Jurasteig

Registriert
1. Februar 2018
Reaktionspunkte
673
Ort
München
Bad Abbach, 400 müNN
Regensburg => Bad Abbach
ca. 25 km, 600 hm


In den Alpen liegt noch Schnee, Fernreise ist grad nicht, deshalb fahre ich als Frühjahrs-Quickie drei Tage auf dem Jurasteig. Dieser Prädikatswanderweg zieht sich ca. 240 km durchs bayerische Jura, westlich von Regensburg im Grenzgebiet zwischen Niederbayern und Oberpfalz.


Als Prolog fahre ich heute erst mal von Regensburg nach Bad Abbach auf dem Donau Panoramaweg.


Der Trail beginnt in Prüfening. Leider darf man durch das Naturschutzgebiet im Bereich der Sinzinger Autobahnbrücke nicht mehr fahren.


Der Frühling zieht ein ins Donautal, alles blüht!


Oberhalb des Steinbruchs in Oberndorf gibt es noch einmal einen schönen Ausblick ins Donautal, dann eine nette Abfahrt. Die Wegerl hier sind überwiegend unschwierig, gelegentlich kann man mal S1 vergeben. Aber der Trail zieht ganz nett rauf und runter.

Morgen mehr davon. Jetzt erst mal zu Muttern zum Futtern!
 
Zuletzt bearbeitet:

Anzeige

Re: Jurasteig
Sehr schön! Fährst du den Weg komplett durch? Steht auch auf meiner To-Do Liste. Gibt es viele Stellen an denen nicht gefahren werden darf? Sind das dann eher Schilder die proforma da hängen oder wird wirklich kontrolliert und durchgegriffen?
 
Das Fahrverbot in Regensburg wird kontrolliert und viel schlimmer von einigen renitenten Rentnern wird "ihr" Wanderweg kräftig verteiligt. Aber der Weg ist eher langweilig und kann gut umfahren werden.
 
Hohenburg, 390 müNN
Bad Abbach => Kalmünz => Hohenburg
ca. 75 km, 1.900 hm

Boah, es rollt nicht.
Zuerst liegt das natürlich an mir. Aber auch am Jurasteig. Der Asphaltanteil ist wirklich gering, vielleicht 5%, denke ich. Hauptsächlich in den Ortschaften. Der Rest ist etwa zur Hälfte Single- und Dualtrack. Im Grund ist alles flowig, aber der Boden ist oft weich, viel Laub, Staub, Erde, Äste. Und es hat richtig viele Hömies.

Navigation kostet auch Zeit. Der Jurasteig ist zwar umfangreich markiert, aber es gibt wahnsinnig viele Verzweigungen. Vor allem in den Abfahrten bin ich häufig erst mal am Abzweig vorbeigeschossen. Irgendwann fährt man dann lieber langsamer.


Es geht morgens gleich steil los. Letzer Blick auf Bad Abbach.


Ähnlicher Ort wie gestern, Aussicht über das Donautal.


Seilfähre bei Matting. Ich bin der erste Fahrgast heute morgen.


Kennt man nicht mehr aus der Großstadt - unbeschrankter Bahnübergang.


Jurassic Park im Donautal?


Aussichtspunkt Schwarzenfels - letzter Blick auf die Donau.


In Eilsbrunn habe ich das Bike-Verbot für den alpinen Steig leider übersehen und bin dann deutlich darauf hingewiesen worden. Mea Culpa! Bitte nicht nachmachen.


Kopf einziehen in Etterzhausen an der Naab.


Hubertushöhle (alternativ Räuberöhle oder Druidenhöhle), auch bei Nittendorf-Etterzhausen.


Typischer Trailabschnitt. Der Jurasteig ist gut gepflegt, nirgends zugewuchert oder unfahrbar. Die Streckenführung erscheint mir bis hierher auch komplett. Manchmal sind die Abzweige schwer zu erkennen. Besonders, wenn von einem Forstweg ein unscheinbarer Trail im spitzen Winkel abgeht.


Blumenschmuck am Wegesrand. Frühling ist's!


...

Gastronomisch ist es nicht ganz einfach. Der Jurasteig führt überwiegend durch den Wald, quert nur wenige, kleine Ansiedlungen. Manche Gasthäuser wurden in den letzten Jahren komplett aufgegeben, sind saisonal noch nicht offen, haben unter der Woche nicht auf oder nach 14:00 Uhr wieder zu, verkaufen kein Essen, ...


In der Karstlandschaft des Jura gibt es keine Quellen und Bäche. Auch in den Ortschaften sind die Brunnen rar, ganz anders als in den Alpen. Auch wenn das Frühlingsgrün das kaschiert - es hatte im Winter viel zu wenig Niederschlag, der Wald und die Trails sind staubtrocken. Wenn es nicht bald viel regnet werden die Landwirte heuer den nächsten Dürre-Sommer erleben.


Aus meiner Sicht der schönste Abschnitt des Tages: Singletrail über die Wacholderweiden im Lauterrachtal.

Meine Tagesplanung heute war zu ambitioniert. Ich habe zweimal Schlaufen des Jurasteigs ausgelassen, bin ein paar Kilometer auf dem Flußradweg im Tal gefahren. Werd' auch so gut schlafen heute Nacht.
 
Ach so ein Pech! Ein Träumchen von einem Weg, und ich hab wieder völlig gedankenlos das lange Wochenende verplant! Aber Pfingsten kommt bestimmt. Dir viel Spaß, ich lese gern mit.
 
Dietfurt a.d. Altmühl, 370 müNN
Hohenburg => Kastl => Dietfurt a.d. Altmühl
80 km, 1.650 hm


Hohenburg ist durchaus typisch für die kleinen Ortschaften am Jurasteig. Schmucke, alte Häuser, kaum noch Leute, Geschäfte und Wirtschaften geschlossen. Meine Pensionswirtin (>60) hat gestern Abend Nudeln und Gulasch für die Wanderer/Radler gekocht, weil die einzige Wirtschaft im Ort Ruhetag hatte.


Ein bildhübsches Wirtshaus im Lauterrachtal, aber leider ...


... geschlossen. Demografischer Wandel, Landflucht/Urbanisierung - die Touristen bringen offensichtlich nicht genug Umsatz, als dass der Betrieb sich noch lohnt. Das klappt wohl nur an den großen Flußradwegen, auf denen die Senioren mit ihren Pedelecs radwandern. Dabei gibt es im Lauterrachtal durchaus einen ordentlichen Radweg im Talgrund.


Der Abschnitt, den der Jurasteig mit dem Wacholder-Wanderweg teilt, hat mir landschaftlich und wegetechnisch am besten gefallen. Kiefern und Wacholder auf offenen Schafweiden. Ein bisschen wie Toskana, aber mit Single-Trails.


Gelobt sei Jesus Christus. Kirchen, Klöster und christliche Symbolik finden sich gerade genug am Weg, aber ich würde mich wundern, wenn die Gotteshäuser hier besser besucht wären als bei uns daheim. Immerhin verläuft im Lauterrachtal auch ein Abschnitt des Jakobswegs. Der Weg mit der Muschel.


Nach Kastl (nördlichster Punkt) verlässt der Jurasteig das Flusstal und führt über die Kuppenalp. Steilheit lässt sich schlecht fotografieren, aber es gibt gelegentlich kurze Anstiege, die mich aus dem Sattel zwingen.


Oberhalb von 600 müNN hat der Frühling gerade erst begonnen.


Die Wallfahrtkirche Maria Heil der Kranken auf dem Habsberg war der höchste Punkt der Runde (620 müNN). Das riesige Wallfahrerheim wie ausgestorben, die Wirtschaft wohl offen, aber keine Menschenseele zu sehen. Mir war's zu früh für die Mittagspause.


Auf dem Abschnitt von Kastl bis zur Schwarzen und Weißen Laber dominieren "normale" Feld- und Waldwege. Auch der Asphaltanteil ist deutlich höher als gestern. Die Gegend ist von bayerischer Land- und Forstwirtschaft geprägt, sicher kleinteiliger als im Norden, aber auch nicht irgendwie besonders. Karstformationen des Jura sieht man hier eher nicht.


Biberparadies an der Schwarzen Laber.


Autobahnquerung A8 über die Schwarze Laber.


Durch Abschneiden einer letzten Schlaufe des Jurasteigs schaffe ich es heute, vor 14:00 Uhr ein Mittagessen zu bekommen. In Deining an der Weißen Laber.


Ab hier wird es landschaftlich wieder interessanter.


Fahrtechnische Herausforderunge bleiben allerdings die Ausnahme.


Auch für den Rest des Tages verläuft der Jurasteig ganz überwiegend auf gut gepflegten Feld- und Waldwegen. Den heutigen Tag hätte ich auch auf einem Gravelbike oder Trekking-Rad fahren können.


Reiche Jagdgründe. Ansitzeinrichtungen sind allgegenwärtig.


Hier fließt tatsächlich einmal Wasser aus dem Berg. Die Karstquelle ist allerdings nicht gefasst, lässt sich schlecht nutzen.


Eine szenische Bachquerung entschädigt nicht für die vielen langweiligen Wege. Zu Fuß muss das wirklich öde sein.


Finisher! Die letzten Kilometer nach Dietfurt a.d. Altmühl verliefen sogar flach naben dem Bach.
 
Yep. Deutschland ist schön!
Danke für den Bericht. Ich muß auch mal wieder...
 
Bad Abbach, 400 müNN
Dietfurth a.d. Altmülhl => Riedenburg => Kelheim => Bad Abbach
ca. 70 km, 1.700 hm


...

...

...

Heute bietet der Jurasteig wieder häufiger Singletrails und naturbelassene Double-Tracks als gestern.


Gelegentlich auch verblockt. Insgesamt ist der ganze Weg aber gut gepflegt und fahrbar. Baumhindernisse sind tatsächlich selten.


...

Landschaftlich ist das Altmühltal sicher das Highlight der Runde. Leider sind die spektakulären Kalkfelsen oftmals kaum zu sehen. Spätestens wenn die Bäume voll belaubt sind.


...

...

Auch die meisten Aussichtspunkte sind total zugewachsen. Das Altmühltal könnte viel mehr Likes auf Instagram bekommen, wenn der Tourismusverband mal ordentlich ausholzen würde. Wie soll man denn hier sein Zelt inszenieren?


Was für ein Drop! Startrampe für Drachenflieger.


Über sonnige Matten führt der Jurasteig.


Schneiderkapelle.


Blick auf das Industriegebiet von Riedenburg.


Und auf Riedenburg.


Das zweite Fahrverbot der Tour beschert mir einen kleinen Umweg.


Die Alternativroute lässt sich ohne Navi gar nicht so leicht finden.


Schloss Prunn.


Die zugehörige Schlosswirtschaft - ratet mal - ist geschlossen. Nicht erst seit gestern.


Kennst' Dich aus? Im Altmühltal ist der Jurasteig nicht markiert.


...

Heute häufen sich auch die Wegabweichungen.


Dieses Haus hat eine spektakuläre Lage.


Das dritte Fahrverbot kostet mich den Blick auf das Kloster Weltenburg und den Donaudurchbruch.


Das Klösterl - heute noch geschlossen.


Blick auf die Befreiungshalle in Kelheim.


...

Oberitalienisches Flair in Kelheim.


Elegant geschwungene Fußgängerbrücke über den Main-Donau-Kanal in Kelheim.
 
Zuletzt bearbeitet:
Cooler Bericht aus meiner Heimat. Ich war gestern mit meiner Freundin auf genau derselben Strecke um Kehlheim unterwegs.

Noch viel Spaß,

Stefan
 
Fazit

Ist der Jurasteig nun als MTB-Runde empfehlenswert?
  • Die Abschnitte in den Flusstälern (Donau, Naab, Vils, Lauterach, Weiße und Schwarze Laber, Altmühl) sind landschaftlich reizvoll, die Querung über die Oberpfälzer Kuppenalp eher langweilig.
  • Die Hänge haben Potenzial fürs Trailbiken, auch wenn die Höhenunterschiede gering sind. Den Spuren nach gibt es mindestens im Raum Regensburg eine aktive Bike-Szene. Offiziell unterstützt wird der MTB-Sport jedoch nicht; jedenfalls habe ich keine einzige ausgeschilderte MTB-Route entdeckt. Touristisches Potenzial sieht man wohl ausschließlich in den Fußwanderern und den Fluss-Radwegen.
  • Der Jurasteig nutzt (im Bereich der Flusstäler) häufig ansprechende Single- und Doubletracks (S0/S1). Leider musste ich immer wieder einen netten Trail hochschieben und bin anschließend einen Forstweg abgefahren. Ich glaube jedoch nicht, dass es in der entgegengesetzten Richtung grundsätzlich besser gewesen wäre - der Jurasteig wurde als Wanderweg geplant. Selten führt der Weg über Treppen, die sich jedoch i.d.R. leicht umfahren lassen. Mit Ausnahme der o.g. Querung ist der Asphaltanteil gering. Etwa 50% sind "Forstautobahnen" und Feldwege. An drei Stellen bestehen Fahrverbote: Alpiner Steig bei Schönhofen an der Schwarzen Laber, Klammweg bei Riedenburg an der Altmühl, Keltenwall zwischen Altmühltal und Weltenburger Enge an der Donau.
  • Meine Etappenplanung (drei Tage) war von diesem Bericht in der Bike inspiriert. Für mich war's zu ambitioniert, ich habe jeden Tag einige Höhenmeter ausgelassen, um rechtzeitig mein Quartier zu erreichen. In vier Tagen hätte man Zeit, auch mal was anzuschauen oder ein Eis zu essen. Anders als an einem beliebten Flussradweg sollte man sich nicht darauf verlassen, dass es in jedem Ort eine Unterkunft gibt oder dass man zwischen 12:00 und 14:00 Uhr zufällig an einem Wirtshaus vorbeikommt.
  • Ich bin nur wenigen Wanderern begegnet. Allerdings habe ich meine Runde bewusst auf Werktage in der Vorsaison gelegt. Um Konflikte zu reduzieren sollte man zum Biken auf dem Jurasteig die Wochenenden und die Haupt-Wanderzeit vermeiden.
 
Servus Berghecht, schöner Bericht von dir, kommt mir alles so bekannt vor :daumen:.
Komme grade zurück vom Jurasteig und wir haben es in 3,5 Tagen durchgefahren. Waren auch mit Fullys, aber zusätzlich mit Bikepackingausrüstung unterwegs.
Kleines Update für alle die den Steig auch mal angehen wollen:
Ab Riedenburg bis kurz vor Regensburg wimmelt es momentan von Stechmücken und damit war der Jurasteig in diesem Bereich für uns nicht mehr Fahrbar. Wir sind dort so schnell wie möglich aus dem Tal raus zum Übernachten auf das nächste Bergtableau, allein dabei hab ich circa. 40 Stiche abbekommen. Am nächsten morgen sind wir zügig über den Radweg am Fluss lang nach Regensburg gefahren, ab da ging es dann wieder.
 
Hallo,
ich möchte auch den Jurasteig abfahren und wollte mal fragen ob es dort auch Schutzhütten gibt, wo man Schlafen kann.
Ich wollte nur mit Isomatte und Schlafsack los fahren und im Freien übernachten, ohne Tarp oder Zelt.
Im Netz konnte ich leider nichts finden.
Danke für den tollen Bericht und die Infos zum Jurasteig.
 
Servus Krischmi,
Also ich habe auf dem ganzen Steig nur 2 Schutzhütten gesehen, und bin circa. 70% der Originalstrecke gefahren.
Als mäßig trainierter Biker haben mir auch die unendlich vielen, kurzen aber steilen Anstiege viele Körner gekostet mit meinem beladenen 21Kg Bike.
 
Zurück
Oben Unten