaktionspunkte
261
Ort
Erfurt
http://www.spiegel.de/sport/sonst/0,1518,647191,00.html
Ist zwar zu Laufmarathons geschrieben, die dort genannten Grundsätze gelten m.E. aber auch für MTB- oder RR-Marathons.

Was sind so eure Tricks für die Langstrecke, wenn der Mann mit dem Hammer kommt oder ihr aus anderen Gründen gegen das Aufgeben zu kämpfen habt?

Bei mir haben sich zwei Dinge bewährt:
1) Abschnittsweise denken.
nicht ans Ziel denken, sondern sich die Strecke geistig in Einzeletappen aufteilen, die man jeweils bewältigen will, also Runde(n), Verpflegungsstellen, Anstiege. Also nicht "noch 100 km bis ins Ziel", sondern "noch 15 km bis zur nächsten Verpflegung", "noch 10 km bis zum Ende der Runde" usw.

2) Bergauf nach dem Höhenmesser fahren
gilt natürlich nicht für irgendwelche kleine Wellen, sondern für lange Rampen. Bei denen schaue ich mir vorher an, wieviele Höhenmeter das am Stück sind bzw. auf welcher Höhe der Pass ist. Zu Beginn des Anstiegs schalte ich dann meinen Tacho auf Höhenmeteranzeige um zähle die Höhenmeter beim Fahren runter (noch 500, noch 400 usw). Das hat selbst am Timmelsjoch funktioniert obwohl einen da die Zahlen zu Beginn mutlos machen können.

andere Tipps?
 
also
zunächst 1) die Verpflegungsstation zieht immer bei mir, wenns ganz schlecht geht stell ich mir halt schon vorher vor: dort kannste mal Absteigen (da reicht meist der Gedanke, wenns dort wirklich ums Absteigen geht ist das Ego eh stärker), n stückchen Kuchen reinschieben...dann sieht die Welt meist eh schon wieder anders aus.
Dort angekommen und obiges gemacht kommt ganz klar 3) (von dubbel).

An langen Anstiegen hatte ich glücklicherweise noch keinen echten Einbruch im Rennen, im Training dafür umso mehr (einfach los ohne Essen, viel Gepäck usw. ). Der schlimmste Gedanke den ich da immer vertreiben muss ist der, dass ein Baum nur 20m hoch ist und wie endlos viele Baumhöhen das dann noch bis oben sind. Das sind grausame Gedanken :D, die glücklicherweise an der Baumgrenze dann verschwinden ;)
 
@tvaellen: stellt sich diese Frage denn bei MTB-Marathons wirklich? Mal ausgenommen von Bad-Goisern, der über 7 Tsd. HM hat, sollte doch für einen normal trainierten Langstreckler jeder Marathon durchfahrbar sein. Ich spreche hier nicht von guten oder schlechten Zeiten, sondern erst einmal vom "Nicht-Abbrechen". Wenn man vollkommen auf dem Hungerast ist, hat man auch mit Psychologie keine Chance. Dann fällste vom Rad.

Es sollte auch kein Problem darstellen, einfach mal vorab die gewünschte Distanz für sich außerhalb des Rennens zu checken. Dann weiß man doch, woran man ist.

Bei Lauf-Marathons (bei denen viele Un- oder Wenigtrainierte mitmachen) sieht das natürlich wieder anders aus. Übrigens kann man solche Distanzen eben nicht so oft üben, sondern muss sich rantasten.
 
Dann nenne es meinetwegen "Motivationsdefizit" oder "Kampf gegen den innneren Schweinehund". Es geht ja weniger darum, dass die Muskulatur versagt, sondern um das das Mentale, siehe auch der Achilles Artikel. Bei langen Strecken habe ich manchmal schon den Gedanken "warum tue ich mir das eigentlich an?" "Schluss-Ende-Aus, wir fahren nach Haus" o.ä.
Bei Mittelstrecken MTB Maras gibt es das Problem zwar nicht (Ausnahme: S**wetter, Sturz), aber bei RR Maras (200 km plus x), langen MTB Strecken sowie 12/24 Stunden Rennen kommt das schon mal bei mir vor und ich wäre überrascht, wenn ich der einzige wäre, der damit zu kämpfen hat.

Bislang gewinne ich meist gegen den inneren Schweinehund (zwei Abbrüche in den letzten 2 Jahren, einmal Sturz, einmal Hinterrad defekt), abe vielleicht gibt es ja noch andere Taktiken, ihn zu besiegen als meine selbstentwickelten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn ich nen steilen Berg hochstrample und kurz davor bin abzusteigen und zu schieben denke ich immer: ob ich mit 5km/h den berg hochFAHRE oder mit 5km/h hochSCHIEBE macht kein Unterschied. Und so zwinge ich mich dann immer indirekt doch zu fahren.

Ausserdem denke ich immer an die teilnahmegebühr: soviel Geld und dann noch nichtmal bis ans Ziel gekommen!

Hilft bei mir meistens (noch kein Ausfall bei nem Marathon)

VG
marco
 
Diese Kopfsache des Ein- oder Unterteilens kann man prima im Feld bei Trainingsrunden oder Touren ausprobieren oder noch besser einüben. Wenn es dann am Tag X um „die Wurscht“ geht sollte im Idealfall das Programm im Kopf automatisch ablaufen und einem so die Gedanken an „Aufgeben“, „Schaff ich nicht“ usw. aus der Birne verdrängen.

Nur so nachgeplappert aus dem:
http://www.libri.de/shop/action/productDetails/6041313/hans_eberspaecher_mentales_training_3767908999.html
 
Der Gedanke ans Aufgeben hat einzig und allein nur mit mangelndem Fitnesszustand zu tun - eben deinem persönlichen Ungleichgewicht zwischen Streckenauswahl und Trainingszustand. Das sollte abschließend und umfassend deine Frage beantworten.
 
Der Gedanke ans Aufgeben hat einzig und allein nur mit mangelndem Fitnesszustand zu tun - eben deinem persönlichen Ungleichgewicht zwischen Streckenauswahl und Trainingszustand. Das sollte abschließend und umfassend deine Frage beantworten.

Das ist jetzt aber die filosofische (schreibt man das jetzt so?) Betrachtungsweise ;) Wir waren mehr so auf der praktischen Schiene unterwegs :D
 
Mir hilft immer zu wissen, was ich alles schon geschafft habe. Hatte in jedem Marathon eine Phase (OK, beim Dolomiti Superbike die ersten 90km *g*), in denen ich mich quälen musste und nur begrenz Spaß hatte, aber je öfter man ein Tief überstanden hat, desto besser kann man beim nächsten Mal damit umgehen.
Und selbt wenn der Mann mit dem Hammer kommt, weiß ich, dass ich mit genug essen und trinken und gleichmäßig langsamerem Tempo irgendwie ins Ziel komme.
 
Der Gedanke ans Aufgeben hat einzig und allein nur mit mangelndem Fitnesszustand zu tun - eben deinem persönlichen Ungleichgewicht zwischen Streckenauswahl und Trainingszustand. Das sollte abschließend und umfassend deine Frage beantworten.

:lol:
bestimmt.....

irgend so ein radfahrer, soll schon mal bei der tour gut gewesen sein, hat gesagt:
frei übersetzt: "der schmerz geht vorbei, aufgeben bleibt."

Also ähnlich wie #11.
An das gute Gefühl danach denken.
 
Der Gedanke ans Aufgeben hat einzig und allein nur mit mangelndem Fitnesszustand zu tun - eben deinem persönlichen Ungleichgewicht zwischen Streckenauswahl und Trainingszustand. Das sollte abschließend und umfassend deine Frage beantworten.

:lol: bei dieser Aussage stellt sich mir die Frage ob du schon mal Langstrecke gefahren bist?
Der Gedanke ans Aufgeben tauchte bei mir auf der Langstrecke sehr häufig auf und ursache war nie der mangelnde fitnesszustand sondern meist Motivationsprobleme. Gelöst wurden diese mit der Antwort von dubbel 3) egal, weiter! Denn aufgegeben habe ich bisher nur wegen technischer Probleme!:daumen:
 
ui, hab noch eine "Taktik" ;)

5) warten bis eine Frau an dir vorbeifährt, schneller lässt sich ein Motivationsproblem wohl kaum lösen :D.
(Risiken und Nebenwirkungen: sie lässt dich locker stehen, dann könnte das Motivat.Prob. durchaus ins unendliche Steigen :) )
 
irgend so ein radfahrer, soll schon mal bei der tour gut gewesen sein, hat gesagt:
frei übersetzt: "der schmerz geht vorbei, aufgeben bleibt."
ein weitere radprofi gab mal von sich: "Mit starken Beinen und einem schwachen Kopf kommt man nirgendwo hin, aber mit schwachen Beinen und einem starken Kopf kann man sehr weit kommen."
 
*Fanfarenstoss*

Die Geburtsstunde einer neuen Unterdisziplin des MTB-Sports: Zen-Biken.

"Erst wenn du den Umtrieben deines Denkens Einhalt gebietest und den Punkt erreichst, wo all Dinge ungeboren sind, brichst du durch zur Freiheit - du versinkst nicht in Gefühlen, du verweilst nicht mehr bei Begriffen, sondern transzendierst alles ganz und gar." - Yuan-Wu
 
Zurück