In die Technik einlesen - Wie und wo?

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Servus,

ich hab vor ein paar Wochen meine erste richtige Mountainbike-Tour gemacht (Singletrails und Schotter-Piste) und mich hat es gepackt :love:

Zu meinem Background: Seit meiner Jugend sportlich unterwegs (Rudern Leistungsport, momentan Krafttraining, Joggen und Tennis). Bin eigentlich ausschließlich mit dem Rad unterwegs, weil ich kein Auto habe. Hatte mich mal für Rennrad fahren interessiert, aber MTB ist doch spaßiger :lol:

Da mir mein Rad geklaut wurde, darf es jetzt ein neues sein. Hab momentan nur ein 50€ Rad, um in der Stadt rumzueiern.

Jetzt zum eigentlichen Thema: Wo kann ich mich einlesen? Ich bin Technik mäßig total überfordert!
Hardtail oder Fully?
Aluminum, Carbon, Titanium, Bambus ?
26" oder 29"?
...
Was zählt zum guten Material und was nicht? Wenn ich ein Komplettrad sehe, woher weiß ich, ob es was taugt oder nicht?
Was muss ich generell wissen ? Wo sind die Standard Begriffe definiert ?
Ich würde mich so als Hardtail Fahrer, ala Ghost SE einschätzen.

Ich erwarte nicht, dass hier einer alles beantwortet, aber gibt es irgend ein Sticky für Anfänger?

Heeeeeeeelft mir :D

Gruß

€// Wikipedia habe ich übrigens gelesen, hilft bei der Kaufentscheidung, zwecks mangelnder Erfahrung, nichts :(
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi Bloomaul,

2004 haben ein paar Leute sich mal an einem Kaufberatung FAQ versucht. Wurde ein paar Mal ergänzt, ist nicht wirklich vollständig und auch nicht auf dem neuesten Stand, aber vielleicht gibt es Dir zumindest ein paar Anhaltspunkte, wie Du die richtigen Fragen stellen kannst.

Wichtig noch: Alles, was Du liest, mit Vorsicht genießen. Es handelt sich so gut wie immer um sehr subjektive Sichtweisen. Du weißt nicht, wer dahinter steht, welche Erfahrungen oder sonstige Kompetenzen er mit dem Radfahren sowie der Technik hat, inwiefern er möglicherweise ideologisch verbohrt ist oder wirtschaftliche Interessen verfolgt. Bei MTB-Zeitschriften kommt noch hinzu, dass sie irgend etwas neues präsentieren müssen, um sich interessant zu machen und dabei eher Sprachrohr der Industrie sind, die eben verkaufen will. Nicht alles, was an Neuerungen auf einen zukommt, ist gut, zumindest nicht für jeden, aber es ist meist auch nicht alles Schrott.

Das Rahmenmaterial ist letztlich Geschmackssache, wirklich richtig schlechte Rahmen wirst Du kaum finden, und man kann zumindest aus den ersten dreien gute Rahmen bauen. Bambus bleibt wohl eher Exot. Im Hardtailbereich gibt es auch noch hübsche Sachen aus Stahl. Fullys aus Titan oder Stahl sind ebenfalls eher selten und dazu meist recht teuer. Vielleicht nicht unbedingt ideal fürs erste Rad, wenn man noch nicht genau weiß, was man möchte/braucht.

Hardtail oder Fully? -> Suchfunktion. Wurde hier zigmal durchgekaut, teils sehr vehement mit großen Emotionen.

26" oder 29" (+ mittlerweile 650b oder auch 27,5" genannt) - Geschmackssache. es gibt in allen Größen gute Räder. Man muss nur das passende für sich finden. Auch hier gehen die Emotionen teils hoch, da sollte man nicht alles für bare Münze nehmen, was geschrieben wird. Weder sind 29"er die absoluten Lichtbringer für jeden, noch sind sie Teufelswerk.
Idealerweise fährt man verschiedene Räder probe, um sich selbst ein Bild zu machen. Was in vielen Diskussionen übersehen wird, ist, dass es nicht "das 29er-Bike" oder "das 26"er-Bike" gibt, sondern jeweils viele verschiedene.

Wichtig wäre zunächst einmal, sich über den Einsatzbereich klar zu werden und - sofern dies ein nötiges Thema ist - das maximale Budget abzustecken. Wichtig wäre auch, ob Du soweit in die Materie eintauchen willst, dass Du sagst: Ich schraube selber! oder ob Du öfter Hilfe in Form eines Radgeschäfts vor Ort brauchst. Wenn letzteres der Fall ist, wäre es vielleicht auch nicht so verkehrt, das Rad dort zu kaufen. Wenn man einen guten Radhändler vor Ort hat, der einen mag, ist das schon nicht verkehrt. Manche haben allerdings Pech und keine guten Geschäfte in der Nähe. Dann bleibt letztlich ohnehin nur der Kauf beim Versender (was bei Einzelteilen meist viel günstiger, bei Kompletträdern oft ein bißchen günstiger ist, bei reinen Versandhandelsmarken meist sehr viel günstiger).
Generell mal ein paar Themen in der Kaufberatung lesen, mal ein bißchen blättern, es gibt sehr viele Suchanfragen, sicherlich auch die eine oder andere, die in eine ähnliche Richtung geht wie Deine.

Da das ganze ja durchaus auch mit Emotionen zu tun hat und Dir Dein Fahrrad am Schluss auch gefallen soll und nicht nur technisch optimal sein soll, könntest Du auch mal einige Galerien durchblättern (etwa im CC-Racing-Unterforum, da gibt's auch MTB-Tourenräder, oder im speziellen Galeriebereich, da gibt es alles mögliche).

Wenn Du Dich dann langsam dem Ziel näherst, kannst Du Dir auch Meinungen zu einzelnen Rädern einholen, die Dir positiv aufgefallen sind.
 
Geisterfahrer hat eigentlich alles gesag, ich würde nur noch etwas zum Einsatzbereich ergänzen.
Gehe nicht nur vom deinem aktuellen Einsatzbereich aus, sondern berücksichtige auch deine Entwicklung. Sonst kaufst du in 6 Monaten nämlich wieder ein neues ;)
Die Lernkurve ist gerade zu Beginn sehr steil, wenn du auch gerne mal etwas spaßiges bergab fährst.

Gruß xyzHero
 
Wow. Vielen Dank für die ausführliche Antwort :daumen:

Den Kaufberatungs-Teil lese ich gerade durch und auch den Hardtail vs. Fully Thread habe ich schon gelesen.
Momentan tendiere ich stark zum Hardtail, weil große Sprünge und extrem schnelle Abfahrten über Wurzeln etc. bei mir wohl in den nächsten Jahren nicht auf dem Programm stehen. Zumindest nichts, was auch nicht mit Hardtail gehen sollte.
Ein Kumpel der schön länger fährt meinte, dass man auf einem Hardtail die "Technik" besser lernt? Aber wie genau sieht überhaupt eine gute Technik aus? Wenn ich mir den Fahrtechnik Bereich anschaue, sehe ich einfach nur Leute die abnormal pervers, überall runterbrettern und ein verdammt gutes Gefühl fürs Bike habe. Ist das aber nicht mehr Erfahrung und Talent, als Technik?

Aber beispielsweise bei 26" und 29" - was ist der allgemeine Unterschied? 29" größer, also besser für Strecke, aber nicht so wendig ? Das 26" ist wendiger, aber anstrengender zu fahren?

Wo liegt der Unterschied beim Material? Letztlich kann es mir doch egal sein, ob es Alu oder Titan ist. Hauptsache das Gewicht, die Haltbarkeit und die Stabilität stimmt?

Einsatzgebiet wird wohl All-Mountain sein. Downhill eher die easy parts ;) Ich glaube ich such die eierlegende Wollmilchsau ^^. Es soll ein solides Fahrrad sein, dass nicht alle 5m irgendwelche Zicken macht. Das erste würde ich lieber komplett kaufen, weil ich mich schlicht nicht auskenne. Wenn man sich besser auskennt und genauer weiß was man will, werde ich wohl selbst aufbauen. Ist genau mein Ding :D

Preisgrenze ist so 1000€ maximal. Marke und Design bin ich absolut anspruchslos. Funktionalität und gutes P/L Verhältnis ist da eher entscheidend.
 
Bei der Technik gibt es jede Menge zu lernen, auch wenn man nicht Downhill fährt. Vieles kommt dabei vom Fahren selbst, anderes kann man aber auch isoliert trainieren.
Hier ein paar Stichwörter:

  • Track Stand
  • Bunny Hop
  • Hinterrad versetzen
  • Vorderrad versetzen
  • Floater Drop
Es gibt sicher noch vieles mehr, aber wenn man das kann, kommt man schon ziemlich weit. Wobei "können" ein sehr dehnbarer Begriff ist.
Grundvoraussetzung ist natürlich eine vernünftige Bremstechnik und die Körperhaltung auf dem Bike.


Die Jungs die da runterbrettern haben auf jeden Fall eine Menge Erfahrung und viele sicherlich Talent, aber auch dafür ist Technik nötig.
Die Art der einzusetztenden Technik hängt natürlichdavon ab, was du fahren möchtest. Wenn du eher Downhill- oder Freeride-lastig unterwegs bist, braucht man eher Sprung- und Kurventechniken.
Wenn du lieber verblockte Wanderweg befahren möchtest, sind Tial-Techniken hilfreich.

Hier ist z.B. eine kleine Fahrtechnikreihe:

http://videos.mtb-news.de/videos/view/3392
http://videos.mtb-news.de/videos/view/6171
http://videos.mtb-news.de/videos/view/10141

Gruß xyzHero
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber beispielsweise bei 26" und 29" - was ist der allgemeine Unterschied? 29" größer, also besser für Strecke, aber nicht so wendig ? Das 26" ist wendiger, aber anstrengender zu fahren?

Im 29er Unterforum gibt es noch ein paar FAQ zu dem Thema. Ich kann für mich sagen, dass die Unterschiede bei meinen Rädern (On One Inbred 26" und On One Scandal 29") nicht soooooo gewaltig sind, wie sie teils dargestellt werden. Der 29er rollt etwas geschmeidiger über Hindernisse, etwa Wurzelwerk und Steine, drüber. Da meine Fahrtechnik ohnehin nicht die beste ist, bekomme ich enge Kurven mit dem 26" und dem 29"er gleich gut bzw. schlecht. Könnte jetzt nicht sagen, dass mich der 29"er dabei behindert.

Bei 1000 € würde ich wohl eher bei 26" bleiben, weil man da schlicht mehr Rad fürs Geld bekommt. Wie groß bist Du eigentlich?

Fahrtechnik sind nicht nur die krassen Sachen. Auch fürs ganz normale Fahren gibt es einiges zu lernen: Etwa enge Serpentinenkurven mit Stufe durchrollen, auf rutschigen Anstiegen nicht den Bodenkontakt verlieren, Hindernisse mit den Beinen ausfedern statt im Sattel sitzen zu bleiben, die beste Linie auf der gewählten Strecke finden und so weiter. Mit einem Hardtail ist man da schlicht mehr gefordert als mit einem Fully, weil es nicht so viel verzeiht. Macht aber auch Spaß.

Ich denke auch, bei dem Budget und beschriebenen Einsatzgebiet bis Du mit einem 26"-Hardtail wohl auf der sicheren Seite. Wenn Du später dann doch mal noch ein Fully möchtest, weil die Fähigkeiten stark gewachsen sind oder Du einfach mehr Komfort haben möchtest, kannst Du Dir immer noch als Ergänzung eines dazukaufen. Ein Hardtail kann man aber immer brauchen, und sei es dann nur als zuverlässiger Ersatz, wenn am anderen etwas zu machen ist.
 
Wenn ich ein Komplettrad sehe, woher weiß ich, ob es was taugt oder nicht?

Als ich "damals" angefangen habe, war die Komponenten-Auflistung der Räder nur ein Dschungel von Modellen.

Ein paar Gedanken:

Die Schaltung ist meist eine Kettenschaltung von Shimano, welche verschiedene Wertigkeitsstufen haben. So gibt es Acera, Alivio, Deore, SLX, Deore XT (kurz XT), XTR (von schlecht nach gut). Während man komplett Acera an einem 300€ Rad sieht, ist die XTR-Kurbel alleine so teuer.
Wichtige Frage: Wie gut muss es sein? Da scheiden sich natürlich die Geister. Meiner Meinung nach ist Deore minimum, während SLX eigentlich vom Preis/Leistung-Verhältnis sehr gut ist. XT ist nochmal besser und macht sich primär im Gewicht bemerkbar (und im Geldbeutel).
Bei einem 26" Hardtail sollte man für 800€~ hauptsächlich SLX bekommen und bei >1000€ XT.
Zum Antrieb gehören Kurbel, Schaltwerk, Schalthebel, Kassette, Umwerfer. Gerne wird ein gutes Schaltwerk verbaut, während die anderen Komponenten auf der Strecke bleiben. Auch "verheimlichen" die Hersteller mal gerne die Wertigkeit, indem sie einfach nur das Modell nennen, wo man nicht direkt erkennt ob gut oder schlecht, wobei man das über Google schnell findet ;)

Dennoch muss das Gesamtpaket stimmen. XTR mit einem 20kg Baumarkt-Rahmen bringen es auch nicht. Bezüglich Gewicht solltest du bei dem Budget locker unter 13kg bleiben (Hardtail / 26"). 11-12kg sind schon gut bei dem Budget.

Wichtig sind auch noch die Bremsen. Da muss man einfach mal schauen, was es so am Markt gibt. Gute Bremsen kosten kein Vermögen - beliebt sind eigentlich die Shimano-Bremsen (auch wieder SLX), da relativ Sorglos. Die Elixir 1 am ZR Team 7.0 sind z.B. Einsteiger-Bremsen ("je höher die Nummer, desto besser").

Ähnliches gilt für die Federgabel. Neben Antrieb und Rahmen eines der wichtigsten Elemente. Leider kann man nicht pauschal sagen, was hier gut oder schlecht ist, da es sehr viele Modelle gibt. Die Rock Shox Reba ist schon einer der besseren.
An einem Hardtail sind 100mm Federweg standard. Ausreichend für die üblichen Touren durch den Wald - Wurzeln, kleine Sprünge oder Unebenheiten werden sehr annehmbar. Der Federweg ist ausschlaggebend für den Einsatzbereich. Downhill hat mal eben den doppelten Federweg (200mm~).

Nicht zu vernachlässigen sind die Laufräder, aber bei Kompletträdern sind die eigentlich immer nicht so toll, aber vollkommen ausreichend.

Dann gibt es noch ne Menge an "unwichtigen Dingen" wie Lenker, Sattel oder Griffe. Da kann man eigentlich nichts falsch machen - eher Geschmackssache (Farbe usw) und wenn man denn möchte, kann man sie zwecks Gewichtsoptimierung austauschen. Zwar ist ein Sattel an sich natürlich doch sehr wichtig für ein bequemes Fahren, aber die Teile kann man selbst austauschen. Das Grundgerüst muss halt stimmen ;)

Aber das Wichtigste:
Ein Rad muss einfach passen. Probefahrt! Geh einfach mal zu einem örtlichen MTB-Händler (z.B. Via Händlersuche von Cube) und teste dich durch. Nimm ein "Billiges" und ein "Teures" - versuch die Federungen zu vergleichen, wie reagieren die Bremsen und solche Dinge. Idealerweise erlaubt der Händler eine Probefahrt (oder gibt sogar eine kompetente Beratung von sich :D)
 
1a Beratung hier! Vielen Dank, an alle die hier gepostet haben :daumen:
Da bin ich ganz andere Sachen, aus anderen Foren gewöhnt :D

Danke speziell an Kreuzrad für die kurze Technik Einführung! Wieso wird so ein kleines Material-Wiki nicht als Sticky erstellt? Würde wahrscheinlich etliches an Neuling-Topics ersparen.

Dann werde ich mir wohl mal ein paar 26" Hardtails anschauen (und was sonst noch so beim Händler steht).

Bin übrigens 1,85m groß und ~78kg schwer. Ziemlich Standard also ;) Wenn ich mir die Fahrtechnik-Videos so anschaue, habe ich wohl eine ganz gute Ausgangsbasis, denn ein Teil der Übungen beherrsche ich schon ganz gut - immerhin was ;>

Gruß
 
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