Laufräder kollabieren ?

[zoomer]

Wenn ich mir, trotz hohem Gewicht, einen besonders leichten Laufradsatz
kaufen möchte, und ihn schon jetzt (damit ausserhalb der Spezifikation) fahre
obwohl ich mein Traumgewicht noch gar nicht erreicht habe,
was wird dann genau passieren ?


Ich habe schon öfters "gechipte" Laufräder nach kurzer Überbeanspruchung,
z.B. harter Landung, gesehen, kommt man dabei zwangsläufig zu Sturz ?

Wenn sich Probleme hinreichend langsam ankündigen fände ich das nicht so
schlimm.

Oder könnte es auch passieren dass beim Bergabfahren wegen Scheibenbrems-
belastung ein komplettes Laufrad wirklich kollabiert, z.B. alle Speichen auf
einmal reissen oder ein ganzer Nabenflansch abbricht.

Das möchte ich dann ehrlich gesagt nie erleben ….

 

[felixthewolf]

Wenn du mit dem Wissen unterwegs bist, dein Rad sei unterdimensioniert, wird wohl kaum der Fahrspass eintreten, den man sich von leichten Laufrädern erhofft.

Heute sind alle Glaskugeln kaputt und niemand kann dir sagen, was mit deinem Rad passieren wird.


Gruss, Felix

 

[garbel]

Ich hab das einmal mit dem Rennrad gehabt. Zum Glück war ich noch nicht auf der Straße, sondern noch auf dem Grundstück. Es ging etwas bergab und es lag Laub und es war dementsprechend rutschig. Wollte vor dem Tor bremsen, schlug den Lenker dabei etwas zu stark ein, da machte es "plopp" und das Laufrad war ein Chip und ich lag auf der Nase.

Also wenn so ein Laufrad "chipped" dann passiert das plötzlich. Es müssen aber schon ziemliche seitliche Belastungen da sein, die beim normalen Fahren und Bremsen so nicht auftreten. Mit einem MTB-Laufrad, welches nicht gerade in die Kategorie "Ultraleichtbau" fällt, sollte dies noch seltener passieren.

 

[Deleted 8566]

Damit das Laufrad knicken kann, müssen doch auf einer Seite die Speichen entweder sehr locker sein, reißen oder so dehnbar sein, dass sie die Felge nicht mehr in Position halten können. Sehe ich das richtig?

 

[felixthewolf]

Das siehst du falsch.
ich hatte letztens erst ein Laufrad hier, welches 15km zuvor fein säuberleich mit gleichmäßiger Speichenspannung aufgebaut wurde.
Bei einer gewissen seitlichen Kraft sucht sich die Felge einfach eine neue stabile Position und Chipt.

Auf den Chip konnte ich mich anschließend draufstellen und es hat sich nicht wieder zurückverformt.

Gruss, Felix

 

[F-N-C]

Das "Chippen" ist mir persönlich nur in zwei Situationen untergekommen:

- Unfall: Auto hat mich seitlich umgesäbelt.
- Laufradbau: Noch beim gleichmäßigen hochdrehen der Speichenspannung oder beim Abdrücken.

Das "Chippen" ist scheinbar ein Effekt des "natürlichen Strebens nach dem geringsten Widerstand". Wird die Speichenspannung (egal ob durchr gleichmäßiges anziehen oder durch ausseneinwirkung) so hoch, dass die Felge in "Chipform" den Speichen einen geringeren Widerstand bietet, wird sie diesen auch annehmen.

Beim Einspeichen ist mir das bisher 2x passiert, beide Male beim üben mit sehr billigen U-Profil-Felgen. Das geht erstaunlich schnell. Man dreht fröhlich die Speichenspannung hoch, plötzlich "ploppt" das Rad in Chipform. Je stabiler die Felge (insbesondere in vertikaler Richtung) desto mehr Spannung verträgt sie aber.
Beim Unfall war die Sache Klar, eine Autofahrerin hat mich regelrecht "aufgegabelt". Ich hab's auf die Motorhaube geschafft, das Rad nicht. Hebelwirkung auf beide Laufräder, beide regelrecht geknickt.

 

[Deleted 8566]

So ein einknickendes Laufrad ist ja irgendwie der worst case. Schlimmer geht's kaum, außer wenn der Lenker auf einmal komplett bricht.
Wie lässt sich dieses Einknicken verhindern? Mir scheint, das wichtigste sind steife Felgen. So viel falsch kann man beim Einspeichen doch nicht machen, wenn man sieht, wie schlecht teilweise eingespeicht wird und die Laufräder dennoch halten.

 

[F-N-C]

Treffer.
Die Felge selber wird durch die Speichen ja ordentlich unter Zug gesetzt. Je höher die Speichenspannung, desto steifer und haltbarer das Laufrad, und desto besser werden die Kräfte über alle Speichen verteilt. Jedoch bedingt eine hohe Speichenspannung auch eine entsprechend steife Felge. Die wiederum braucht halt Volumen und Wandstärke im Profil.
(Wo auch hier der Zusammenhang klar werden dürfte, besonders leicht UND besonder steif, könnte schwierig werden.)

Andererseits ist das "Chippen" im laufenden Betrieb eher selten. Entweder war die Speichenspannung von vorn herein zu hoch, oder es trat schlagartig eine zu hohe seitliche Belastung auf. (Sturz, verpatzte Landung, "Frontalaufprall",...) Dass ein Laufrad während "normaler" Fahrt kollabiert, habe ich noch nicht gehört.
Im Normalfall würde ich behaupten, haut es Dir bei einem zu dürr dimensionierten Laufrad einfach ständig Achter rein. Ist der Laufradsatz einfach schon bei "Geradeausfahrt" mit dem Gewicht überfordert, reißen (besser brechen) die Speichen nach und nach immer wieder am Bogen. Das liegt dann daran, dass die übrigen Speichen nicht das Gesamtgewicht schaffen, ohne, dass die unteren Speichen (fast) vollständig entlastet werden. Dabei wird der Speichenbogen immer wieder auf und zu gebogen und wird, dank der Dauerschwing-Belastung, irgendwann brechen.

(Wenn ein Laufrad übrigens besch... eingespeicht ist, aber trotzdem hält ist es entweder zu dick/schwer dimensioniert, oder es wird nicht richtig bewegt... )

 

[user_0815]

evtl sinds auch minimale unreinheiten in der alu-legierung... hab z.b. n 15 jahre alten lrs mit u-profil am starr-rad, bremsflanken sind eigentlich fast runter, schon 1m drops ins flat gemacht damit und was weiß ich nich alles... die speichen sehen schon übel mitgenommen aus - hat noch nich ma seitenschlag. ne neue rigida zac hohlkammer hingegen war nach 1 woche im eimer... schon merkwürdig.

vielleicht liegts auch daran dass früher eh alles länger gehalten hat, deswegen heut minderwertigeres material.

 

[oli64]

Oder es liegt ein Produktionsfehler vor.
Das Ergebniss ein verbogenes Vorderrad , und eine verbeulte Schulter ( Rockwood 4 ) .

 

[zoomer]

Vielen Dank auch für die Beantwortung der Umfrage.

Ist, wenn auch noch nicht repräsentativ, doch schon ein bischen
aufschlussreich, auch wenn nicht gerade das dabei herauskommt
was ich gerne hören wollte.


Wenn ich's mal vereinfachend zusammenfasse :

- In der Regel halten Laufräder
- Wenn sie nicht halten passiert das zwar oft bei Überbeanspruchung,
häufiger aber einfach ohne erkennbaren Anlass
- Kollabiert das Hinterrad, bleiben die Auswirkungen meist überschaubar
- Kollabiert das Vorderad, ist das Verletzungsrisiko sehr hoch



Da ich bisher leider nur günstige, schwere Standardlaufräder besitze,
(z.B. alle möglichen Shimano oder DT Naben, min. 32 Loch, max. DT Comp
Speichen und Standard Mavic Felgen, viele noch V-Brake),
und eigentlich trotz ordentlichem Gewicht nur moderate Belastungen hatte,
ist bei mir bisher noch nicht einmal eine Speiche gebrochen.

 

[Billybob]

was ist chippen?

 

[zoomer]

Wenn das Rad sich verbiegt und die Form eines Kartoffelchips annimmt.

 

[Billybob]

alles klar...

 

[Tib]

Hab jetzt eine relativ schwach gechipte Felge (Mavic XM 819 Disc) herumliegen. Auf den Boden gelegt hat die Felge dann zwei Stellen ca. 1cm Luft über'm Boden.

Jetzt meine Frage: Kann man die wieder geradebiegen und sorglos wiederverwenden oder sollte ich besser die Finger von solchen Experimenten lassen? Chippt die dann eventuell wieder und schneller bzw. die die Felge sogar so sehr geschwächt, dass Unfallgefahr herrscht?
Vielleicht liest hier ja ein erfahrener Laufradbauer mit.

Die war gerade mal 100km gelaufen, hab mich richtig blöd seitlich abrutschend auf die Fresse gelegt und dabei wohl schlagartig zu viel Seitenkraft auf die Felge bekommen. Jetzt tut's mir weh die wegwerfen zu müssen...

 

[felixthewolf]

Bis es diese Felge so verformt bedarf es schon deutlicher Krafteinwirkung.
Zurückbieten kannst du da eher nichts.
Auch wenn man sie wieder aufbaut und mit Gewalt über die Speichen gerade zieht, bekommt man da niemals mehr ein dauerhaft stabiles Laufrad hin.
Ich würde sie austauschen und mich damit abfinden, dass bei Stürzen auch mal was kaputt geht.

Gruss, Felix

 

[Tib]

OK, danke für die Einschätzung. Also -> Tonne und freuen, dass es nur eine Felge erwischt hat und nicht noch irgendwas anderes außer Abschürfungen.

 

[zoomer]

Sehe bei meinen Flash 29 Originalrädern, vorne wenn man es gegens Licht
hält, bei den Ösen auf der Bremsscheibenseite leichte Beulen an der Seite.
Hinten weniger.

Felge ist eine Sun Ringlé EQ25 29 (510 g)



Ist das ein Zeichen ….. ?

 

[felixthewolf]

Hi

ich würde es beobachten. Wenn es mehr wird könnts kritisch werden.
ich verbaue ja viele sehr leichte Felgen, oft ohne Ösen. Da hebt sich der Felgenboden um den Nippel schon deutlich an beim Aufbau, bleibt dann aber im Fahrbetrieb unverändert.

Gruss, Felix

 

[Tib]

ich verbaue ja viele sehr leichte Felgen, oft ohne Ösen. Da hebt sich der Felgenboden um den Nippel schon deutlich an beim Aufbau, bleibt dann aber im Fahrbetrieb unverändert.

Trotz Unterlegscheiben? Oder verwendest Du keine?

 

[felixthewolf]

ich verwende keine Unterlegscheiben da diese nur die Reibung verringern, aber nicht die Auflagefläches des Nippels vergrößern.

Gruss, Felix

 

[zoomer]

Hi

ich würde es beobachten. Wenn es mehr wird könnts kritisch werden.
ich verbaue ja viele sehr leichte Felgen, oft ohne Ösen. Da hebt sich der Felgenboden um den Nippel schon deutlich an beim Aufbau, bleibt dann aber im Fahrbetrieb unverändert.

Gruss, Felix

OK, danke.

Ist wirklich nur ganz wenig und nur am Lichtreflex zu erkennen.
Hab mich nur gewundert das es vorn (ca. 1000 N) zu sehen ist,
hinten (ca. 1200 N) eher nicht.


Das mit den Scheibchen finde ich aber eine gute Idee,
könnte mir schon vorstellen dass es den Druck ein bischen
verteilt und etwas gleichmässiger einleitet.
Aber vielleicht stehen Gewicht und Wirkung in keinem guten
Verhältnis ...

 

[______________]

Der Auslöser für mein Tossy3:

Ob man die wieder richten kann?

 

[zoomer]

Ooops

Wie passiert so etwas genau, tat es weh ?
So einen Knick habe ich noch nicht gesehen ....

 

[Conpain]

Awww, das bringt Erinnerungen hoch vom letzten Montag. Meine DT Swiss E530 hat es etwas mehr verbogen und mit einem kompletten Durchbruch an der stärksten Wölbung.