Kleine Harzreise

cst

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16. August 2001
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0
Ort
Berlin-Pankow/Buch
Hallo Leute,

ich möchte Euch einen kleinen Eindruck von
einer Harzreise vermitteln, von der ich
heute zurückgekehrt bin. Donnerstag gegen
12 Uhr ging es los mit dem Auto Richtung Harz,
genauer Bad Lauterberg, wo wir Freitag und
Samstag nutzen wollten, um zwei größere
Touren zu unternehmen. Gegen 16 Uhr kamen
wir dort an. Die Autobahn bis Magdeburg ist
dank des guten Ausbaus schnell bewältigt, aber es geht dann weiter über Landstraßen, die einen über Städte wie Wernigerode und Blankenburg führen. Da zieht es sich doch hin, so daß man schon vier Stunden Fahrzeit einplanen sollte. Die Straße verläuft dann teils serpentinenförmig weiter aus
dem ehemaligen Osten in den Westen Richtung
Braunlage. Von dort aus sind es dann nochmal
etwa 12 km bis Bad Lauterberg im Westharz.
Dort angekommen, entledigten wir das Auto
erstmal des Gepäcks, so daß es sich ausruhen
konnte und bezogen unser Quartier. Der
Radtransport von zwei Rädern vollzog sich übrigens
trotz eines relativ kleinen Wagens recht
problemlos. Der Ausbau der Laufräder, Sattelstütze
sowie der Pedalen ermöglichte es mir, den Rest
in einem länglichen Karton zu verstauen, der
ohne Streß ins Auto paßte. Der Zusammenbau hat dann nur 10 Minuten gedauert.

Obwohl kaum noch Tageslicht vorhanden war,
entschlossen wir uns noch zu einer kleinen
Ausfahrt. Viel wurde es an diesem Tag nicht mehr.

Am Freitag hatten wir eine Brockentour geplant. Um unseren Zeitplan einzuhalten, klingelte pünktlich 7.30 Uhr der Wecker des Handys und erinnerte uns daran, daß nun wohl die Nacht für uns vorbei sei. Dank des Brötchenservices saßen wir
eine halbe Stunde später frisch geduscht und gestriegelt am Frühstückstisch, glotzten in den nebelhaften Harz und schmiedeten den Schlachtplan für den Tag. Mein Kumpel war die Strecke zum Brocken schon einmal gefahren und somit wegmäßig im Bilde. Eine sogenannte ADFC-Karte zeigte uns mehr schlecht als recht, wo wir in
etwa langfahren mußten. So tranken wir dann noch ordentlich Getränke vor, packten unsere Klamotten und etliche Powerbars und Riegel ein und starteten gegen 9 Uhr in Richtung Braunlage.
Erstmal war Straße fahren angesagt, bis wir nach einigen Kilometern zu einer Talsperre kamen. Mein Kumpel meinte, daß wir hier rein müßten. Ich hatte natürlich keine Peilung und fuhr ihm nach. Der Weg führte uns in den Wald, wo wir erstmal
eine Steigung zu überwinden hatten. Wie auch die folgenden Steigungen zeichnete sich diese dadurch aus, daß sie nicht sehr stark war, vielleicht 5-7% oder so, aber dafür recht lang, was einen doch schon zermürbte. Zum Glück hatten wir
einige Kilometer hinter uns und waren somit aufgewärmt, sonst wäre ich da abgefault. Der Blick, wenn die Bäume die Sicht
freigaben, lohnte jedoch die Mühe. Der Herbst ist ja überhaupt eine recht schöne Jahreszeit, in der es durch die Färbung der gefallenen Blätter eine Farbenpracht gibt, die schon allein
ein Posting für sich wert wäre. Das lenkte doch ab und die Anstrengung war vergessen. Wir kamen nach einiger Zeit wieder zu der Straße nach Braunlage, wo mein Kumpel nach dem "Einstich in den Wald" suchte. Dieser war dann alsbald auch gefunden
und es ging weiter. Wir überquerten dann nach
einiger Zeit wieder die Straße, um uns nun auf der anderen Seite an den Aufstieg zum Brocken zu machen. Wie oben schon geschrieben,
eine zauberhafte Landschaft. Ich weiß ja nicht, ob Fontane den Harz bereist hat, aber er hätte da seine Freude gehabt. Es ging dann
langsam immer höher und wir kamen an eine Aussicht, deren Name mir jetzt nicht mehr ganz im Gedächtnis ist (Hahnenklippen ?).
Dort verspeisten wir erstmal jeder einen Powerbar (echt gut die Dinger) und tankten Flüssigkeit nach. Die Witterung war trocken, jedoch der Wind recht kühl. Es ging dann zum Wanderweg hoch
zum Brocken, der sich alsbald in einen gelöcherten Betonweg verwandelte. Aufgrund der steigenden Anzahl von Wanderern stiegen wir dort bei 15% Steigung dann ab. Nur wegen den Wanderern, sonst hätten wir die Steigung geknackt, das will ich ausdrücklich betonen. Schiebend ging es dann über Holzwege weiter, bis wir zu der Straße kamen,
die zum Brockengipfel hinaufführt. Dort stiegen wir wieder auf die Esel und kämpften die 10% Steigung hinauf, bis wir oben waren. Die Anwesenheit der Wanderer und ihrer teilweise
unangeleinten Tölen (Hunde waren keine dabei) erleichterten uns dies nicht gerade. Am Brockengipfel in etwa 1200 Meter Höhe
angekommen, war eine Pause angesagt. Ich pellte die Winterjacke aus dem Rucksack, denn nun wurde es echt kalt. Nachdem wir dann jeder noch eine Bratwurst und einen Tee zu uns genommen hatten,
ging es wieder an die lange Abfahrt Richtung Schierke. Dort stellten wir fest, daß wohl der Weg, den wir zum Rückweg erkoren hatten, wegen Großsteinbefall für uns nicht fahrbar sein würde.
Also blieb uns die Straße in Richtung des Ortes mit dem bezeichnenden Namen "Elend" nicht erpart. Überhaupt die Ortsnamen dort, "Elend", "Sorge", "Tanne" ...
Die ADFC-Karte hielt nicht, was sie versprach. Es fehlten eindeutig Wege, so daß ich im nachhinein dieser Karte nur das Prädikat "ungenügend" erteilen kann. Zum Glück sind in dem Gebiet die Wege recht gut ausgeschildert, so daß wir zu nun schon recht fortgeschrittener Zeit im Süden von Braunlage ankamen, nachdem wir u.a. an einer
Silberfuchsfarm vorbeigefahren waren. Leider waren keine Silberfüchse da, denn ich hätte gern mal welche gesehen. Mein Kumpel war optimistisch und glaubte noch immer der Karte und meinte, wir müßten nun nicht nach Braunlage reinfahren. Er
und sein Ortssinn hatten recht, so daß wir recht ausgehungert an einem Autobahn- und Straßenkreuz an einen Weg kamen, an dem "Bad Lauterberg 19,7 km" stand. Der letzte Powerbar wurde geteilt
und wir entledigten die Flaschen ihrer Füllung. Dann ging es weiter, denn die Sonne stand schon tief. Es ist da dann nicht mehr ungefährlich, im Wald zu fahren, denn es sind doch recht starke
und vor allem lange Gefälle, wo das Gelände an einer Seite doch steil abfällt.
Wir kamen wieder an der Talsperre an und konnten bei einer 15 Minuten-Pause noch den Sonnenuntergang bewundern. Bei Einbruch der Dunkelheit erreichten wir ausgelaugt gegen 18.50 Uhr unser Quartier.

Tourdaten
Kilometer: 83
Reine Fahrzeit: 5h 27 min
Höchstgeschwindigkeit: 42 km/h

Eine schöne Tour, die ich jedem empfehlen kann.


Am nächsten Tag ging es dann zum "Großen Knollen", ein Berg in der Nähe von Herzberg, was 12 km von Bad Lauterberg entfernt am Harzrand liegt. Zu der Tour starteten wir erst 12 Uhr, da wir noch einen weiteren Kumpel erwarteten, der sich etwas verspätete. Die Tour beinhaltete nur 43 km Fahrstrecke, war aber von den Steigungen her erheblich schwieriger als die Brockentour. Wir kamen doch recht fertig auf dem Knollen an, wo sich eine kleine Gaststätte befindet, in der man sich die Speisekarten selber holen muß. "Könnten wir bitte die Karte bekommen?" "Ja können sie haben." Mal was anderes. "Eure Räder könnta hier hinstellen, hier klaut keiner was." Wie oft ich
das schon gehört habe, da muß Deutschland das ehrlichste Land der Welt sein. Wir wurden auch darauf hingewiesen, daß wir ja keine Bananenschalen wegwerfen sollen, weil viele Wildschweine dort sind. Nur - wir aßen gar keine Bananen. Wenn man über solche kleinen Schmankerln wegsieht, hat die Erbsensuppe recht gut geschmeckt. Dann ging es wieder runter vom Knollen in Richtung Herzberg, von wo wir dann aus Zeitgründen die Straße bis Herzberg und dann weiter nach Bad Lauterberg fuhren.

Und in Bad Lauterberg passierte mir dann das schreckliche. Bei normaler Fahrt machte es "Knack"
und der vordere Schnellspanner brach ab. Es ging zum Glück ohne Sturz ab. Freunde, wenn Ihr Coda-Schnellspanner oder sonstige Cannondale-Teile an Euren Rädern habt, baut diese schnellstens ab. Das muß wirklich der hochgradigste Müll der
Galaxie sein, was die da bauen. Nicht das der
Mist kaputt geht, es gefährdet auch die Gesundjeit, mit so etwas herumzufahren. Ich glaube noch nicht mal mehr, daß der Rahmen des Rades gut ist. Mit dem Fahrrad werde ich mich nicht mehr lange herumärgern, soviel ist klar. Zum Glück passierte diese Sache am letzten Tag.

Gruß
Christian
 
Tach alle zusammen!

Also da war ich am letzten WE auch mal im Harz und siehe da: Kaiserwetter, wie ich es im Harz noch nie erlebt habe, ich war schwer beeindruckt, denn bisher konnte ich mich in diesem wunderschönen Mittelgebirge immer auf schlechtes wetter verlassen. Wir sind in Thale gestartet und über Benneckenrode zur Rosstrappe hochgefahren, von wo man im Übrigen einen wesentlich schöneren Blick ins wilde Bodetal hat als vom Hexentanzplatz aus. Im Übrigen war Fontane ungefähr ein halbes Jahr im Harz, hauptsächlich in Thale und Quedlinburg (was kurz vor dem Harz liegt), und hat dort die Reinfassung von Iphigenie (hiess das so?) geschrieben. Heinrich Heine hat sich in irgrndeinem seiner Werke zum Harz ausgelassen.
Ach ja, unsere Strecke führte uns weiter über Todtenrode zur Rappbodetalsperre, Altenbrak, Treseburg, hoch zum Hexentanzplatz (Super Singletrail von Treseburg aus, wer den in einem Ritt hochfahrt, ohne aus dem Tritt zu kommen, ist ein echter Crack!) und von dort noch über Friedrichsbrunn, Victorshöhe zurück nach Thale. Da ich mit meinem alten Herren unterwegs war, war's auch recht entspannt, ich konnte nach jedem Anstieg eine Wartepause einlegen. Der Ostharz bietet übrigens wesentlich mehr Singletrails an als der Westharz und ist auch nicht so mit Wanderern überfüllt. Dafür ist der Westharz (westlich vom Brocken) höher, aber eben wegemässig sehr eingeebnet. Wobei es natürlich auch hier den einen oder anderen ST zu entdecken gilt.
Dass Du mit der ADFC Karte nicht weit gekommen bist, ist nicht weiter verwunderlich, denn die ADFC'ler schleichen ja nur mit Trekkingrädern oder lieber noch mit Hollandrädern irgenwelche möglichst asphaltierten Radwege lang. Aber ich hatte am We auch keine wesentlich bessere Karte zur Hand, entweder fand man die Wege von der Karte nicht in der Realität oder Die richtigen Wege nicht in der Karte wieder. Das bescherte uns noch eine schöne Kletterpartie mit Bike am Bodeufer zu Füssen einer rutschigen Felswand. Zum Glück war ja schönes Wetter, so dass die nassen Füsse nicht bei der Weiterfahrt störten.
Wie isses, CST, lernen wir uns Sonntag auf der Tour kennen? Da können wir ja dann die besten Harzspots austauschen!

Bis denne, Rahmen- und Speichenbruch wünscht Stefan
 
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