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Genau ein Jahr ist's nun her. 10. Februar 2015. Gewonnen, ich konnte es kaum glauben. Am Vortag habe ich bei einem
Gewinnspiel auf MTB-News mitgemacht, und nun las ich im Beitrag 309 meinen Foren-Namen.

8 schöne Tage habe ich im illustren Kreise bei Freeride Madeira verbracht. Der Pro-Core Bericht wurde im redaktionellen Teil längst veröffentlicht, auch die Bilder sind schon lange im Foto-Bereich hochgeladen worden. Mehrere Nachfragen bei @Thomas, wann denn der eigentliche Reisebericht bzw. Spot-Check kommt, blieben unbeantwortet. Über Gründe kann ich nur spekulieren, vermutlich ist der Bericht beim Weggang von Maxi untergegangen.




Sollten hier ein paar „gefällt-mir“-Daumen zusammenkommen, würde ich bei Interesse den von mir letztes Jahr für MTB-News geschriebenen Bericht etwas erweitern und hier im Forum zusammen mit den Bildern veröffentlichen.
 
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Schon zwei Wochen nach dem Gewinn sollte es losgehen, 8 Tage nach Madeira. Schnell in zwei Wochen das Training intensivieren und die über den Winter dahin geschmolzene Kondition wenigstens ein wenig wieder aufzubauen. Früh vor der Arbeit zum laufen, Abends nach der Arbeit noch für eine Runde auf die Hometrails.



Leider ist die Informationslage zur gewonnenen Reise recht dürftig, ich kenne eigentlich nur den Abflugtermin, daß die Rennteilnahme bei einem Enduro-Rennen vorgesehen ist und daß mich ein John vom Flughafen abholt.



Egal, ich lasse mich überraschen. Angekommen am Dienstag morgen auf Madeira treffe ich am Flughafen in Funchal an der Sperrgut-Ausgabe zwei Typen mit dicken Bikekartons, verklebt mit Schwalbe-Klebeband. Da Schwalbe als Sponsor auftritt liegt der Verdacht nahe, daß wir das selbe Ziel haben. Zu dritt machen wir John ausfindig, der eigentlich Joào heißt und einer der beiden Inhaber von Freeride Madeira ist.



Freeride Madeira einer der Bike-Touren-Anbieter der Insel, die sich auch um den Erhalt und Neubau der Trails kümmern im Osten der Insel kümmern. Shutteln, Guiden und MTB-Verleih von CC bis DH sind im Angebot. Laut unseres Guides kümmert sich ein anderer Anbieter (Bikulture) noch um die Trails im Westen, zwei weitere Anbieter fahren jedoch nur und pflegen nix.
Egal welcher Anbieter, fahren tun alle je nach Kundenwunsch/skill überall, Ost – West – egal.


Einer der frisch gebauten Trails im Osten der Insel.

Mit einem der Shuttlebusse fahren wir in den Nord-Osten der Insel, wo wir in einem großen Hotel unsere Zimmer beziehen. Das Gebäude versprüht den Charme der 70er Jahre, ist jedoch sauber und ordentlich.



Beim gemeinsamen zusammenschrauben der Räder am Hotelpool erfahre ich von René und Michael von Schwalbe nach und nach so unwichtige Details wie zum Beispiel, daß am Freitag ein Night-Ride-Prolog auf dem Programm steht oder daß beim Rennen FullFace-Pflicht besteht.
Zum Glück gibts John, der lacht und verspricht, sich um einen FF und eine Lampe zu kümmern.





Außerdem erfahre ich, daß wir die ganze Woche von Freeride Madeira geshuttelt und von John geguidet werden, Steffi Marth und Maxi Dickerhof sowie „die zwei Engländer“ werden morgen Abend kommen. MTB-News wurde von Freeride Madeira zwecks promoting der Bike-Destination Madeira zum Rennen eingeladen und Schwalbe will von MTB-News in der Woche den ProCore testen lassen.


Nach dem Aufziehen der Procores ist dunkel und der Anreisetag zu Ende. Für eine Runde auf den Trails hats nicht mehr gerreicht, jedoch machen wir an der Hotelbar Bekanntschaft mit den Poncha's. Richtig los geht's dann morgen.
 
@Bike_RR : zu den Temperaturen schreibe ich morgen was.

Am Mittwoch ging’s dann endlich los. Bike auf den Shuttle-Hänger am Bus und ab in die Berge.

Zu dritt plus John als Guide und André dem Fahrer ging’s von 0 auf 1865 Meter hoch. Wir fahren vom höchsten Punkt der Insel, dem Pico Ruivo über diverse Trails in den Osten der Insel mehrfach bis ans Meer ab. Für mich ungewohnt, bislang bin ich in Ausnahmefällen mal mit der Seilbahn bzw. Auto hochgefahren und habe mir meine zu vernichtenden Höhenmeter in der Regel stets selbst erarbeitet.

Die Trails sind die sechs Stages des Enduro-Rennens am Samstag, welches wir (heute ohne Liason-Uphill) komplett abfahren.
Die Bandbreite reicht von alten Handelswege der Insel von Nord nach Süd bis zu angelegten Enduro- oder Downhill-Strecken, die von den baumlosen Hochlagen durch dichte Regen- oder Eukalyptuswälder bis auf Meereshöhe reichten. Teilweise auch erst kurz zuvor von Freeride Madeira (mit Billigung der Behörden!) frisch angelegt.

Das reine Trailballern macht definitiv Spaß, dennoch wäre es für mich auf Dauer unvollständig, den ganzen Tag Berge herunter zu fahren, die ich nicht aus eigener Kraft erklommen habe. Ich bin wohl nicht der klassische Shuttle-Kunde.

Egal, für ein paar Tage halte ich das schon aus :)
Und besonders das Gerumpel auf dem ewig langen Trail, der auf einem alten Handelspfad vom Pico do Suna nach Norden Richtung Porto da Cruz führt, hat sich in meiner persönlichen Trail-Skala ganz oben eingereiht. 15 Min non stop anspruchsvoller, jedoch zu 100% fahrbarer S1-S3-Spaß. Und unten Arm-Bump vom feinsten.


Spät abends im Hotel zurück kommt dann auch die "Prominenz" der Gruppe an. Steffi, Maxi, Pat Campell-Jenner und Jacob, einem Fotografen.
Kennenlernen, gemeinsam schrauben, anschließend Abendessen im Hotel (und Poncha's).

Morgen geht's in voller Truppenstärke (und mit Maxis Bilder) weiter.
 
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Nächster Tag, Donnerstag: Rauf auf den Pico Ruivo im voll besetzten T5 mit Hänger und runter in den Osten. Hm, kannte ich ja schon. Aber gut, die anderen wollen auch für's Rennen trainieren.

Maxi auf den neu angelegten Trails.


Climb Switch Bitch

In Funchal scheint die Sonne, doch 30km weiter im Nord-Osten in Machico und auf den Trails ists eigentlich immer bewölkt und teilweise neblig feucht. Geregnet hat's jedoch zum Glück immer nur ganz kurz und oberhalb 1500m ist man über den Wolken, da ists sonnig, jedoch auch meist windig.

PCJ beim Spielen

Das Ganze spielt sich bei verhältnismäßig angenehmen Temperaturen von 15-20°C ab (Im Gegensatz zu Germanien bei 0°). T-Shirt oder langes Trikot, dünne Softshell oder Windjacke, alles wird regelmäßig benötigt. Das sollte sich bis kurz vor dem Prolog am Freitag auch nicht ändern.

Ein bisschen ausgesetzt? Das wird übermorgen die Liason zwischen Stage 4 und 5 sein...

Startpunkt der Stage 5, auf einer Klippe, die 300m in's Meer abfällt.

Hm Montezumas Rache?

Steffi machte noch schnell beim herumblödeln auf den Kickern einen Abflug, der bis auf ein blaues Auge und eine kaputte Brille glücklicherweise glimpflich ausging. Für das Auge gab's natürlich keinerlei dumme Kommentare von allen möglichen Leuten… :)


Und wieder Poncha's. Wer's nicht kennt, das Nationalgetränk auf Madeira. Frisch gepresster Orangen- und Zitronensaft, mit Honig schaumig aufgeschlagen und ordentlich Zuckerrohrschnaps dazu… Lecker! Unbedingt probieren. Aber nicht zu viel, will man am nächsten Tag noch Fahrrad fahren.

Bild schamlos geklaut von hier, da ich kein eigenes habe.
 
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Am Freitag noch eine lockere Tour am Vormittag, die Trails im Osten sind einfach der Hammer.
Nachmittags dann mal den Prolog abfahren. Spät-Nachmittags war dann registrieren für's Rennen angesagt. John hatte wie versprochen einen FullFace-Helm sowie eine YingDing mitgebracht. Wie sich später heraus stellte beides seine persönlichen Teile. Danke noch mal hierfür.

War das Wetter die letzten Tage meist bewölkt, jedoch angenehm warm und zumindest von oben verhältnismäßig trocken, fing's wären des Prologsleider an zu Regnen. Die mit grobem Kopfsteinpflaster versehenen Spitzkehren am Steilhang waren nicht besonders griffig, ich war froh, ohne Sturz unten angekommen zu sein.

Am Schluss stehen einige gute Plazierungen (Maxi, Pat, Steffi) auf dem Zettel, ich kann mich erwartungsgemäß im Mittelfeld platzieren.
 
War das Wetter beim Prolog am Fr. sehr durchwachsen, sah es am Samstag morgen zum Rennbeginn auf der ersten Stage eigentlich ganz gut aus. Pat hatte einen Reifenschaden und wurde leider für's restliche Rennen disqualifiziert. Gegen Scherben hilft leider auch kein ProCore.

Auf Stage 2 änderte sich das Wetter, was die folgende achtstündige Schlammschlacht sehr fordernd machen sollte. Geshuttelt wurde bis 300hm unter den Start und ein Teil der Liason zwischen 4 und 5. Die restlichen 1500hm hieß es selbst hochtreten.

Maxi ohne Helm, dafür nass, aber noch sauber

Jeeeeha. Pat beim Spaß-Ballern, leider schon DSQ


Am Zieleinlauf

Nach einer trockenen und fünf sehr nassen Stages am Ziel angekommen, wartete noch eine nette Überraschung.

Wer am Ziel der letzten Stage im Nachbartal jedoch auf den Shuttle gewartet hatte, wurde enttäuscht. Im strömenden Regen auf einer stark befahrenen Verbindungsstraße ging's für alle Fahrer noch mal 350hm hoch und (natürlich ohne Beleuchtung) durch einen Auto-Tunnel. Wenigstens hat's den Schlamm schon mal teilweise von mir und dem Rad abgewaschen. Völlig durchweicht zurück am Startpunkt war meine Stimmung dem entsprechend mäßig. Das hätte man auch anders lösen können.

Egal, ein bisschen Spaß beim Bike&Me-wash, Mrs. Wet-alles und ein paar Pochas später ging's zur Siegerehrung

Als Finisher mit einem Platz im Mittelfeld war ich in Anbetracht des angetretenen Fahrerfeldes sowie den Bedingungen mehr als zufrieden, insgesamt war unsere Gruppe recht gut unterwegs...
 
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Beim Abendessen am Samstag gab's dann für mich erneut eine kleine Überraschung. Wir ziehen für die zweite Hälfte des Aufenthalts auf Madeira morgen um 7 Uhr um in eine Villa am anderen Ende der Insel. Also noch schnell ein paar Poncha's gekippt und ab in die Falle.

Also fuhren wir am Sonntag früh mit den noch immer patschnassen Klamotten im Koffer in den westlichen Teil der Insel, wo die Trails weniger technisch und steil sein sollten. Die Villa die Freeride Madeira öfters für Reisegruppen anmietet war geil, das Wetter auch wieder.

Die Sonne schien, als wäre nichts gewesen, doch das Rennen vom Vortag steckte (zumindest mir) noch in den Knochen und so liesen wir es langsam angehen und fuhren erst gegen Mittag auf das Hochplateau. Die Paul da Serra ist im übrigen die einzige größere Ebene Madeiras und fällt rings um steil ab.

Wie dann auch am Montag und Dienstag ging's über die 1001 Trails im Westen. Trocken, von flowig bis zur Downhill/Spaß-Strecke gings durch Wild-West-Landschaften nach unten durch ausgedehnte Eukalyptus- und Kiefern-Wälder.


Pat und Jacob drehten Ihren Film, wir shooteten auch ein wenig für den ProCore- und den (nicht erschienenen) Madeira-Artikel.
 
Fazit und ein paar allgemeine Worte zu Madeira


Die Trails auf Madeira sind einfach der Hammer und bieten für fast alle Fahrerlevel etwas.
Flache Singletrails ohne besondere Schwierigkeiten gehen viele Kilometer durch wunderbare Landschaften an den Levadas über die ganze Insel verteilt entlang.

Wer mehr will: Steile und technische Strecken gibts vor allem im Osten. In den tieferen Lagen gehts durch Regen- und Eukalyptus-Wälder dort ist's auch gerne mal etwas feucht. Mein absolute Highlight war hier der alte Handelspfad nach Porto da Cruz. Rumpelig, steil, teils ausgesetzt am Abgrund entlang, einfach geil.

Trockener, flowiger und weniger steil geht’s im Westen zu. 1001 Trails die je nach Geschwindigkeit auch anspruchsvoll werden können, meist jedoch gut fahrbar sind. Ebenso gibt’s hier für den geneigten Fahrer einige Spaß-Strecken mit ordentlich Airtime.

Die Temperaturen bleiben bedingt durch die Lage im Atlantik über das Jahr mehr oder weniger gleich und damit im angenehmen Bereich. An unserem Regentag beim Enduro-Rennen war's mal ca. 10° kalt, ansonsten meist zwischen 15 und 20° (im Februar/März).
Da man von 1800 auf 0 m diverse Klimazonen von alpin über tropisch nach mediterran durchfährt und es in Gipfelnähe oder an der Küste auch gerne mal ordentlich bläst, sollte man die Kleidung entsprechend flexibel gestalten.

Unbedingt empfehlenswert ist der Besuch der Surfer- und Hippie-Bar Maktub in Paúl Do Mar. Der Typ dort macht die besten Mojitos östlich von Kuba und seine Steaks (gibt’s nur auf Anfrage) sind auch einfach nur perfekt. Daß in diesem engen Kaff zwischen Klippen und Meer rund um die Bar im Sommer ein Reggae-Festival mit über 10.000 Personen stattfinden soll, mag man kaum glauben.

Die Betreuung durch Freeride Madeira hat in der gesamten Woche sehr gut funktioniert, nicht zuletzt da die Guides selbst auf einem sehr hohem Level fahren. Die Ratte war übrigens letztes Jahr auch mit John unterwegs, oder diese Dudes :)

Gut gefallen hat mir, daß Freeride Madeira sich zusammen mit Bikeculture die Pflege der Trails teilt. Auch der Kontakt zu den Behörden scheint sehr gut zu sein. Der Trail-Bau und auch das Enduro-Rennen wurde von der örtlichen Verwaltung gebilligt und unterstützt, Wanderer, Trailrunner und Mountainbiker leben auf den bestehenden Pfaden nach meiner Erfahrung in freundlicher Symbiose. Wollen wir hoffen, daß es dabei bleibt und alle Besucher sich entsprechen verhalten.

Ob man die ganze Woche shuttelt, muß jeder selbst entscheiden.
Wenn man's bezahlen muß, geht’s auf eigene Faust und mit OSM+Strava bewaffnet sicher auch, allerdings dann wohl nicht in dieser komprimierten Form besten Traile-Spaßes.
Die Auffahrten sind je nach geplanter Tour lang und steil, die Trails teilweise etwas versteckt, ein paar Tage Shuttle+Guide empfehle ich auf jeden Fall.

Mir hat die grüne Insel mit sehr abwechslungsreichen, teilweise durchaus fordernden Trails jedenfalls sehr gefallen.
 
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