Da in diesem Thread ja noch nicht wirklich viel passiert ist, habe ich mich am Sonnabend mal an meine eigenen Ratschläge gehalten:
1. Nimm eine Karte, fahr los und berichte im Forum!

...
3. Jedes Gebiet, vor allem, wenn man es noch nicht kennt, ist ein lohnenswertes Ziel.
Auch die Einschätzung von Pirat konnte mich nicht abhalten.
Das Havelland ist feucht, flach und gröÃtenteils öde.
Es war also klar, es würde keine forumszertifizierte Mountainbiketour, sondern nur eine Tour mit Mountainbike werden. Zu meiner Ehrenrettung sei gesagt, dass mein Ziel der immerhin 109 m hohe Gollenberg war, auf dem Otto Lilienthal seinen letzten Flug angetreten hat. Allerdings habe ich diese Region bei weitem nicht erreicht, was Anlass genug ist, die Tour bei besseren Bedingungen zu wiederholen.
Als Startpunkt habe ich Gapel ausgewählt, was ein Teil von Döberitz ist, was wiederum seit einigen Jahren Ortsteil von Premnitz ist.
Den Ort habe ich ausgewählt, da ich bei GoogleEarth dort im Wald eine Ansammlung von Panoramio-Fotos ausgemacht habe. Meist ein sicheres Anzeichen für etwas Interessantes, zwischen Ausflugslokal und Atombunker.
Bevor ich in den Wald eintauchte, der mich auch erst zum Abend wieder entlieÃ, habe ich mir noch einen Ãberblick über die Ãdnis der Landschaft verschafft.
No mountains in Havelland
In Döberitz wurde
Eisenbahngeschichte konserviert.
Alle Signale auf grün
Zu dem Foto fällt mir, ganz offtopic, eine Frage ein, welche kürzlich in meinem Umfeld gestellt wurde: Warum ist bei einer Verkehrsampel oben rot und unten grün?
Angeblich kommt das von den Eisenbahnsignalen: Damit das Signal auch bei Dunkelheit erkennbar war, ist an dem Signalarm dieses Blech mit dem roten und grünen Glas angebracht. Dahinter befindet sich eine Lichtquelle. Fällt durch einen technischen Defekt (z.B. Zugseil gerissen) der Signalarm herunter, bedeutet das "Halt". Gleichzeitig steht damit auch das rote Glas vor der Lichtquelle, was dem Lokführer ebenfalls "Halt" signalisiert. Das funktioniert logischerweise nur, wenn das rote Glas oben ist.
So, genug gelernt für heute.
Ein Zug hält hier schon lange nicht mehr und der Letzte hat vergessen, das Licht auszuschalten.
Wenige Kilometer weiter kam ich dann zu besagter Anlage im Wald. Zuerst dachte ich an eine Panzersperre.
Ostwall im Westhavelland?
Diverse groÃe runde und merkwürdig geformte Betonkonstruktionen mit Kanälen dazwischen machten für mich keinen Sinn.
Ãberall Reste dieser Verschraubungen. Vielleicht etwas zum Verspannen einer Tragkonstruktion.
Anfangs dachte ich an eine militärische Anlage. Dagegen sprach aber die Verwendung von Naturstein.
Solch ein Teil herzustellen, macht schon etwas Arbeit. Stammt also bestimmt nicht aus Zeiten der Planwirtschaft oder des Bunkerbaus.
Meine (nicht sehr ausführlichen) Recherchen ergaben für das Gebiet die Stichworte I. G. Farben, Tetraethylblei (Antiklopfmittel für Flugbenzin), Lager für Zwangsarbeiter und VEB Chemiefaserwerk âFriedrich Engelsâ.
Für Chemiefaserwerk sprechen diese halbrundförmigen Betonteile, in denen vielleicht mal riesige Spulen mit Fasern lagerten.
Pioniergehölz Birke
Ein Blick zum Himmel lieà hoffen, dass es noch ein richtig schöner Nachmittag wird.
Irgendwie erinnern diese Reste industrieller Produktion schon ein bisschen an Grabsteine.
Ich machte mich dann auf, das nächste Ziel des Tages zu erkunden: Das Naturschutzgebiet Pritzerber Laake
Hier wurde früher Ton und zu DDR-Zeiten Torf abgebaut. Jetzt wurden die Meliorationsgräben dicht gemacht und die Flächen stehen wieder unter Wasser. Es bildet sich neuer Torf, was aufgrund der GröÃe des Gebiets, eine nennenswerte Menge an CO2 binden soll. Hier gibt es die gröÃten zusammenhängenden Erlenbruchwälder.
Da man hier überall auf Wasser stöÃt, ist das Gebiet ziemlich unzugänglich. Das unterstützt natürlich die SchutzmaÃnahmen.
Zwischendrin immer mal wieder ein besorgter Blick gen Himmel
Die Grenze zum NSG. Diese Moorlandschaften ziehen sich kilometerweit hin.
Naturschutz pur! (?)
Oder auch nicht. Klingt zwar etwas oberlehrerhaft, ist aber wohl wahr.
Eines der wenigen Gebiete, in der noch die Kreuzotter zu Hause ist.
Ach ja, und wo es Bäume gibt, ist auch unser Freund der Harvester nicht weit.
Das Schlimme war, dass ich hier zweimal durch musste.
Als nächstes wollte ich diese merkwürdigen Gebäude inspizieren.
Aber es war kein Durchkommen.
An dieser Stelle trat ich endgültig den Rückzug an, was bedeutete, nochmal durch den Harvestermodder zu fahren.
Im Wasser treibende Heuballen. Irgendwie hatte ich ein Déjà -vu. Wasser scheint mich magisch anzuziehen.
Irgendwann fand ich dann den Wernitzdamm, auf dem man das NSG halbwegs trockenen FuÃes/Reifens durchqueren kann.
Ein glutroter Sonnenuntergang sollte es nicht mehr werden aber ich war mit dem Wetter eigentlich zufrieden. Regen setzte erst wieder abends auf der Autobahn ein.
So, kein klassischer Mountainbikebericht, keine Höhenmeter, keine Flatterhosen. Mehr ein Ausflugtipp in (fast) unberührter Natur. Ich habe nicht die Rehe geknipst, die 50 m vor mir, ohne mich zu bemerken, aus dem Waldweg ästen. Na ja, und die Atmosphäre einer Landschaft lässt sich in Worten und Bildern eh schlecht festhalten. Es war feucht und flach aber keineswegs langweilig. Allerdings war es die erste Tour, bei der mir innerhalb von sechs Stunden nicht ein einziger Mensch begegnet ist.
Eigentlich standen auf meinem Tourenplan noch Orte wie (Zitat): "...Rathenow und Kotzen um den Ferchesarer und Hohennauener See und über Wassersuppe, Eislake und Ohnewitz hoch bis auf den Gollenberg, dann noch Lady Agnes angucken und je nach Uhrzeit und Kondition höchstwahrscheinlich auf LandstraÃe und Havelradweg schnell zurück in den Süden. In Rathenow noch Eisessen unterm Bismarckturm.

..."
Wird vielleicht mal nachgeholt.
Altglienicker
