Hier ist das Wissen der Mitglieder und der Sachverstand einfach viel höher.
...das sehe ich auch so. Bin drüben auch angemeldet, aber noch wenig aktiv verglichen mit dem hiesigen Bio-Forum. Ich lese und recherchiere und vertue ewig Zeit, bevor ich mich für ein bestimmtes Bike entscheide. Die Informationstiefe im E-MTB Forum ist relativ gering.
Diese Woche war es soweit, ich habe (mein erstes E-MTB) gekauft. Folgende Aspekte waren in meinen Überlegungen vor der Entscheidung relevant - vielleicht hilft Dir das weiter:
1. Händlerabstützung vor Ort
Grausig, mag ich gar nicht, brauche ich als Selbstschrauber beim Bio-Bike überhaupt nicht, aber beim E-MTB war mir das wichtig: Ich habe einen Händler vor Ort, um eventuelle Mängel oder Störungen an Motor/Akku/Software abstellen zu können. Ich kann zwar "alles" selbst schrauben und servicen am Bike, nur eben nicht die E-Komponenten.
2. Einsatzzweck
Der war mir klar - ein AM oder nicht zu dickes Enduro bei mir, bewusst "overbiked" und nur für Trailtouren mit technischen Anteilen, für mehr mit Spielen und Hüpfen habe ich entsprechendes ohne E-Antrieb. Bei Dir
@dotfifty ist mir das auch noch ein wenig unklar. Pendeln
und in den Wald soll es gehen? Bitte denke das mit, dass Du vielleicht später mal Lust bekommst, mit dem E-Bike auch im Wald sportlich unterwegs zu sein. Ich wollte mich da nicht einschränken, und würde zum E-Fully greifen - auch für die zunächst nur angedachte Fahrt zur Arbeit. Charakterliche- und Selbstwertprobleme derer, die die Nase rümpfen, wenn einer mit dem E-Fully auf der Straße zur Arbeit pendelt, kannst Du getrost ignorieren - es sind deren Probleme.
3. Full-Size oder Light?
Probefahren.
Bei mir schnell klar: Wenn schon, denn schon. Wenn E-MTB, dann aber mit Reichweite und voller Power aus Spass an der Freude, also Full-Size. Steile Wege hochshutteln mit hoher Unterstützung bringt Freude, Uphillflow. Und der Akku muss so dick ausfallen, dass Reichweitenangst gar nicht erst aufkommt. So mein Plädoyer.
Andererseits lese ich auch von vielen E-MTB Fahrern, die stets betonen müssen, nur oder hauptsächlich im ECO oder Tourmodus unterwegs zu sein, um den letzten sportlichen Anspruch zu wahren. Das scheint auch irgendwie ein Selbstwertmangel zu sein - nur so ein persönlicher Eindruck von mir.
4. Motorsystem
Das musste ich vorab wirklich lange recherchieren, da Neuland für mich. Einerseits wollte ich das Erfühlen, was mir am besten taugt an Unterstützung und Motorcharakter. Auch hier hilft nur: Probefahren, was ich reichlich tat. Andererseits ist der Aspekt Haltbarkeit und Servicequalität je nach Hersteller im Allgemeinen für mich eine wichtige Stellgröße. Hierzu gibt es hoch unterschiedliche Erfahrungen und Qualitäten (!), die ich mir zu mindestens angelesen habe.
Bei mir gab es die Auswahl zwischen Bosch CX Smart (Volltreffer in allem), Giant/Yamaha (zu viele technische Probleme, Hitzeabschaltung u.ä., die auftreten
können),
Shimano (System für mich unattraktiv, schwächer im Vergleich) und Brose/Specialized (Haltbarkeit Motor, zu hohes Fehlerpotential, vergleichsweise teuer). Demnach: Bosch hat mich rundum überzeugt, meine erste Fahrerfahrungen sind auch begeisternd.
5. Akku entnehmbar?
Eine wirklich sehr relevante Frage bei deiner Auswahl. Aus Gewichts- und Steifigkeitsgründen (so die
Angabe der Marken/Hersteller) werden immer mehr Akkus fest verbaut. Meine Gegebenheiten am Einsatzort sind "warme Werkstatt mit Stromanschluss und keine Mehrtagestouren mit ggf. keiner Lademöglichkeit am Abstellplatz". Von daher hätte es auch festverbauter Akku getan. Aber: Haben ist besser als brauchen, deswegen ist bei meinem Bike der Akku entnehmbar (korrespondiert mit 6.).
6. Schraubbarkeit und Standards
Ausgenommen der E-Komponenten (siehe 1. Händlerabstützung) wollte ich ein Bike, das ich selbst gut schrauben kann. Im Bio-Bereich kaufe ich am liebsten Rahmen für den Selbstaufbau, oder es ist mal ein Komplettbike, das ich sofort auf meine Wunschkomponenten umbaue. Ist das relevant für Dich?
Zwei mir aufgefallene Beispiele: Erstens Leitungsverlegung im Rahmen. Hier fand ich auffällig komplizierte Designs, die das Neuverlegen höchst aufwendig machen. Und einfache Designs, die keine Verlegung durch den Steuersatz, Erreichbarkeit nach entnommenen Akku (siehe 5.) und eine einfache Führung am Motor vorbei bieten. Zweitens ein neuer Standard an der Federgabel - wenn man sofort oder später die Gabel umrüsten will. Bei vielen Bikes wird ein "1.8 oversized" oder auch mal als "1.8 tapered" bezeichnetes verbaut, was die Auswahl an Aftermarktgabeln mit entsprechendem Schaft sehr, sehr einschränkt. Mein frisch gekauftes E-MTB hat auch einen solchen Standard, jedoch ist es zum Glück eine ZEB Select Plus, so dass diese Gabel von meiner Änderungs- und Umbauwut erstmal nicht betroffen ist.
7. Gewicht
Für mich weniger relevant, als beim Bio-Bike, aber es ist doch eine spürbare Größe, auch beim Fahren. In meinem Full-Size-Fall hatten die Kandidaten (out-of-the-box, Größe M oder L und ohne Komponentenänderung...) eine Spanne von 26.8kg bis 23.xkg. Mondraker wurde angeführt, waren bei mir auch Kandidaten. Ein Level (immer Alu-Rahmen) durchbricht mit Pedalen wohlmöglich die 27kg, aber auch das Crafty mit Alurahmen empfand ich noch als relativ schwer. Das Crafty mit Carbonrahmen (minus ca. 1.5kg) war dann aber annehmbar für mich.
Teste und spüre das mal aus und nach. Mein Dafürhalten, vielleicht kannst Du Dich von dieser Vorgabe trennen: Greife ruhig zum Carbon-Rahmen - zu Haltbarkeitsaspekten Alu vs. Carbon findest Du reichlich Lesestoff und Meinung hier im Forum.
8. Marktlage
Herzlichen Glückwunsch! Die Verfügbarkeit ist hoch und die Preise sind unten. Gerade im E-Bereich werden auf Nachfrage weitere Rabatte gewährt, so meine Erfahrung die letzten Monate - und das ist neu bei E-Bikes, oder: gab es lange nicht mehr.
Disclaimer
Ich finde dieses Thema als Kaufberatung gerade im Bio-Bike-Forum höchst interessant - gerade auch, weil hier eine hohe MTB-Expertise versammelt ist. Und ich gebe zu, dass sich meine Vorbehalte die letzten 2 Jahre geändert haben und ich heute anders über E-MTB denke. Denn eigentlich hatte ich bislang gedacht, erst mit Ü60 zum E-MTB zu greifen. Jetzt ist es 10 Jahre früher eingetreten, und ich habe Freude mit beiden Kategorien.
Ich hoffe auf generelle, sachlichere Beiträge zu diesem Thema. Ein wenig ödet es mich nämlich an, spätpubertäre Herablassungen von reinen Bio-Bikern zu lesen, die es nötig haben, ihren Heldenstatus in einem anonymen Forum auskehren zu müssen.
@dotfifty
E-MTB oder E-Trekking? Bin gespannt, von deinen weiteren Überlegungen zu lesen.