Jakobsweg, Camino Frances

Registriert
11. Juni 2006
Reaktionspunkte
27
Ort
Köln
Habe dieses Jahr im Mai vor den Camino Frances mit dem MTB abzufahren.

Das www ist voll von Reiseführer, Blogs und sonstigen Infos, allerdings finde ich kaum Infos über Leute die den Pilgerweg mit dem MTB abgefahren sind. Es gibt Reiseführer, Berichte und und und aber eigentlich immer nur von Alternativstrecken die den Pilgerweg wohl ständig kreuzen und meist parallel davon laufen aber nirgends gibts Infos von Radler die den Weg komplett über den Pilgerweg zurückgelegt haben.

Werde so wie es ausschaut ab Paris den Nachtzug Richtung Südfrankreich nehmen und dann je nach Lust und Laune zwischen Biarritz und Bayonne die Reise beginnen. Geplant ist die Route ab St. Jean Pied de Port über den "richtigen Fußweg" zu nehmen.
Jetzt liest man alles mögliche, aber meißt nur Bruchstücke von dem ganzen Weg. Es ist von absolut unfahrbar bis autobahnähnliche Wege alles beschrieben. Gibt es den irgendjemand der den Weg schon abgefahren ist, oder hat jemand nen Tipp für eine gute Internetseite.
 
Hi,

also abgefahren bin ich ihn nicht. Meine Mum ist ihn vor 2 Jahren abgelaufen und hat ihn als sehr gut beschrieben. Da sie in Deutschland losgelaufen ist, meinte sie, dass es durchaus auchmal durch den Wald und über Wiesen sowie fesiges Gelände geht. Sie hat auch viele Radfahrer getroffen, die den Camino gefahren sind. Die meisten meinten eigentlich, dass man es mit vernünftiger Ausrüstung sehr leicht hat und auch keine Passagen hat, die unpassierbar sind mit dem Fahrrad (MtB).

Ich hoffe das hilft wenigstens ein bissl..
 
...ist mit dem MTB fahrbar, beinhaltet aber je nach Kondition und Gepäck einige Schiebepassagen!

Bin in 2008 den Weg (von meinem Wohnort in Deutschland) gefahren, und es war ein sehr schönes Erlebnis.

Ich war nach 18 Tagen und 2700km in Santiago de Compostela...

Buen Camino der Matthias
 
Um die Beschilderung mache ich mir ehrlich gesagt überhaupt keine Gedanken, diese scheint ja perfekt zu sein.

In 18 Tagen, das war ja mehr ein Etappenrennen.
Mit ist sehr wohl klar, dass ich das Teilstück welches ich geplant zu fahren habe in einer Woche abstrampeln kann, allerdings weiß ich nicht ob ich das will. Werde das vor Ort entscheiden wie schnell es vorrangehen soll, Zeit hab ich genug.
Gepäck ist kaum vorhanden, werde nur einen Rucksack mitnehmen welcher beim Testpacken unter 7kg blieb. Die nächtliche Unterkunft wird auch vor Ort entschieden, auf jeden Fall brauch ich ein Dach übern Kopf, da ich nur ein Schalfsack mitnehmen werde.

Aber schonmal gut zu wissen, dass man nur gelegentlich mal schieben muss, das einzige worauf ich nämlich wenig Lust habe, ist das Radl ständig zu schultern.

Wie sieht es eigentlich mit Abstellmöglichkeiten fürs Rad über Nacht aus. Hoffe doch sehr, dass die meisten Refugios zum schlafen gut sind (da gibts ja auch die unterschiedlichsten Infos im Netz). Steht ein Rad dort sicher? Stabiles Schloss ist vorhanden und wird auch mitgenommen, auch wenn dies nochmals mit 1,5kg zu Buche schlägt.
 
Also die Refugios sind so abwechslungsreich wie das Wetter. empfehlen würde ich es dir, das Rad soweit es geht mit in den Schlafsaal zu nehmen. Du pennst da in aller Regel mit mehr als 4 Leuten und naja, man weiß nie an wen man gerät. Es gibt viele, die sich sehr früh morgens schon auf den Weg machen (4 Uhr).

Mit einem entsprechendem Schloss und dem Abstellplatz in deiner Nähe sollte das eigentlich kein Thema sein.

Mal eine ganz andere Frage, ich wollte auch schon immer den Camino mit dem MTB abfahren. Könntest du dir, falls es bei mir überhaupt zeitlich etc passen sollte, vorstellen den Weg zu zweit abzuradeln?
 
Nimm dir bloß genügend Zeit,unbedingt nach dem Motto ´der Weg ist
das Ziel´fahren.
Es gibt so viele lohnende Orte links und rechts vom Weg,da lohnen sich
auch 50 km Abstecher.
Die schönste Herberge war in Burgo Raniero,mit offenem Kamin,unbedingt einplanen,sogar der Bürgermeister ist bei uns noch gekommen um Holz
für den Kamin zu besorgen.
In Galizien sind die Herbergen allgemein bedeutend besser als am Anfang
des Weges.
Wenn du mit dem Mtb fährst geht auch der Wanderweg über den Alto del
Perdon,schön ,aber ausgewaschene Rinnen möglich.
Finisterre mußt du natürlich auch mitnehmen,da gibts ein paar alte Klöster
zum übernachten mit Dracula feeling.
 
Also, dann auch noch mal hier öffentlich:

2008 bin ich den Camino Frances zum größten Teil gefahren, nicht ganz, da ich in Lourdes gestartet bin. Das hat sich eigentlich aus der günstigen Flugverbindung dorthin ergeben, und ich habe es absolut nicht bereut, da der Chemin de Aragones? durch die Pyrenäen mit der schönste Teil des Weges war, auch aus fahrtechnischer Sicht.

Auf den Camino Frances bin ich erst bei Eunate? kurz nach Pamplona gestossen, da ich am Somportpass die Pyrenäen überquert habe und dann den genialen Trail mit vorheriger Tragepassage über das Kloster San Juan de la Plena und den Pyrenäenbalkon mitgenommen habe.
Ansonsten kann ich wenn Du wirklich dem Fußweg folgen willst, was ich getan habe, ich bin einfach immer stur den gelben Pfeilen gefolgt, auch wenn teilweise ein spezieller Radweg ausgeschildert war, der fast immer über die Strasse ging, den Weg mit dem MTB nur empfehlen, und zwar nach Möglichkeit nicht mit Satteltaschen, wobei das Geschmackssache ist. Außerem war ich bei den steinigen Wegen sehr froh um mein Fully!!!
Monoton ist die ganz Sache eigentlich nur in der Meseta, auf der Hochebene von Burgos bis Leon, das sind zwei Tage wo es nur auf Schotterstrassen geradeaus geht, das längste Stück sogar mal 12 km ohne Kurve...

Letztendlich bin ich von Lourdes aus, bis nach Finisterre und Muxia in 18 Tagen 1400 km gefahren und habe 14000 Höhenmeter zurückgelegt, davon maximal 15-20% Asphalt, also wesentlich weniger wie bei ner Transalp, da Du dauernd aufm Fußweg unterwegs bist.

Schloss hatte ich nur ein Abus Stahlkabelschloss dabei, frag mich nicht was für ein Level, aber das hat max. 500 gramm, und ich habe auch nix sichereres gebraucht, mein Rad war eigentlich immer bei mir, entweder paar Meter entfernt in nem separaten abgeschlossenen Raum oder bei 2 von drei Hotelübernachtungen sogar im Zimmer, was absolut kein Problem darstellte für die Spanier. Die Refugios haben fast alle einen abgesperrten Raum für Räder, und da hat das Schloss immer gereicht. Und sonst hatte ich mein Rad die drei Wochen immer in Sicht oder Reichweite.

Die Refugios sind übrigens nicht so schlecht wie ihr Ruf, und ich bekam auch als Radfahrer immer ein Bett.

Vergiss die ganze Fahrradliteratur über den Camino und nimm einfach den Rother Wanderführer mit.

Gruß und Buen Camino,

Thomas
 
Bin im Juni 2008 alleine den Camino frances gefahren, war ein tolles Erlebnis.

Flug nach Bilbao (Air Berlin/Niki), dann gleich abends mit dem Bus nach Irun, Übernachtung in der Pilgerherberge, um 5 Uhr früh mit dem Rad über die Grenze nach Hendaye und mit dem Zug über Biarritz nach SJPdP.

Von dort ohne Stress (ich habe viel Kultur geschaut) in 15 Tagen nach Finistere und zurück nach Santiago.

Bin ausschließlich den Pilgerweg gefahren, es war teilweise sehr heftig, da es vorher drei Wochen geregnet hat. Es war auch kälter, als ich erwartet hatte.

Die 1. Etappe über die Pyrenäen nach Pamplona und die letzte Etappe nach Finistere würde ich unbedingt machen, das sind wunderschöne Strecken.

Ich hatte nur einen Rucksack mit 5,5 Kg und eine Lenkertasche mit ca. 1 Kg für Karten, Fotoapparat, Müsliriegel und Regenjacke dabei, das reicht.

Für Interessierte habe ich Packliste, Zeitplan und Fotos.

Buen Camino Klaus

PS: Weil`s so super war, bin ich im Mai 2009 zu zweít die Via de la Plata von Sevillia bis Zamora gefahren und über den Camino Madrid (über Segovia) zurück nach Madrid - auch dafür habe ich Infos.
 
schlank gepackt! damit kam ich leider nicht ganz hin...

rucksack mit rund 5 kg plus proviant und einen ortlieb-sack mit rund 2 kg auf dem sattelstützengepäckträger

übrigens, genau in den drei wochen regenwetter bin ich auf dem weg gewesen...
 
Hallo!
Schau hier mal:

http://www.mtb-news.de/forum/showthread.php?t=267444&highlight=Jakobsweg

Nr. 19 und 36

Buchtip:

Spanischer Jakobsweg,

Wandern Kompakt, ISBN 978-3-7654-4156-1


Ich bin jeden Tag ca. 80 km gefahren. Das geht ohne Anstrengung. Herbergen gibt's genug auf dem Weg, auch Brunnen. Ich empfehle Satteltaschen. Der Rücken ist eine große Fläche. Bei der Hitze bist Du froh, wenn es Fläche zum verdunsten gibt. Außerdem ist es besser, da der Schwerpunkt tiefer liegt.

Wenn Du genaueres wissen möchtest, schreib mir eine PN. Nur ein Angebot ;)


Nette Grüße

Peter

... und ganz viel Spaß, den wirst Du haben !!!!
 
Hallo, das klingt sehr spannend!
Haltet ihr den Weg auch mit MTB-Tandem fahrbar.
Ich habe for 2Jahren mit meinem Radlhasl Alpenüberquerung gemacht und musste ständig auf sie warten;-)
 
Größtenteils ist der Weg mitm MTB-Tandem fahrbar würde ich sagen! Kommt natürlich immer auch auf Eure "Geländegängigkeit" an.
Ob Ihr Euch die Auffahrt zum O'Cebreiro antun wollt müsst Ihr selbst wissen, da muss man auch mitm MTB ohne Satteltaschen schieben. Die Abfahrt vom Cruz de Feiro könnte mitm Tandem auch ziemlich "interressant" werden. Falls Ihr vom Somportpass aus oder schon in Frankreich starten wollt, was ich sehr empfehlen kann: Der Weg über San Juan de la Plena is mitm Tandem ein absolutes NoGo! Ebenso die Abahrt vom Somportpass.

Es gibt aber überall die Möglichkeit über die "Radpilgerroute" auszuweichen, die alle paar Kilometer wieder auf den Fußweg trifft.

Buen Camino, Thomas
 
So die Fahrt kann losgehen.
Abfahrt 24. Mai per Zug nach Bayonne, am 6. Juni gehts per Flieger ab Santiago wieder zurück.
Da ich die Reisezeit sehr sehr großzügig eingeplant habe, werd ich mal schauen was es außer den Weg noch so alles zu sehen gibt.
 
...Das www ist voll von Reiseführer, Blogs und sonstigen Infos, allerdings finde ich kaum Infos über Leute die den Pilgerweg mit dem MTB abgefahren sind.
...
Jetzt liest man alles mögliche, aber meißt nur Bruchstücke von dem ganzen Weg. Es ist von absolut unfahrbar bis autobahnähnliche Wege alles beschrieben. ...
Nun, das ganz grundsätzliche Problem bei Informationsbeschaffung dieser Art ist, dass selbst jemand, der die ganze Strecke mit dem Bike gemacht hat, dir schlecht sagen können wird, was für dich machbar ist.

Ich fahre den Jakobsweg zusammen mit meiner Frau seit vier Jahren in Etappen von der eigenen Haustür und heuer im Juni den spanischen Rest.
Als Antwort würde ich dir sagen: Klar ist er mit dem MTB auf der Originalroute machbar.
Aber genauso klar dürfte sein, dass es einige Passagen gibt, bei denen du Schieben müssen wirst.

Wie häufig das sein wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab:
* deinen individuellen konditionellen Fähigkeiten
* deinen individuellen fahrtechnischen Fähigkeiten
* der Wahl des richtigen Bikes
* der Wahl des Gepäcktransports/-befestigung
* und des Wetters.

Eine grundsätzliche Antwort auf deine Frage ist also nicht möglich.
Die Strecke tendiert eher zu schwer, daher: wenig Gepäck, maximal mögliches Handling und fahrtechnische Freiheit des Bikes (keine Gepäck-, Lenkertaschen), Etappenlängen nicht zu lang wählen, jeden Tag nur so lange fahren, wie Lust zum Fahren besteht, nicht sklavisch an die Originalroute halten, wenn das Wetter, die Verfassung, die Topographie nicht mitspielen. Kein Zwang, zu nichts.
Nach diesem Rezept haben wir seit vier Jahren erstaunlich viel Spaß auf dem Jakobsweg gehabt (was die Fotos ganz gut zeigen).

Lies dir halt auch mal die anderen Threads zum Jakobsweg durch, denn deine Fragen tauchen immer wieder auf.
Dort findest du auch Links zu meinen Fotosammlungen, die dir vielleicht auch schonmal einen guten Eindruck von dem geben, was dich auf so einer Route erwartet.
Nun auch noch meinen Senf dazu:

Der Jakobsweg ist auf seiner Originalroute mindestens so anspruchsvoll wie eine Alpenüberquerung.

Ich fahre ihn zusammen mit meiner Frau seit vier Jahren in wöchentlichen Teilstücken "ab der eigenen Haustür" - in unserem Fall, ab München.
Es ging über den "Münchner Jakobsweg" (München-Bregenz), die "Via Jacobi" in der Schweiz (Einsiedeln-Genf), die "Via Gebennensis" (Genf-Le Puy-en-Velay) und die "Via Podiensis" (Le Puy-en-Velay-St. Jean Pied-de-Port) quer durch Frankreich bis zum Fuß der Pyrenäen.
Heuer folgt im Juni unser 14tägiges "Schlußstück" auf dem "Camino Frances" (von St. Jean Pied-de-Port nach Santiago de Compostela) quer durch Spanien, der vielen als der eigentliche Jakobsweg gilt.

Da es DEN Jakobsweg ohnehin nicht gibt, genausowenig, wie DIE Motivation dafür, kann man auch wenig Ratschläge erteilen, mit WELCHEM Rad man das fahren sollte und auf WELCHER Strecke, oder WO STARTEN?
Das muss jeder für sich selbst entscheiden.

Für uns waren folgende Parameter vom ersten Moment an klar:
Wir wollen nicht nur das spanische Schlußstück fahren (800 km), sondern alles, also ab der eigenen Haustür.
Wir wollen ausschließlich auf dem GR65 (Jakobsweg) fahren, mit der Konsequenz, dass da geschoben werden muss, wo nicht mehr gefahren werden kann.
(Von dieser Konsequenz bin ich einmal, meine Frau etwas öfter, in Frankreich abgewichen, in einem Steilstück bergauf, wo der Wanderweg sich 300 Höhenmeter in einer Steilflanke aus einem Flusstal (bei Conques) bergauf zog, wo parallel dazu eine bequeme Teerstraße ohne viel Umweg ebenfalls auf die Anhöhe führte).
Wir wollen Mountainbiken, mit der Konsequenz, dass Gepäck nur auf dem Rücken zu transportieren ist.
Am Bike befand sich ausser einer Trinkflasche und einem Satteltäschchen nichts (und schon das Satteltäschchen war in ruppigen Bergabpassagen äusserst störend, da es beim Einfedern des Hinterbaus gerne mit dem Reifen Bekanntschaft machte...).
Uns geht es nicht ums Kilometerfressen, sondern um die fahrtechnische Herausforderung, der wir uns möglichst auf dem Bike fahrend stellen wollen.
Speziell die Passage durch Frankreich (Via Gebenennsis, Via Podiensis) stellt vom Trailanteil jede Alpenüberquerung, die ich bis jetzt gefahren bin, locker in den Schatten.
Wir fahren moderne, vollgefederte Mountainbikes, mit Scheibenbremsen und vernünftiger Federungs-Geometrie, wie man sie auch auf Alpenüberquerungen verwendet.

Nochmal: es gibt kein RICHTIGES oder FALSCHES Jakobsweg-Biken!

Jeder, der mit Gepäcktaschen am Trekkingrad unter Einbeziehung von alternativen Teerstrassen fährt, macht es genauso richtig.
Man braucht auch keine religiöse oder spirituelle Motivation vorweisen, umgekehrt schadet sie aber auch nicht.
Man sollte vielleicht soweit OFFEN sein, andere Erfahrungen als auf einer Alpenüberquerung zuzulassen, als da wären:
Nicht zwingend eine Höhenmeter- und Kilometer-Statistik am Abend nach Ende der Tagesetappe in sein iPhone abzuspeichern, sondern einfach mal nur so das Erlebte wirken zu lassen.
Man zückt halt nicht beim Betreten der Alpenvereinshütte seinen Mitgliedsausweis, um eine Übernachtungsermässigung zu bekommen und das Recht auf ein "Bergsteigeressen" einzufordern, sonder man lässt den gardien oder hospitalero den Pilgerpass abstempeln, nachdem der einen vielleicht freundlich zum Mitsingen beim Abendessen aufgefordert hat. Oft darf man auch beim Salat schnippeln mithelfen oder hinterher beim Abwasch machen. Gezwungen wird aber keiner.
Keine Angst: keiner MUSS BETEN, wo er nicht will, aber es schadet auch mal nichts, mitzuerleben, wie es ist, wenn andere am Tisch das Bedürfnis dazu haben, es zu tun.
In DIESEM SINN ist der Jakobsweg dann tatsächlich was anderes...
...und für viele hier, die velleicht bisher nur Alpencross' kannten, eine ECHTE HERAUSFORDERUNG!!! ;)


Hier mal ein paar Bilderlinks, wo man sehen kenn, wie das dann mit dem MTB so ausschaut auf dem Jakobsweg...
...Münchner Jakobsweg ...Via Jacobi ...Via Gebenennsis ...Via Podiensis
...ist mit dem MTB fahrbar, beinhaltet aber je nach Kondition und Gepäck einige Schiebepassagen!
...
Ich war nach 18 Tagen und 2700km in Santiago de Compostela...
Hmm, das ergibt nach meiner Rechnung einen Schnitt von 150 km pro Tag und das über fast 3 Wochen.
Das deckt sich nicht so recht mit meiner Vorstellung von Mountainbiken, aber das muss jeder selbst wissen.
Mehr als 50 km auf fahrtechnisch schwerem Geläuf sind eigentlich im Transalp-Stil nicht drin, ohne dass das Ganze zu einer Tort(o)ur ausartet...
 
Zusammenfassung:
Biarritz - St.Jean Pied de Port - Santiago - Finesterre - Muxia - Santiago

Die Strecke ist über den Wanderweg komplett befahrbar zumindest wenns runter geht, bergauf gibts einige kurze knackige Steigungen welche mich zum Schieben zwangen.

Probleme mit Fußpilgern gabs keine, allgemein fand ich die Zahl der Radpilger garnicht so niedrig wie vorher angenommen.

Unterkünfte zu finden war kein Problem, zumindest wurde nicht unterschieden ob Rad oder Fußpilger, wenn ein Bett frei war bekam ich eins, egal ob eventl. noch Fußpilger nachkamen, welche dann vor einer vollen Herberge standen. Volle Herbergen hatte ich allerdings öfters angetroffen, jedoch war es kein Problem innerhalb der nächsten 10km ein Schlaplatz zu finden.

Mein persöhnlicher Tipp, möglichst lange schlafen bis man sozusagen aus den Herbergen rausgeworfen wird. Dann möglichst schnell eine Möglichkeit finden ein nettes Frühstück einzunehmen. Sinn des Ganzen ist es möglichst wenig am Vormittag zu fahren, ab 14 Uhr sinkt die Zahl der Fußpilger auf dem Weg um gefühlte 80% und man hat wirklich freie Bahn und seine Ruhe. (Dies gilt nicht für die letzten 100km)

Die Strecke von Santiago nach Finesterre und Muxia ist deutlich weniger frequentiert und landschaftlich auch sehr ansprechend. Einzig die Hunde sind auf diesem Teilstück deutlich aggresiver als vor Santiago, die scheinen den regen Pilgerverkehr noch nicht so akzeptiert zu haben.
 
Da waren wir wohl fast zeitgleich unterwegs.

Ich würde meine Eindrücke mal so zusammenfassen:
Der Camino Frances ist mit dem Mountainbike leicht zu bewerkstelligen.
Verglichen mt den Abschnitten durch Deutschland, Schweiz und Frankreich, die wir die Jahre zuvor gefahren sind, ist der spanische Abschnitt der fahrtechnisch einfachste.
Über weite Strecken benötigt man überhaupt kein Mountainbike.
Einzig die Passage Galiziens begründet ansatzweise die Verwendung eines Bikes, der Rest ist auch mit einem Tourenrad zu schaffen.

Da ich glühender Verfechter von "purem" Mountainbiken bin, kam für mich immer nur die Beförderung des Gepäcks im Rucksack auf dem Rücken in Frage.
Das hat sich auf den bisherigen Abschnitten bis zu den Pyrenäen auch immer als die richtige Entscheidung herausgestellt.
Die "Bewegungsfreiheit" und Agilität des Bikes war auf diesen Abschnitten auch immer gefragt, so dass Biken mit Gepäcktaschen am Bike auf der Via Gebennensis und der Via Podiensis bis zu den Pyrenäen zum Scheitern verurteilt ist. Diese Abschnitte sind auf der Originalroute "pures" Mountainbiking (verleichbar mit einer schweren Alpenüberquerung).

Ganz anders in Spanien: Auf dem Camino Frances gibt's kaum fahrtechnisch anspruchsvolle Abschnitte, so dass sich selbst die Verwendung eines MTBs in Frage stellen lässt.
Über weite Strecken ist das Kilometer runterspulen mit dem Reiserad. Da darf man sich dann natürlich doch die Frage stellen, ob Gepäcktransport auf dem Rücken unbedingt hätte sein müssen. Die Antwort lautet nein, aber mir ist es trotzdem lieber so. Das soll nicht heissen, dass es nicht auch steile Passagen gegeben hätte, aber eben alles andere als fahrtechnisch anspruchsvoll. Mit Kraft fährt man praktisch alles, wirklich fahrtechnisch knifflige Passagen findet man erst in Galizien und selbst da sind sie deutlich seltener gestreut als beispielsweise auf einem AlpenX.

Diese Feststellungen wären nicht vollständig, würde man nicht auch ein paar Sätze zu den landschaftlichen Eindrücken schildern.
Der spanische Teil ist leider mit Abstand der monotonste und ja, langweiligste, des gesamten Jakobswegs, den wir von München bis nach Santiago gefahren sind. Kein Vergleich mit den landschaftlichen Abwechslungen in Frankreich beispielsweise.
Über die Pyrenäen ist es noch ganz nett, aber selbst da käme man selbst auf der Originalroute Napoleon noch mit schmalen Reifen fahrend drüber, da bis hinauf alles geteert.
Bis Pamplona dann wellige Vorpyrenäenlandschaft auf einfachen Feldwegen, oftmals zu Tode geplättelt mit Beton und Steinplatten von den Touristikern.
Hinüber über den Alto de Perdon (Windräder-Kette) ins Rioja-Gebiet. Steil, aber komplett fahrbar hinauf. Dann der oftmals als haarsträubende Abfahrtspiste bezeichnete Abstieg auf gerölligem Weg nach Obanos.
Für einen Wanderer mag das ein Kniekiller sein - ein Biker kommt da leicht runter.

Navarra löst jetzt in den ersten 3 Tagen keine extremen Hochgefühle aus, wenngleich die Landschaft sicher nicht als hässlich bezeichnet werden darf. Wüsste man zu diesem Zeitpunkt schon, was einen in der Meseta 2 Tage später erwartet, dann würde man die Navarra wohl als Paradies bezeichnen. Aber man ist ja verwöhnt als reisender Biker und so speichert man die Tage bis Logrono eher als landschaftlich "ganz nett" ab.
Was dann aber gleich hinter Navarrete passiert, hätte man doch nicht zu alpträumen gewagt. Die Landschaft wird flacher, monotoner, endlose Weizenfelder und der teils schnurgerade Weg (oft eine Kiesautobahn) zieht sich stellenweise parallel zu Fernlaststrassenverkehr dahin. Zumindest letzteres ist komplett unverständlich, denn man muss nur allein den Kopf ein wenig drehen, dann sieht man in einiger Entfernung mindestens genauso spannende Feldwege, die in gebührendem Abstand zu den Schnellstraßen das Ziel genausogut ansteuern würden.

Für die "innere Einkehr" eines Fußpilgers mögen diese Abschnitte sehr gut geeignet sein, verbunden mit der sich über die Tage endlos aufstauenden Leidensfähigkeit angesichts der Lastwagenkolonnen zu seiner Seite, wird sich ihm die Frage nach dem "Sinn" des Ganzen im Hier und Jetzt sicher ganz oft stellen und daraus ableitend sicher auch die Frage nach der Existenz als solcher.
Als Mountainbiker, der solch tiefgründigen Überlegungen dann doch eher nicht auf seinem Sportgerät nachhängt, sind diese Streckenabschnitte leider nur eine vertane Chance.
Vertane Chancen, schönere Wege zu fahren, die es hier auch gibt, die aber leider nicht als Jakobsweg markiert sind.

Wären nicht abends die pulsierenden spanischen Städte, man könnte suizidgefährdet werden. Was mich zum nächsten Kritikpunkt bringt.
Wer will freiwillig abends um 22 Uhr in einem Albergue eingeschlossen und kaserniert werden, wenn in Spanien erst um 23 Uhr gegessen wird und der Bär in den Gassen tanzt?
Mir ist schon völlig klar, dass Pilger nicht auf Ballermann-Halligalli aus sind und jeden Abend auf die Piste wollen. Aber einen Monat lang jeden Abend um 10 ins Bett zu gehen und somit einen wesentlichen Bestandteil der spanischen Kultur und des Gesellschaftslebens komplett auszusparen, das kann es eigentlich auch nicht sein.
Und um 8 Uhr in der Früh muss man dann wieder draussen sein.
Nun, wir haben die Albergues in den Städten gemieden und sind in billige Hostals. Pamplona, Logrono, Burgos und Leon sind jede Abendminute wert - Momente der stillen Einkehr gibt's ansonsten unterwegs noch zuhauf.

Von Santo Domingo de la Calzada über Burgos, Fromista, Sahagun, Leon bis nach Astorga dann die endlos scheinende Meseta, eine platte Hochebene auf 1000 Meter, die landschaftlich so gar keine Abwechslung bringen mag. 40 Grad im Schatten - ohne Schatten. Brunnenwasser, eher nicht zu trinken! Wäre wenigstens der Camino als solcher ein steiniger. Aber nein, wo es einen EU-Euro auszugeben gab, haben ihn die Verantwortlichen in die "Verbesserung der Infrastruktur" gesteckt und in auffällig große Schilder, wo sie dies jedem weithin mitteilen.
In der kleinen Ermita S. Nicolás, wo italienische Hospitaleros aus Perugia ein sehenswertes Albergue betreiben, nach dem Alto de Mostelares durften wir in einem alten Bildband blättern und sahen darin den Camino, wie er noch vor zehn Jahren aussah: ein von Gräsern und Unkraut überwuchertes Weglein, das spärlich mit Steinchen gekennzeichnet und manchmal nur abenteuerlich zu bewältigen war. Heute steht nicht nur auf dem Alto de Mostelares eine "Pilgerraststätte" mit Bänken, Tischen und Dach, Gelegenheiten, das Rad abzustellen, das Pferd anzubinden uns sonst jedem erdenklichen Schnickschnack. Die "Abfahrt" von dort erfolgt auf einer 5 Meter breiten Autobahn, die spielend auch motorisierten Verkehr aufnehmen könnte.

Das alles ändert sich erst hinter Astorga wieder mit dem Anstieg zum Cruz de Hierro. Mit den Montes de León wird es wieder bergig, endlich bekommt das MTB eine Berechtigung. Das scheinen aber zumindest einige Fußwanderer anders zu sehen. Auf den letzten Kilometern bergauf zum Cruz de Hierro verläuft der Camino parallel zur geteerten Straße und ist von dieser sagen wir mal 3 Meter versetzt. Für einen Fußwanderer mag es wenig nachvollziehbar sein, warum ein Radfahrer auf so einem Abschnitt ausgerechnet darauf besteht, den Wanderweg zu fahren, zumal die Straße doch in "besserem" Zustand ist und exakt die gleichen Aussichten bietet. Das einzige "Aufeinanderprallen" mit Wanderern hatten wir auf diesem Abschnitt. Eine ältere Französin wollte partout nicht Platz machen und ein oakleybebrillter Deutscher meinte, uns belehrende Ratschläge auf spanisch erteilen zu müssen. In beiden Fällen boten wir keinen Anlass zu bösartigen Reaktionen. Wir machten von hinten kommend schon weit vorher auf uns aufmerksam, liessen den Überholten Zeit, eine geeignete "Ausweichbucht" aufzusuchen, ein freundiches "Buen Camino" und das wars dann.
Entschädigt wurden wir auf der Abfahrt nach El Acebo und, noch besser, auf dem Abschnitt von Riego de Ambrós nach Molinaseca, wo's richtig technisch und schwer auf dem Camino zur Sache ging. Da ging es mir zum erstenmal durch den Kopf, vielleicht doch den Sattel abzusenken...
Es folgt das Bierzo und der Aufstieg nach O'Cebreiro.
Da das Valcarce nach Villafranca von der Autobahn beherrscht wird, sollte man sich die Fleissaufgabe des "Camino Duro" antun. Ein höllisch steiler Anstieg auf einen Höhenrücken, von wo aus man das Tal von oben entlangfährt. Zwar muss man wieder runter, aber die zusätzlichen Höhenmeter lohnen sich vor allem für konditionsstarke Biker ohne allzu viel schweres Gepäck. Die Abfahrt ist eher technisch einfach.
Ab Hospital beginnt dann der Anstieg nach O Cebreiro.
Etwa 1 km nach dem Ortsende zweigt der Camino von der geteerten Straße links ab. Markierungen auf dem Teer machen deutlich, dass Radfahrer der Straße folgen sollten. Dem kann ich nur zustimmen: das Stück bis La Faba ist auf dem Camino selbst für hartgesottene Biker eine ganz harte Nuss und nur mit Schiebestücken zu bewältigen.
Auch der zweite Teilabschnitt von La Faba bis nach La Laguna lässt sich als Radler leicht auf der wenig befahrenen Teerstraße leichter gestalten, wenngleich der Camino in diesem Bereich von einem guten Biker komplett durchgefahren werden kann (mit Rucksack wohlgemerkt). Auf dem dritten Abschnitt von La Laguna nach O Cebreiro hat der Camino nur noch eine bemerkenswerte Rampe zu bieten und ist ansonsten eher leicht. Der geteerte Fahrweg verläuft fast parallel dazu in Sichtweite. Ganz oben ist man erst auf dem Alto do Poio.
Die Abfahrt nach Triacastela ist eher leicht.
Von Triacastela nach Sarria lohnt es sich, die Variante über San Xil zu nehmen, da abwechslungsreicher und nicht parallel zur Talstraße auf einer Pilgerautobahn.
Von Sarria dann galizisches Auf und Nieder bis Portomarin - man fühlt sich etwas an den Schwarzwald erinnert.
Auf dem Reststück über Palas de Rei, Melide, Arzúa und Santiago de Compostella dann wieder weniger einprägsame Abschnitte. Man könnte dieses Stück an einem Tag fahren, wir haben es aber in Arzúa aufgeteilt, so dass zwei Halbetappen dabei herausgekommen sind.

Nach einem Ruhetag in Santiago haben wir die finale Etappe nach Finisterre ganz ausgeruht an einem Tag gemacht und da auch eine Erfahrung mit einem Köter gehabt. Es hat uns glücklicherweise nur eine Socke gekostet. Meine Meinung: In Finisterre muss man nicht gewesen sein. Es ist nicht das Ende der Welt, es ist nicht der westlichste Punkt des europäischen Festlands und es ist schon gar nicht das Ende einer Pilgerfahrt, wenngleich sich einige Vertreter dieser Spezies angesichts der Weiten des Ozeans Mühe geben, feierlich durch Hinterlassen ihrer Schuhe oder Verbrennen symbolischer Gegenstände einen Teil ihres Daseins förmlich der Vergangenheit zu übergeben.

Fazit: Den Jakobsweg sollte man nicht wegen der fahrtechnischen oder sportlichen Herausforderung machen. Da gibt es um Welten bessere Wege.
Man sollte ihn auch nicht wegen der landschaftlichen Eindrücke machen. Auch in diesem Punkt hat selbst Spanien viel Besseres zu bieten (beispielsweise die Ruta de la Plata oder die Pyrenäen-Durchquerung).
Aus dem folgt: Der Camino de Santiago ist kein Mountainbike-Weg, weil er die Bedürfnisse und Anforderungen ans Mountainbiken praktisch nicht erfüllt.
Trotzdem kann man ihn, wenn man will, mit dem Rad machen und auch mit dem MTB. Wer aber Biken will, sollte woanders hin.

Der Jakobsweg ist vor allem eine Selbsterfahrung, zu Fuß sehr viel mehr als auf dem Rad.
Irgendetwas lehrt er einen.
Mich beispielsweise, weniger zynisch zu sein.
Ich werd ihn wohl nochmal machen müssen. :rolleyes:
Dann aber auf dem Camino del Norte.
 
Zurück