Vorsicht, es wird technisch
Ich habe viel über die Federung geschrieben, aber noch nicht, welche Federgabel ans Fugitive geschraubt wird.
Am Liebsten hätte ich eine Manitou Mattoc Pro mit 150mm Federweg gehabt, leider gibt es die Mattoc 29-er nur bis 140mm Federweg und in der Schweiz sind die Händlerpreise sehr uninteressant.
Die Manitou Mezzer wäre die zweite Wahl gewesen, die gibt es mit 150mm Federweg und sie baut auch etwas weniger hoch als die Mattoc. Zwar ist der Verstellbereich der Lowspeed Druckstufe in Richtung hart viel kleiner als bei der Mattoc, mit dem hätte ich leben können. Aber der Händlerpreis in der Schweiz ist für uns absolut uninteressant, um die Gabel interessierten Kunden anbieten zu können, ich weiss nicht, ob ein Kunde bereit wären, mehr als für eine Fox 36 Factory Grip 2 auszugeben.
Immer im Hinterkopf, was für unsere Kunden interessant sein könnte, habe ich mich schlussendlich für eine
Pike Ultimate mit Charger 2.1 Dämpfer entschieden.
Die Federkennlinie des Debon Air Systems ist meiner Meinung nach besser als bei der Fox, auch wenn der mittlere Federwegsbereich noch etwas besser stützen könnte.
Die Charger 2.1 Dämpfung ist wieder mal ein typisches Beispiel von Unfähigkeit in der Bikeindustrie. Die Gabel besitzt einstellbare Low Speed- und High Speed Druckstufe. Über die Unnötigkeit einer High Speed Druckstufe habe ich ja schon gelästert, aber wenn ein Hersteller Low- und Highspeed Druckstufe parallel schaltet und nicht in Serie, dann ist das nur dumm. Wenn dann die Knöpfe auch noch verkehrt angeschrieben sind, dann kann ich mich nur am Kopf kratzen. Das Verstellrad, das die Federvorspannung auf das Ventil regelt, welches die grossen Druckstufendurchlassöffnungen verschliesst, ist mit High Speed angeschrieben. Tatsache ist aber, dass bei schnellen Schlägen dieses Ventil so oder so aufgedrückt wird, ob die Vorspannung gross ist oder nicht. Das ist eigentlich die Funktion der LOW speed Druckstufe, denn bei kleinen Geschwindigkeiten macht es einen Unterschied, ob die Vorspannung auf dieses Ventil gross ist oder nicht. Die Nadel, die eine kleinere Durchlassöffnung verschliesst, ist mit Low Speed angeschrieben. Dabei ist genau das eigentlich für die High Speed Druckstufe typisch, eine eher kleinere Durchlassöffnung bremst den Ölfluss bei langsamen Bewegungen nicht, bremst aber die Gabel bei schnellen Bewegungen stark ab. Und diese zwei verkehrt rum angeschriebenen Regelungen sind in der Gabel parallel zueinander angeordnet. Das heisst, die Stellung des einen Einstellknopfs beeinflusst die Funktion der anderen Druckstufe und umgekehrt.
Von der geschlossenen Low Speed Druckstufe (die mit High Speed angeschrieben ist) erwarte ich, dass sie im Steilhang, bei Stufen etc das stärkere Abtauchen der Gabel verhindert. Wenn man nun die High Speed Druckstufe (die mit Lowspeed angeschrieben ist) geöffnet hat, dann kann alles Öl fast ohne Widerstand durch diese Öffnung fliessen und das federvorgespannte Ventil, das ein Wegtauchen der Gabel verhindern sollte, bleibt ohne Wirkung.
Wegen der Parallelschaltung sind auch die Knöpfe verkehrt angeschrieben, weil sie sich gegenseitig beeinflussen.
Ein Hersteller, der seine Hausaufgaben gemacht hat, schaltet Highspeed (wer die denn überhaupt benötigt) und Lowspeed Druckstufe in Serie und macht die maximale Durchlassöffnung der Highspeed sehr gross und die maximale mögliche Vorspannung der Lowspeed Druckstufe auch. So kann man beides unabhängig voneinander einstellen und die Knöpfe können korrekt beschriftet werden.
Okay, was mache ich also? High Speed Druckstufe brauche ich nicht, Low Speed dafür mit grossem Verstellbereich.
Um die Lowspeed Druckstufe effektiv regelbar zu bekommen, muss das Nadelventil, das die kleine Durchlassöffnung verschliesst, komplett geschlossen werden. Der mit Low Speed beschriftete Knopf also ganz zu.
Sämtliche Shims, die unter dem mit Feder vorgespannten Ventil liegen, ausser dem untersten grossen, werden entfernt, damit das Ventil bei schnellen Schlägen sofort viel Ölfluss freigibt. Wenn das noch zu wenig ist, drehe ich mir einen Ventilkolben, der die Durchlassöffnungen komplett verschliesst und entferne den eigentlich dafür vorgesehenen Shim, der sich aufbiegen muss, um den Ölfluss freizugeben. Ferner habe ich die Vorspannung auf das Ventil erhöht, so dass bei komplett geschlossener Druckstufe (maximale Federvorspannung) mehr Kraft notwendig ist, um das Ventil zu öffnen und viel Ölfluss zu ermöglichen. Besser wäre natürlich eine härtere, aber gleich lange Feder, das würde den Verstellbereich vergrössern, nicht nur verschieben. Momentan kann ich die Druckstufe nicht komplett öffnen, die Feder drückt in der offenen Stellung immer noch leicht auf das Ventil, was bei schnellen Schlägen nicht spürbar sein dürfte. Feineinstellung mache ich dann nach den ersten Fahrten, wenn nötig.
Dann weiss ich auch, ob die Zugstufe für mein Gewicht passend ist oder evt durch mehr oder weniger Shims angepasst werden muss.
Nach wie vor ist es für mich unverständlich, dass in vielen Tests diese Federgabel am besten abschneidet und das, nachdem es seit über 20 Jahren Federgabeln fürs Fahrrad gibt.