Beim Thema "Gerichte modern interpretieren" tut sich eigentlich schon das nächste Minenfeld auf.
Daran sind glücklicherweise mal nicht die Touristen schuld. Oder vielleicht doch?
Wen soll man hängen für sowas wie Pizza mit Pommes obendrauf? Den Pizzabäcker, oder doch eher den, der es bestellt?
Ins La Villa nach Nago gehe ich ebenfalls gerne, man ißt da wirklich gut.
Aber wer weiß schon, dass die zitierten Trofiette (bekannter als Trofie) ein ligurisches Gericht sind?
Sie haben auf der Speisekarte eines Trentiner Restaurants schllicht nichts verloren. Der Koch sollte das wissen, seine Gäste vermutlich nicht.
Üblicherweise bereitet man Trofie mit einem Pesto-Kartoffel-grüne Bohnen-Sugo zu.
Meintest du die? Oder doch eher die La Villa-Variante, bei der die Nudeln in einer Brotkruste "al cartoccio" zubereitet werden?
Die Variante schmeckt zwar auch sehr lecker, ist aber eine komplette Neuerfindung des La Villa-Küchenpersonals.
Traditionalisten, die es unter italienischen Essern immer noch gibt, schreien vor Schmerzen auf: Wie kann man Trofie mit einer falschen Soße in einem Pizzateig gebacken in einem Trentiner Lokal anbieten?
Für solche Extravaganzen haben Italiener in der Regel nicht viel übrig, mit der Folge, dass sie solche Lokale als touristisch meiden.
Und wer sowas bestellt, zieht sich halt automatisch auch einen Stempel zu - ob er das will, oder nicht.
Im La Villa ist es egal: da essen in friedlicher Eintracht Touristen und Einheimische und erfreuen sich an der Qualität des Essens.
Die Lordsiegelbewahrer der echten, richtigen traditionellen italienischen Küche gehen da entweder nicht hin, oder drücken ein Auge zu.
Gerät man aber an einem anderen Ort in ein Lokal, in dem der Touristendurchsatz geringer ist, kann man mit dem Ordern "falscher" Gerichte echt einen Fehler machen.
Da kann es von Vorteil sein, wenn man sich vorher ein wenig darüber schlau gemacht hat, was man traditionell in der Gegend so ißt, um sich von den Touristen zu unterscheiden, die in sich hineinfuttern, was sie so als italienisch zu kennen glauben.