Seltsam,
ich bin mit Hunden aufgewachsen, habe sie zu meinem Hobby gemacht, mit ihnen im Hundesportverein Agility trainiert, ich habe mit mehreren Hunden erfolgreich Begleithundeprüfungen abgelegt, ehrenamtlich Hunde-Erziehungskurse geleitet und Rassehunde ausgestellt und gezüchtet. Ich bin mein Leben lang täglich Tag und Nacht mit Hunden zusammen, mit meinen Eigenen und mit fremden Hunden. Selbst mit problematischen und aggressiven Hunden habe ich schon gearbeitet.
Auch ich habe mich schon über Hundehalter! geärgert, die ihre Vierbeiner nicht so im Griff haben, dass sie niemanden belästigen, aber ernsthaft angegriffen oder sogar gebissen wurde ich noch nie, trotz ständiger Hundekontakte.
Wenn ich hier aber die überwiegende Mehrheit der Postings lese, werde ich das Gefühl nicht los, dass sich hier wesentlich mehr Aggressivität auf Seite der Biker befindet als unter den Hunden

.
Vielleicht solltet ihr euch mal Gedanken darüber machen, warum gerade ihr so oft von Hunden angegriffen werdet. Wie sieht es mit Deeskalation aus, wieso wird hier ein Vorschlag Leckerchen mitzunehmen nicht ernst genommen
Ein Beispiel ist unsere Postbotin (Postboten gehören bekanntlich zu den am häufigsten gebissenen Menschen überhaupt, weil sie das Territorium des Hundes verletzen, was der Hund nicht als Angriff verstehen muss). Sie bringt den Hunden ein kleines Leckerchen mit und alle Hunde freuen sich, wenn sie kommt. Diese Frau wird, im Gegensatz zu vielen ihrer Kollegen, nie gebissen werden.
Also versucht doch mal ein Stück Fleischwurst, statt Pfefferspray. Jedenfalls würde euch dieser Hund bei der nächsten Begegnung nicht mehr als Angreifer sehen, sondern freundlich begrüßen.
Natürlich könnt und wollt ihr jetzt nicht jeden "Köter" in eurer Umgebung durchfüttern und ich weiß, dass ich aus einem Hundehasser keinen Hundefreund machen kann. Aber die Fleischwurst ist für den Nachbarshund, an dem ihr immer wieder vorbei müsst und mit dem es jedes Mal Ärger gibt wirklich eine gute Alternative. Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus

Und für alle anderen Hundebegegnungen kann ich nur folgendes raten:
- Warum beißen Hunde überhaupt? Hunde brauchen immer einen Grund, eine Motivation, um zu beißen. Die allermeisten Hunde haben sogar eine extrem hohe Beißhemmung dem Menschen gegenüber.
- Wegfahren ist ganz schlecht, damit spricht man das Beuteverhalten des Hundes an (dies ist übrigens die häufigste Motivation für Hunde zu beißen!) und die meisten Hunde sind schneller als man denkt.
- Viele Hunde verteidigen kompromisslos ihr Revier und ihr Futter. Also: Kommt ein Hund bellend und Zähnefletschend von einem Grundstück auf euch zu, am besten absteigen, Fahrrad zwischen Hund und euch bringen. Den Hund nicht ansehen, nicht ansprechen, sondern ignorieren und euch langsam und ohne Hast entfernen. Noch ein Tipp, je lauter der Hund ist, desto mehr Angst hat er eigentlich, wenn ihr euch richtig verhaltet wird er nicht angreifen.
- Hunde verteidigen ihr Rudel (dazu gehört ihr Besitzer und vor allem die Kinder der Familie!) Auf keinen Fall dürft ihr auf den Hund, den Besitzer oder sogar auf Kinder zurasen, da sieht der Hund zu Recht rot und greift an!
Ich hoffe sehr, dass der eine oder andere Pfeffersprayverwender sein Verhalten überdenkt und den Weg der Deeskalation und Toleranz einschlägt. Der Hund ist das älteste Haustier des Menschen und ist aus der Menschheitsgeschichte nicht wegzudenken. Seht euch Hunde und ihre Halter einmal genauer an, nicht jeder Hund möchte euch gleich an die Wade.
Das Problem sind auch gar nicht die Hunde! Es ist der intolerante, rücksichtslose Umgang allgemein, der alles so unerfreulich macht. Der Hundehalter, der seinen Hund nicht zu sich ruft, wenn sich Passanten nähern, verhält sich nicht mehr und nicht weniger rücksichtslos, als der Biker, der sein Tempo nicht angemessen drosselt, wenn er Fußgängern (auch mit Hund) oder Reitern begegnet.
So schimpft nachher jeder auf jeden: Der Biker auf den Hundehalter, der Spaziergänger auf den Biker und so weiter.
Es gibt übrigens viele Stimmen, die am liebsten das Biken im Wald verbieten würden, weil das dem Wald schadet und das Wild beunruhigt.
Viele Jagdpächter würden am liebsten nicht nur freilaufende Hunde aus ihrem Revier fernhalten, sondern gleich ganz jedem Wanderer, Biker und Pilzsucher das Betreten des Waldes verbieten. Da der Jagdpächter ja viel Geld für sein Hobby ausgibt, könnte man ja nun auch sagen, dass er Recht hat. Zum Glück sieht aber unser Gesetzgeber vor, dass sich jeder in der freien Natur erholen darf. Der Wanderer und Hundehalter genauso wie der Biker oder Reiter. Da wir hier in Deutschland aber nun mal sehr beengt leben, müssen wir uns wohl mit unseren Mitmenschen arrangieren. Nach meinen Erfahrungen kommt man mit
Rücksicht und Freundlichkeit weiter.
Ich wünsche schöne Touren ohne brenzlige (Hunde)begegnungen und Pfeffersprayeinsatz.