Lawinenreiter 2010 - L'Alpe d'Huez

Das Rennen ("Mega Challengers", Samstag)

Der Wecker klingelt gegen 5:45h.
Keine 3h später bin ich auf 3300m und friere noch ca. 1/2h, bis es dann losgeht.

Der Schnee ist trotz der frühen Tageszeit schon recht sulzig, ein Mischmasch aus fahren und schieben ist angesagt.
Das haben wir vor ein paar Tagen schon geübt, und da ich weiß, wie anstrengend hier turboschieben ist, versuche ich mich zu konzentrieren und möglichst sturzfrei halbwegs viel zu fahren. Ich kommen relativ gut durch und bin ca. 300m weiter unten gefühlt im ersten Drittel des Feldes (Start war ja nur aus Reihe W, also ziemlich weit hinten).

Rückwirkend betrachtet, wird mM nach hier das Rennen schon so ziemlich entschieden, zumindest im Hobbybereich. In keinem anderen Abschnitt weiter unten wird das Feld derart weit auseinandergezogen.

Ich versuche, meinen Platz zu halten und in den Gegenanstiegen noch den einen oder anderern zu kassieren.
Klappt ganz gut. Es ist sehr staubig, auf den schnellen Stücken ganz schön gefährlich.
Irgendwann werde ich von den Zimmergenossen angefeuert.

Es beginnen die Serpentinen durch den Wald. Hier liegen ganz schön viele Verunfallte herum. Kurve geradeaus gefahren oder einfach nur den Hang runter geschossen.
Da ich den unteren Teil nicht abgefahren war, nehme ich Tempo raus.
Ich werde von jemand überholt, der gut schneller ist und den Kurs zu kennen scheint.
Er fährt eine saubere Linie. Ich klemme mich hintendran und fahre ca. 5 Minuten lang so schnell, wie ichs mich alleine nie getraut hätte. Das hat am meißten Spass gemacht :)
An einem Gegenanstieg erwische ich den falschen Gang und der Spass hat ein Ende.

Gegen Ende hin erwischt es mich dann noch - Platten hinten!
Mitten in den Waldserpentinen.
Ich schätze die zu fahrende Restzeit ab, komme auf 10-15 Minuten und beschließe, erstmal weiterzufahren. (Außerdem hab ich noch kurz mit mir diskutiert, ob ein paar Plätze mir eine zerstörte Felge wert sind...aber nur kurz. Am Ende war die Felge übrigens noch völlig heile)
Jedem Rumstehenden wird "How long to the end? How far?" zugeworfen, aber ich bekomme immer nur "allez allez!" zurück.

Bergab gehts gar nicht so schlecht, man darf nur hinten nicht bremsen und muss den Sattel energisch zwischen die Beine nehmen, um die Walkbewegung zu unterdrücken.
Leider kommen auch noch Gegenanstiege, einer davon auf Asphalt und mehrere Minuten lang (für mich...).
10 20 30 fahren an mir vorbei. Lunge brennt Schädel kurz vorm Platzen.
Irgendwann endlich das Ziel, was ich quasi im Schritttempo passiere.
Immerhin nennt der Sprecher meinen Namen und gratuliert.
Ca. 50 Plätze hab ich verloren, am Ende hats für Platz 183 mit 1:37:40 gereicht (Siegerzeit 1:10:00).

Morgen früh ist die eigentlich "Megavalanche" (Tristan und Tillman) und direkt anschließend die "Mega Amateurs" (Gnafert).
Wir sind gespannt und berichten.
 
Nein, wenn ich mich nicht verrechnet hab, hab ich ca. 3 Min. verloren
(schotti)
PS: ist nicht härter als TBA nur oben mehr Schnee
 
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Gibt`s auch einen Link dazu, für Leute die nicht wissen wo ihr mitfahrt :confused: Klingt aber spannend! Viel Erfolg morgen :daumen: und bringt den rockz zurück!
 
Wow, was für ein Vormittag.
Der Wecker soll um 05.30 klingeln, wird er aber nicht, denn ich bin schon eine halbe stunde früher fertig mit schlafen.kann ich also auch aufstehen, was solls.
ich bahne mir meinen weg also durchs wohnzimmer, wo rockz und schotti noch vom lummerland träumen.in aller ruhe esse ich die zwei schalen aufgeweichtes müsli und ziehe mich an.
06.30h muss ich laut timetable am lift sein. irgendwie kriege ich die zeit mit allen möglichen checks rum und kann endlich 15min vorher losrollen. das kurze warm up zum lift tut ganz gut.
die schlange am lift ist nicht all zu lang aber ich weiß schon von schotti, dass der flaschenhals an der letzten station ist, die uns hoch auf 3.300m bringt.
und so ist es auch. ca. 2h später bin ich oben und stelle mich gleich an die nächste schlange, die zum klo.
als ich wieder auf der plattform bin, knallt mir die sonne ins gesicht; die angesagten 25% regenwahrscheinlichkeit haben sich offensichtlich erledigt.
bisher bin ich eher in mich gekehrt, rede wenig mit den anderen bikern, nehme die dinge herum nur zur kenntnis. inzwischen ist es 09.00h und ich beobachte interessiert, wie sich die racer des ersten rennens (das hauptrennen der 9x39 besten) über den präparierten schnee hermachen.
sofort nachdem die startzone leer ist, beginnt das line up für mich und die anderen. alles läuft sehr professionell ab, man merkt dem team die langjährige erfahrung an. mein transponder wird registriert und wenige meter später stehe ich in meiner startline; reihe 7. ich entledige mich meiner windjacke, setze den helm auf und merke, wie der puls auf einmal steigt. ich sehe das 5min schild und erinnere mich noch einmal an meinen ersten downhill durch das schneefeld mit rockz und schotti einige tage zuvor. jeder von uns hatte seine eigene technik; ich bleibe bei der 3 punkt technik. hintern auf sattel, füße runter und surfen. ein lautes "aaalaaarrrmaaaa" reißt mich aus meinen gedanken und ich bin hellwach. 30s später renne ich mit den 400 anderen bekloppten los. nach 10m beginnt das gefälle. ich suche mir meine linie vorbei an gestürzten und arbeite mich voran. die gemachten erfahrungen erweist sich als vorteil, denn ich komme gut durchs feld. meine brille läuft an und reiße sie mir irgendwie vom helm. in den schiebepassagen versuche ich kräfte zu sparen und laufe ruhig weiter ohne hektisch zu werden, denn ich verliere plätze. bis zum ende des riesigen schneefelds ist es noch so weit, dass ich darauf spekuliere, dass sich der ein oder andere verausgabt. so ist es dann auch. als das schneefeld endet und der trail beginnt, schätze ich mich in den ersten 100. wenn ich das halten kann, wäre ich zufrieden.
das feld hat sich im schnee gezogen aber es ist immer noch recht eng auf dem trail. möglichkeiten zum überholen gibt es wenige, nur gelegentlich kann man eine andere linie wählen. da wo ich mich traue, klappt das ganz gut. allerdings geht mir jedesmal ordentlich die muffe :)
es wird techischer und die ersten kleinen gegenanstiege folgen. der mix aus teschnischem downhill, direkt am hinterrad des vordermannes und den kurzen stichen zehren derb an meinen kräften. ich nehme ein wenig raus, denn die lange tretpassage kommt ja erst noch. gleich geht es mir besser und ich komme dennoch gut voran. was ich im uphill verliere, kann ich glücklicherweise im downhill aufholen. die erste (und einzige) "verpflegungsstation" kommt direkt vor einer steilen rampe in sicht. zwei damen in knallroten "i love mega" shirts schrauben kleine wasserflaschen auf. ein wenig wasser hab ich in der blase, daher kommt mir eine idee. ich rufe der dame auf meiner seite zu "in the face please!". sie reagiert und ein schwall kaltes wasser schwappt mir ins gesicht. ich zehre erstaunlich lange davon.
meine beine verkraften den uphill erstaunlich gut und ich versuche abzuschätzen, wieviele körner ich noch haben mag. nach einer schnellen wiesenabfahrt und drei
, vier engen kurven kommt eine schlüsselpassage - jedenfalls haben wir sie vorab als solche eingeordnet. hatte ich bei der erstbefahrung noch probleme respektive angst, fahre ich nun, racefieber und anfeuerung der zuschauer sei dank, "einfach durch" und kann wieder einige plätze machen.
nun beginnt die lange tretpassage mit einigen höhenmetern. ich versuche wieder nicht zu overpacen aber es ist die hölle. ich habe kein hinterrad vor mir und hinter mir höre ich es klappern. also trete ich rein so gut es geht. jemand ruft meinen namen, es ist schotti am rand. ich blicke direkt in rockz objektiv und muss lachen. schotti ruft mir noch etwas zu: "siebzig". ich freue mich so darüber, dass irgendwoher noch kraft hernehmen kann und weitertrete.
ich habe einen verfolger. "gemeinsam" umrunden wir auf einem schmalen singletrail mit ständiger steigung den hügel. die faher vor mir kommen immer näher und ich beginne mit der suche nach überholmöglichkeiten. es gibt eigentlich keine. im uphill muss man eigentlich zusehen, wie man vorbeikommt, aber ich versuche es dennoch: "left left left" rufe ich. es funktioniert und mein vordermann macht platz, erstaunlich.
auf die selbe art und weise kann ich noch ein paar weitere plätze machen bis es in den downhill geht. ich komme an der stelle vorbei, wo ich gestern noch mit kurbelkalle schotti angefeuert hab. wir hatten noch festgestellt, dass viele rider ziemlich fertig aussahen. jetzt weiß ich auch warum, der trail ist übel zerbremst und besteht nur aus bremslöchern. die hölle für hände und arme. ich weiche auf die wiese aus, was recht gut funktioniert. irgendwann ist die passage zu ende und es geht ca. 300m auf asphalt weiter. regeneration ist angesagt bevor es in den wald geht. die waldpassage. horrorgeschichten habe ich vorher gehört und ich versuche mich zu sammeln. die erste serpentine mit 2-3m höhenunterschied kommt, ich bremse an aber das vorderrad hat nich genug druck. also geht es ca 1m gerade aus den abhang runter. ich schaue direkt nach oben aber es kommt niemand und ich beeile mich wieder auf den sattel zu kommen.
die weiteren kurven komme ich ohne fehler durch aber die hände schmerzen ohne ende. neben längeren passagen, wo man stehen lassen kann, kommen immer wieder serpentinen mit wurzelstufen und starkem gefälle auf mich zu. man merkt der strecke die rennen zuvor an, bremslöcher ohne ende. entsprechend geht es meinen händen. bei einem anbremsen merke ich, wie sich meine linken finger ganz langsam vom griff lösen - wie von selbst und vorbestimmt. nach einer gefühlten ewigkeit bekomme ich die kontrolle über meine finger zurück und ich hab den lenker wieder fest im griff. ich erinnere mich wie so oft selbst daran, konzentriert zu bleiben und nicht zu verkrampfen.
mir wird bewusst, dass ich seit der einfahrt in den wald, allein fahre.
die technischen parts werden weniger. nun folgen steilen abfahrten ebenso steile rampen. ganz übel. jeweils meist nicht länger als 5 meter aber fast senkrecht. ich laufe auf 3 fahrer auf und gemeinsam qälen wir uns. mein vordermann strauchelt als er versucht wieder aufs rad zu steigen und bleibt fast stehen. mir kommt der gedanke links vorbei zu gehen aber da ist der abhang. also schiebe ich ihn kurz an, denn ich habe noch etwas schwung. wir müssen beide lachen.
es wird wieder technischer und in einer kurve macht er platz. wir sind quitt.
ich frage einen fotografen, wie weit es noch ist. er antwortet 'seven minutes'. ich hoffe er hat recht, denn ich bin am ende.
nochmal geht durch ruppiges gelände durch bachbetten und schlammiges terrain. mehrere male bin ich kurz vor dem crash aber ich fange mich zum glück immer wieder. die anfeuerung der zuschauer trägt viel dazu bei. links, runter, rechts - auf einmal bin ich auf einem feldweg, links und rechts zuschauer. das muss die zielgerade sein. vor mir ist niemand und ich will mich eigentlich nicht umdrehen :)
niemand da. puh, der platz ist also sicher, freue ich mich und versuche nochmal alles reinzutreten. nach ca 300m scharf links und ich rolle über die zeitmatte. ich sehe sterne und meine beine sind irgendwo, jedenfalls spüre ich nichts.
einer der volunteers drückt mir 20€ in die hand und ich muss meinen transponder abfummeln. ich brauche eine ewigkeit. jemand steckt mir noch eine tüte mit was drin zu.
ich finde eine bank und schließe für ca. 5min die augen.
der rest ist schnell erzählt, schotti kommt grinsend auf mich zu und wir gehen gemeinsam zum provisorischen ranking. platz 57. yehaaa!
 
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Glückwunsch @jan und @schotti!
Spannend auch zu lesen, das macht Lust....

Zumindest hattet ihr wohl keine 38 Grad wie wir im Zittauer...

@schotti: lags am Reifen der Plattfuss?
 
Auch mich hat es erwischt beim Training am Donnerstag hab ich mir Linien angeschaut um nicht in den Stau bei den Hühnerleitern auf der Quali zu kommen! Promt nutzt mich ein übermotivierter Franzose als Bremspoller und es schleudert mich 2m runter in den Felsen! Am Protektor platzt die Schulterplatte!Fühlte mich eigentlich gut und fuhr weiter, Nachmittag stellte ich fest das ich einen Buckel auf der Wirbelsäule habe, man riet mir ab mit zu fahren bei der Quali....
der ehrgeiz ließ aber ne locker, Letzte Startreihe hat mich schon von anfang án angekotzt! Aber was soll es hab es dann dennoch geschafft 100 leute zu überholen... aber mein Ziel Promo verfehlt! kopf war auch ne frei...
da die Schmerzen komischer wurden, bin ich danach heim gefahren und in die Notaufnahme zum Röntgen. Wirbelstauchung und verschiebung... Muskulatur hat nen Bandscheibenvorfall verhindert!
A´ber nächstes Jahr bin ich wieder am Start.. hoffe mit besserer Startnummer
 
Ich hoffe der Schotti nimmt mich nicht in Regress :lol: Haben sich die Reifen sonst gut gefahren?

Echt tolle Berichte, ich bin selber ganz hibbelig :) vielleicht schaffe ich es auch mal da mitzufahren. r0ckz und Marcel gute Besserung.
 
Gnafert, der alte Tiefstapler, hat seine Zeit unterschlagen, die nicht unerwähnt bleiben sollte: 1:37:08. Gratulation!

@cx, bastelfreak: Reifen waren und sind immer noch top, kA wo der Platten her kam, der steinige Teil war ja eigentlich vorbei. Da der Schlauch am Ende völlig zerfetzt war, konnte ich auch nicht rausbekommen, ob Loch oder Durchschlag.
 
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wir hatten drei cams ;)
denke, dass jan was zusammen schneiden wird und ich auch.
ich kann nur leider keine quali/mega beisteuern ... dafür das dh-rennen :)

Hallo,

ich wage mich mal, aus der Thüringen-Abteilung fremd zu gehen ;)
Die Qualistrecke hat Datenwurm aus meinem Verein (38ter) gefilmt.
Das Video muss allerdings noch geschnitten und vertont werden.

Es wär ne schöne Sache, wenn man die Events zusammenfassen könnte, oder zumindest zu jedem Teil ein Video hätte.
So eine Art "IBC Forum @ Megavalanche" Video.

Ginge dann geschätzt zwei Stunden, ist aber mit Sicherheit besser als diese "Mega Dust" DVD, der ich nichts abgewinne konnte.
 
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