Moderne Irrwege

Ich würde mal vermuten, dass die Sitzposition auf dem Gravelbike auch nicht so sehr auf Aerodynamik getrimmt ist. Also etwas höher vorn eher so wie bei unseren Klassikern. Die Sitzposition bei modernen Mtb ist ja schon sehr aufrecht im Vergleich zu den 80/90ern.
Außerdem sind Gravellenker breiter, das hilft ebenfalls bei Kontrolle und Gleichgewicht im Gelände.

Und der Bügellenker hat noch den Vorteil, dass er unterschiedliche Griffpositionen bietet. Das entlastet Handgelenke auf langen Touren entlastet durch mehr Abwechslung.
Hatten wir ja früher auch mit den bar ends und bullbars bevor die uncool geworden sind.
 
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Weshalb ich aber im Gelände einen Bügellenker brauche, der mir durch die abgesenkte Sitzposition nochmal zehn Watt rausholt um auf zb 70kmh im Wald zu kommen, erschließt sich mir nicht. Erstens ist es ziemlich ungesund, im Wald 70 zu fahren und zweitens hat man dank der Bäume nicht so'n Aerodynamik Problem.

im Windschatten der Bäume ☝️ 🥰






Gravel = Backroadracer = da bist der geilste Raider :D


übrigens sind US-Backroads immer noch besser in Schuss als unser niedersächsischen Hauptverkehrsrouten 🙄
 
Ich glaube dass war genau das richtige Stichwort "Backroads".
Das ist der richtige Einsatz für Gravelbikes und eben nicht der Wald (im Sinne von Single-Trail).

Ich selber fahre viel Backroads weil ich nicht erst mit dem Auto irgendwo hin will um ne Bike-Runde zu drehen und weil ich am Radfahrern schon immer mehr als die sportliche Herausforderung oder gar einen Wettbewerb sondern das "Exploring", also unbekanntes Terrain zu erkunden und weg von den Achsen der Zivilisation zu kommen, geschätzt habe.
Dann landet man eben viel auf Kleinstraßen, Flurbereinigungswegen und viel Schotter.
Kann man prima mit dem 26ziger Classic-Bike fahren, ein 28ziger mit modernen Gravel-Reifen rollt aber merkbar schneller/besser.
Ich mag die leichten 700C Hybrid Bikes aus den 90ziger (Trekking steht für mich schon eher für die günstigeren, schwereren Bikes mit Trägern usw, und Rentner-style).
Ein modernes Gravelbike macht bei solchen Backroads aber schlicht einen prima Job.

Ob man die Unterlenkersitzpostion braucht kann man in Frage stellen.
Einen Deut schneller ist man damit auch auf Schotter.
Ein Grund der Popularität von Gravelbikes ist aber eher im Gegenteil die im Vgl zum Rennrad zumeist deutlich entspanntere Sitzposition.
 
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ach hier noch der Link zur Review des "Ultimate Colorado Backroad bike"

Also ja, war alles schon mal da.
 
unabhängig davon: ich laber zu viel wenn ich die Textlänge sehe
Ich reagier jetzt mal auf deinen langen Text darüber... Wenn Gravel so ein Mist ist, warum verkauft sich das Zeug dann seit mehreren Jahren wie warme Semmeln ;) . Nur mal so, nur Werbung kanns nicht sein, ich kenne viele, die finden es geil. MTB ist geländelastig, lange Asphalt ist mit den Reifen irgendwie doof. Reines Rennrad, naja, fahr damit mal richtig Schotter. Ich persönlich wohne aufm Land, bei einer schönen Rundtour kommt alles zusammen, Teer, Schotter, Waldwege, usw.. Das ist halt ne schöne Radtour ohne endlose Asphaltorgien und ohne krasses Gelände. So ein Gravel ist weder Fisch noch Fleisch, sondern irgendwo dazwischen und deswegen für den Allroundeinsatz super. Du legst dich halt nicht nur auf Gelände oder Straße fest.

Ich selber besitze 13 starre Klassiker, ein Gravelbike und drei moderne 29er (Starrbike, Hardtail und Fully). Ich denke, mit der Palette kann ich ein wenig aus Erfahrung mitreden... Den größten Teil fahre ich inzwischen wirklich nur mit dem Gravelbike, bei unseren Wintern im Mittelgebirge als zweitmeistes das starre 29er.
Wenn man ehrlich ist, ein starrer Klassiker kommt dem Gravel schon relativ nahe, dann müssen da aber nur leicht profilierte Reifen drauf sein wie Billy Bonkers oder der VeeTire Mission. Zwischen einem relativ schmalen Klassiker Lenker (ich meine i.d.R. max. 60cm oder weniger) und einem breiten Gravellenker im Untergriff (um oder über 50cm) ist gar nicht mal soooooviel Unterschied in leichtem Gelände. Für Downhill ist natürlich beides nix. Auf den Hoods zu greifen finde ich aber z.B. bei längerer Fahrt auch entspannter, als einen schmalen geraden Lenker und man hat halt drei Positionen zu greifen statt einer. Wie gesagt, wenn ich Klassiker fahre, kommt das vom Tourenprofil aber auch zu 99% dahin, was ich mit dem Gravel fahren würde.
 
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@maggus75 alles richtig, ich find Gravelbikes auch gar nicht schlimm, das ist ja auch alles etwas ironisch gemeint. Aber den Bügellenker bei allem was nicht Asphalt ist, verstehe ich nicht. Ist vielleicht auch Geschmacksfrage.

Aber: Die Idee gab es wenn ich das richtig sehe schonmal und hat sich (leider) nicht so durchgesetzt wie gedacht: Das Trekking Bike. Heute verbindet man damit Schutzbleche, Sofa Sattel und Federsattelstütze aber Anfang der 90er waren das leichte Mtbs mit 700c Laufrädern. Zb das Longus Trekking Pro oder Dawes Meanstreet. Das sind für mich die idealen Schotter und eben Gravelbikes, ein Longus hab ich auch selbst und find es Klasse. Aber ohnehin hatten damals alle mtbs ja meist die Race Geometrie - wie du auch schon sagst - die viel mehr einem Gravelbike entsprach, somit hat sich das nicht durchgesetzt.

Bis die slope Geometrie Standard wurde. Da entstand eine Lücke die jetzt von den Gravelbikes besetzt wird. Aber wenn ich ein leichtes, für Schotter, Asphalt und Wald geeignetes Rad mit langem Vorbau und Rennrad ähnlicher Geometrie will, kann ich auch ein altes Mountainbike oder Trekking nehmen- nur der Bügellenker fehlt 😄

...mein Beitrag passt vielleicht auch besser unter "alles schonmal da gewesen". Und wie gesagt ist auch alles mit einem Augenzwinkern gemeint, jeder wird gute Gründe haben warum er das gerne fährt was er gerne fährt
 
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Aber den Bügellenker bei allem was nicht Asphalt ist, verstehe ich nicht. Ist vielleicht auch Geschmacksfrage.
Ich würde es anders ausdrücken. Die Nachteile des Bügellenkers beginnen da, wo der Singletrail anfängt, davor hat er nur Vorteile, insbesondere mit den heutigen STI. Ich habe kein Gravelbike und auch keinen Bügellenker, bin aber als Jugendlicher um 1990 mit meinem "Rennsportrad" u.A. durch den Wald 6km auf Schotter ins Freibad geheizt. Ich hätte es damals nicht gegen ein MTB tauschen wollen.
 
Bei dem Thema Bügellenker bitte eins nicht vergessen, ich hatte es oben auch geschrieben: die Breite aktueller Lenker! Bei nem schmalen Lenker hast du einfach nen viel kleineren Hebel, ein paar grobe Unebenheiten am Vorderrad verreißen dir dann viel viel einfacher das Lenkrad.

Ein Klassiker MTB hat max. 60cm Lenkerbreite, eher noch ein paar cm weniger. Wieviel hat ein klassischer Rennbügel? Ich meine das sind meist um die 40-42cm. Auf meinem Gravel müsste das z.B. der Ritchey Comp VentureMax in 52cm sein. Da hab ich grad extra mal gegoogelt, der sollte im Untergriff laut Zeichnung 64,7cm Aussenmaß haben. Wie geschrieben, damit fährst du auch nicht Downhill, ist ja auch nicht Sinn der Sache, aber mal richtig grobe Passagen mit Wurzeln und Steinen in einem Teilbereich der Tour oder eine schnelle Abfahrt mit über 30 auf grobem Schotter steckst du damit locker weg, ohne Angst zu haben, dass es dir jedes Sekunde die Lenkung Richtung Graben verreißt.

Zur Hebelwirkung noch ein Erfahrungswert: ich hatte vor dem Gravel mal ein älteres Trekking auf Starrgabel und nicht zu breiten Rennlenker umgebaut, da war nur der Umstieg auf einen 2-3cm längeren Vorbau auf Schotter wirklich ein bahnbrechender Unterschied. Mit dem kurzen im Gelände fast unfahrbar, quasi jeder größere Kiesel hat dir am Lenker gezerrt. Mit dem längeren nicht perfekt, aber Welten ruhiger zu fahren.

Also bitte nicht klassische Rennbügel und moderne breite Gravellenker über einen Kamm scheren beim Geländebetrieb...
 
Beim Bügellenker ist ja die Idee durch den Griff in den Bügel wesentlich tiefer mit dem Kopf für die Aerodynamik zu kommen, was ja tatsächlich eine Menge ausmacht. Ich finde das Fahrverhalten dann aber wahnsinnig "instabil", gerade auf unebenen Untergrund. Wenn ich oben über die sti greife, hab ich das Problem nicht, aber dann lassen sich die Bremsen nicht gut greifen. Da hat man mit einer kurzen Flatbar (mit langem Vorbau, min 120mm) viel bessere Kontrolle. Ich hab zwei Rennräder mit Bügellenker, auf reinem Asphalt wie gesagt in puncto Aerodynamik klar sinnvoll. Aber wenn's Gravelbikes mit Flatbar und langem Vorbau gäbe, würde ich wohl zugreifen, aber so ist's für mich ein "moderner Irrweg" und überhaupt war früher alles besser 😉

@maggus75 guter Punkt, dass nicht nur die Mtbs riesige Lenker bekommen haben sondern auch die Gravel Lenker viel breiter sind. Die Bügellenker vom 90er Giant Cadex und vom 09er Storck sind vermutlich auch noch sehr schmal. Ich hatte probeweise mal eine Surly Corner Bar am alten MTB mit Race Geometrie verbaut, um dem Gravelbike mal näher zu kommen. Der war schon Recht breit aber ich kam aus selben Gründen nicht gut mit zurecht und mir hat sich der Vorteil eines Bügellenkers im Gelände im Vergleich zur Flatbar deshalb nicht erschlossen...
 
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Ich finde das Fahrverhalten dann aber wahnsinnig "instabil", gerade auf unebenen Untergrund. Wenn ich oben über die sti greife, hab ich das Problem nicht, aber dann lassen sich die Bremsen nicht gut greifen.
Bei modernen hydraulischen Scheiben lassen die sich von oben auch gut und wirklich kraftvoll bremsen, ich hab bei mir z.B. GRX Hebel (also die spezifischen Gravel STI) mit Deore MTB Sätteln verbaut, die greift schon ordentlich zu, selbst bei meinen über 100 Kilo, auch mit dem geringen Druck von oben betätigt (man drückt ja auf den Hoods gleich nach dem Drehpunkt des Bremshebels, also mit kleinstmöglicher Hebelwirkung, im Untergriff hast du ja im Vergleich das Hebelende mit voller Hebelwirkung). Das Manko sind da eher die 160er Scheiben bei so Bremsen... Ich meine mal gelesen zu haben, dass die speziellen Gravel STI auch ne andere Hebelwirkung haben als die Straßen.

Oben auf den Hoods hat es mir bei groben Unebenheiten aber schon mehrfach die Hand weggerüttelt. Es war anfangs echt ne krasse Erfahrung, sowas im Untergriff zu nehmen, wenn man vom MTB kommt und auch auf der Tour nur selten Untergriff fährt. Ist aber reine Gewöhnungssache, man grieft unten besser und der Lenker ist da am breitesten, in Summe dann wesentlich sicherer.
 
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