So, ich bin jetzt mittlerweile alle vier Parks gefahren und will mal meine Meinung dazu loswerden. Zuerst gibt's ein Paar unstrukturierte Gedanken zum dem Projekt allgemein und dann sage ich noch etwas zu den einzelnen Locations.
Das Allererste, was mir aufgefallen ist, war die absolute Leere der Trails. Seit einem schweren Unfall im letzten Jahr, musste ich es langsamer angehen lassen und war daher öfter auf den Green Trails unterwegs. In Korbach, Waldeck und am Diemelsee hab ich in meinen üblichen zwei Runden bei gutem Wetter vielleicht mal fünf andere Biker gesehen. Davon waren alle auf Mofas unterwegs, definitiv nicht das, was man als "Mountainbiker" bezeichnen würde. Willingen war im Vergleich noch absurder. Dort war ich zum Bikepark Opening angereist und musste erstmal einen Parkplatz finden, weil es so voll war. Die Schlange am Lift war locker 200m lang. Als ich dann auf die Green Trails abgebogen bin, war alles menschenleer. Das Geschrei der rentalfahrenden Kinder aus dem Bikepark wurde immer leiser, die blockierenden
Reifen auf den zerbombten Flowtrails rückten in den Hintergrund. Auf der ganzen Runde habe ich nur einen E-Biker getroffen, der sich offenbar verirrt hatte.
Jetzt kann man sich entweder aufregen, dass hunderttausende an Euros in diesem Freizeitangebot versenkt wurden, welches offensichtlich kaum genutzt wird, oder man freut sich über die Ruhe und Einsamkeit. Ich selber habe mich, besonders mit Blick auf die wirtschaftliche Situation hier, noch nicht ganz entschieden, ob ich mich aufregen oder freuen soll
Zur Zielgruppe wurde eigentlich schon alles in diesem Faden gesagt. Ich kann noch hinzufügen, dass mehrere MTB-Vereine Geld (und Publicity) gespendet haben als es noch "Grenztrail" hieß und nach dem Rebranding dementsprechend enttäuscht aus der Wäsche schauen. Das selbe trifft auch auf mich zu, da ich mich auf ein "richtiges" Trailnetzwerk in der Heimat gefreut hatte und eigentlich einen Bogen um Kiesautobahnen mache.
Übrigens gab es schon mehrere RTW-Einsätze, weil sich (vermutlich) Rentner mit dem falschen Material auf die "Trails für alle" gewagt hatten. Ja, die Strecken sind extrem einfach und auch mit dem Renner zu befahren, aber das hält Helmut (86) nicht davon ab in eine Drainage-Rinne zu fahren. Die Marketing-Kampagne hat leider dafür gesorgt, dass sich wirklich JEDER an die Trails traut. Mittlerweile dürfte das Verhältnis von Unfällen zu Benutzern höher als bei manchem Bikepark liegen.
Der letzte allgemeine Punkt bezieht sich auf den "grünen" Aspekt. Noch bevor das Pilotprojekt in Korbach gestartet wurde, haben sich NABU und Forst die Mäuler über mögliche Folgen für die Umwelt zerrissen. Wenn ihr mich fragt, fand ich die Proteste übertrieben, weil ja sowieso nur Wirtschaftswälder genutzt werden sollten.
Jedenfalls hat diese laute "grüne" Minderheit wichtige Stellen in der Planung und Umsetzung erhalten. Allgemein besteht die Projektleitung ohnehin nur aus Schlipsträgern, Rotstiften, Marketing-Studierten und Tourismus-Managern; da hat der Einfluss von radikalen "Naturschützern" gerade noch gefehlt. Sicher ist, dass kein einziger Mountainbiker (außer vielleicht der Herr Schneider) etwas zu sagen hatte. Das ständige dazwischengrätschen der NABU hat das Pilotprojekt in Korbach jedenfalls massiv behindert. Es ging soweit, dass Bäume mit einem Durchmesser >100mm, die gefällt wurden, einzeln dokumentiert werden mussten. Und falls das noch nicht gereicht hat, war die NABU am Eröffnungstag mit lautstarken Protesten gegen die Anlage vertreten. Im Endeffekt muss ich aber zugeben, dass wohl noch nie eine MTB-Geröllautobahn so umweltfreundlich gestaltet wurde. Man hätte zwar auch ein Paar naturbelassene Enduro-Trails für weniger Geld viel umweltfreundlicher gestalten können, aber das ist nur meine Meinung dazu...
Soweit, so gut, zumindest bis der Park in Waldeck gebaut wurde. Anscheinend hat die Projektleitung alle "grünen" rausgeworfen, denn die Anlage im Reiherbachtal (direkt an der Grenze zum Nationalpark) ist alles andere als "green". Dort wurden wahllos Bäume aller Art gefällt, zum Teil über 40 Jahre alt. Das Konzept, in der Nähe von Wirtschaftswegen zu bauen, um den Einfluss auf die Natur gering zu halten, wurde auch verworfen. Die Kollegen sind einfach munter mit dem Harvester durch den Wald gefahren und haben sich ihre eigenen Zugriffswege gebaut. Ein KOMPLETTER Jungwald wurde planiert um die Steigung beim Uphill möglichst gering zu halten. Das Totholz und die ausgegrabenen Wurzeln wurden einfach liegen gelassen.
Würde mich das jucken, wenn dort ein Bikepark nach meinen Vorlieben gebaut werden würde? Nein. Aber dort ist eine Anlage entstanden, bei der Umweltschutz ganz weit oben stehen sollte. Wenn man dann noch bedenkt, dass dort täglich nur ~30 Leute durchfahren ist das schon eine ziemliche Sauerei.
Habe ich nach dem ganzen Rant noch etwas positives zu sagen? Ja: Die Uphills sind tatsächlich sehr gelungen, da kann sich manches Trailcenter etwas von abschauen. Man kann je nach Tagesform entspannt nach oben juckeln oder die Kette auf Zug halten und durch die Anlieger fetzen. Die Uphills sind zwar extrem verschwenderisch angelegt (damit will ich sagen, dass man mehr Material in die Downhills investieren könnte), aber es macht tatsächlich spaß mit 20km/h sitzend durch Berms zu treten.
Die Gedanken zu den einzelnen Parks kommen später mal in den Faden, je nachdem wie das Interesse hier ist oder falls ich Zeit habe.