Persönliche Erfahrung, ich speiche seit über 10 Jahren ein.
Einspeichen ist nicht gleich Einspeichen. Natürlich kann man einfach hergehen und los legen, aber gerade Anfänger können die Thematik nicht vollumfänglich betrachten, weil es im Normalfall an den Grundlagen und dem Verständnis fehlt: Lastwechsel oder Abdrücken, der physikalische Unterschied zwischen Alu- oder Carbonfelge im Verbund, gleichmäßige Speichenspannung und warum das so wichtig ist, etc.
Die Komplexität beim Einspeichen fängt halt bei der Wahl der Einzelteile an, geht über die richtige Speichenspannung nach Material, Einsatzbereich und Fahrerprofil (= Gewicht + Fahrstil) und banalen Dingen wie das richtige Einfädeln (speziell bei gebrauchten - vorgestressten - Naben), leading and tracing, oder dem richtigen
Werkzeug.
Versteh mich nicht falsch: ich sage nicht, dass es nicht möglich oder sinnvoll ist, aber ich finde es mittlerweile fast fahrlässig Einspeich-Neulinge unbegleitet explorativ herumspielen zu lassen. Ja, mit zwei Nicht-linken Händen wird es schon ein Laufrad werden und ja, man kann vermutlich auch damit fahren.
Ich hab in unregelmäßigen Abständen Leute zur Schulung in der Werkstatt, die gut arbeiten - Und dann kommen die Aha-Effekte, wenn man ihnen zeigt, wo die Unterschiede liegen. Neulinge bekommen bei mir ein altes Laufrad mit vielen Speichen zum Herumspielen, fangen also mit auszentrieren an. Ich halte den Neuaufbau eines Laufrades für zu komplex als Erstlingswerk.
Einspeichen ist kein Hexenwerk (Mittigkeit, Speichenspannung, Seiten- und Höhenschlag), aber wenn man die größte Ungenauigkeit bei Alufelgen am Stoß erreichen will, dann braucht man Geduld, Erfahrung und Gefühl. So exakt gebaute Laufräder sind nicht jedem wichtig, genau wie ausgespacerte Naben oder Fräsarbeiten am neuen Rahmen. Für mich ist das der erstrebenswerte Standard.