vielleicht ist es methodisch korrekt, vielleicht auch nicht. Publikation A sagt "am Anfang", Publikation B "am Ende, Publikation C... Erinnert mich an Feynmans Kritik an den Sozialwissenschaften (BBC 1981)
Because of the success of science, there is a kind of a pseudo-science. Social science is an example of a science which is not a science. They follow the forms. You gather data, you do so and so and so forth, but they don’t get any laws, they haven’t found out anything. They haven’t got anywhere – yet. Maybe someday they will, but it’s not very well developed.
But what happens is, at an even more mundane level, we get experts on everything that sound like they are sort of scientific, expert. They are not scientists. They sit at a typewriter and they make up something like ‘a food grown with a fertilizer that’s organic is better for you than food grown with a fertilizer that is inorganic’. Maybe true, may not be true. But it hasn’t been demonstrated one way or the other. But they’ll sit there on the typewriter and make up all this stuff as if it’s science and then become experts on foods, organic foods and so on. There’s all kinds of myths and pseudo-science all over the place.
Now, I might be quite wrong. Maybe they do know all these things. But I don’t think I’m wrong. See, I have the advantage of having found out how hard it is to get to really know something, how careful you have to be about checking your experiments, how easy it is to make mistakes and fool yourself. I know what it means to know something.
And therefore, I see how they get their information. And I can’t believe that they know when they haven’t done the work necessary, they haven’t done the checks necessary, they haven’t done the care necessary. I have a great suspicion that they don’t know and that they are intimidating people by it. I think so. I don’t know the world very well but that’s what I think.
(Ich teile die Kritik nicht im Gesamten, die Kritikpunkte sind aber oftmals gerechtfertigt und treffen auch auf andere Domänen zu).
Ja weil die Kritik an manchen Stellen meiner Meinung nach nicht angebracht ist. Wenn man sagt, dass demographische Daten nicht in eine Umfrage gehören ist das eigentlich keine Kritik. Sie gehören einfach in die Umfrage, da ohne sie eine Umfrage sonst einfach sinnlos ist. Und die Daten werden am Ende abgefragt, da leichte Fragen am Anfang und leichte Fragen am Ende den Fragebogen den Fragebogen angenehmer machen sollen. Aber es stimmt dass man sich weiter mit dem Thema hätte beschäftigen sollen und die 15min unrealistisch sind.
Cannabis ist verboten, "Weil Cannabis eine illegale Droge ist." [Marlene Mortler, ehemalige Drogenbeauftragte der Bundesregierung]
Ob, bzw. welche demographischen Daten erhoben werden müssen hängt von der Fragestellung ab. Wo genau liegt in eurem Fall der Mehrwert? Was würde fehlen? Wozu braucht ihr z.B. die PLZ?
Nach Art der erhobenen Daten würde ich nicht ausschließen, dass ihr euch damit vielleicht sogar bereits in einem fragwürdigen DSGVO Bereich befindet.
Die Behauptung, ohne die Angaben zur Person wäre eine korrekte Auswertung nicht möglich, ist nicht zutreffend. Eine korrekte Auswertung ist immer möglich, schlechtestenfalls ist deren Ergebnis eben "die Daten sind Müll" oder weniger drastisch, die Daten führen zu keiner stichhaltigen Erkenntnis. Die Gestaltung der Umfrage führt jedoch soundso zu diesem Ergebnis. Euch ins kalte Wasser zu werfen, um praktisch zu erfahren, was bei der Erstellung einer Umfrage alles schiefgehen kann mag ja didaktisch sinnvoll sein, nur sollte dann auch die entsprechende Korrektur erfolgen. D.h., ein Neustart mit dem zusätzlichen Wissen, das ihr mittlerweile habt ergänzt mit weiteren Hinweisen, was man besser machen kann. Ich sehe keinen Sinn darin, die fehlerhafte Umfrage weiterlaufen zu lassen und für weitere Teilnahme zu werben.
Ein paar Punkte von meiner Seite:
1.
elementar: Zweck und Ziel der Umfrage sollte klar definiert und den Teilnehmenden kommuniziert werden. Von "üben wie man ein Forschungsfeld quantitativ erschließen" (das klingt nach einem Satz zum Lernziel des Moduls. Bei solch inhaltsleerem Gefasel stellen sich mir die Haare auf... "praktische Erfahrungen in der Erstellung von Online-Umfragen sammeln" scheint mir deutlich treffender.) über "dass es nicht um MTB allgemein geht, sondern eher um den Raumnutzungskonflikt" bis "Lebenswelt und Bedürfnisse von Mountainbiker*innen" war alles dabei.
2. Umfang wurde ja bereits von anderen angemerkt. In einer Online-Umfrage ohne intrinsische oder anderweitige Motivation dürften bereits 15min deutlich zu lang sein. Insbesondere bei Teilnahme auf Mobilgerät (meine dafür mal eine Empfehlung von max 15 Fragen gelesen zu haben, mag mich aber täuschen)
3. Irrelevante Fragen sollten gar nicht erst angezeigt werden
4. Den Wechsel zwischen single-/multiple-choice, Likert-Skala und Freitexteingaben finde ich verwirrend/kognitiv aufwendig, allerdings keine Ahnung was die Literatur dazu sagt.
5. Bias vermeiden. Frage 56 impliziert, dass die Akzeptanz verbessert werden müsste. Frage 54 hat eine positive, eine neutrale und zwei negative Antwortmöglichkeiten
6. Pretest mit der Zielgruppe. Damit erhaltet ihr einerseits eine realistische Abschätzung der Dauer und könnt andererseits möglich Probleme aufdecken. Kann eine weitere Pretest-Iteration erfordern.
Zu 1: Je konkreter die Fragestellung, desto höher die Gesamtqualität. Eine sehr spezifische Fragestellung erfordert ggf. wenige Fragen, die dafür umso wohlüberlegter sein können. Weiter dürfte damit die Rücklaufquote/completion rate steigen. In Summe steigt der Erkenntnisgewinn/dessen Aussagekraft.
Dass es keine gute Idee ist, sich mit einem Thema nur oberflächig zu beschäftigen (ist es in der Wissenschaft nie) hast du bereits erkannt. Eine tiefgründige Auseinandersetzung würde Fragen/Antwortmöglichkeiten obsolet machen (dass heutzutage kein Mensch mehr Dual Slalom fährt, könnte dir vermutlich jeder MTBler sagen, sofern er/sie überhaupt noch weiß was das ist). Auch Tourismusforschung/Sportwissenschaft setzt sich mit dem ein oder anderen Aspekt des MTB auseinander und hätte vermutlich bereits die ein oder andere Antwort parat. Dann bleibt aber die Frage, wie tief steigt man ein? Allein die Singletrail-Skala (STS) zur Schwierigkeitsbewertung bietet Stoff für mehrere Jahre Forschungsarbeit. Ich sehe übrigens keinen Widerspruch in S5 für
durchschnittliche MTBler unfahrbar und exzellente Beherrschung... für S5 notwendig =>
Experte (meine das ist auch irgendwo auf der STS-Seite so definiert). Dass sich die Skala nur bedingt bis gar nicht zur Selbsteinschätzung eignet... wie gesagt längerfristige Forschungsarbeit (siehe Signatur, nicht meine Diss).
Ich würde sogar noch weitergehen und behaupten, dass alles was nicht in euer Themengebiet gehört (wie z.B. "Lebenswelten und Bedürfnisse...") von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Ich habe keine Ahnung von Humangeographie, aber würde vermuten, dass Naturraumnutzung relevant ist (Definition Natur hier: alles außerhalb des direkt Urbanen, ich würde also z.B. den Stadtwald oder die Forstplantage zur Natur zählen). Den empfundenen Raumnutzungskonflikt fände ich tatsächlich spannend. "Empfunden" deshalb, weil ein Konflikt bereits besteht, sobald eine zweite Person anwesend ist: ich kann den Naturraum nicht mehr uneingeschränkt nutzen (z.B. 2 Wanderer begegnen sich auf schmalem Weg). Ob dieser Konflikt tatsächlich als solcher empfunden wird, steht auf einem anderen Blatt. Grob skizziert, wie sowas dann aussehen könnte:
Einleitung mit Definitionen zu Natur, Raumnutzung und Konflikt, Zweck und Ziel: Besteht ein Nutzungskonflikt und falls ja zwischen welchen Gruppen?
Frage 1: Naturnutzung zur Freizeitgestaltung (gar nicht -> Umfrage fertig, Wandern, Reiten, MTB, Ski, ...., Sonstiges: Freitexteingabe)
Frage 2: Häufigkeit
Frage 3: Nutzungskonflikt (ja/nein, wenn nein Umfrage fertig)
Frage 4: Zwischen Ihrer Nutzungsgruppe und ...?
Frage 5: Besucherfrequenz an primären Nutzungsorten
Frage 6: Bundesland der Primärnutzung
Frage 7: Unterschiede bei Nutzung andererorts (z.B. Urlaub)
Frage 8: ...
Ich würde erwarten, dass Korrelationen des Konflikts mit Besucherfrequenz und (vermeintlichem) Regelungsbewusstsein korrelieren. Wäre jedoch sehr vorsichtig bei der Interpretation da vmtl. Gewöhnung und Erwartungshaltung sowie ggf. weitere (unbekannte) Faktoren starken Einfluss haben.
Jedenfalls würdet ihr Fachfremdes großteils vermeiden.
Sorry für den langen Schwall, ich hatte gerade meinen Philosophischen. Vieles davon kommt vermutlich auch noch negativ rüber, hoffe es ist trotzdem der ein oder andere hilfreiche Punkt dabei. Ich habe zwar schon die ein oder andere Umfrage/Benutzerstudie durchgeführt, bin aber in keinster Weise Experte dafür, sondern hole mir im Bedarfsfall Hilfe von Kolleginnen, die sich wirklich auskennen.