Hallo zusammen,
die letzten beiden Jahre waren für Marathonveranstaltungen natürlich schwierig.
Dieses Jahr dürfte aber Corona einen eigentlich nicht mehr abhalten wieder an den Marathons teilzunehmen. Wenn man sich aber die aktuellen Meldungen ansieht, hinken die Teilnehmerzahlen noch stark hinterher. Zum Beispiel:
Black Forest Ultra: 1300 (zu Spitzenzeiten 5000)
Hero: 2400 (4000 Startplätze waren viele Jahre innerhalb kurzer Zeit weg)
Dolomiti Superbike: 1400 (5000 zu besten Zeiten)
EBM: 350 (1500 2019)
Die Liste lässt sich sicher erweitern. Gerade kleinere Veranstaltungen kommen da sicher in Bedrängnis.
Was ist da los? Mag keiner mehr treten und fahren mittlerweile alle E-Bike, oder ist dies noch coronabedingt?
Wie seht ihr dies?
Da kommen aus meiner Sicht sehr viele Faktoren zusammen:
- Angst vor Infektion dürfte wohl tatsächlich einige abhalten
Corona hat in vielen Köpfen nachhaltig gewirkt. Die Angst vor Infektion wird sicherlich noch immer einige beschäftigen.
-Inflation ist sicherlich ein ganz großes Thema. Die trifft im Bezug auf Rennen die Teilnehmer gleich doppelt. Einerseits sind Energie- und Lebenshaltungskosten regelrecht explodiert, andererseits müssen auch die Veranstalter die Preise anziehen. Da muss so mancher Teilnehmer inzwischen mit spitzer(er) Feder rechnen.
Wobei ich persönlich die Preisentwicklung bei den Startgeldern recht kritisch betrachte. So manches Rennen ist das Startgeld einfach nicht wert. Klar, die Kosten für Energie und die Leihausstattung sind gestiegen und müssen umgelegt werden. Aber wenn beispielsweise Duisburg mit inzwischen satten 179 Euro zu Buche schlägt, ist der Bogen einfach überspannt. Da wird dann nach Alternativen gesucht. Ich könnte es mir leisten, seh das diesem Event aber einfach nicht ab.
-Die 2 Jahre Auszeit haben ebenfalls dafür gesorgt, dass sich Alternativen gesucht werden. Der Orbit 360 beispielsweise, wäre ohne Corona nie ein derartiger Erfolg geworden - und viele bleiben eben bei diesem oder ähnlichen Formaten (oder generell dem Bikepacking). Ist ja auch ungemein praktisch: kostet verhältnismäßig wenig, es gibt kein fixes Datum - das macht flexibel, das Duell mit anderen (sofern man möchte) erfolgt halt virtuell, es sind größtenteils neue und unbekannte Strecken - da lockt das Abenteuer.
-Der E Bike-Boom trägt sicher ebenfalls dazu bei, dass Marathons weniger interessant erscheinen. Kein Bock mehr zu treten dürfte tatsächlich ebenfalls ein Grund sein. Das lässt sich ja generell in unserem Sport beobachten; der Trend geht doch eher Richtung Enduro und Downhill, Dirt und Street.... Action ohne viel kurbeln und vor allem muss man likegeile YT-Videos davon drehen können.
-Viele Rennen leiden auch unter seit Jahren kaum oder unveränderten Strecken. Mein persönlicher Favorit war über Jahre der P Weg. Doch selbst der wurde irgendwann langweilig, weil die Strecke inzwischen im Blindflug gefahren werden konnte.
-Grundsätzlich steht bei vielen Teilnehmern wohl ohnehin eher der Erlebniswert ganz oben. Zeitmessung und Platzierung sind nur Beiwerk - zumindest für die breite Masse. Vielleicht ist einfach die Zeit gekommen, neue Formate "zu erfinden" und aus der Taufe zu heben.
-Was definitiv auch zu wenig Teilnehmern führt: Fehlende Präsenz. Von so manchem Rennen erfährt man gar nicht, zu spät oder erst im Nachhinein.
Und schreibt man sich das Rennen dann für das Folgejahr auf die Fahne, fehlt es an aktuellen Terminen. Die Durchführung ungewiss, die entsprechende Homepage ist nicht gepflegt und allenfalls kurz vor dem Rennen aktualisiert. So lässt sich nichts planen und man hakt das Rennen bereits gedanklich ab. Aus den Augen - aus dem Sinn.
Es gibt allerhand Seiten, die einen Terminkalender darstellen wollen. Dort findet man aber i.d.R. veraltete Daten, nur wenige und nur die "großen" Rennen.