Marathon mit Singlespeed

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12. August 2002
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Falls es jemanden interessiert:
Bin am Sonntag den Ultra Bike Marathon in Kirchzarten (115km / 3400Hm) mit dem Singlespeed gefahren.

Es war cool, wenns auch recht heiss war::D

Zeit: 5:20:08
Platz 105 von allen

Gruß,

Alex
 
sehr, sehr beeindruckend! über 3000hm in der zeit auf dem ss ist richtig link. welche übersetzung bist du gefahren? musstest du viel schieben? wie ging es bergab - hast du einfach rollen lassen? los - alex, mehr infos... menis
 
Mann Alex!
Und ich habe mich schon gefreut, dass ich mit
meinem Fully bei der ersten Zwischenzeit 2 1/2
Minuten schneller war als du! Waahnsinn!
Ich bin ja schon auf der Marathonstrecke fast
verdurstet.

Gruß,
Gregor
 
respekt!!!
hab dieses jahr auch noch so was ähnliches vor: der hegau rothaus-marathon, "nur" 93km & 2000Hm am 21. Sep.
Sag, wie sind die gesichter der anderen, wenn sie von nem SSper überholt werden ??? :D

gruß
mAui
 
So, auf vielfachen Wunsch gibts die lange, lange Story zur Fahrt.

Vorab die Enttäuschung für viele echte Singlespeeder: Es gab kein Bier und keine Starrgabel am Rad! Übersetzung 36:18 (normal fahre ich 38:18, aber bei der Länge...). Neuer White Eno Freilauf. Danke an Hajos für die superschnelle Lieferung, denn mein Shimano hat sich wie sandgeschmiert angehört.


Travel:

Eigentlich war geplant, sich am Samstag zusammen mit einem Kumpel von einem weiteren Bekannten (Herr K. aus S.) aufgabeln und nach Kirchzarten chauffieren zu lassen. Das war 1,5 Stunden vor dem Abholtermin nicht mehr der Fall. Klar, dass eine Frau (die vom Fahrer) dran schuld war. Gottseidank gibts Fahrräder, die machen weit weniger Stress, und wenn, dann kann man sie einfach in die Ecke schmeissen...

Gut, der Kumpel (Olaf) fuhr Samstag per Bahn (mit meiner Athletenerklärung (Haftungsausschluss)). So ist es eben, wenn man kein Auto hat. Ich beschloss zusammen mit einem anderen Kumpel (Thomas) erst Sonnag früh aufzubrechen.


Race Day:

4:40 Uhr: Wecker und Alex wachen gleichzeitig auf, der Wecker musste aber nicht aufstehen. Nach einem Competition-Power-Energy Frühstück (3 Kaffee und Nutellabrote) war die Basis eines erfolgreichen Tages gelegt. Pünktlich losgefahren und angekommen. Dort Olaf auf dem Campingplatz gesucht und einen Pulsmesser abgeliefert (hatte er vergessen). Schreck! Die Fahrt tat meinem Rad nicht gut. Der Computer ging nicht, der rechte Bremshebel war locker und die Hinterbremse quietschte. Ein Rätsel, weil ich 3 Tage vorher zur Generalprobe ein Hobby-Rennen (Tälercup) ohne Probleme mitgefahren war. Während ich noch mein Gewicht optimierte indem ich gewitzterweise statt der langen Toilettenschlange die nur 3 Mann starke Fraktion vor dem Behindertenklo verstärkte - was in einer sicher doppelt langen Wartezeit endete, weil es einfach mehr gewöhnliche Toiletten gab - machte der Olaf das Gegenteil und frass mir meinen einzigen Lieblings-Power-Bar (Orange), den ich für unterwegs mitgenommen hatte, weg. Danke. Nun, der Thomas hatte noch einen über.
Zurück am Auto war Kleiderwechsel und Radreparatur angesagt. Bremseneinstellen 20 Minuten vor Beginn eines Marathons ist keine gute Idee. Erst der 6.-7. Versuch war erfolgreich.
Warmfahren musste man sich nicht, denn es war schon warm. Im richtigen Startblock (1, klar) rechtzeitig 5 Minuten vor dem Start eingetroffen.
7:30 Uhr: Start.
Vorne stressten sie los, wie bekloppt. Ich konnte gar nicht anders, als mit den Letzten des Startblocks mit etwa 30km/h hinterherzufahren. Am ersten und längsten Anstieg wurde mir klar, dass die Anzeige mit konstant 126 am Polar nicht stimmen konnte. Abschalten, einschalten. Anzeige konstant 0. Toll. Am Gurt rungezupft, die Technik verflucht. 5 Minuten später war auch der Polar wach und hat von da ab funktioniert. Das waren jetzt aber alle technischen Mängel für den Rest des Tages. Der erste Anstieg ist zäh (in Worten: zäh), aber ich hielt mich zurück, denn eigentlich rechnete ich schon damit, dass die Probleme in den Beinchen noch früh genug kommen werden. Habe dennoch in etwa den Platz gehalten (Ein Bekannter überholte mich, aber etwa 90 Minuten später habe ich ihn dann wiedergesehen. Hähä). Richtig bitter wurde es, als es flacher wurde. Mit der Freude darüber mischte sich die Erkenntnis, dass Schaltungsfahrergruppen auf dem Terrain einfach schneller sind. Irgendwie war mir alles zu flach. Besonders die Abfahrten. Bei etwa 39 war Ende mit Beschleunigen. Schneller konnten die Beinchen nicht. Etliche Leute brausten an mir vobei. Auch am Titisee wars noch nicht besser. Immer, wenns bergan ging, war ich aber gut dabei.

Nach knapp 2 Sunden in einem Anstieg sah ich einen Schaltungsfahrer vor mir absteigen und schieben. Jow, das machte ich dann auch: erste Schiebung. Die, die, die (3 mal die) Rampe fuhren waren zwar schneller als wir Schieber, aber sie keuchten auch wesentlich schneller. Das war ein Granny-Gear-Climb. Dafür waren sie oben platt, als es flacher wurde. Zurück auf dem Rad kamen sie alle wieder, auch einige von denen, die mich unten am Titisee überholt hatten.
Die zweite Schiebung war nach 2,5 Stunden an einem Wiesenhang (Menzenschwand?) angesagt. Sehr unruhiges Gelände. Da wurde auch einigen anderen Mitfahrern klar, dass ich ohne Schaltung unterwegs war. Einer fands richtig toll, was aber die Ausnahme ist, denn normalerweise erntet man verständnislose Kommentare, wie: was denn das bringen soll. Ein anderer scherzte, dass man, wenn schon, auch mit starrer Nabe fahren könne. Sadisten. Ne starre Gabel wäre erstmal die nächste Stufe der selbstgewählten Beschränkung. An Ende schoben alle.
Von da ab habe ich Mittel eher Plätze gutgemacht. Die Abfahrten wurden auch steiler.
Hatte viel Spass in der Phase, weil ich mich gut fühlte, sogar manchmal eine Aussicht geniessen konnte, Leute einholte und das Wetter passte. Ein Mitfahrer meinte mal: "Die Wertung gewinsch!", nur gibts die nicht. Von einem Anderen wurde die Sinnfrage gestellt: "gehts um eine Wette?", meine Antwort, dass ich nur wegen des Singlespeeds ein weiteres Mal mitfahre, weil es mal was anderes sei und überhaupt mehr Spass mache, war vielleicht nicht ganz genau das, was er wohl erwartet hatte (das mit dem zusätzlichen Spass hat noch keiner so recht nachvollziehen können), aber der fand es dennoch "saucool". Später, an einem Verpflegungsstand rief es plötzlich: "Hey, Singlespeed!". Da konnte ich noch zurückgrüßen. Cooler Typ. Schön mit Schlapphut im Liegestuhl unterm Sonnenschirm mit Flüssigenergie in der Hand. Auch eine Möglichkeit den Sonntag zu verbringen.
Überhaupt waren wieder erstaunlich viele Zuschauer an der Strecke. Vor allem etliche begeisterte Kinder, besonders in der Nähe der Verpflegungsstände. Wasser fassen war da fast immer angesagt. Gegessen habe ich nicht viel. 1 Ultrabar (Schoko!) am Anfang, 3 halbe Bananen und ein Stückchen irgendeines Energieriegels, den mir ein Kind auf den Lenker pappte, das war alles. Habe den Zuschauern öfter mal einen Guten Morgen oder einen schönen Sonntag gewünscht und die fanden es nett. Das kommt wohl nicht so häufig vor, denn die Schnellen schwatzen nicht so viel. Die Ausdauer und Motivation der Leute an der Strecke ist mir eh ein Rätsel. Stundenlang ausgemergelte Gesichter zu betrachten, naja.

Eine dritte Schiebung gabs nach knapp 3,5-4 Stunden weil der Tag Anfing Spuren zu hinterlassen. Die Vernunft sagte an einem steilen Schotterweg mit Ausblick auf einen kleinem Wasserfall: Absteigen. Erste leichte Anzeichen von Krämpfen machten sich auch bemerkbar. Lustig ist das Aufsteigen hinterher. Wenn man denkt, so jetzt ist es ein bissel flacher, also rauf auf die Kiste, hat man erstmal das Gefühl, dass eine Bremse blockiert. Die Kurbeln wollten einfach nicht rum.
Am Knöpflesbrunnen kippte ich mir zur Bewältigung des Rests der Strecke 2 Becher Cola rein. Mein Magen hatte damit wohl nicht gerechnet, denn es fühlte sich hinterher an, als hätte ich einen Ballon mit Wasser im Bauch. Ein Ausgleich musste her. Pinkelpause.
Ich wusste: es kommt noch ein fieser Anstieg an einer Wiese. Tja, der kam dann auch. Mit zwei steilen Rampen am Anfang, an denen, wie ich hinterher erfuhr schon viele geschoben hatten. Da waren aber viele Leute, sogar ein Plaket war über die Strecke gespannt und ein Fahrer, den es einzuholen galt. Während der im kleinsten Gang fuhr, musste ich wirklich alles geben. Einer der Zuschauer rief begeistert zu seiner Begleitung "Schau mal ein Singlespeed!". Ich konnte aber beim besten Willen nichts antworten, weil ich voll am Limit war.Völlig bekloppt sowas zu drücken. Aber gerade da, am Ende der Rampe hatte ich ihn eingeholt. Dafür war ich jetzt wirklich bedient. Es wurde etwas flacher, zum Ausgleich knallte die Sonne jetzt voll in die Wiese. Vierte und letzte Schiebung, weil nach einer Linkskurve gnadenlose Steilheit wartete. Der vor mir fuhr trotzdem. Direkt an die Wiese schloss ein etwa 1 km lang ein flacherer Abschnitt an. Krämpfe machten sich bemerkbar. Wiegetritt war unmöglich. Immer, wenn ich die Beine streckte, zuckte es. Ich fuhr also im Sitzen, das machte ich eh so oft wie möglich. Da ich das aber auch aus Traktionsgründen vorher auch manchmal an steileren Schotterabschnitten (es war trocken und rutschig) gemacht hatte, fehlte auch noch der Druck. Der Gag war, dass ich dennoch den Typ vor mit überholte. Der war auch platt.

Wider Erwarten fühlten sich die Beine nach einiger Zeit doch wieder besser an. Es ging jetzt auch Richtung Ziel. Die Ultra-Strecke traf sich an einem letzten Anstieg mit den kürzeren Strecken, da konnte man nach Herzenslust Leute versägen. Nur einer war schneller, der Gewinner des Shorttrack. Die letzte Abfahrt wurde ohne Risiko genommen. Das mit dem Versägen klappte aber noch im Flachen kurz vor dem Ziel. Eigentlich hatte ich mit dem Gegenteil gerechnet.
Nach 5:20 Stunden im Ziel, 6 hatte ich angepeilt, da ich mit Schaltung schon knapp 5 gebraucht hatte.
Für die nächste Stunde war trinken, auf der Tartanbahn liegen (bis auf die Wiese hab ichs irgenwie nicht mehr geschafft), mit Bekannten quatschen, Ausschau halten und sich die Sonne auf den Bauch scheinen lassen, angesagt.

2 Kumpels (2 mal Thomas mit Schaltung) wollten mich versägen, beide sind gescheitert. Einer mit knapp 4 Minuten. Puh.

Bäh, der erste Hurenbiker hat nur 4:12 gebraucht, ein Bekannter (fährt auch für Geld) wurde 6.

Der Rest des Tages war erfüllt mit: auf Bekannte warten, duschen, schwätzen, rumhägen, heimfahren, rumhägen und vergeblichen Regenerationsversuchen.

Bevor Respekt und Bewunderung unter euch überhandnehmen: Spät am Abend kam ein Bericht in der Glotze auf SWR3. Da stellten sie neben den Schnellen auch einen 69 Jährigen vor, der ist den Ultra auch durchgefahren!!! Das ist ein zäher Hund.



Gruß,

Alex
 
Original geschrieben von DerAlex
...
Bevor Respekt und Bewunderung unter euch überhandnehmen: Spät am Abend kam ein Bericht in der Glotze auf SWR3. Da stellten sie neben den Schnellen auch einen 69 Jährigen vor, der ist den Ultra auch durchgefahren!!! Das ist ein zäher Hund.



Gruß,

Alex

Alex, das kannst du abschwächeln wie du willst: Respekt und Bewunderung NEHMEN überhand!

Ich hoffe, die Regeneration hat langsam eingesetzt!

Bis demnächst!!
 
danke für den coolen bericht, alex! oh nein - ich kann die phase mit den fast-krämpfen gut nachvollziehen. freue mich schon aufs nächste wochenende beim trenga-marathon - zwar mit schaltung, aber ich werde mir ein beispiel an deiner moral nehmen... menis
 
Danke für die Blumen.

Ich bin aber doch der Meinung, dass den Schnelleren zuviel Achtung entgegengebracht wird. Die Jungs und Mädels, die sich trotz fehlender Form über die langen Strecken quälen, das sind doch wahre Helden. Wenn die auf dem Podium 8 oder 9 Stunden unterwegs wären, würden sie auch nicht mehr gut aussehen. Den Fitten geht doch schon der Respekt vor der Distanz ab. Die wissen, dass Ankommen kein Problem ist.
(Es gibt aber auch Ausnahmen: z.B. hatte Marc Hanisch mal nen ganz schlechten Tag in Kirchzarten)

@Thorten_M:
MACH ES!
Es gibt nur einen Rat für lange Strecken: Nur die Ruhe, der Tag ist lang. Am Anfang mit den Langsamen fahren. Lass die anderen ruhig vorbei; manche kommen wieder.
 
na , dann hält diese form der fortbewegung in den rennen auch einzug.

bin letztes jahr in seiffen den marathon auch schon one speed gefahren. toby und ulli ebenfalls.

muss sagen, geht fast leichter, die erholungsphasen sind länger.

und zeitlich nur 5 minuten langsamer , als die jahre zuvor multispeed.


gruss

thomas

werden vielleicht an einem 24 stunden rennen one speed dieses jahr teilnehmen.
 
Servus
möchte meine Hochachtung ausdrücken, für diese Leistung .
Warum tut man sich sowas an ?!
Mich hat des Jahr beim Riva-Marathon am letzten Berg ,
also mit Sicherheit die lange Strecke , auch ein Singlespeeder überholt .
Halt zwangsläufig überholt , wegen der Übersetzung !
(keine Ahnung , welche genau )
Ich dachte ich spinne , wie der im Wiegetritt , voll am keuschen ,
an mir vorbei zieht !
Ich war zu dem Zeitpunkt scho halb tod ( echt , kein Scheiß ! ) und im ersten Gang!!!
Ich muß zugeben , mich würde man nich mal mit Gewalt auf ein Singlespeed-Bike bringen , scho gar nich bei nem Marathon !
Da quält man sich die Berge hoch , um es dann Bergrunter nur laufen lassen zu können !?
Wo is da der Reiz ?
Etwa um sein kleines EGO zu verbessern ?
Ok , jedem das seine , solange man Spaß dabei hat .
Trotzdem Hut ab und mein Beileid habt ihr auch .
:D
 
na alex, hatten wir in todtnau doch schon alles, dachte ich.

lange strecke, 100km, so 2100 hm, zeit ´fast wie starre multispeedzeiten, 2:1 natürlich, komische blicke- da fehlt doch was, aber was denn nur?

werde es wieder tun dieses jahr im august.

so ein zweier team marathon steht auch noch aus, wenn du zeit hast am 12- 13 juli hier bei uns in holzhau.

ansonsten sehe ich gerade, dass auf der schweizer singlespeed seite der toby aus dresden letztes jahr schweizer meister war.

gruss

thomas
 
Erstmal: R E S P E C T ! ! !

Ich kann mir verdammt nochmal nicht vorstellen, dieses Ding mit nur einem Gang zu bewältigen.

Wir (im Team) haben 6:51 gebraucht, wenn ich allein gefahren wäre, wäre ich wohl nach 6:51 im Ziel gewesen.:D

Laut den HACs meiner Mitstreiter waren es nur ca. 2.900 hm, das bestätigt auch der Thread im Marathon-Forum.

Auf dass dir diese Form noch lage erhalten bleibt:bier: .

Ciao

Thomas
 
@ THO
Du überschätzt mein Gedächtnis! Nachsicht bitte mit einem alten Mann.
Ich habe eigentlich nur mitbekommen, dass der Rene und ein zwei andere mal einen Marathon mit Singlespeedern gefahren sind. Welcher das war, ging irgendwie an mir vorrüber.
Wie soll ich wissen, wer Du bist?
 
He ihr Fitf@cker

Krasse Sache, dass mit dem Marathon.
Deshalb, Thomas: Ich will ein Kind von dir! Alternativ wäre es schön wenn ich dein Kamerad in Holzhau sein kann.

Geht schon mal trainieren: der Horscht
 
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